Europa in den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen sowie geographischen Grenzen von vor einem Jahrzehnt gehört mittlerweile einer Zeit an, die im Vergleich zur Gegenwart relativ fremd wirkt. Heute bestimmen Diskontinuität und Dynamik in zunehmendem Maß das große neue europäische Konstrukt, das „neue Europa“, das den Weg ins nächste Jahrtausend bestreiten soll. Dieses „neue Europa“ befindet sich gegenwärtig noch in einer „Wendezeit“ , die alle unsere Lebensbereiche erfaßt hat.
Die neue europäische Konstellation ist geprägt vom Zurückweichen des Staates aus zahlreichen Bereichen. Explizit aufgrund dieses Wandels, der einen gewissen Grad an Unsicherheit nach sich zieht, sind Europas Akteure in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bedacht, diesem Fluß von Veränderungen eine bestimmte Richtung zu geben. Sie sind um alle kontrollierbaren bzw. voraussehbaren „Futuribles“ dankbar, da sie dadurch ihre Interessen sowie Machtpositionen festigen und ausweiten können. Dabei spielt es keine Rolle, ob optimale Voraussetzungen in Kooperation mit privatwirtschaftlichen oder öffentlichen Partnern zum ausgehenden 20. Jahrhundert geschaffen werden.
Der Eisenbahnsektor ist von der dynamischen Entwicklung nicht verschont geblieben. Die Liberalisierungs-, Deregulierungsprozesse sowie internationalen Verflechtungen gehen zwar wesentlich langsamer als in anderen Branchen voran, aber trotzdem entstehen auch in diesem Bereich enorme Chancen für alle Beteiligten.
Leider ist paradoxerweise der Anteil der Eisenbahnen an den europäischen Verkehrsmärkten in den letzten Jahrzehnten gesunken, obwohl viele Probleme, zu deren Lösung die Eisenbahn einen besonderen Beitrag leisten kann, weiterhin zunehmen. Die Probleme des zunehmenden Verkehrsaufkommens, der Umweltbelastung und der Lärmbelästigung durch den Verkehr stehen hierfür repräsentativ.
Inhaltsverzeichnis
- DANKSAGUNG
- INHALTSVERZEICHNIS
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS
- TABELLENVERZEICHNIS
- ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
- EINLEITUNG
- EINFÜHRUNG IN DIE PROBLEMATIK
- ZIEL UND GANG DER UNTERSUCHUNG
- TEIL A DIE ENTWICKLUNG UND DER STATUS QUO DER EISENBAHN
- I DIE HISTORIE DES SCHIENENGEBUNDENEN TRANSPORTS
- 1 DIE ALLGEMEINE ENTWICKLUNG IN EUROPA
- 1.1 Die Anfänge
- 1.2 Die Fortschritte
- 1.3 Die Widerstände
- 2 DIE SPEZIFISCHE ENTFALTUNG IN FRANKREICH BIS 1990
- 2.1 Der historische Überblick
- 2.2 Die sozio-kulturelle Entwicklung
- 2.3 Die politisch-ökonomischen Einflußfaktoren
- II DIE EISENBAHN IM FOKUS DER 90ER JAHRE
- 1 DIE UMWELT DER EUROPÄISCHEN EISENBAHNEN
- 1.1 Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
- 1.2 Die politischen Vorgaben
- 1.2.1 Die fundamentalen Richtlinien der EU
- 1.2.2 Die protektionistische Schienenverkehrspolitik Frankreichs
- 1.2.3 Die Tendenzen einer gemeinsamen europäischen Schienenverkehrspolitik
- 2 DAS UMFELD DER SNCF
- 2.1 Die Struktur und die Entwicklung der Eisenbahnunternehmen
- 2.1.1 Die politisch-ökonomischen Verflechtungen
- 2.1.2 Die Organisationsstruktur
- 2.2 Die Kennzahlen der SNCF und ihrer Hauptwettbewerber
- 2.2.1 Die finanzwirtschaftliche Situation
- 2.2.2 Die Infrastruktur
- 3 DIE MARKTSEGMENTE FÜR SCHIENENGEBUNDENE VERKEHRSSYSTEME
- 3.1 Die Beförderung von Personen
- 3.1.1 Der Personenverkehr
- 3.1.2 Der Nahverkehr
- 3.1.3 Der Fernverkehr
- 3.2 Die Beförderung von Gütern
- 3.2.1 Der Güterverkehr
- 3.2.2 Der kombinierte Verkehr
- TEIL B DIE HINDERNISSE UND REFERENZPROJEKTE DER SNCF IM „NEUEN EUROPA“
- I DIE HINDERNISSE AUF DEM WEG ZUM REFERENZUNTERNEHMEN
- 1 DIE PROBLEMATIK DER ENGEN VERFLECHTUNG ZWISCHEN WIRTSCHAFT UND POLITIK
