Seit über dreißig Jahren wird die in Deutschland größtenteils noch vorherrschende Sonderbeschulung von Behinderten durch die Integrationsbewegung, die statt Separation gemeinsamen Unterricht von Behinderten und Nichtbehinderten propagiert, grundsätzlich in Frage gestellt. Die Idee allein scheint breiten Anklang zu finden. Dennoch ist die Umsetzung gemeinsamen Lernens in der Öffentlichkeit und in pädagogischen Fachkreisen nicht unumstritten. Der Begriff „integrieren“ (lat. integrare) bedeutet „etwas zusammenfügen, das vorher getrennt war, die Wiederherstellung eines Ganzen“ (Schöler 1 993). In der Sonderpädagogik bezeichnet „Integration“ die Eingliederung von behinderten Menschen in „normale Umfelder (Sander in Haarmann 1996). Ein Ziel der Integrationsbewegung ist somit, das Zusammenleben von Behinderten und Nichtbehinderten in der Gesellschaft zur Normalität werden zu lassen, beginnend in der Schule. Zu Fragen ist, ob die schulische Integration wirklich zur Eingliederung Behinderter in die Gesellschaft beiträgt. Weiterhin steht die Forderung nach behindertenspezifischer Förderung in allgemeinen Schulen im Spannungsverhältnis zu den individuellen Bedürfnissen von behinderten Kindern. Kann die Regelschule diesen besonderen Bedürfnissen gerecht werden und wie kann sie es am besten realisieren? Wo sind der Integration Grenzen gesetzt? Auch der Anspruch eines behinderten Kindes auf Miteinander und Gemeinsamkeit mit Nichtbehinderten steht dem Bedürfnis nach Identifikation mit der Gruppe von Gleichbehinderten gegenüber. In meiner Klausur werde ich unter anderem versuchen diese Fragen zu beantworten und kritisch zu beleuchten. Um einen Überblick über die Thematik zu geben werde ich mit der Darstellung der Entwicklung des Behinderungsbegriffs und den wichtigsten Daten der Geschichte des gemeinsamen Unterrichts beginnen. Es folgen die Begründungen d es Integrationskonzepts von Jakob Muth und Georg Feuser und deren kritische Hinterfragung. Anschließend gilt es die praktische Umsetzung des gemeinsamen Unterrichts in der Grundschule zu beleuchten bevor die Ergebnisse empirischer Untersuchungen zum integrativen Unterricht präsentiert werden. Wichtig erscheint es mir in Punkt 4.3 die Grenzen der Integration aufzuzeigen und in der Schlussbetrachtung selbst zur Diskussion um gemeinsamen Unterricht Stellung zu nehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklung des Behinderungsbegriffs
- Die Entwicklung des gemeinsamen Unterrichts
- Begründungen für integrativen Unterricht
- Begründungen nach Jakob Muth
- Begründungen nach Georg Feuser
- Kritik an den Begründungen
- Praxis
- Rahmenbedingungen der schulischen Integration
- Empirische Befunde
- Grenzen der Integration
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich kritisch mit der Integration von Kindern mit Behinderungen in der Grundschule, insbesondere mit der Frage, ob die Grundschule tatsächlich eine Schule für alle Kinder sein kann. