Der schlafende Drache ist erwacht – und das schon seit einiger Zeit. Die Volksrepublik China gilt mit ihren 1,3 Mrd. Menschen als der Wachstumsmotor der globalen Wirtschaft. Mit der ökonomischen Reform unter Deng Xiaoping im Jahre 1978 begann für das Reich der Mitte eine Zeit von Umbrüchen, die das Leben vieler Chinesen nachhaltig verändert hat. Das Land vollzog eine radikale Neuorientierung der Wirtschaftspolitik, von einer zentralen Verwaltungswirtschaft zu einem marktwirtschaftlichen System. Nicht zuletzt beeinflusste auch Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation (World Trad Organization, WTO) viele Bereiche des makroökonomischen Umfeldes. Heute steht die Kommunistische Partei der Volksrepublik vor der gewaltigen Herausforderung das dynamische Riesenreich zu steuern und geeignete Reformen in die Wege zu leiten, die an den positiven Entwicklungen des Transformationsprozesses anknüpfen. In dieser Arbeit wird die makroökonomische Entwicklung analysiert und auf die Probleme die den wirtschaftlichen Entwicklungsprozess beeinflussen eingegangen. Im ersten Teil konzentriert sich die Arbeit auf die wichtigsten makroökonomischen Parameter, die das Wirtschaftswachstum beeinflussen. Im zweiten Teil werden die Probleme, die sich aus dem dynamischen Wachstum ergeben eruiert und im dritten Teil die Reformschritte zur Problembeseitigung dargestellt. Beurteilung und Fazit greifen im letzten Teil die zentralen Aussagen der Arbeit auf und geben einen kurzen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.
I. Inhaltsverzeichnis
II. Abkürzungsverzeichnis
1 Einführung
2 Makroökonomische Entwicklung
2.1 Wachstum
2.1.1 Ausländische Investitionen
2.1.2 Außenhandel
2.2 Überhitzung und Maßnahmen gegen eine „harte Landung“
3 Innerchinesische Strukturprobleme
3.1 Bankensektor und Staatsunternehmen
3.2 Arbeitslosigkeit und Sozialversicherung
4 Eingeleitete Reformschritte
4.1 Reform des Bankensystems
4.2 Reform des staatlichen Unternehmenssektors
5 Fazit
IV. Literaturverzeichnis
V. Internetquellen
II. Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einführung
Der schlafende Drache ist erwacht - und das schon seit einiger Zeit. Die Volksrepublik China gilt mit ihren 1,3 Mrd. Menschen als der Wachstumsmotor der globalen Wirtschaft. Mit der ökonomischen Reform unter Deng Xiaoping im Jahre 1978 begann für das Reich der Mitte eine Zeit von Umbrüchen, die das Leben vieler Chinesen nachhaltig verändert hat. Das Land vollzog eine radikale Neuorientierung der Wirtschaftspolitik, von einer zentralen Verwal-tungswirtschaft zu einem marktwirtschaftlichen System. Nicht zuletzt beeinflusste auch Chi-nas Beitritt zur Welthandelsorganisation (World Trad Organization, WTO) viele Bereiche des makroökonomischen Umfeldes. Heute steht die Kommunistische Partei der Volksrepublik vor der gewaltigen Herausforderung das dynamische Riesenreich zu steuern und geeignete Re-formen in die Wege zu leiten, die an den positiven Entwicklungen des Transformationspro-zesses anknüpfen. In dieser Arbeit wird die makroökonomische Entwicklung analysiert und auf die Probleme die den wirtschaftlichen Entwicklungsprozess beeinflussen eingegangen.
Im ersten Teil konzentriert sich die Arbeit auf die wichtigsten makroökonomischen Parame-ter, die das Wirtschaftswachstum beeinflussen. Im zweiten Teil werden die Probleme, die sich aus dem dynamischen Wachstum ergeben eruiert und im dritten Teil die Reformschritte zur Problembeseitigung dargestellt. Beurteilung und Fazit greifen im letzten Teil die zentralen Aussagen der Arbeit auf und geben einen kurzen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.
2 Makroökonomische Entwicklung
2.1 Wachstum
Chinas durchschnittlicher Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) betrug in den letzten 25 Jahren 9,5% und damit gehört das Reich der Mitte zu den sich am schnellsten entwickelnden Volkswirtschaften weltweit (vgl. Bofinger et al. 2004, 56). Mit einem Zuwachs von 128% zwischen 1994 und 2004 hat sich das reale BIP mehr als verdoppelt (vgl. Heinrich 2005, 1). China liegt damit heute auf Platz sechs der größten Volkswirtschaften mit einem BIP von 1677 Mrd. US$ was 4,2 % des Welt- BIP entspricht (vgl. www.worldbank.org/data/). Legt man die Kaufkraft des BIP zugrunde, belegt China hinter den USA sogar Platz zwei. Das fulminante Wachstum ist auf den verstärkten Außenhandel, eine verstärkte Binnennachfrage sowie steigende Direktinvestitionen aus dem Ausland (1990: 3,49 Mrd. US$, 2003: 53,5 Mrd. US$ (vgl. www.unctad.org/sections/) zurückzuführen. Im Durchschnitt nahmen in den ver- gangenen 20 Jahre Importe und Exporte um jeweils 15 % zu, hingegen der gesamte Welthan- del „nur“ um 7% (vgl. Bofinger et al. 2004, 57). Auch exogene Störungen konnten dem wirt-schaftlichen Aufwärtstrend nichts anhaben. Von dem, Anfang 2003, durch die SARS-Kriese ausgelösten „Boom-Einbruch“(-0.8%) erholte sich das Land sehr schnell. Auf den Primärsek-tor (Landwirtschaft, Fischerei und Bergbau) entfielen 2004 15,2% der nominalen Wertschöp-fung, nachdem in den beiden Vorjahren der Anteil noch unter 15% gelegen hat. Der Anteil des Sekundärsektors (Industrie und Bergbau) betrug nahezu unverändert 53% und der Dienst-leistungssektors blieb mit 31,8% leicht hinter den Vorjahreswerten zurück (vgl. Schilling 2005, 25).
2.1.1 Ausländische Investitionen
Die Gründe für das China Engagement ausländischer Unternehmen sind vielfältig. China bie-tet den Zugang zu expansiven Märkten mit hohen Zuwachsraten der privaten Nachfrage, so-wie die Möglichkeit zur strategischen Positionierung in Asien. Zudem verfügt das Land auf dem Faktormarkt über einen immensen Pool an produktivem und günstigem (Fach-)Personal (vgl. Taube 2004, 34).
Mit der Wirtschaftspolitik der „offenen Tür“ startete China 1979 die Bestrebungen ausländi-sches Kapital anzuziehen und den Transfer von Technologie und Know-how zu fördern. Dazu wurden weitreichende Reformen zur strukturellen Anpassung zum Anwerben von ausländi-schem Kapital betrieben, bspw. Deklaration von Sonderwirtschaftszonen und die Verbesse-rung des Rechtssystems, sowie die weitere Öffnung in Sektoren wie Telekommunikation oder kommerzieller Handel. 1984 betrug der Anteil der ausländischen Direktinvestitionen (ADI) an den gesamten Anlageinvestitionen lediglich 1,6% (1,3 Mrd. US$), 1999 bereits 11,2% (40,3 Mrd. US$) (vgl. Hongyuan 2004, 166-169). Die mit den Vorbereitungen zur Aufnahme in die WTO durchgeführten Zollsenkungen und der Abschaffung nicht-tarifärer Hemmnisse, Im-portrestriktionen und Exportauflagen, verbesserte sich der Zustrom von Kapital. 2003 flossen 53,5 Mrd. US$ in Form von Direktinvestitionen ins Land - ein Anstieg gegenüber dem Vor-jahr um 1,4%. Hauptinvestoren waren die ASEAN- Länder (63,3%, davon Hongkong 33,1%); danach folgen Nord Amerika (9%) und die Europäische Union (7.4%) (vgl. www.fdi.gov.cn/common/). Dabei gingen 79,4% des ausländischen Kapitals in die Küstenre-gionen, von Liaoning im Norden bis in den Süden nach Guangdong (vgl. www.fdi.gov.cn/common/).
China ist damit das Land, in das seit 2002 die meisten Investitionen geflossen sind. Dies un- terstreicht die Bedeutung Chinas als wichtiger Standort der industriellen Weltproduktion durch seine wirtschaftliche Dynamik und die niedrigen Lohnkosten. Aufgrund der im Dienst-leistungsbereich noch vorhandenen Restriktionen, vor allem in den Bereichen Bankwesen, Finanzdienstleistungen, Telekommunikation, Logistik und Transport, fließen die meisten Di-rektinvestitionen in das verarbeitende Gewerbe (2003: 74%) (vgl. Houkai 2004, 81). Dies wird sich mit der weiteren Umsetzung der WTO-Richtlinien ändern. Direktinvestitionen aus China spielen bisher nur eine untergeordnete Rolle. So lag 2003 deren Anteil bei lediglich 0,4% der Bruttoanlageinvestitionen (vgl. Houkai 2004, 82). Die Gründe für das chinesische Auslandsengagement in Höhe von 3,6 Mrd. US$ sind vielfältig: Sicherung von natürlichen Ressourcen, Zugang zu Märkten, strategische Vorteile, wie Technologie- und Markenerwerb, sowie die Vermeidung von Handelsbarrieren und -quoten (vgl. Dörig 2005, 4).
