Diese Hausarbeit beleuchtet auf den Schlusssatz "il faut cultiver notre jardin" in Voltaires Werk "Candide ou l’optimisme". Über einen Klassiker der Weltliteratur wie Voltaires "Candide ou l’optimisme" gibt es sowohl aus ethisch-moralischer, religionswissenschaftlicher, politischer und dichterischer Sicht unzählige Interpretationen. In fast jedem Satz, manchmal sogar wortweise, findet man viel versteckte Ironie, womit Voltaire seinen Skeptizismus als Form der Geistigkeit mit Laune, funkelndem Witz und Spott zur Geltung bringt. Und das zu einer Zeit, in der das menschliche Denken von Autoritäten und Vorurteilen bevormundet und Kritik an Staatsmacht und Kirche schwer verurteilt wurde. Voltaire scheint seine Bestimmung darin gefunden zu haben, den Geist aus jedweder Abhängigkeit zu befreien. Es galt, kritische Vernunft gegen Dogma und Aberglauben, Experiment und Erfahrung gegen Autorität, Gerechtigkeit und Toleranz gegen Fanatismus auszutauschen.
Mit seinem bedeutendsten Werk "Candide ou l’optimisme" hat er maßgeblich zur französischen Aufklärung beigetragen.
Gleichwohl es sich hier um ein Conte handelt, der die Weltbevölkerung dazu veranlasst, ihre religiösen sowie philosophischen Ansichten zu überdenken, ist es nicht zuletzt das Individuum, das angesprochen wird. Bis zum letzten Satz des Buchs wird sich um den Sinn allen Übels in der Welt der Kopf zerbrochen, nur um dann zum Schluss zu kommen, dass "wir unseren Garten bestellen sollen". Wie ist diese Aussage zu interpretieren? Sie veranlasst viele Denker zu verschiedenen Deutungen über den konkreten Sinn hinter dem Schlusswort, worauf ich mich in dieser Hausarbeit beziehen möchte. Sie gliedert sich dementsprechend folgendermaßen: Zunächst möchte ich mich auf den Primärtext konzentrieren und die Stellen hervorheben, auf denen der Schlusssatz "il faut cultiver notre jardin" aufbaut, um eine allgemeine Übersicht zu gewinnen. Anschließend werde ich die gegensätzlichen Positionen von Ulrich Schulz-Buschhaus, Philip Stewart, Friedrich Nietzsche/Gustave Flaubert und Sigmund Freud vergleichend aufführen und die gewonnenen Erkenntnisse abschließend in einem Fazit zusammenfassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Inhaltlicher Überblick
- Unterschiedliche Deutungen
- Resignation und Vereinzelung (Schulz-Buschhaus)
- Unzugänglichkeit für Vernunft (Stewart)
- Konzentration und Zielstrebigkeit (Nietzsche/Flaubert)
- Ablenkung der Triebe als Quelle der Zivilisation (Freud)
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die vielschichtigen Interpretationen des Schlusssatzes „il faut cultiver notre jardin“ aus Voltaires „Candide ou l'optimisme“. Ziel ist es, verschiedene Deutungen dieses Schlüsselsatzes zu vergleichen und zu analysieren, um ein umfassenderes Verständnis seiner Bedeutung zu erlangen.
- Die unterschiedlichen Interpretationen des Schlusssatzes „il faut cultiver notre jardin“
- Der Wandel der Weltanschauung Candides im Verlauf des Romans
- Der Kontrast zwischen Optimismus und Pessimismus in Voltaires Werk
- Die Bedeutung von Arbeit und Selbstgenügsamkeit
- Die Kritik an gesellschaftlichen und philosophischen Systemen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert den Ansatz der Arbeit. Sie hebt die Vielschichtigkeit der Interpretationen von Voltaires „Candide“ hervor und konzentriert sich auf die Deutungen des Schlusssatzes „il faut cultiver notre jardin“. Die Arbeit kündigt die methodische Vorgehensweise an: Zunächst wird der Primärtext analysiert, um die Grundlage des Schlusssatzes zu verstehen. Anschließend werden verschiedene gegensätzliche Interpretationen von bedeutenden Denkern vergleichend dargestellt und schließlich in einem Fazit zusammengefasst.
Hauptteil - 1 Inhaltlicher Überblick: Dieser Abschnitt bietet einen Überblick über die Handlung von Voltaires „Candide“. Er beschreibt Candides naive Weltanschauung, beeinflusst von Pangloss' fatalistischem Optimismus („tout est au mieux“). Candides Reise und seine Erlebnisse führen zu einer allmählichen Umkehr seiner ursprünglichen Überzeugung. Die Begegnung mit dem alten Türken, der sich der Arbeit in seinem Garten widmet, bildet einen zentralen Wendepunkt. Der alte Mann findet Zufriedenheit und Ausgeglichenheit in der einfachen Tätigkeit, im Gegensatz zu den Katastrophen der Welt. Diese Szene legt die Grundlage für den Schlusssatz und dessen Mehrdeutigkeit. Die wiederholte Nennung des Satzes unterstreicht dessen Bedeutung und die sich entwickelnde Erkenntnis Candides.
