Bei der Analyse der Spanienreiseführer von Polyglott fiel in der 1994er Ausgabe die folgende gleich auf dem vorderen Klappentext angeordnete Aussage besonders auf:
„Fremde Kulturen kennenlernen und gastfreundlichen Menschen begegnen – wie sehr genießen wir das auf Reisen. Zu Hause bei uns jedoch wird mancher Ausländer von einer kleinen Minderheit beschimpft, bedroht und sogar mißhandelt. Alle, die in fremden Ländern Gastrecht genossen haben, tragen hier besondere Verantwortung. Deshalb: Lassen Sie es nicht zu, daß Ausländer diffamiert und angegriffen werden. Lassen Sie uns gemeinsam für die Würde des Menschen einstehen.
Verlagsleiter und Mitarbeiter des Polyglott-Verlages“
Dieser Absatz lässt sich ausschließlich im 1994er Band finden, weder davor noch danach taucht ein ähnlich gearteter Appell auf. Offenbar sah sich die Polyglott-Redaktion veranlasst, unter dem Eindruck der zahlreichen ausländerfeindlichen Übergriffe vor allem im Osten Deutschlands (z. B. 1992 in Rostock-Lichtenhagen) nach der deutschen Wiedervereinigung, einen solchen Mahnruf gegen Ausländerfeindlichkeit zu formulieren. Dieser Aufruf richtet sich hier explizit an den Touristen. Die Redaktion ruft dazu auf, dass Menschen, die selbst im Ausland waren, Fremden aufgeschlossener und freundlicher gegenübertreten sollten. Man kann daraus die Hoffnung der Polyglott-Mitarbeiter ableiten, dass das Reisen zur besseren Verständigung der Menschen untereinander beiträgt. Ob das Reisen, vor allem die, in den meisten Fällen kurze, lediglich dem Ausspannen dienende, Urlaubsreise diesem Anspruch in der Realität gerecht werden kann, ist fraglich. Nichtsdestotrotz hegten Tourismuswissenschaftler wie Jost Krippendorf und nicht nur diese, die Hoffnung, dass der Massentourismus neben seinen zahlreichen negativen Begleiterscheinungen, zum besseren Verständnis und Miteinander der unterschiedlichen Länder, Völker und Kulturen seinen Anteil beisteuert.
Wenn in das Reisen solche Erwartungen gesetzt werden, erscheint es interessant, ein wichtiges Medium des Reisens, den Reiseführer, einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Welche Informationen werden über das beschriebene Land gegeben und wie werden sie vermittelt? Welchen Veränderungen unterliegen diese Darstellungen? Mit diesen Themen wird sich auf den folgenden Seiten detailliert auseinandergesetzt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Gegenstand, Ziel und Aufbau der Arbeit
3. Das Medium „Reiseführer“
3.1. Forschungsstand
3.2. Definitionsversuche
3.3. Typologie des Reiseführers
3.4. Zur Historie
3.5. Angebot an Reiseführern und Leseranalyse
3.6. Der „ideale“ Reiseführer
3.6.1. Merkmale eines guten Reiseführer aus der Sicht der Verlage
3.6.2. Merkmale eines guten Reiseführers aus der Sicht des Lesers
3.6.3. Forderungen an einen guten Reiseführer
4. Das Spanienbild im Kleinen Polyglott von 1959 bis 2001
4.1. Einführung
4.2. Das Hauptcharakteristikum des Kleinen Polyglotts: Die Sehenswürdigkeit
4.3. Das Spanienbild im Kleinen Polyglott 1959-1994
4.3.1. Äußere Gestaltung (Cover, Rückseite, innerer Klappentext)
4.3.2. Aufbau und quantitative Analyse
4.3.3. Textanalyse
4.3.4. Analyse der Reiseführereinleitungen – Teil I
4.3.5. Analyse der Reiseführereinleitungen – Teil II
4.3.6. Analyse der Routenabschnitte
4.4. Der Umbruch 1994 und seine Gründe
4.5. Das Spanienbild im Kleinen Polyglott 1994-2001
4.5.1. Äußere Gestaltung (Cover, Rückseite, innerer Klappentext)
4.5.2. Aufbau und quantitative Analyse
4.5.3. Textanalyse
4.5.4. Analyse der Reiseführereinleitungen
4.5.5. Analyse der Routenabschnitte
4.6. Bilanz der Analyse
5. Schlusswort
6. Anhang
7. Bibliographie
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abb. 1: Cover von 1959
Abb. 2: Deutsche Touristen in Spanien – Teil I
Abb. 3: Der Stierkampf
Abb. 4: Cover 1994 - 2000
Abb. 5: Cover von 2001
Abb. 6: Deutsche Touristen in Spanien – Teil II
Abb. 7: Stolze Spanierin
Abb. 8: Spanischer Bauer
1. Einleitung
Bei der Analyse der Spanienreiseführer von Polyglott fiel in der 1994er Ausgabe die folgende gleich auf dem vorderen Klappentext angeordnete Aussage besonders auf:
„Fremde Kulturen kennenlernen und gastfreundlichen Menschen begegnen – wie sehr genießen wir das auf Reisen. Zu Hause bei uns jedoch wird mancher Ausländer von einer kleinen Minderheit beschimpft, bedroht und sogar mißhandelt. Alle, die in fremden Ländern Gastrecht genossen haben, tragen hier besondere Verantwortung. Deshalb: Lassen Sie es nicht zu, daß Ausländer diffamiert und angegriffen werden. Lassen Sie uns gemeinsam für die Würde des Menschen einstehen.
Verlagsleiter und Mitarbeiter des Polyglott-Verlages“[1]
Dieser Absatz lässt sich ausschließlich im 1994er Band finden, weder davor noch danach taucht ein ähnlich gearteter Aufruf auf. Offenbar sah sich die Polyglott -Redaktion veranlasst, unter dem Eindruck der zahlreichen ausländerfeindlichen Übergriffe vor allem im Osten Deutschlands (z. B. 1992 in Rostock-Lichtenhagen) nach der deutschen Wiedervereinigung, einen solchen Mahnruf gegen Ausländerfeindlichkeit zu formulieren. Dieser Appell richtet sich hier explizit an den Touristen. Die Redaktion ruft dazu auf, dass Menschen, die selbst im Ausland waren, Fremden aufgeschlossener und freundlicher gegenübertreten sollten. Man kann daraus die Hoffnung der Polyglott -Mitarbeiter ableiten, dass das Reisen zur besseren Verständigung der Menschen untereinander beiträgt. Ob das Reisen, vor allem die, in den meisten Fällen kurze, lediglich dem Ausspannen dienende, Urlaubsreise diesem Anspruch in der Realität gerecht werden kann, ist fraglich. Nichtsdestotrotz hegten Tourismuswissenschaftler wie Jost Krippendorf[2] und nicht nur diese, die Hoffnung, dass der Massentourismus neben seinen zahlreichen negativen Begleiterscheinungen, zum besseren Verständnis und Miteinander der unterschiedlichen Länder, Völker und Kulturen seinen Anteil beisteuern kann.
Wenn in das Reisen solche Erwartungen gesetzt wurden, erscheint es interessant, ein wichtiges Medium des Reisens, den Reiseführer, einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Welche Informationen werden über das beschriebene Land gegeben und wie werden sie vermittelt? Welchen Veränderungen unterliegen diese Darstellungen? Mit diesen Punkten soll sich auf den nachfolgenden Seiten detailliert auseinandergesetzt werden.
