In der vorliegenden Arbeit soll Christa Wolfs Erzählung Kassandra bezüglich ihres phantastischen Gehalts, der von der ursprünglichen klassischen Ilias abweicht, untersucht und analysiert werden. In dem ursprünglichen Mythos nimmt die Königstochter des Trojanischen Königs Priamos eine Nebenrolle im Hinblick auf den Gesamthergang ein. Wo die Seherin in ihr nur erwähnt wird und ein Schattendasein fristet, spiegelt sie in der Erzählung Kassandra, die Hauptakteurin wieder. Einen Schwerpunkt werden hierbei die Funktion der Sprache und deren Bedeutung hinsichtlich der Subjektbeschaffenheit ausfüllen. Die Protagonistin Kassandra steht am Beginn des Ausbaus eine neuen gesellschaftlichen Systems – dem Patriarchat. Kassandra, die Tochter des Königs Priamos, geht an die Unvereinbarkeit zwischen ihrer Sehnsucht nach einer erfüllten Liebe und den Vorgaben des von Männern dominierten Systems, die einer Frau nur eine beengte Existenz und kein Mitspracherecht erlauben, zugrunde. Die Sprache stellt für sie dabei ein Mittel dar, um sich selbst zu finden bzw. zu reflektieren. Des weiteren soll in der Arbeit ein Vergleich zwischen dem Ilias-Mythos und dem aktuellem Zeitgeschehen gezogen werden. Es bleibt jedoch auch der geschichtliche Hintergrund der DDR nicht unbeleuchtet, sondern wird im Bezug auf die politischen Verhältnisse skizziert. Doch nicht nur die Bedrängnisse und quälenden Fragen zur Zeitgeschichte sind Anlass zur Umdeutung der ursprünglichen Ilias-Fassung, auch die Rolle der Frau in der Gesellschaft wird zeitlos und detailreich unter Bezugname einzelner Personenbeschreibungen weiblich wie männlich dargestellt. Christa Wolf verbindet mit Kassandra eine Gegenwartsbeschreibung. 3000 Jahre zwischen dem ursprünglichem Mythos und der heutigen Zeit schwinden, durch die Reflexion auf die aktuelle und in der Gesellschaft bislang verbliebene Situation der Frau. Patriarchale Denkstrukturen des Mannes und die Unterdrückung der Frau in der Gesellschaft werden verdeutlicht. Die gesellschaftliche Darstellung des Mannes und der Frau zeigen deutliche Unterschiede im Denken, Handeln und Fühlen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Eine Frau zwischen Matriarchat und Patriarchat
- Figurenkonstellationen und Charakteristika in Kassandra
- Kassandras Ablehnung der patriarchalen Gesellschaft und Stellungnahme gegenüber ihrer Situation
- Sprache und Subjektbeschaffenheit in der Erzählung
- Das Gesellschaftsleben in der Gegenwelt am Idaberg sowie der Vergleich des patriarchalem Systems mit dem des DDR-Regimes
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Christa Wolfs Erzählung "Kassandra" im Hinblick auf ihren phantastischen Gehalt im Vergleich zur klassischen Ilias. Ein Schwerpunkt liegt auf der Funktion der Sprache und ihrer Bedeutung für die Subjektbeschaffenheit Kassandras. Die Arbeit untersucht Kassandras Position zwischen Matriarchat und Patriarchat und vergleicht das dargestellte patriarchale System mit dem der DDR.
- Die Rolle der Frau in patriarchalen Gesellschaften (Antike und DDR)
- Die Funktion der Sprache und Selbstfindung
- Vergleich zwischen dem Mythos der Ilias und der Gegenwart
- Analyse der Figuren und ihrer Charakteristika
- Der Konflikt zwischen individueller Sehnsucht und gesellschaftlichen Zwängen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und beschreibt die Zielsetzung, die darin besteht, Christa Wolfs Erzählung "Kassandra" zu analysieren und ihren phantastischen Gehalt im Vergleich zur ursprünglichen Ilias zu untersuchen. Es wird die Bedeutung der Sprache für die Subjektbeschaffenheit Kassandras hervorgehoben und ein Vergleich zwischen dem Ilias-Mythos und dem Zeitgeschehen der DDR angekündigt. Die Arbeit konzentriert sich auf die Rolle der Frau in patriarchalen Strukturen und die Auseinandersetzung der Autorin mit diesem Thema.
