Unter Tzotzil versteht man eine Sprachgruppe, die im Gebiet von Mexiko lebt. Insgesamt werden dieser 114.000 monolinguale Sprecher zugeordnet (Laughlin 1969, 155). Aktuellere Angaben gehen jedoch von einer Sprecherzahl von 250.000 aus. In Zinacantán selbst, einer der 24 Gemeinden, in denen die Tzotzil leben und die als Gemeinde mit der anteilig größten Anzahl von Tzotzil-Sprechern gilt, wird von 7650 Tzotzil-Indianern ausgegangen (Cancian 1965, 7). Allerdings bedürften diese Angaben wohl nunmehr ebenso einer Korrektur.
Zinacantán ist, als eine Gemeinde im Hochland des mexikanischen Bezirks Chiapas, direkt am Pan American Highway und in der Nähe der regionalen Metropole San Cristóbal gelegen.
Es wurde zwar in das politische System Mexikos integriert, hat aber auf kultureller, d.h. also auch speziell auf sprachlicher, Ebene die Formen und Güter der ursprünglichen Bewohner – in Zinacantán leben neben dem Großteil Tzotzil außerdem eine kleine Anzahl von Ladinos, wie die Menschen mit gemischten Anteilen von Genen sowohl weißer, als auch indianischer Herkunft in Mexiko bezeichnet werden – weitestgehend beibehalten. Es hat also hier keine kulturelle Überformung stattgefunden. Das wird außerdem von der Identitätshierarchie unterstrichen, denn die Identifikation der Tzotzil bezieht sich in erster Linie auf die Herkunft von Zinacantán, als zweites auf die Identität als Indianer und erst zuletzt auf die Identität als Mexikaner.
Ökonomisch sind die Tzotzil als Kleinbauern einzuordnen, sie betreiben also Landwirtschaft mit Mais als der Hauptanbaupflanze. Ihre Siedlungen richten sich deshalb hauptsächlich nach dem Angebot an Wasser und sind als Weiler organisiert. Diese fungieren als politische und zeremonielle Einheiten und liegen an den Hängen der Berge und Hügel, von denen das politische und religiöse Zentrum – dieses selbst liegt schon auf einer Höhe von 2152 Metern über dem Meeresspiegel (Cancian 1965, 10) - umgeben ist.
Inhalt
1. Einleitung.
1.1. Allgemeiner Hintergrund
1.2. Aufbau der religiösen Hierarchie
2. Bau eines Hauses
3. Kosmologie
4. Einweihungszeremonie
5. Schlusswort
6. Bibliographie
1. Einleitung
1.1. Allgemeiner Hintergrund
Unter Tzotzil versteht man eine Sprachgruppe, die im Gebiet von Mexiko lebt. Insgesamt werden dieser 114.000 monolinguale Sprecher zugeordnet (Laughlin 1969, 155). Aktuellere Angaben gehen jedoch von einer Sprecherzahl von 250.000 aus. In Zinacantán selbst, einer der 24 Gemeinden, in denen die Tzotzil leben und die als Gemeinde mit der anteilig größten Anzahl von Tzotzil-Sprechern gilt, wird von 7650 Tzotzil-Indianern ausgegangen (Cancian 1965, 7). Allerdings bedürften diese Angaben wohl nunmehr ebenso einer Korrektur.
Zinacantán ist, als eine Gemeinde im Hochland des mexikanischen Bezirks Chiapas, direkt am Pan American Highway und in der Nähe der regionalen Metropole San Cristóbal gelegen.
Es wurde zwar in das politische System Mexikos integriert, hat aber auf kultureller, d.h. also auch speziell auf sprachlicher, Ebene die Formen und Güter der ursprünglichen Bewohner – in Zinacantán leben neben dem Großteil Tzotzil außerdem eine kleine Anzahl von Ladinos, wie die Menschen mit gemischten Anteilen von Genen sowohl weißer, als auch indianischer Herkunft in Mexiko bezeichnet werden (Duden 2001, 562) – weitestgehend beibehalten. Es hat also hier keine kulturelle Überformung stattgefunden. Das wird außerdem von der Identitätshierarchie unterstrichen, denn die Identifikation der Tzotzil bezieht sich in erster Linie auf die Herkunft von Zinacantán, als zweites auf die Identität als Indianer und erst zuletzt auf die Identität als Mexikaner.
Ökonomisch sind die Tzotzil als Kleinbauern einzuordnen, sie betreiben also Landwirtschaft mit Mais als der Hauptanbaupflanze. Ihre Siedlungen richten sich deshalb hauptsächlich nach dem Angebot an Wasser und sind als Weiler organisiert. Diese fungieren als politische und zeremonielle Einheiten und liegen an den Hängen der Berge und Hügel, von denen das politische und religiöse Zentrum – dieses selbst liegt schon auf einer Höhe von 2152 Metern über dem Meeresspiegel (Cancian 1965, 10) - umgeben ist.