2. Gegenstand, Ziel und Aufbau der Arbeit
Reiseführer sind bisher von der akademischen Forschung weitgehend stiefmütterlich behandelt worden. Man findet über diese Informationsträger nur sehr spärlich wissenschaftliches Sekundärmaterial. Jedoch sind Reiseführer ein interessanter Untersuchungsgegenstand, da sie schließlich im Zuge des Massentourismus einen wichtigen Nachrichtenträger darstellen und oft die erste und zuweilen einzige Informationsquelle für den Touristen über das jeweilige Land bilden. Daraus schlussfolgernd übernimmt der Leser eventuell gerade aus diesem Medium sein eigenes Länderbild. Somit sollte man die Reisehandbücher bei der Meinungsbildung nicht unterschätzen. Es verwundert ein wenig, dass sich heutzutage die Forschung zwar fast allen anderen Bereichen des Tourismus zuwendet oder zugewendet hat, der Guide aber nahezu ausgeschlossen blieb.
Das kulturwissenschaftliche Thema „Das Spanienbild in deutschen Reiseführern“ ist Gegenstand dieser Magisterarbeit und lässt sich damit in das verstärkte wissenschaftliche Interesse am Kulturkontakt einreihen. Aufgrund zahlreichen Materials zum Tourismus und zum Reiseführermarkt wurde das Thema im Laufe der Studie etwas breiter gefasst. Die Untersuchung konzentriert sich nicht ausschließlich auf das Spanienbild im Führer, es wird im Kontext mit der Entwicklung des Tourismus und des Reiseführermarktes aufgezeigt.
Die einzelnen Länder, Völker und Kulturen verzahnen sich vor allem auf dem europäischen Kontinent immer stärker miteinander,. Diese Entwicklung macht das Erforschen der gegenseitigen Ansichten, Bilder und Wahrnehmung interessanter um nachzuvollziehen, inwieweit das Modell eines gemeinsamen „europäischen Haus“ nicht ausschließlich als Wunsch- und Trugbild in den Köpfen einzelner Optimisten verharrt. Der Kulturkontakt zwischen Spaniern und Deutschen ist eine von zahlreichen Möglichkeiten für eine solche Untersuchung.
In den nachfolgenden Ausführungen wird der Spanien-Reiseführer des Verlages Polyglott untersucht. Genauer gesagt wird der 1959 ins Leben gerufene Spanienband Gegenstand der Studie sein. Dieses dünne Heftchen betitelt die Polyglott -Redaktion als Kleinen Polyglott und diese Bezeichnung soll in dieser Arbeit beibehalten werden. Neben diesem Führer brachte der Verlag zeitweise noch umfangreichere Bände heraus. Seit den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden ebenfalls zahlreiche Regionalausgaben zu Spanien veröffentlicht. Das Hauptaugenmerk dieser Analyse liegt jedoch auf dem Gesamtband „Spanien“, Hefte zu einzelnen Regionen des Landes oder Reiseführer anderer Verlage wurden bei der Spanienbetrachtung nicht einbezogen außer bei der Auswertung des Reiseführermarktes im Punkt 4.4..
Für eine solche Analyse erschien es sinnvoll, den Fokus auf einen einzigen Verlag zu richten, um eine chronologische Untersuchung über einen Zeitraum von ca. 50 Jahren gewährleisten zu können. Ein Vergleich mehrerer Verlage wäre sicherlich ebenso reizvoll gewesen, hätte aber den Rahmen der Studie gesprengt. Trotz der Konzentration auf einen Verlag ist zu vermuten, dass das hier ermittelte Spanienbild durchaus dem der Guides anderer Verlage entspricht. Diese Vermutung wird zum Beispiel durch die aktuellen Spanienreiseführer von Polyglott und ADAC gestützt, welche man mit exakt dem gleichen Cover ausstattete, obwohl es zwischen beiden Verlagshäusern keine Verbindung gibt.
Die Wahl fiel auf Polyglott zum einen, weil dieses Haus zu den alteingesessenen Verlagen gehört und im Gegensatz zu vielen anderen bereits Ende des fünfziger Jahre die ersten Ausgaben auf den Markt brachte, und zum anderen weil sich die Polyglott -Hefte an ein vergleichsweise breites Publikum richten. Somit kann das in diesen Führern vermittelte Bild als allgemein verbreitet für die jeweilige Zeit angesehen werden. Dabei muss jedoch eingeschränkt werden, dass Guides von Verlagen, die sich nicht an eine solch breite Leserschaft wenden sowie einen anderen Hintergrund und Charakter haben wie die Individualführer (z. B. Peter-Meyer - und Michael-Müller -Reiseführer), ein anderes Bild vermitteln könnten. Eine aktuelle Einschätzung von den bekannten Reiseführern, darunter denen aus dem Hause Polyglott, ist im Anhang dieser Arbeit beigefügt.
Der Kleine Polyglott wurde untersucht, weil dieser Band innerhalb des Verlages am weitesten verbreitet war und ist. Trotz oder wahrscheinlich gerade wegen seiner Kompaktheit war er viele Jahre das Aushängeschild des Verlages . Es ist der einzige Band, den es bereits seit Beginn der Reiseführererstellung 1959 bei Polyglott gab und der heute unter anderem Namen noch anzutreffen ist. Seine Premierenausgabe wurde in etwa zeitgleich mit dem allmählichen Einsetzen des Massentourismus veröffentlicht. Für die Untersuchung des Spanienbildes kam nur der Gesamtband „Spanien“ infrage, weil regionale Auflagen wie zu den Balearen oder Nordspanien kein Bild des gesamten Landes vermitteln können.
Ziel dieser Arbeit ist vor allem die Beantwortung folgender zwei Fragen: 1. Welches Spanienbild wird hier der potentiellen Leserschaft vermittelt? 2. Wann, wodurch und weshalb hat sich die Abbildung des Landes im Kleinen Polyglott verändert? Des Weiteren soll analysiert werden, inwieweit die altbekannten Klischees der Spaniendarstellung sich im Reiseführer wiederfinden lassen und welchen Stellenwert sie bei der Beschreibung des Landes einnehmen.
Die nachfolgende Analyse beginnt mit einer detaillierten Auseinandersetzung mit dem Medium „Reiseführer“. Zunächst erfolgt eine Auswertung des Forschungsstandes, danach werden verschiedene Definitionen des Begriffes Reiseführers diskutiert. Die darauffolgenden Abschnitte widmen sich der Geschichte, geben einen Überblick, wie viele Guides es gibt, wer sie benutzt und wie ein „ideales“ Reisehandbuch gestaltet sein müsste.
Vor der Untersuchung des Spanienbildes wird in einer Einführung auf die Geschichte des Verlages, auf das Angebot an Spanienbänden des Hauses Polyglott und auf den in dieser Arbeit ausgewerteten Kleinen Polyglott näher eingegangen. Eines der Hauptcharakteristika dieses Reisehandbuches stellt die große Menge der aufgelisteten Sehenswürdigkeiten dar. Aus diesem Grund soll mit einem Diskurs zum Begriff „Sehenswürdigkeit“ in die Analyse der Spaniendarstellung übergeleitet werden.
Die Untersuchung des Spanienbildes bezieht sich ausschließlich auf den Kleinen Polyglott Spanien; sie beginnt mit dem Erscheinen der ersten Auflage im Jahr 1959 und endet mit dessen Nachfolger, dem Polyglott on tour, aus dem Jahre 2001. Alle veränderten Auflagen wurden dabei berücksichtigt. Die Ergebnisse der chronologischen Untersuchung werden mit gesellschaftlichen, geschichtlichen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen und Erkenntnissen in Zusammenhang gesetzt.
Die Analyse gliedert sich in zwei größere Teile, der erste umfasst den Zeitraum von 1959 bis 1994 und der zweite beinhaltet die Guides von 1994 bis 2001. Die Zweiteilung begründet sich aus dem Erscheinungsbild des Reiseführers und der daraus resultierenden veränderten Abbildung Spaniens. Beides stellt sich im ersten Zeitabschnitt wesentlich homogener dar als im zweiten Untersuchungszeitraum. Erst im Jahre 1994 erfuhr der Kleine Polyglott einen erheblichen Wandel. Mit dem modifizierten Layout ging ein veränderte Spaniendarstellung einher. Zwischen diesen beiden Teilen der Studie wurde ein Zäsur-Abschnitt eingeschoben, in dem verstärkt auf die Entwicklungen der Reiseführerbranche in den neunziger Jahren hingewiesen wird. Die darin detailliert beschriebenen Veränderungen des Reiseführermarktes beeinflussten offenbar in erheblichem Maße das Spanienbild.