- 1.1 Die voluntaristische Wirtschaftspolitik Frankreichs
- 1.2 Die anachronistische Besetzung von Spitzenpositionen
- 1.3 Der protektionistische Schienenfahrzeugmarkt Frankreichs
- 2 DIE STREIKPROBLEMATIK
- 2.1 Das Streikrecht
- 2.2 Die Auswirkungen von Streiks
- 3 DIE FINANZWIRTSCHAFTLICHEN UND DIE TECHNISCHEN PROBLEME
- 3.1 Die Finanzierungsproblematik als Folge der zunehmenden Verschuldung
- 3.2 Der Mangel an technischer Interoperabilität
- 3.3 Die Kontraproduktivität der Computerprogramme Sokrates und Dagobert
- 4 DIE INTERMODALE KONKURRENZ UND DIE FEHLENDE INTERNALISIERUNG EXTERNER KOSTEN
- 4.1 Die Konkurrenz im Personenverkehr
- 4.2 Die Konkurrenz im Güterverkehr
- 4.3 Die mangelhafte Anrechnung externer Kosten als Haupthindernis eines fairen Wettbewerbs
- II DIE REFERENZPROJEKTE AUF DEM WEG INS „NEUE EUROPA“
- 1 DER TRANS-EUROP-EXPRESS
- 2 DER „TRAIN À GRANDE VITESSE“
- 3 DER EUROSTAR
- 4 DER TGV-THALYS
- TEIL C DIE SCHIENENVERKEHRSTECHNISCHE ZUKUNFT EUROPAS UND DER SNCF
- I DIE SCHIENENVERKEHRSTECHNISCHE ZUKUNFT EUROPAS
- 1 DIE INTERDEPENDENZ VON POLITIK UND WIRTSCHAFT
- 2 DER INDIVIDUALISIERUNGSTREND DER NACHFRAGE ALS HERAUSFORDERUNG
- 3 DIE INTERNATIONALISIERUNG DES SCHIENENFAHRZEUGMARKTES
- II DIE PERSPEKTIVEN DER SNCF ALS REFERENZUNTERNEHMEN
- 1 DIE FRANZÖSISCHE INNOVATIONSFREUDIGKEIT
- 2 DIE SNCF ALS REFERENZUNTERNEHMEN
- 3 DER KRITISCHE AUSBLICK ZUR SNCF ALS REFERENZUNTERNEHMEN
- Die historische Entwicklung der SNCF und ihrer Bedeutung für den französischen Schienenverkehr
- Die Auswirkungen der europäischen Harmonisierung auf den französischen Schienenverkehr
- Die Herausforderungen für die SNCF im Wettbewerb mit anderen europäischen Eisenbahnunternehmen
- Die Rolle der SNCF als Referenzunternehmen im öffentlichen schienengebundenen Verkehr
- Die Zukunft der SNCF im „Neuen Europa“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Société Nationale des Chemins de Fer Français (SNCF) zum Referenzunternehmen im öffentlichen schienengebundenen Verkehr angesichts der europäischen Harmonisierung zur Jahrtausendwende. Sie verfolgt das Ziel, die Genese der SNCF im Kontext der europäischen Integration zu beleuchten und die Herausforderungen zu analysieren, denen das Unternehmen im „Neuen Europa“ gegenübersteht.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit gliedert sich in drei Teile. Teil A befasst sich mit der Entwicklung und dem Status quo der Eisenbahn. Hier wird zunächst die allgemeine Entwicklung des schienengebundenen Transports in Europa betrachtet und die spezifische Entfaltung in Frankreich bis 1990 dargestellt. Anschließend werden die Auswirkungen der europäischen Harmonisierung auf die französische Eisenbahnbranche analysiert. Teil B beleuchtet die Hindernisse und Referenzprojekte der SNCF im „Neuen Europa“. Die Arbeit analysiert die Probleme, die die SNCF auf dem Weg zum Referenzunternehmen in der europäischen Harmonisierung erlebt. Teil C widmet sich der Schienenverkehrstechnischen Zukunft Europas und der SNCF. Dieser Teil betrachtet die Perspektiven der SNCF im Kontext der internationalenisierung des Schienenfahrzeugmarktes und der fortschreitenden Harmonisierung des europäischen Schienenverkehrs.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Schienenverkehr, SNCF, europäische Harmonisierung, Referenzunternehmen, Wettbewerb, Interoperabilität, Infrastruktur, Personenverkehr, Güterverkehr, Innovation, Zukunft.
- Quote paper
- Nenad Jelic (Author), 1999, Die Genese der SNCF zum Referenzunternehmen im öffentlichen schienengebundenen Verkehr angesichts der europäischen Harmonisierung zur Jahrtausendwende, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48492