Eine Frau zwischen Matriarchat und Patriarchat: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung von Denkstrukturen in der Antike, speziell die Rolle der Frau und ihre politische Handlungsfähigkeit. Kassandras Position zwischen Matriarchat und Patriarchat wird thematisiert. Es wird der Wandel von einer polymythischen zu einer monomythischen Denkweise beschrieben, der mit der Verdrängung weiblicher Gottheiten und der Herausbildung einer dualistischen Denkweise (Mann-Frau) einherging. Die Dominanz nüchtern-logischen Denkens und die damit verbundene Fokussierung auf Nutzen und Quantifizierbarkeit werden kritisch betrachtet.
Figurenkonstellationen und Charakteristika: Dieses Kapitel präsentiert eine detaillierte Analyse der Figuren in Christa Wolfs "Kassandra". Es wird insbesondere Eumelos als Repräsentant der zweckrationalen Macht und seine gefühlskalte Zielstrebigkeit beschrieben. Im Kontrast dazu wird die Figur des Priamos als politisch unfähiger König dargestellt. Die Charakterisierung der Figuren dient dazu, die patriarchalen Machtstrukturen und ihre Auswirkungen auf die Individuen zu veranschaulichen und das menschliche Erleben im Kontext von Krieg, Terror, Sex, Liebe, Wahn, Gewalt und Angst darzustellen.
Schlüsselwörter
Kassandra, Christa Wolf, Ilias, Mythos, Patriarchat, Matriarchat, Sprache, Subjektbeschaffenheit, DDR, Frauenrolle, gesellschaftliche Strukturen, Figurenanalyse, Zeitgeschichte.
Häufig gestellte Fragen zu Christa Wolfs "Kassandra"-Analyse
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit analysiert Christa Wolfs Erzählung "Kassandra" und vergleicht ihren phantastischen Gehalt mit der klassischen Ilias. Ein Schwerpunkt liegt auf der Rolle der Sprache für die Subjektbeschaffenheit Kassandras und dem Vergleich des dargestellten patriarchalen Systems mit dem der DDR. Die Rolle der Frau in patriarchalen Gesellschaften (Antike und DDR) wird ebenso untersucht.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Rolle der Frau in patriarchalen Gesellschaften (Antike und DDR), die Funktion der Sprache und Selbstfindung, den Vergleich zwischen Mythos und Gegenwart, die Analyse der Figuren und ihrer Charakteristika sowie den Konflikt zwischen individueller Sehnsucht und gesellschaftlichen Zwängen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, die Kapitel "Eine Frau zwischen Matriarchat und Patriarchat", "Figurenkonstellationen und Charakteristika in Kassandra", "Sprache und Subjektbeschaffenheit in der Erzählung", "Das Gesellschaftsleben in der Gegenwelt am Idaberg sowie der Vergleich des patriarchalem Systems mit dem des DDR-Regimes" und ein Fazit sowie ein Literaturverzeichnis.
Wie wird die Rolle der Frau in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung von Denkstrukturen in der Antike und die Rolle der Frau und ihre politische Handlungsfähigkeit. Kassandras Position zwischen Matriarchat und Patriarchat wird thematisiert, und der Wandel von einer polymythischen zu einer monomythischen Denkweise wird beschrieben. Die Dominanz nüchtern-logischen Denkens wird kritisch betrachtet.
Welche Figuren werden analysiert und wie?
Die Arbeit analysiert detailliert die Figuren in Christa Wolfs "Kassandra". Eumelos wird als Repräsentant der zweckrationalen Macht beschrieben, im Kontrast dazu Priamos als politisch unfähiger König. Die Charakterisierung der Figuren veranschaulicht patriarchale Machtstrukturen und deren Auswirkungen auf Individuen im Kontext von Krieg, Terror, Sex, Liebe, Wahn, Gewalt und Angst.
Welche Rolle spielt die Sprache in der Analyse?
Die Funktion der Sprache und ihre Bedeutung für die Subjektbeschaffenheit Kassandras ist ein zentraler Schwerpunkt der Arbeit. Die Arbeit untersucht, wie Sprache die Selbstfindung und die Positionierung Kassandras innerhalb der patriarchalen Gesellschaft beeinflusst.
Wie wird der Vergleich zwischen der Ilias und der DDR hergestellt?
Die Arbeit vergleicht das in Christa Wolfs "Kassandra" dargestellte patriarchale System mit dem der DDR, um Parallelen und Unterschiede in der Unterdrückung von Frauen und individuellen Freiheiten aufzuzeigen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind Kassandra, Christa Wolf, Ilias, Mythos, Patriarchat, Matriarchat, Sprache, Subjektbeschaffenheit, DDR, Frauenrolle, gesellschaftliche Strukturen, Figurenanalyse und Zeitgeschichte.
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- B.A. Daniela Künzel (Author), 2004, Christa Wolfs Kassandra: Kann ein Mythos nicht realer sein?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48688