Begonnen wird die Analyse in jedem Teil mit der äußeren Gestaltung des Guides. Fortgesetzt wird die Arbeit mit der Untersuchung des Aufbaus und eine auf die Quantität ausgerichtete Analyse. Hierbei wird vor allem die chronologische Veränderung des Umfanges der Reiseführerrubriken ausgewertet. Nach einer Textanalyse werden im weiteren Verlauf die Einleitungskapitel sowie die Stadt- und Routenbeschreibungen des Kleinen Polyglotts betrachtet. An Stellen, wo es notwendig erschien, wird auf einzelne Einleitungsrubriken und auf einzelne Stadt- bzw. Tourenbeschreibungen separat eingegangen.
3. Das Medium „Reiseführer“
3.1. Forschungsstand
Touristisch und literarisch scheint die Welt heutzutage erschlossen zu sein. In kaum überschaubarer Fülle werden in Reiseführern nationale und internationale Reiseziele dargestellt, jedoch wurde diese Darstellung bisher kaum erforscht. Es gibt so gut wie keine Sekundärliteratur zu Reiseführern.
Weder zu den Reiseführern der fünfziger bis siebziger Jahre noch zu denen der neunziger Jahre findet man wissenschaftliches Material. Lediglich die Achtziger bilden eine Ausnahme, in dieser Zeit veröffentlichte eine kleine Gruppe von Autoren einige Arbeiten zu diesem Thema. Jedoch sind diese Schriften nicht mehr aktuell. Sie beinhalten oft ähnliche Meinungen und Herangehensweisen und zitieren sich fast ausschließlich untereinander. Dazu zählen z. B. Der bundesdeutsche Reiseführer-Markt [3] von A. Steinecke, Baedeker und andere Reiseführer [4] und Thesen zur kulturwissenschaftlichen Reiseführer-Forschung [5] von B. Lauterbach, das Heft Reisebriefe 15/ 16 [6] vom Herausgeber „Gruppe Neues Reisen“, der Artikel Bequem sei der Weg und lockend das Ziel [7] von H. Schlösser, und die Broschüre Reiseführer im Wandel der Zeit [8] der Wiener Stadt- und Landesbibliothek.
Dass es keine weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen bis in die achtziger Jahre gegeben hat, bestätigen die oben genannten Arbeiten. So schreibt z. B. Lauterbach: „Was die sogenannte Sekundärliteratur zum Thema Reiseführer betrifft, so läßt sich für den deutschsprachigen Bereich weitgehend konstatieren: es gibt sie nicht!“[9] Ansonsten verweist Lauterbach auf außerwissenschaftliche Beiträge, die in geringer Anzahl vorliegen; so beispielsweise auf einige Rundschlag-Artikel aus der Zeitschrift Buchmarkt, auf journalistische Beiträge der Zeit, der tageszeitung und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und auf Reports der Stiftung Warentest.[10] Im Internet findet man Rezensionen zu Reiseführern jedweder Art, Verlag und Zielregion. Des Weiteren hat die Zeitschrift Reise & Preise[11] erst kürzlich im ersten Quartal 2003 einen Reiseführer-Test herausgegeben. Diese Aufzählung erhebt nicht den Anspruch der Vollzähligkeit.
Warum es nur so wenig Material zum Thema Reiseführer gibt, wo ansonsten die anderen Bereiche des Tourismus in vielerlei Hinsicht analysiert werden, auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Mögliche Erklärungsansätze sind zum einen die enorme, unüberschaubare Anzahl an Reiseführern, und zum anderen, dass heutzutage Reiseführer einem relativ schnellen Veränderungsprozess unterliegen. Außerdem könnte es an inhaltlichen und methodischen Schwierigkeiten dieser Textsorte liegen. Wie oben bereits erwähnt, beschäftigten sich in den Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts einige Autoren mit diesem Thema. Unter dem Eindruck der in diesem Zeitraum veröffentlichten Arbeiten spricht Lauterbach davon, dass das Jahr 1987 ein Wendepunkt in der Reiseführer-Forschung darstellt,[12] da von da an dieser Sektor entsprechend seiner Bedeutung untersucht wird. Diese Einschätzung scheint etwas zu optimistisch, denn nach den achtziger Jahren lassen sich keine weiteren wissenschaftlichen Werke im deutschsprachigen Raum ausfindig machen, sieht man einmal von einigen Diplomarbeiten[13] ab. Selbst die Autoren, die Material in den achtziger Jahren herausgebracht haben, wenden sich danach anderen Themen, abseits der Reiseführerforschung, zu. Es wird zwar deutlich, dass es einen kurzen Aufschwung gegeben hat, aber ein Wendepunkt in der Erforschung von Reiseführern lässt sich daraus nicht erkennen.
Man kann nur hoffen, dass eine solche Forschung in der Zukunft einsetzt, denn die Bedeutung von Reiseführern wird stark unterschätzt. Heute kann man relativ schnell alle Gegenden unseres Planeten erreichen und innerhalb kürzester Zeit ist es möglich, mit anderen Kulturen und Gewohnheiten konfrontiert zu werden. Für viele der heute so zahlreichen Touristen stellt der Reiseführer womöglich die wichtigste und häufig die einzige Informationsquelle dar, mehr über andere Länder und Kulturen zu erfahren. Reiseführer sind dementsprechend bedeutsam für die Meinungsbildung der bereisten Länder und deren Kulturen.
Aus eben diesen genannten Gründen konnte für die Untersuchungen und Ergebnisse dieser Arbeit nur das wenige Material, meist aus den achtziger Jahren, zu Rate gezogen werden. Um an Hintergrundinformationen über die Entwicklung des Reiseführermarktes der letzten 15 Jahre zu gelangen, wurden einerseits die Redakteure der Reiseführerverlage Polyglott, Baedeker, Marco Polo und Peter Meyer befragt, und andererseits wurde ein Interview geführt mit dem Reiseführer-Fachmann Gerhard Heimler. Der Interviewte war früher selbst Buchhändler und stellvertretender Chefredakteur des Geo Centers in Stuttgart und ist heute Privatdozent für das Spezialgebiet Reiseführer an der Schule des deutsches Buchhandels in Frankfurt am Main.
3.2. Definitionsversuche
Eine einheitliche, allgemein anerkannte und griffige Definition für den Terminus „Reiseführer“ zu finden, ist kaum möglich. Alle vorhandenen Bezeichnungen weichen mehr oder weniger stark voneinander ab. Erschwert wird eine exakte Begriffsabgrenzung durch die Vielzahl verwendeter Synonyme wie Reisehandbuch, Reisebuch, Guide, Reiseratgeber und andere. Vorab soll eine allgemeine Definition aus der Brockhaus Enzyklopädie stehen, um sich dem Phänomen „Reiseführer“ anzunähern.
Dort heißt es:
„Reiseführer, Ratgeberliteratur, die dem Reisenden Empfehlungen für Reiserouten, Unterkunfts- und Einkehrmöglichkeiten gibt, ihn auf Sehenswürdigkeiten aufmerksam macht und/ oder kultur-, kunstgeschichtl. und histor. Daten sowie Entfernungsangaben verzeichnet.“[14]
Reiseführer gehören also laut Enzyklopädie zur Gruppe der Ratgeberliteratur, d. h. sie sollten primär auf die Praxis ausgerichtet sein und einen direkten Zugriff zur jeweils gewünschten Information ermöglichen.
Wichtig ist es allerdings, eine klare Trennungslinie zur verwandten Gattung der berichtenden Reiseliteratur zu ziehen. Die Reiseliteratur ist überwiegend in Prosaform geschrieben oder die fiktiven oder realen Reisen werden reportagehaft-dokumentarisch dargestellt. Als Reiseführer soll aber eher eine pragmatisch ausgeprägte Richtung der Reiseliteratur verstanden werden. Ein weiterer Unterschied zu anderen literarischen Gattungen ist die Stellung des Autors. Während er beispielsweise bei Romanen eine wichtige Rolle einnimmt, bleibt er bei Reiseführern fast im Verborgenen. Meistens weiß der Leser vom Autor nichts und erfährt auch im Reiseführer nur sehr wenig über ihn.
Die Probleme, die bei der genauen Begriffsbestimmung auftreten, sind dabei nicht Ausdruck der Nachlässigkeit der einschlägigen Nachschlagewerke, sondern haben mit den Besonderheiten der Gattung „Reiseführer“ zu tun. Besonders ist der Reiseführer vor allem deswegen, weil er sachliche Informationen übersichtlich und immer auf dem neuesten Stand einfach und schnell vermitteln soll. An ihn werden somit ganz andere Anforderungen als an literarische Werke gestellt. Die Wortwahl eines Reiseführers erinnert mehr an ein Lexikon, ist vor allem auf sachliche Information ausgerichtet und Prosaelemente sind kaum anzutreffen, der Polyglott der Jahre 1959 bis 1994 ist ein gutes Beispiel dafür. Im Polyglott Spanien jedoch änderte sich das ab 1994, so sind heutzutage auch literarische Stilmittel wie die Metapher, die früher nur für andere Textsorten charakteristisch waren, vorzufinden.
Die Broschüre der Wiener Stadt- und Landesbibliothek versteht unter einem Reiseführer ein handliches Buch, meist in Taschenformat, mit hohem Informationswert zur Beratung und Unterrichtung des Reisenden. Er dient der Gegenwart und der Zukunft und muss sich ständig Änderungen anpassen, um seinen „Nutzwert“ zu bewahren.[15] Anna-Monika Putschögl-Wild bezeichnet Reiseführer als Gebrauchsprosa, als „Bücher zur Beratung und Unterrichtung der unerfahrenen Reisenden. Der Reiseführer (z. B. Baedeker) gibt Informationen über Sehenswürdigkeiten, schöne Routen, günstige Hotels. Er wird zur Reisevorbereitung, zur Planung der Urlaubsstrecke und vor allem als Naschlagewerk am Ferienort gebraucht.“[16] Meines Erachtens nutzen jedoch keineswegs nur unerfahrene Reisende Reiseführer. Zumindest am jeweiligen Urlaubsort benutzt auch der vielgereiste Tourist Guides, um sich über Sehenswürdigkeiten bzw. Unterkunfts- und Verpflegungsmöglichkeiten zu informieren. Eine Analyse des Leserpublikums von Reiseführern wird im Punkt 3.5. vorgestellt.
All diese Definitionen verdeutlichen noch einmal, wie schwer es ist, eine einheitliche und bindende Begriffsbezeichnung zu finden.
Man könnte den Reiseführer auch „als entpersonifizierte Form vom Reiseleiter“[17] verstehen. Er übernimmt somit alle oder nur teilweise Aufgaben, die ansonsten ein Reiseleiter inne hat. Das heißt, er führt den Reisenden durch die jeweilige Region und ist immer „ansprechbar“, wenn dieser Informationen, Wünsche oder Hilfe irgendeiner Art benötigt.
In einem neueren Werk zum Thema Tourismus wird der Reiseführer auch als „Exotik-Impfung im Taschenformat“[18] bezeichnet.
3.3. Typologie des Reiseführers
Den Reiseführer kann man als Konglomerat verschiedener anderer Literaturarten wie „wissenschaftlicher Länderkunde, Sachbuch, Atlas, Bildband, Kunstbuch/ Kunstführer, Adressbuch, Kursbuch, Erlebnisbericht/ Reiseerzählung, Restaurantführer, Hotel-/ Campingführer, Kochbuch und Fremdenverkehrsprospekt“[19] ansehen. Der Anteil dieser verschiedenen eigenständigen Buch- und Informationsarten ist in jedem Reiseführer unterschiedlich groß, je nach Reiseführertyp und Zielgruppe. In der Sekundärliteratur der achtziger Jahre hat sich eine Reiseführereinteilung durchgesetzt, die Steinecke entwickelte. Man unterteilt diese Textsorte hier nach ihrer Funktion in vier Kategorien:
A) Wegweiser-Reiseführer:
Ziel: Orientierung in der Fremde durch Routenbeschreibungen und nützlichen
Reisetipps
Beispiele: Tourenführer, alle Arten von Wanderführern (z. B. Rad-, Berg-, Skiwanderführer)
B) OrgOrganisation von Reise, Unterkunft und Verpflegung in der Fremde durch
entsprechende Hinweise und Adressen
Beispianisator-Reiseführer:
Ziel: ele: Hotel- u. Unterkunftsführer, Reiseführer für Pkw-Touristen (z. B. der Polyglott -Reiseführer), Reiseführer für Behinderte, Traveller-Handbücher
C) Interpret-Reiseführer:
Ziel: Vermittlung von Wissen über die fremde Kultur und Gesellschaft durch Detail- und Hintergrundwissen
Beispiele: Land-und-Leute-Führer, Kunstführer, Themenführer (z. B Kultur, Natur)
D) Animateur-Reiseführer:
Ziel: Verwirklichung eigener Freizeitinteressen in der Fremde durch Angaben über
Freizeit- und Unterhaltungsmöglichkeiten
Beispiele: Erlebnisführer, Szene-Führer, Sport- bzw. Badeführer[20]
Oft sind Reiseführer eine Mixtur dieser vier Typen.
Diese immerhin schon ca. 15 Jahre alte Einteilung war der einzige in der wissenschaftlichen Literatur zu findende Versuch, das Phänomen „Reiseführer“ zu klassifizieren. Neuere Einordnungen waren nicht auszumachen.
Untersucht man den Polyglott nach dem Prinzip von Steinecke, dann lässt sich feststellen, dass dieser, abgesehen vom allgemeinen Einführungsteil, ausschließlich nach dem Routenprinzip aufgebaut ist und sich hauptsächlich an den Autotouristen wendet. Er stellt eine Mischung des Wegweiser- und Organisator-Reiseführers dar. Erst durch die starken Veränderungen des Reiseführermarktes seit Mitte der neunziger Jahre nehmen auch andere Funktionen, wie die Animation, einen größeren Raum ein. Ebenso zeigt die neuere Entwicklung, dass mehr Wert auf den punktuellen Gebrauch vor Ort gelegt wird, als dass man diese faktische Literatur von der ersten bis zur letzten Seite zur Reisevorbereitung durchliest.
Den Schluss dieses Abschnittes soll eine Reiseführer-Typologie bilden, die der enormen Ausdifferenzierung des gegenwärtigen Reiseführermarktes Rechnung trägt. Heutzutage gibt es nicht nur Reiseführer für fast alle Gebiete der Erde, sondern auch jede denkbare Urlaubsaktivität wird von den Verlagen thematisch aufgearbeitet. Die Guides werden von Gerhard Heimler wie folgt typologisiert:
„Allgemein-Reiseführer
Der Reisende weiß, wohin er fahren möchte und der Reiseführer zeigt ihm, was er dort machen kann.
