Das Ziel der Arbeit ist es, sichtbar zu machen, dass im deutschen Schulsystem eine große Divergenz zwischen dem gelebten, separierenden Modell und dem erstrebten – und im Angesicht der Menschenrechte einzig legitimen – inklusiven Zustand besteht sowie mögliche Perspektiven aufzuzeigen, wie diese Divergenz verringert werden kann.
Das Schulsystem trägt maßgeblich dazu bei, dass junge Menschen – trotz der großen Heterogenität und sehr unterschiedlicher Ressourcen und Ansprüche der Schüler_innen – ohne Diskriminierung gebildet werden.
In dieser Arbeit wird beleuchtet, inwiefern das deutsche Schulsystem im Hinblick auf eine Schüler_innengruppe, die besonders diskriminierungsgefährdet ist, dieser Aufgabe gerecht wird. Die Zugehörigen zu der in Deutschland in den letzten Jahren größer werdenden Gruppe der Kinder und Jugendlichen mit Fluchterfahrung haben Kraft ihres Menschseins selbstverständlich auch ein Menschenrecht auf Bildung und somit das Recht, frei von Diskriminierung im Schulsystem aufge-nommen und beschult zu werden. Ob der Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung, mit ihren besonderen Bedürfnissen im deutschen Schulsystem tatsächlich ohne Diskriminierung erfolgt und ob sie ihr Recht auf Bildung frei nutzen können, wird im Folgenden herausgearbeitet. Dazu werden zunächst Begriffe vorgestellt, die helfen, vorurteilsbewusst und konstruktiv über Heterogenität und Migration im Kontext Schule sprechen zu können. Anschließend werden Segregation, Integration und Inklusion als drei pädagogische Ansätze dargestellt, die das deutsche Schulsystem besonders prägen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffe
- Distanzierung vom Begriff, Migrationshintergrund'
- Begriffseinführung: Menschen mit Migrationsgeschichte
- Begriffseinführung: Menschen mit Migrationserfahrung
- Was die Begriffe Migrationsgeschichte und Migrationserfahrung leisten – und was nicht
- Exkurs: Begriffseinführung: Menschen mit (Be) Hinderung
- Von der Segregation zur Inklusion im deutschen Schulsystem
- Segregation
- Integration
- Inklusion
- Menschenrechtliche Begründungen für ein inklusives Schulsystem
- Multiperspektivische Sichtweise auf Inklusion
- Drei migrationspädagogische Konzepte
- Die Ausländerpädagogik
- Die Interkulturelle Bildung
- Die Pädagogik der Vielfalt
- Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung im deutschen Schulsystem - eine Bestandsaufnahme
- Offizielle Regelungen bezüglich der Beschulung von jungen Menschen mit Fluchterfahrung
- Die (nicht vorhandene) Vorbereitung des Bildungssystems auf die,Flüchtlingskrise' 2015
- Das Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz und seine Folgen für die Kinder und Jugendlichen mit Fluchterfahrung
- Idealtypische Modelle bezüglich der Beschulung von,neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen‘
- Die Praxis der Vorbereitungsklasse
- Schulrechtliche Vorgaben für die Einrichtung von Vorbereitungsklassen
- Die Anforderungen an Lehrpersonen der Vorbereitungsklassen
- Der Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung im deutschen Schulsystem - eine pädagogische und gesellschaftliche Einordnung
- Wo ist die Praxis der Vorbereitungsklasse in der Entwicklung von Segregation zur Inklusion einzuordnen?
- In welches migrationspädagogische Konzept ist die Praxis der Vorbereitungsklasse einzuordnen?
- Die Bedürfnisse der geflüchteten Kinder und Jugendliche erfassen
- Erfolgt die Beschulung der Kinder und Jugendlichen mit Fluchterfahrung gemäß der Kinder- und Menschenrechte?
- Perspektiven für einen angemessenen Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung im deutschen Schulsystem
- Die Rolle von Lehrkräften und multiprofessionellen Teams verstehen
- Allgemeine Heterogenität der Schüler_innenschaft anerkennen und ein Gesamtkonzept entwickeln
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, inwieweit das deutsche Schulsystem den besonderen Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung gerecht wird und ob diese ihr Menschenrecht auf Bildung frei von Diskriminierung wahrnehmen können. Sie beleuchtet die Herausforderungen und Chancen der Integration und Inklusion dieser Schülergruppe im Kontext der aktuellen Debatten um Migration und Flucht.
- Diskriminierungsrisiken für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung im deutschen Schulsystem
- Analyse verschiedener pädagogischer Ansätze (Segregation, Integration, Inklusion) und migrationspädagogischer Konzepte (Ausländerpädagogik, Interkulturelle Bildung, Pädagogik der Vielfalt) im Kontext der Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung
- Bewertung der Praxis der Vorbereitungsklasse als gängiges Beschulungsmodell für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung
- Entwicklung von Perspektiven für einen inklusiven und gerechten Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung im deutschen Schulsystem
- Bewertung der Einhaltung der Kinder- und Menschenrechte im Rahmen der Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und stellt die Relevanz des Menschenrechts auf Bildung im Kontext der Herausforderungen der Migration und Flucht heraus. Im zweiten Kapitel werden wichtige Begriffe wie ,Migrationshintergrund', ,Migrationsgeschichte' und ,Migrationserfahrung' geklärt und im Hinblick auf die Arbeit definiert. Kapitel drei beleuchtet die pädagogischen Ansätze Segregation, Integration und Inklusion, wobei der Fokus auf der Frage liegt, ob diese Ansätze das Menschenrecht auf Bildung gewährleisten und das Diskriminierungsverbot beachten. Kapitel vier stellt drei migrationspädagogische Konzepte (Ausländerpädagogik, Interkulturelle Bildung und Pädagogik der Vielfalt) vor und setzt diese in Bezug zu den zuvor dargestellten pädagogischen Ansätzen. Kapitel fünf bietet eine Bestandsaufnahme des Umgangs mit Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung im deutschen Schulsystem, einschließlich offizieller Regelungen, Beschulungsmodelle und einer detaillierten Darstellung der Praxis der Vorbereitungsklasse. Kapitel sechs ordnet die Beschulungspraxis für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung in die zuvor vorgestellten pädagogischen Ansätze und Konzepte ein und untersucht die Einhaltung der Kinder- und Menschenrechte. Abschließend werden in Kapitel sieben Perspektiven für einen angemessenen Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung im deutschen Schulsystem entwickelt, wobei die Rolle von Lehrkräften, multiprofessionellen Teams und die Anerkennung der Heterogenität der Schüler_innenschaft hervorgehoben werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Inklusion und Migration im deutschen Schulsystem. Im Fokus stehen dabei die besonderen Bedürfnisse und Herausforderungen von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung sowie die Relevanz des Menschenrechts auf Bildung. Weitere wichtige Begriffe sind Segregation, Integration, Ausländerpädagogik, Interkulturelle Bildung, Pädagogik der Vielfalt, Vorbereitungsklasse, Diskriminierung, Heterogenität, Kinderrechte und Menschenrechte.
- Quote paper
- Milena Bonifert (Author), 2018, Zwischen gelebter Separation und erstrebter Inklusion. Der Umgang mit jungen Flüchtlingen im deutschen Schulsystem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/488857