1.2. Aufbau der religiösen Hierarchie
Die politische Organisation wurde auf staatlicher Ebene 1962 in seiner Struktur standardisiert (Cancian 1965, 17). Das hatte zur Folge, dass seitdem überall in Mexiko die staatlichen Ämter
in den Gemeinden einer gleichen Verteilung und Hierarchie unterliegen. Eine Besonderheit Zinacantáns ist es, dass hier auch Gebrauch von einer ganz eigenen strukturellen Organisation der Gemeinde gemacht wird. Neben den Heilern, denen dieses Amt lebenslang obliegt und den Beamten der staatlichen Regierung, die diese Tätigkeit für 3 Jahre bindet – beide Ämterkategorien beanspruchen jeweils ca. 5 bis 10 Prozent der männlichen Tzotzil Zinacantáns (Cancian 1965, 15) – gibt es außerdem eine Kategorie der Organisation, welche Frank Cancian „religiöse Hierarchie“ nennt. Die Ämter sind hier insgesamt 55 religiöse Positionen, die Cargos genannt werden und in eine Hierarchie eingeordnet sind. Diese hat 4 verschiedene Ebenen und wird von den Zinacantecos ganz klar getrennt von der Hierarchie, die mit staatlichen Ämtern in Zusammenhang steht, gesehen. Das ist eine bezeichnende Unterscheidung zur allgemeinen Maya-Tradition, wo staatliche und religiöse Hierarchie eher als Einheit betrachtet werden. Politischer Einfluss wird jedoch speziell in Zinacantán sehr stark von der Teilhabe an dieser religiösen Hierarchie abhängig gemacht, die vom jeweils Einzelnen in einer Art Karriere vom ersten zum vierten Level durchlaufen werden. Im Gegensatz zu den Heilern und den staatlichen Beamten, welche nur einen kleinen Prozentsatz der Bevölkerung Zinacantáns ausmachen, sind in der religiösen Hierarchie immerhin zwischen 70 und 90 Prozent aller Männer rekrutiert (Cancian 19965, 15). Die Aufgabe der jeweiligen, i. d. R. nach einem Jahr wechselnden, Inhaber dieser hier verteilten Ämter ist es, die Performance von Ritualen, welche mit den Heiligen der lokalen katholischen Kirche in Verbindung stehen, zu garantieren. Diese ist durch Tradition gefordert; das Ausbleiben der Performance würde Unglück für die gesamte Gemeinde bedeuten. Jemand, der ein Amt übernimmt, ist verantwortlich für den Teil des Rituals, für welchen dieses Amt besteht. Alle Rechte und Pflichten, die mit jedem einzelnen Amt verbunden sind, sind durch Tradition unabänderlich festgelegt, völlig unabhängig vom jeweiligen Amtsinhaber. Jedes Amt hat also einen eigenen Verantwortungsbereich, d. h. sie sind so z. B. auch zuständig für jeweils unterschiedliche, aber mit jedem Amt strikt festgelegte, Heilige, und tragen außerdem unterscheidende Namen. Im Einzelnen sind das 26 Mayordomos, 8 Mayoes – diese 34 Ämter bilden das erste Level -, 14 Alferences im zweiten, 4 Regidores im dritten, 2 Alcaldes Viejos im vierten Level und 1 Alcalde Shuves ohne Einordung in eines der Level (Cancian 1965, 29). Welche Aufgabe welchem Amt obliegt und wer dieses Amt ausführen darf, unterliegt Regelungen mit großer Komplexität, soll aber nicht Inhalt dieser Arbeit sein. Es sei lediglich nochmals darauf verwiesen, dass dieses spezifische Ämtersystem die Garantie der
Performance von Ritualen zum Inhalt hat, um deren traditionelle Durchführung und deswegen auch deren Wirksamkeit zu gewährleisten. Es ist außerdem eine Institution, um sich als indianische Gemeinschaft implizit von der Welt der Ladinos abzugrenzen (Cancian 1965, 133).
2. Bau eines Hauses
Die folgende Schilderung bezieht sich hauptsächlich auf den Artikel von Norbert Ross, der den traditionellen Hausbau der Tzotzil-Indianer in San Andrés, einer Nachbargemeinde Zinacantáns, beschreibt. Es werden hier auch die Transkribtionen der Tzotzil-Sprache nach Ross benutzt. Der Ablauf beim Bau eines neuen Hauses in Zinacantán kann in sechs unterscheidende Phasen eingeteilt werden (Ross 1994, 283). Im Einzelnen ist das das Beschaffen des Baumaterials, das Vorrichten des Bauplatzes, das Stellen des Grundgerüstes, das Errichten des Dachstuhls und damit verbunden das Decken des Daches, das Errichten der Wände und schließlich die Zeremonie zur Einweihung des Hauses. Traditionell sind alle Häuser der Tzotzil-Indianer einräumig und einstöckig und werden ihrer Funktion nach unterschieden, was sich auch sprachlich widerspiegelt. So gibt es Wohn-, Koch-, Schlaf- oder Vorratshäuser. Allerdings werden in den meisten Fällen alle Funktionen in einem Haus vereint. Trotz dieser schon vorab festgelegten Merkmale gibt es inzwischen in Zinacantán und seiner Umgebung eine große Palette von Variationsmöglichkeiten, die die Konstruktionsweise und die dazu verwendeten Materialien betreffen. Generell lassen sich folgende Formen von Typisierung, die auch emisch verwendet werden, erkennen. Zum einen sind das eine Unterscheidung anhand der Materialien und zum anderen die Einteilung nach der jeweiligen Dachform des Hauses. Theoretisch sind alle Kombinationsmöglichkeiten von Konstruktionsweisen und Materialien möglich, allerdings werden in der Praxis gewisse Einschränkungen, die sich auf Kosten oder Haltbarkeit beziehen, gemacht. So wird beispielsweise, wenn ein eher von der Anschaffung her billiges Wandmaterial verwendet wird, auch beim Dachmaterial auf etwas Günstiges zurückgegriffen und umgekehrt. So wird also ein Betonboden – wobei hier zu sagen ist, dass das Bodenmaterial eine eher untergeordnete Rolle spielt, da traditionell der Boden der Tzotzil-Häuser aus gestampfter Erde besteht und alle anderen Materialien wie eben Beton oder Holz vorrangig in von Ladinos gebauten Häusern zu finden sind – meist nur in Verbindung mit Hohlbetonblöcken, Lehm-
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- Grit Tuchscheerer (Author), 2005, Gebete zur Einweihung eines Hauses der Tzotzil von Zinacantan/Mexiko, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48587
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