- Kurzgefasste Reiseführer in handlichem Format (z. B. Polyglott, Marco Polo), à Konventionelle Vor-Ort-Führer (Baedeker, DuMont), à Individuelle Führer für Reisen auf eigene Faust („Alternativ-Reiseführer“), à Städteführer, à Vor- bzw. nachbereitende Reisehandbücher (APA-Guide, DuMont Richtung Reisen), à Reisemagazine (Merian -Hefte, H&B Bildatlas, Geo Spezial)
Special-Interest-Reiseführer
Der Reisende weiß, was er machen möchte und der Reiseführer zeigt ihm, wo er es machen kann.
- Kunstreiseführer, à Museumsführer, à Hotel-/ Restaurantführer, à Campingführer, à Wander-/ Trekkingführer, à Kletter-/ Bergwanderführer, à Radwanderführer, à Wassersportführer, à Führer für Motortouristen (Caravan, Wohnmobil, Motorrad), à Natur-Reiseführer, à Reiseführer für Frauen, à Führer für Reisen mit Kindern
Ergänzende Literatur
- Länderkunden, à Reisebeschreibungen, à Erlebnisberichte“[21]
Eine weitere Möglichkeit ist, die Reiseführer nach Umfang, Preis und Zielgruppe einzuteilen, wie es die Zeitschrift Reise & Preise tut (siehe Anhang).
3.4. Zur Historie
Reiseführer sind keineswegs eine Erfindung der Neuzeit. Vorläufer dieser Gattung tauchen bereits viel früher auf. In der Antike sind vor allem die Werke des Herodot (ca. 490-420 v. Chr.) und die des Pausanias (um 200 n. Chr.) zu nennen. Herodot war ein leidenschaftlicher Reisender und seine Erlebnisse schlugen sich in praktischen Reiseführern, Länderbeschreibungen und völkerkundlichen Monographien nieder. Das Fremdartige, Kuriose und Gruselige aber auch das Mild-Exotische, wie pikant-erotische Berichte, kennzeichnen seine Führer.[22] Der aus Kleinasien stammende Pausanias verfasste zwischen 170 und 180 n. Chr. Reiseführer über die von ihm bereisten Länder Griechenland, Syrien, Ägypten, Libyen sowie über Süditalien. Diese Führer waren besonders auf praktische Bedürfnisse, vor allem des Fernverkehrs, ausgerichtet oder vermittelten bestimmten Berufsgruppen Erfahrungen und Kenntnisse. Im römischen Reich gab es sogenannte Itinerarien (lateinisch iter = der Weg). Diese Führer enthielten Straßen- und Routenverzeichnisse, Informationen zum möglichen Pferdewechsel, Entfernungsangaben, Herbergsempfehlungen und Seeverbindungen. Das berühmteste ist das aus dem Jahre 300 n. Chr. stammende itinerarium Antoninianum.
In der Epoche des Mittelalters blieb es Pilgern und Kaufleuten vorbehalten zu reisen. Erstere benutzten ebenfalls Itinerarien, auch als Pilgerführer bezeichnet; die ihnen den Weg zu den beliebten Zielen nach Rom, Jerusalem oder Santiago de Compostela wiesen. Der erste topographische Fremdenführer war das Wallfahrtsbuch Die Walfart und Straß zu sant jacob des Mönches Künig von Vach aus dem Jahr 1495.[23]
Mit dem Ende des 16. Jahrhunderts und den einhergehenden sozialen Veränderungen wurde das Reisen breiteren Bevölkerungsschichten zugänglich. 1563 erschien Ein neuwes nützliches Raißbüchlein der fürnemesten Land und Stett von Jörg Gail und 1651 Fidus Achates oder der treue Rayßgefehrt von Martin Zeiller. Das 1597 in Köln veröffentlichte Reisebuch Kronn und Ausbundt aller Wegweiser mit Reiseverbindungen für 71 Städte war das bedeutendste seiner Art und wurde zum Vorbild für andere Reiseführer über mehrere Jahrhunderte. Die Reiseführer dieser Zeit enthielten Anfangs- und Abfahrtszeiten der Postwagen, Meilenangaben, Hinweise für Unterkunft und Essen, Streckenbeschreibungen und Karten. Im 18. Jahrhundert reisten gab es eine Vielzahl an englischen Reisenden. Ausgestattet mit sogenannten Apodemiken (aus dem Griechischen nachempfundene humanistische Wortschöpfung, heißt so viel wie: das Haus verlassen, verreisen[24] )[25] erkundeten sie den europäischen Kontinent. In deutscher Sprache wurden die Werke Die vornehmsten europäischen Reisen von Peter Ambrosius Lehmann (immerhin 16 Auflagen bis zum Jahr 1801) und Heinrich August Ottokar Reichards Der Passagier auf Reisen. Ein Handbuch für Jedermann zu wahren Bestsellern. Seit ungefähr Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte der Tourismus dank der Erfindung des Dampfschiffes und der Eisenbahn einen enormen Aufschwung, und damit einher ging eine steigende Produktion von Reiseführern. Wiederum waren hier die Engländer die Vorreiter. 1836 veröffentlichte der Londoner Verlagsbuchhändler John Murray seine ersten Reiseführer.[26] Er leitete damit ein neues Reiseführer-Zeitalter ein und war mit seinen Red Books (Handbook for travellers on the Continent) der Begründer des heute immer noch aktuellen Sternsystems für die Sehenswürdigkeiten. Nach diesem Vorbild „[folgte] drei Jahre später [...] Karl Baedekers erster Reiseführer „Die Rheinlande“. Die neue Bewegung hatte ihre heiligen Schriften, sie hatte ihren Siegeszug angetreten“.[27]
Diese sorgfältig recherchierten Bücher wurden zum Inbegriff des Reiseführers schlechthin und zahlreiche andere Verlage, wie z. B. Grieben, Polyglott, DuMont in Deutschland, die berühmten Guides Bleus in Frankreich und Nagel in der Schweiz zogen nach. 1842 legte August Lewald sein Malerisches Reisehandbuch durch Deutschland und die angrenzenden Gegenden vor, und 1847 erschien Jahns Führer durch Deutschland. Dieses Reisebuch war mit ca. 300 kleinformatigen Holschnitt-Abbildungen illustriert. Im selben Jahr stattete Karl Förster sein Handbuch für Reisende in Deutschland erstmals mit 24 Eisenbahnkarten aus. Ungefähr seit dem Ende des 19. Jahrhunderts avancierte Theobald Grieben zu einem Hauptkonkurrenten Baedekers mit der Reihe Illustrierte Handbücher für Reisende, danach mit Griebens Reisebibliothek. Er verlegte meist Führer für kleinere Gebiete, im Jahr 1914 umfasste sein Angebot immerhin 157 Titel. Ebenfalls weit verbreitet waren Reiseführer des Bibliographischen Institutes in Hildburghausen. Durch seinen Verleger Josef Meyer wurden seit 1862 Meyers Reisehandbücher veröffentlicht. 1914 waren 37 Titel lieferbar. Leo Woerl brachte Reiseführer von Städten und sehr kleinen Regionen heraus. Dies erklärt, warum dieser Verlag (Woerl) 1914 an die 400 verschiedene Titel verzeichnete und es bei Baedeker „nur“ 81 waren.
Ein neuer Typ des Reiseführers, der Autoreiseführer mit konkreten Routenangaben, entwickelte sich zwischen den Weltkriegen. Allmählich kam durch das Wirtschaftswunder und die damit verbundene zunehmende Motorisierung der Bevölkerung nach dem zweiten Weltkrieg auch die Reiselust der Deutschen in Gang. Verlage wie Merian, Mairs Geographischer Verlag, Goldstadt oder auch Polyglott entstanden. Nach und nach setzte auch der Ferntourismus, begünstigt durch den sich entwickelten Flugverkehr, ein. Mitte der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts entdeckten meist junge Leute auf eigene Faust bisher kaum bereiste Länder Asiens und Lateinamerikas. Ihre Erfahrungen verarbeiteten sie zu den ersten sogenannten Alternativreiseführern (Nachfolger dieser sind heute z. B. der Verlag Reise-Know-How, Peter-Meyer-Verlag, Michael-Müller-Verlag u. a.).[28] Diese heute in Individualreiseführer umbenannten Guides sollten einen mehr oder weniger großen Einfluss auf den gesamten Reiseführermarkt nehmen und dazu führen, dass selbst etablierte Reiseführer sich nach und nach veränderten.
