In welchem Zusammenhang steht das Prostituiertenschutzgesetz mit der Stigmatisierung von Sexarbeiterinnen?
Über den Umgang mit Prostitution und der Vertretbarkeit des Berufes wird in der Öffentlichkeit heftig diskutiert und es gibt verschiedene Positionen zur Thematik die unvereinbar miteinander scheinen. Während einige die Thematik Sexarbeit im Kontext der „Care-Arbeit“, also einer fürsorgenden Tätigkeit, als Ausdruck des sich Kümmerns betrachten, nehmen wieder andere eine gänzlich konträre Position ein. Ein bekanntes deutsches Beispiel ist Alice Schwarzer, die Sexarbeit in den Kontext des Patriarchats, von Zwangsverhältnissen und der Unterdrückung von Frauen stellt. Sie erklärt, dass 90 Prozent der Personen in der Tätigkeit sich nicht freiwillig dort befinden und eigentlich aussteigen wollen. Durch die in der Gesellschaft stark gespaltenen Meinungen zum Thema Prostitution, gestaltet sich eine nähere Betrachtung dieser Thematik besonders interessant.
Ein so konträr betrachtetes Feld wie das der Sexarbeit, das mit vielen vorgefassten Urteilen und stereotypischen Betrachtungsweisen auf individueller oder auch auf gesellschaftlicher Ebene einhergeht begünstigt es, dass diese Thematik dabei einseitig betrachtet wird. Wie beispielsweise unter dem Gesichtspunkt des Menschenhandels, der Zwangsprostitution aber auch im Kontext von sexueller Selbstbestimmung. Zu einer Meinungsbildung müssen dabei keine direkten Erfahrungen gemacht oder die Sicht von Betroffenen gehört werden. Dies kann die Gefahr bergen, Pauschalisierungen anzustellen und diese auf Personen oder alle Frauen in der Sexarbeit anzuwenden. Gerade im Bereich der Politik kann dies zu verallgemeinernden Regelungen führen.
Gerade deshalb gestaltet es sich interessant, dieses noch junge Prostituiertenschutzgesetz tiefergehend und mithilfe theoretischer Ansätze zur Stigmatisierung zu betrachten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Gebiet der Sexarbeit
- 2.1 Über die Begriffe Prostitution und Sexarbeit
- 2.2 Ein historischer Überblick
- 3. Politik, Moral und Gesetzgebung
- 3.1 Wertevorstellungen und Traditionslinien
- 3.2 Regulierungsmodelle
- 3.3 Der Werdegang der Prostitutionspolitik
- 3.4 Das ProstSchG 2017 und seine Bestimmungen
- 3.5 Kritische Stimmen
- 4. Stigma und Stigmatisierung
- 4.1 Theoretische Ansätze
- 4.2 Prozess der Stigmatisierung
- 4.3 Funktionen von Stigmatisierung
- 4.4 Folgen aus der Stigmatisierung
- 4.5 Möglichkeiten von Stigma-Management
- 5. Das Hurenstigma
- 6. Die Regulierung der Sexarbeit und mögliche Verbindungen zur Stigmatisierung
- 6.1 Analyse der persönlichen Anmeldepflicht und Anmeldebescheinigung
- 6.1.1 Das Bild der Sexarbeiterin als hilfloses Opfer
- 6.1.2 Die Anmeldepflicht und die diskreditierbare Sexarbeiterin
- 6.1.3 Kritik am Zwang zur Anmeldung und dem „Hurenausweis“
- 6.2 Analyse der verpflichtenden gesundheitlichen Beratung und der Kondompflicht
- 6.2.1 Die Sexarbeiterin als Gefahrenquelle
- 6.2.2 Die virtuelle soziale Identität von Sexarbeiterinnen
- 6.2.3 Die Kondompflicht und der Aspekt der Diskriminierung
- 6.3 Weitere Bestimmungen und Abschließende Betrachtung
- 7. Soziale Arbeit im Feld der Sexarbeit
- 7.1 Die Rolle der Sozialen Arbeit in Zusammenspiel mit der Politik
- 7.2 Die professionelle Sozialarbeit als „Normalisierungsarbeit“
- 8. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorthesis befasst sich mit dem Hurenstigma und analysiert die politische und gesetzliche Regulierung von Sexarbeit sowie die Rolle der Sozialen Arbeit in diesem Kontext. Die Arbeit verfolgt das Ziel, ein tieferes Verständnis für die Entstehung und Wirkung des Stigmas auf Sexarbeiterinnen zu entwickeln und die Relevanz der Sozialen Arbeit im Umgang mit den Herausforderungen der Sexarbeit zu beleuchten.
- Die Entstehung und Ausprägung des Hurenstigmas
- Die Auswirkungen des Stigmas auf das Leben und die Lebensbedingungen von Sexarbeiterinnen
- Die Regulierung von Sexarbeit durch Politik und Gesetzgebung
- Die Rolle der Sozialen Arbeit im Umgang mit Stigmatisierung und der Unterstützung von Sexarbeiterinnen
- Die Analyse verschiedener Regulierungsmodelle und deren Einfluss auf die Stigmatisierung von Sexarbeiterinnen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema der Sexarbeit und stellt die Bedeutung des Stigmas heraus. Im zweiten Kapitel werden unterschiedliche Regulierungsmodelle im Bereich der Prostitution vorgestellt. Kapitel drei beleuchtet den Werdegang der Prostitutionspolitik in Deutschland und untersucht kritisch die Auswirkungen des ProstSchG 2017. Kapitel vier beschäftigt sich mit dem Konzept der Stigmatisierung und analysiert die Folgen für die Betroffenen. Kapitel fünf untersucht speziell das Hurenstigma und seine Auswirkungen auf die Lebenswelt von Sexarbeiterinnen. Kapitel sechs widmet sich der Analyse der Regulierung der Sexarbeit und beleuchtet den Zusammenhang zwischen verschiedenen Bestimmungen und der Stigmatisierung von Sexarbeiterinnen. Kapitel sieben beschäftigt sich mit der Rolle der Sozialen Arbeit im Feld der Sexarbeit und fokussiert auf die Bedeutung der „Normalisierungsarbeit“.
Schlüsselwörter
Sexarbeit, Hurenstigma, Stigmatisierung, Regulierung, Prostitutionspolitik, ProstSchG, Soziale Arbeit, Normalisierungsarbeit, Diskriminierung, Kondompflicht, Anmeldepflicht, Gefahrenquelle, virtuelle soziale Identität, Lebensbedingungen.
- Quote paper
- Alisia Huber (Author), 2019, Hurenstigma. Die politische und gesetzliche Regulierung von Sexarbeit und die Rolle der Sozialen Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/488749