„,Unter dem Krummstab ist gut wohnen’“1: Diese prägnante Aussage spiegelt die Vorstellung wieder, die von den Lebensumständen in geistlichen Grundherrschaften des Mittelalters (deren Inhaber oft Bischöfe waren, daher die Metapher Krummstab)entstanden ist. Doch hat dieser Typus der komplexen, aus wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Komponenten bestehenden Organisationsform Grundherrschaft dieses positive Attribut verdient? Wie gestalteten sich die Verhältnisse in anderen Grundherrschaften? Diese Überlegungen führten zu der übergeordneten Fragestellung „Welche Aussagen lassen sich über die Belastungen der Familia und ihre Lebensbedingungen in den verschiedenen Grundherrschaften des Frühmittelalters treffen?“, unter der diese Arbeit das Hauptaugenmerk auf die Verpflichtungen der Familia in den Grundherrschaften des frühen Mittelalters legt.
Im darstellenden Teil erfolgen die Erläuterung des Begriffes Grundherrschaft sowie die Skizzierung ihrer Herkunft, Entstehung und Verbreitung. Gegenstand des quellenanalytischen Parts sind das Capitulare de villisund das Lorscher Reichsurbar für die königliche Grundherrschaft sowie das Breve de Noviliaco aus dem Polyptychum des Benediktinerklosters Saint-Germain des Prés für die geistliche Grundherrschaft. Den zentralen Aspekt der Betrachtung bilden hierbei die Abgaben und Frondienste, zu denen sowohl die unfreien, halb- oder minderfreien als auch freien Grundholden als Gegenleistung für die Landleihe ihren Grundherren verpflichtet waren. Zur Konzeption dieser Arbeit ist zu bemerken, dass die adlige Grundherrschaft von der Betrachtung ausgeschlossen bleibt, wofür es zwei Gründe gibt: Zum einen bot dieser Typus ein großes Spektrum verschiedener Ausprägungen, dem im Umfang dieser Arbeit nur schwerlich genüge getan werden kann. Zum anderen ist die Quellenlage wegen mangelnder Überlieferungen nicht ausreichend. Außerdem ist zur Gliederung anzufügen, dass der klassische Typus der Grundherrschaft, das Villikationssystem,im Mittelpunkt der Betrachtungen steht, weil er im frühen Mittelalter die vorherrschende Organisationsform war.
Inhaltsverzeichnis
- 1.) Einleitung
- 2.) Die Grundherrschaft im frühen Mittelalter
- 2.1) Begriffsklärung
- 2.2) Herkunft der frühmittelalterlichen Grundherrschaft – Spätantike und germanische Tradition
- 2.3) Entstehung und Verbreitung der frühmittelalterlichen Grundherrschaft
- 3.) Die Belastungen der Familia in königlichen und geistlichen Grundherrschaften
- 3.1) Königliche Grundherrschaft
- 3.1.1) Charakterisierung
- 3.1.2) Beschreibung der Lebensumstände auf der Basis des Capitulare de villis
- 3.1.3) Abgaben und Dienste am Beispiel des Lorscher Reichurbar
- 3.2) Geistliche Grundherrschaft
- 3.2.1) Charakterisierung
- 3.2.2) Abgaben und Dienste am Beispiel des Breve de Nuviliaco
- 4.) Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Grundherrschaft im frühen Mittelalter und analysiert die Belastungen der Familia in verschiedenen Grundherrschaftsformen. Ziel ist es, die Lebensbedingungen der Familia in königlichen und geistlichen Grundherrschaften zu erforschen, indem die Abgaben und Frondienste untersucht werden, denen die Grundholden im Gegenzug zur Landleihe verpflichtet waren.
- Begriffsklärung und Definition der Grundherrschaft
- Herkunft der Grundherrschaft: Spätantike und germanische Tradition
- Belastungen der Familia in königlichen und geistlichen Grundherrschaften
- Analyse der Abgaben und Frondienste
- Vergleich der Lebensumstände in verschiedenen Grundherrschaftsformen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung und den Fokus der Arbeit dar, wobei die Grundherrschaft als komplexe Organisationsform mit wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Komponenten betrachtet wird. Kapitel 2 erläutert den Begriff der Grundherrschaft und skizziert ihre Herkunft, Entstehung und Verbreitung. Es werden die spätantiken und germanischen Wurzeln der Grundherrschaft hervorgehoben.
Kapitel 3 widmet sich den Belastungen der Familia in königlichen und geistlichen Grundherrschaften. Es analysiert die Abgaben und Frondienste, die von den Grundholden geleistet werden mussten.
Im Rahmen der königlichen Grundherrschaft wird die Lebensumstände auf der Basis des Capitulare de villis sowie die Abgaben und Dienste am Beispiel des Lorscher Reichurbar untersucht. Die geistliche Grundherrschaft wird anhand des Breve de Noviliaco aus dem Polyptychum des Benediktinerklosters Saint-Germain des Prés beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Grundherrschaft im frühen Mittelalter und analysiert die Belastungen der Familia, die sich aus dem grundherrschaftlichen Rechtsverhältnis ergeben. Zentrale Themen sind die Abgaben und Frondienste, die von den Grundholden geleistet werden mussten. Dabei werden Quellen wie das Capitulare de villis, das Lorscher Reichsurbar und das Breve de Noviliaco herangezogen, um die Lebensbedingungen der Familia in königlichen und geistlichen Grundherrschaften zu beleuchten. Wichtige Konzepte sind die Landleihe, das Villikationssystem und die sozialen Unterschiede innerhalb der Familia.
- Quote paper
- Folko Damm (Author), 2005, Formen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48622