„Entsprechend der sich wandelnden Art des Reisen und der Ziele entwickelten sich Spezialreiseführer. Seit ca. 1900 gibt es Reiseführer für Radfahrer, seit 1912 für Luftschiffreisende. Nach dem zweiten Weltkrieg begann in großem Umfang die Herstellung von Reiseführern mit gutem Kartenmaterial für Autotouristen, Kanu- und Paddelbootfahrer, Camping- und Wintersportfreunde, nicht zu vergessen die Kunstführer sowie als Mischung von allen die sogenannte Freizeitatlanten.“[29]
Seit Anfang der neunziger Jahre nahmen moderne Entwicklungen wie Lifestyle, Wellness, Single-Reisen immer größere Bereiche in Reiseführern ein. Heute scheint es, dass nicht nur geographisch betrachtet alle Gebiete erschlossen sind, sondern dass auch thematisch jede denkbare Urlaubsaktivität in den Reiseführern aufgenommen ist.
Auf die Veränderungen und neuen Entwicklungen des sich in diesen Jahren grundlegend wandelnden Reiseführermarktes konnten nicht alle Verlage erfolgreich reagieren, ältere Verlage wie Grieben und Nagel verschwanden; andere, neue, wie Marco Polo, rückten nach. Die Reiseführer, die weiterhin erschienen, veränderten ihr Erscheinungsbild, darunter auch der Polyglott. Ein nahezu epochaler Einschnitt war der Wechsel von dem mit Zeichnungen (schwarz/ weiß) illustrierten Kleinen Polyglott zu der mit Fotos bebilderten Ausgabe (vierfarbig) von 1994/ 95.
3.5. Angebot an Reiseführern und Leseranalyse
Nach Angaben der Zeitschrift Buchreport mit dem Schwerpunktthema Reisen des Jahres 1996, gab es in diesem Jahr ca. 4.200 Titel an Allgemein-Reiseführern in 130 Reihen und 1.350 Titel an Special-Interest-Reiseführern in 93 Reihen. Insgesamt sind das 5.550 Titel in 223 Reihen. Allerdings dürfte die endgültige Zahl weit höher liegen, da einerseits Kleinverlage mit geringer Titelanzahl nicht berücksichtigt wurden und anderseits anzunehmen ist, dass in den letzten Jahren weitere Titel dazu gekommen sind. So geben heutzutage vermehrt fachfremde Verlage wie der BW-Verlag, Compact, Droemer Knaur Reiseführer heraus, um von den Zuwachsraten dieses Segmentes zu profitieren.[30]
Laut den Untersuchungen von A. Steinecke aus dem Jahr 1988 stellen eigene Erfahrungen aus vorherigen Besuchen und Empfehlungen von Bekannten die wichtigste Informationsquelle für die Wahl des Reisezieles dar. Weitere bedeutende Quellen sind Kataloge bzw. Prospekte von Reiseveranstaltern, Reisebüros und Fremdenverkehrsstellen. Reiseführer folgen bei der Entscheidung für ein Reiseziel an sechster Stelle mit 5.8% der bundesdeutschen Urlauber, das waren damals ca.1.6 Mio. Leser. Die tatsächliche Zahl könnte jedoch erheblich höher liegen, da nur diejenigen Leser erfasst wurden, die vor der Reise Reiseführer benutzt haben. Weiterhin heißt es bei Steinecke, dass ein großer Teil aber erst während der Reise zum Reiseführer greift und ein kleiner Teil sogar erst danach.[31] Die Zeitschrift Buchmarkt gibt an, dass laut Reiseanalyse im Jahr 1983 11% der zum Thema „Informationsquellen zur Entscheidung für das Reiseziel“ Befragten Reiseführer verwenden, das waren ungefähr 3 Mio. Nutzer.[32] Laut Heimler gab Mairs Geographischer Verlag indessen in den neunziger Jahren an, dass 25% aller Urlauber Reiseführer gebrauchen. Jedoch geht diese hohe Zahl auf eine breit angelegte Werbekampagne für den Marco Polo -Reiseführer zurück. Weiter heißt es bei Heimler: „So erscheint diese Zahl zu hoch, würden damit doch Erfahrungen aus anderen Buchgruppen ad absurdum geführt, denn weder 25% aller Gartenbesitzer kaufen Gartenbücher noch 25% aller Hundehalter Bücher über ihre vierbeinigen Kameraden.“[33] Aus den vorhandenen Ergebnissen schlussfolgernd, könnte die Zahl der Reiseführerkäufer heute ungefähr bei 10-20% liegen, das sind ca. 3-6 Mio. Leser in Gesamtdeutschland.
Für die Beantwortung der Frage, wer Reiseführer benutzt, soll hier ebenfalls Steinecke herangezogen werden. Seine Analyse des Leserpublikums zeigt, dass in dieser Zielgruppe relativ junge Urlauber mit hohem Bildungsniveau dominieren, die in gesicherten Angestellten- und Beamtenverhältnissen arbeiten. Ihr Reiseverhalten wird durch einen jeweils hohen Anteil an Pauschalreisen und an Flugreisen charakterisiert. Neben bildungs- und besichtigungsorientierten Aktivitäten sind vor allem Sport, Fotografieren, Filmen und Essen gehen sehr beliebt.[34] Heimler formuliert die These: „Da Reiseführer Bücher sind und sich somit auch an das Leserpublikum richten, kann man davon ausgehen, dass Reiseführer nur diejenigen kaufen, die auch sonst Bücher nutzen. Wer ohnehin nichts für Bücher übrig hat, wird kaum auf die Idee kommen, Reiseführer zu erwerben. Der Reiseführerkäufer ist der klassische Buchkäufer.“[35]
3.6. Der „ideale“ Reiseführer
Nachdem bisher der Forschungsstand, die Definitionen, die Geschichte, die vorhandene Anzahl und das Leserpublikum des Reiseführers betrachtet wurden, soll in diesem letzten Punkt der allgemeinen Reiseführerbetrachtung beschrieben werden, wie ein „idealer“ Reiseführer auszusehen hätte. Guides werden aus vielerlei Gründen kritisiert, seien es beispielsweise die Individualführer vergangener Tage wegen ihres unprofessionellen Layouts[36] oder seien es die Führer etablierter Verlage wie Polyglott wegen ihrer mangelnden Recherche im jeweiligen Land und wegen ihrer entlehnten Informationen aus anderen Büchern zuweilen als „Flickwerk“[37] bezeichnet wurden. Wie schon in den vorherigen Abschnitten erläutert, ist der Reiseführer eine Mischung mehrerer Bucharten und somit muss er mehreren Ansprüchen gleichzeitig gerecht werden. So sind die Bedürfnisse und Ansprüche innerhalb der Gruppe der Verleger und innerhalb der Gruppe der Leser verschieden. Die Vielzahl von Zielgruppen und die unterschiedlichen Funktionen eines Guides machen es fast unmöglich, einen „idealen“ Führer für alle Themen und Personen anzufertigen. In der Reiseführerbranche hat sich der Glaubenssatz durchgesetzt, dass es den „idealen“ Reiseführer nicht geben kann[38]. Es gibt keinen, der alle Bereiche in einem Heft zufrieden stellend behandeln kann. Vielleicht kann es keinen perfekten Guide geben, aber einen guten bestimmt.