Hauptteil - 2 Unterschiedliche Deutungen - 2.1 Resignation und Vereinzelung (Schulz-Buschhaus): Schulz-Buschhaus interpretiert den Schlusssatz als Ausdruck von Resignation und Vereinzelung. Die naive und optimistische Weltanschauung Candides wird durch die erlebten Leiden zerstört. Der Rückzug in den privaten Bereich und die Konzentration auf die Gartenarbeit werden als Ausdruck einer Kapitulation vor dem Chaos der Welt gesehen. Dieser Rückzug wird nicht als positive Lösung dargestellt, sondern als eine bedauerliche, wenn auch verständliche Reaktion auf die unaufhaltsamen Leiden des Lebens. Die Hoffnung auf einen transzendentalen Sinn des Daseins wird endgültig aufgegeben.
Schlüsselwörter
Voltaire, Candide, „il faut cultiver notre jardin“, Aufklärung, Optimismus, Pessimismus, Resignation, Vereinzelung, Gartenarbeit, Kritik, Philosophie, Ironie.
Häufig gestellte Fragen zu Voltaires "Candide" - Interpretation von "il faut cultiver notre jardin"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Hausarbeit analysiert die vielschichtigen Interpretationen des Schlusssatzes „il faut cultiver notre jardin“ aus Voltaires „Candide ou l'optimisme“. Das Ziel ist ein umfassendes Verständnis der Bedeutung dieses Schlüsselsatzes durch den Vergleich und die Analyse verschiedener Deutungen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die unterschiedlichen Interpretationen des Schlusssatzes, den Wandel der Weltanschauung Candides, den Kontrast zwischen Optimismus und Pessimismus in Voltaires Werk, die Bedeutung von Arbeit und Selbstgenügsamkeit sowie die Kritik an gesellschaftlichen und philosophischen Systemen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Einleitung, Hauptteil und Fazit. Der Hauptteil umfasst einen inhaltlichen Überblick über "Candide" und eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Interpretationen des Schlusssatzes, darunter die Deutungen von Schulz-Buschhaus (Resignation und Vereinzelung), Stewart (Unzugänglichkeit für Vernunft), Nietzsche/Flaubert (Konzentration und Zielstrebigkeit) und Freud (Ablenkung der Triebe als Quelle der Zivilisation).
Welche Interpretationen des Schlusssatzes werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht verschiedene, teilweise gegensätzliche Interpretationen des Schlusssatzes "il faut cultiver notre jardin". Ein Schwerpunkt liegt auf der Interpretation als Ausdruck von Resignation und Vereinzelung (Schulz-Buschhaus) im Gegensatz zu anderen Deutungen, die beispielsweise Konzentration und Zielstrebigkeit betonen.
Wie wird der Schlusssatz von Schulz-Buschhaus interpretiert?
Schulz-Buschhaus interpretiert den Schlusssatz als Ausdruck von Resignation und Vereinzelung. Candides naive Weltanschauung wird durch Leid zerstört, und der Rückzug in die Gartenarbeit wird als Kapitulation vor dem Chaos der Welt gesehen – nicht als positive Lösung, sondern als verständliche Reaktion auf das Leiden.
Welche Rolle spielt Candides Entwicklung in der Interpretation?
Candides Entwicklung vom naiven Optimisten zumjenigen, der die Bedeutung von Arbeit und Selbstgenügsamkeit erkennt, ist zentral. Seine Reise und seine Erfahrungen bilden die Grundlage für das Verständnis des Schlusssatzes und seiner Mehrdeutigkeit.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Voltaire, Candide, „il faut cultiver notre jardin“, Aufklärung, Optimismus, Pessimismus, Resignation, Vereinzelung, Gartenarbeit, Kritik, Philosophie, Ironie.
Welche Methode wird in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit analysiert zunächst den Primärtext, um den Schlusssatz zu verstehen. Anschließend werden verschiedene Interpretationen bedeutender Denker vergleichend dargestellt und im Fazit zusammengefasst.
Welche Bedeutung hat der alte Türke in der Geschichte?
Die Begegnung mit dem alten Türken, der Zufriedenheit in der einfachen Gartenarbeit findet, ist ein zentraler Wendepunkt in Candides Entwicklung und legt die Grundlage für den Schlusssatz und seine Mehrdeutigkeit.
- Citation du texte
- Sophia Guckenberger (Auteur), 2019, Deutung des "il faut cultiver notre jardin" in Voltaires "Candide", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/489393