Der Transformationsprozess und der WTO-Beitritt nach fünfzehnjährigem Verhandlungspro-zess führten zu Liberalisierungen und zur Beseitigung von strukturellen Defiziten. China er-ließ zudem zahlreiche neue Gesetze, die den Zustrom von ausländischem Kapital weiter be-günstigten. Die heutige Prosperität der Küstengebiete ist vor allem auf die Anfang der 80er Jahre eingerichteten Sonderwirtschaftszonen (SWZ) zurückzuführen. Zu den ersten vier SWZ Shenzhen, Shantou, Xiamen und Zhuhai trat Mitte der achtziger Jahre die Insel Hainan hinzu. Für die Ansiedlung ausländischer Investoren erhielten die Zonen Sonderrechte und durften steuerliche Anreize bieten (z.B. zwei Jahre Steuerfreiheit, danach 15% Körperschaftssteuer) (vgl. Hongyuan 2002, 167). Vor allem in der Stahl- und Ölindustrie, sowie Petrochemie und im Telekommunikationssektor gibt es mehr und mehr Öffnungen für ausländische Unterneh-men. China hält mit knapp 600 Mrd. US$ die größten Devisenreserven (Ende 2004: 16% der Weltwährungsreserven). Diese Rücklagen werden auch dringend gebraucht, um die nötigen Reformen im Bereich Bankensanierung, Privatisierung von Staatsunternehmen und den Auf-bau einer Sozialversicherung zu finanzieren. Ein großes Außenhandelsdefizit kann sich China deshalb nicht leisten (vgl. Heinrich 2005, 1).
2.1.2 Außenhandel
Trotz der Konjunkturschwäche in allen wichtigen Absatzmärkten der Welt, entwickelen sich die chinesischen Exporte ausgezeichnet. Dies ist zum einen darauf zurückzuführen, dass die ausländischen Direktinvestitionen zunehmend operationell werden. Zum anderen handelt es sich bei den chinesischen Exporten noch immer mehrheitlich um „Low-tech“-Konsumgüter (Spielwaren, Textilien, Schuhe etc.), die von der Stagnation in den westlichen Exportmärkten weniger betroffen sind als etwa die Exportsektoren in Taiwan oder Korea (vgl. Dörig 2004, 9). Der chinesische Außenhandel erreichte 2003 ein Volumen von 851,2 Mrd. US$. Dies entspricht einer Zunahme von 37,1% gegenüber 2002. Chinas Exporte stiegen um 34,6% (2002: 22,3%) auf 438,3 Mrd. US$ (2002: 325,1 Mrd. US$). Aber auch die Importe verzeichneten ein starkes Wachstum. So stiegen diese um 39,9% (2002: 21,2%) auf 412,8 Mrd. US$ (2002: 295,2 Mrd. US$). Entsprechend hat der chinesische Handelsbilanzüberschuss gegenüber 2002 um 16,3% auf 25,5 Mrd. US$ abgenommen (2002: 30,5 Mrd. US$).
Durch die feste Bindung des Renminbi an den US$ findet mit dem fallenden US$-Wechselkurs, eine real-effektiven Abwertung des Renminbi statt, was den Exportzuwachs zusätzlich beflügelte (vgl. Bofinger et al. 2004, 54). Zu den wichtigsten chinesischen Export-gütern gehören Maschinen, Textilien und elektronische Produkte. Maschinen, mineralische und chemische Produkte sowie Metalle und Textilien dominieren den chinesischen Import. In den letzten Jahren ging der Handelsüberschuss zunehmend zurück (vgl. Dörig 2004, 9). In diesem Jahr erwartet man einen Überschuss von 10 Mrd. US$. Viele Spezialisten prognosti-zieren künftig einen schrumpfenden Handelsüberschuss, der auf dem Beitritt Chinas zur WTO, die beträchtliche Reduzierung der nichttarifären Maßnahmen zur Einfuhrbeschrän-kung, die Beschleunigung der inländischen wirtschaftlichen Umstrukturierung und die starke inländische Nachfrage nach Hochtechnologien, Maschinen, Energieträgern und Rohstoffen zurückzuführen ist.
2.2 Überhitzung und Maßnahmen gegen eine „harte Landung“
Aus all diesen positiven Zahlen resultieren Befürchtungen hinsichtlich einer konjunkturellen Überhitzung (chinesisch: „Guore“). Die Wachstumsrate lag im 1. Quartal 2004 bei 9,8% und damit weit über dem von der Regierung angestrebten Wachstumsziel von 7%. Weiterer Indi-kator für eine Überhitzung der Wirtschaft ist die Inflationsrate. Vor allem Nahrungsmittel-und Rohstoffe unterlagen einem starken Preisanstieg. Im Jahresdurchschnitt 2004 betrug die Inflationsrate 3,9 % und erreichte damit den höchsten Stand seit sieben Jahren. Im Jahr zuvor lag sie noch unter einem Prozent (vgl. Bofinger et al. 2004, 56). Vor allem die hohen Investi-tionen im Immobiliensektor sowie in der Automobilindustrie und den vorgelagerten Indust-rien wie Eisen, Stahl und Zement verschärften die Bedenken (vgl. Müllauer 2005, 1). Um der Gefahr einer Überhitzung zu entgehen, bemühte sich die Regierung mit einer Reihe makro-ökonomischer Stabilisierungsmaßnahmen die überschwängliche Dynamik zu dämpfen. Dabei
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- Fabio Di Gregorio (Author), 2005, Aktuelle makroökonomische Entwicklung und Probleme Chinas - Marktbearbeitung im Auslandsmarkt China, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48489
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