Die nachfolgenden Ausführungen, die auf der bereits zitierten Studie von Steinecke basieren, beschreiben einen guten Reiseführer jeweils aus den unterschiedlichen Perspektiven des Verlegers und des Lesers. Einige der Anregungen die dort gegeben wurden, sind in den neunziger Jahren in die Tat umgesetzt wurden.
3.6.1. Merkmale eines guten Reiseführer aus der Sicht der Verlage
Trotz des weitverbreiteten Glaubenssatzes der Branche, dass es den perfekten Reiseführer nicht gibt, hat Steinecke 1987 mehrere Verlage befragt, was ihrer Meinung nach die wichtigsten Merkmale eines guten Reiseführers sind. Folgende Rangfolge entstand:
1. Übersichtlichkeit, klare Gliederung (14,4% der Nennungen)
2. Aktualität, jährliche Überarbeitung (11,3%)
3. Hintergrundinformationen zu Land und Leuten(10,6%)
4. Tipps und Information, praktische Hinweise (10,0%)
5. Zuverlässigkeit/ Ehrlichkeit, korrekte Angaben, Vollständigkeit (9,4 %)
6. kompetente, ortskundige Autoren, vor Ort recherchiert (6,9%)
Handlichkeit, reisegerechtes Format, praxisbezogene Ausstattung (6,9 %)
8. exakte Karten und Pläne, mindestens eine Übersichtskarte (5,0 %)
9. Lesbarkeit/ Verständlichkeit, klar formulierte Texte, benutzerfreundlich (3,8%)
10. Routen-/ Ortsbeschreibungen, „idiotensichere“ Beschreibung (3,8%)
11. Ausführlichkeit, so viel Information als möglich (3,1%)
12. Interesse/ Neugierde wecken, Phantasie und persönliches Entdecken anregen (2,5%)
Einfühlungsvermögen (2,5%)
Zielgruppenorientierung (2,5%)
15. gute, attraktive Fotos (1,9%)
16. gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (1,2%)
Preisangaben (1,2%)
18. klare Themenbezogenheit, Orientierung vor und während der Reise, gute Typographie, Druckqualität und Haltbarkeit (je 0,6%)[39]
Aus den Ergebnissen der Befragung geschlussfolgert, ist die Qualität von Reiseführern aus der Sicht der Reiseführerverlage mehrdimensional, wobei sie durch konzeptionelle, inhaltliche und formale Elemente bestimmt wird.
Auf die Reiseführer heutiger Tage trifft die Rangfolge der genannten Merkmale zu großen Teilen zwar immer noch zu, aber es gab auch Veränderungen. So sind beispielsweise meines Erachtens nach gute Fotos in Reiseführern heute wichtiger, sie werden bei der Auswertung von Steinecke erst an 15. Stelle angeführt. Dagegen findet man in den gegenwärtigen Guides keine überausführlichen Wegbeschreibungen mehr, die 1987 immerhin an 10. Stelle stehen. Heutzutage wird dem Reisenden zugetraut, sich selbständig im Urlaubsland zurechtzufinden. Um das Zurechtfinden zu erleichtern, enthält der Guide mehr und besseres Kartenmaterial als früher. Auch der Kleine Polyglott gab bis 1994 sehr ausführliche Wegbeschreibungen an. Neuere Merkmale eines guten Führers hat G. Heimler, selbst ehemaliger Buchhändler, zusammengetragen. Seiner Meinung nach müssen heute Reiseführer Reihencharakter haben, eindeutige Angaben zum Erscheinungsjahr bzw. zur Auflage machen, ein regalfreundliches Format besitzen, über eine verkaufsfördernde Aufmachung verfügen, ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen, eine solide Bindung haben und unkompliziert zu bestellen sein.[40] Demnach sind heute äußere Merkmale wie Aufmachung und Format sehr wichtig, um den Führer verkaufen zu können.
3.6.2. Merkmale eines guten Reiseführers aus der Sicht des Lesers
Um die Ansprüche der Rezensenten zu ermitteln, hat Steinecke in derselben Studie 102 Rezensionen von Reisejournalisten ausgewertet. Die Analyse hat ergeben, dass es „neben wenigen unumstrittenen Merkmalen eines guten Reiseführers eine große Zahl durchaus ambivalent bewerteter Merkmale gibt[41].
Als zentrale Funktion von Reiseführern sah laut Befragung die Vermittlung des Verständnisses für andere Länder und Kulturen an. Positiv wurden auch Verhaltenshinweise für die Urlauber bewertet. Als unumstritten beurteilte man die Notwendigkeit kompetenter Autoren mit umfassender Länderkenntnis. Sie sollten längere Zeit, möglichst beruflich, in dem betreffenden Zielland gewesen sein, ein Hochschulstudium absolviert haben sowie über journalistische und praktische touristische Erfahrung verfügen. Ebenfalls zu den wenigen Merkmalen die ausschließlich positiv eingeschätzt wurden, zählt die Ausstattung eines Guides. Der Führer muss ein handliches Format mit guter Druckqualität haben, über exakte Karten, anschauliche Bilder, weiterführende Literaturhinweise und ein Register verfügen.
Die Frage, ob der Reiseführerautor einen eigenen Standpunkt vertreten darf, wurde dagegen divergent beantwortet. Einerseits hob man die Ausgewogenheit der Darstellung hervor, andererseits sprachen sich andere Rezensenten für einen klaren eigenen Standpunkt des Autors aus. Ebenso uneinheitlich bewertete man die Frage, ob der Guide eine enzyklopädische Vollständigkeit anstreben sollte oder ob eine subjektive Auswahl zulässig ist. Die Mehrzahl der Rezensenten gibt einer sachlichen Informationsaufbereitung den Vorzug, einige bevorzugen eine Synthese von Sachinformation und atmosphärischem Bericht. Ungleich beurteilte man auch den Charakter des Reiseführers. Während es für einen Teil wichtig war, dass der Guide ausschließlich ein Informations- und Vermittlungsmedium ist, konnte sich ein anderer Teil ebenfalls andere literarische Elemente vorstellen. Zu dieser Zeit wurde anscheinend die alphabetische Ordnung, zumindest im regionalen Teil der Ortsbeschreibungen, als positives Merkmal angesehen, obwohl andere bereits einer inhaltlichen Ordnung den Vorzug gaben. Die Kritiker der alphabetischen Ordnung bemängelten, dass durch die Beliebigkeit in der Reihenfolge der Information, die inhaltliche Vermittlung und die innere Spannung des Textes leiden würden. Das Aufzeigen von Zusammenhängen wurde dagegen von allen Reisejournalisten für wichtiger erachtet als die detailreiche Beschreibung. Die Bewertung des Schreibstiles war sehr unterschiedlich. Grundsätzlich forderte man einen einheitlichen Stil. Ein durchgehend nüchterner und trockener Stil fand keinen besonderen Zuspruch. Dieser wäre zu schwerfällig. Eine „flotte Schreibe“ las zwar ein Teil der Rezensenten mit großem Vergnügen, aber das vertrauliche „Du“ stieß dabei unangenehm auf.[42] Kritisierend muss bei der Untersuchung von Steinecke bemerkt werden, dass er keine konkreten Zahlen nennt, weder dazu wie viele Rezensenten sich für das eine Merkmal noch wie viele sich für das andere Merkmal aussprachen.
Viele der positiv bewerteten Merkmale wurden erst Mitte der neunziger Jahre im Kleinen Polyglott eingeführt. So verzichtete man zum Beispiel erst zu dieser Zeit auf die enzyklopädische Vollständigkeit. Des Weiteren änderte sich der Schreibstil erst 1996 mit einem neuen Autor. Die damals schon einsetzende Kritik an der alphabetischen Ordnung führte dazu, dass heute fast alle Reiseführer inhaltlich systematisiert sind.
3.6.3. Forderungen an einen guten Reiseführer
Die Ergebnisse der Umfrage von Steinecke bestätigen, dass es keinen „idealen“ Reiseführer für alle gleichermaßen gibt. Dennoch lassen sich Elemente eines guten Guides für Verlag und Leserschaft aufzeigen. Einerseits stellen beide Gruppen gleiche oder ähnliche Anforderungen an einen guten Guide, andererseits weichen sie voneinander ab. Die Gruppe der Verleger scheint größeres Augenmerk auf äußere Merkmale wie z. B. Layout und Format zu legen und für die Gruppe der Rezensenten stehen scheinbar Informationen über das jeweilige Land und deren Bewohner im Vordergrund. Trotz der unterschiedlichen Auffassungen beider Gruppen beeinflussen diese sich gegenseitig, muss doch z. B. der Verleger die Ansprüche des potentiellen Käufers berücksichtigen, wenn er sein Produkt verkaufen möchte.
Einem „schlechten“ Reiseführer wird hingegen in der Befragung von Steinecke immer wieder Schönfärberei vorgeworfen. Weiterhin wurden Ignoranz und Intoleranz gegenüber anderen Ländern, Gesellschaften und Kulturen kritisiert. Um einen „schlechten“ Reiseführer von einem „guten“ zu unterscheiden, wurde eine „schwarze Liste“ mit Merkmalen angefertigt, die nicht in einen „guten“ Reiseführer gehören. Die Liste enthält folgende Tabus:
„ausbeuterische Schnorrertipps (Reisen ohne Geld), illegale Tipps („Obwohl verboten“), Schwarzmarkt, Drogen, Waffen, Prostitutions-Tourismus, diskriminierende Bezeichnungen wie Eingeborene, Neger, primitiv etc., Rassismus, Tips zum Kauf von gefährdeten Tieren und Pflanzen [...], jedweder Geheimtip, Anreisetips zu schutzbedürftigen ethnischen Minderheiten.[43]
Der Punkt, dass auch Geheimtipps auf dieser Tabu-Liste vertreten sind, mag ein wenig verwirren. Denn ausgerechnet der im letzten Jahrzehnt am meisten verkaufte, Marco Polo, wirbt gerade auf seinem Titelblatt mit solchen Insider-Informationen. Somit fühlt sich dieser Führer den oben genannten Ratschläge nicht verpflichtet, vielmehr versucht man ihn mit dem plakativen Untertitel „Reisen mit Insider-Tipps“ besser zu verkaufen. Andererseits relativiert sich die Marco Polo -Strategie wiederum dadurch, dass meines Erachtens im Text dieses Guides solche scheinbar alternativen Informationen überhaupt nicht gegeben werden. Der Hinweis auf dem Cover ist reines Verkaufskalkül.
[...]
[1] Polyglott Spanien. 1994/ 95, vorderer Klappentext.
[2] Krippendorf, Jost: Die Ferienmenschen. Für ein neues Verständnis von Freizeit und Reisen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 1986.
[3] Steinecke, Albrecht: Der bundesdeutsche Reiseführer-Markt. Leseranalyse – Angebotsstruktur – Wachstumsperspektiven. Studienkreis für Tourismus e. V., Starnberg, 1988.
[4] Lauterbach, Burkhart: Baedeker und andere Reiseführer. Eine Problemskizze. In: Zeitschrift für
Volkskunde 85, München, 1989, S. 206-233.
[5] Lauterbach, Burkhart: Thesen zur kulturwissenschaftlichen Reiseführer-Forschung. In: Kramer, Dieter und Ronald Lutz (Hg.): Reisen und Alltag. Beiträge zur kulturwissenschaftlichen Tourismusforschung. Band 39, Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Frankfurt/ M., 1992, S. 55-69.
[6] Gruppe Neues Reisen (Hg .): Reisebriefe 15/ 16. Schwerpunktthema: Reiseliteratur – Literatur und Reisen. Selbstverlag, München, 1986.
[7] Schlösser, Hermann: Bequem sei der Weg und lockend das Ziel. Die Städte in den Reiseführern. In: Scherpe, Klaus R. (Hg.): Die Unwirklichkeit der Städte. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 1988, S. 243-261.
[8] Neunlinger, Ludwig: Reiseführer im Wandel der Zeit. Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 1982.
[9] Lauterbach: Baedeker und andere Reiseführer, S. 225.
[10] Vgl.: Ebenda, S. 225.
[11] Reiseführer- Die wichtigsten Buchreihen im Test. In: Reise & Preise. 1/ 2003, S. 88-92.
[12] Vgl.: Lauterbach: Thesen zur kulturwissenschaftlichen Reiseführer-Forschung, S. 59.
[13] Z. B. Diplomarbeit von Tuomo Jääskeläinen: Ethnostereotype am Beispiel deutschsprachiger Finnland-Reiseführer. Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/ O., 2001. UND: Diplomarbeit von C. Haas: Nutzer- und Inhaltsanalyse von Venezuela-Reiseführern. TU München, 2000.
[14] Brockhaus Enzyklopädie. 18. Band, Mannheim, 1992, S. 246.
[15] Vgl.: Neunlinger, Ludwig: Reiseführer im Wandel der Zeit, S. 14.
[16] Vgl.: Lauterbach: Baedeker und andere Reiseführer, S. 209-210.
[17] Ebenda, S. 214.
[18] Backes, Martina/ Goethe, Tina/ Günther Stephan et al.: Im Handgepäck Rassismus. Beiträge zu Tourismus und Kultur. FernWeh, Freiburg (Breisgau), 2002, Rückseite.
[19] Steine>
[20] Vgl.: Ebenda, S. 23.
[21] Heimler, Gerhard: Unveröffentlichtes Material. Ehemaliger Buchhändler und stellvertretender Chefredakteur des Geo Center Stuttgart. Heute Privatdozent an der Schule des deutsches Buchhandels. Frankfurt/ M., Anfang 2003.
[22] Vgl.: Beuchelt, Eno: Exotische Reise. In: Institut für Auslandsbeziehungen und Württembergischer Kunstverein (Hg.): Exotische Welten. Europäische Phantasien. Edition Cantz. Stuttgart, 1987, S. 100.
[23] Vgl.: Neunlinger, Ludwig: Reiseführer im Wandel der Zeit, S. 16f..
[24] Vgl.: Bausinger, Hermann/ Beyrer, Klaus und Gottfried Korff: Reisekultur. Von der Pilgerfahrt zum modernen Tourismus. Beck, München, 1999, S. 358.
[25] Vgl.: Kutter, Uli: Über Apodemiken und Reisehandbücher. In: Bausinger, Hermann/ Beyrer, Klaus und Gottfried Korff: Reisekultur, S. 38f..
[26] Vgl.: Heimler, Gerhard: Unveröffentlichtes Material.
[27] Vgl.: Enzensberger, Hans Magnus: Vergebliche Brandung in der Ferne. Eine Theorie des Tourismus. In. Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken. Heft 8, München, 1958, S. 708.
[28] Vgl.: Heimler, Gerhard: Unveröffentlichtes Material.
[29] Neunlinger, Ludwig: Reiseführer im Wandel der Zeit, S. 17f..
[30] Vgl.: Heimler, Gerhard: Unveröffentlichtes Material.
[31] Vgl.: Steine>
[32] Vgl.: Lauterbach: Baedeker und andere Reiseführer, S. 222.
[33] Heimler, Gerhard: Unveröffentlichtes Material.
[34] Vgl.: Steine>
[35] Zitat stammt aus einem Interview mit Gerhard Heimler, ..., Anfang 2003.
[36] Vgl.: Ebenda.
[37] Lauterbach: Baedeker und andere Reiseführer, S. 208.
[38] Vgl.: Steine>
[39] Vgl.: Steine>
[40] Vgl.: Heimler, Gerhard: Unveröffentlichtes Material.
[41] Steine>
[42] Vgl.: Steine>
[43] Ebenda, S. 47.
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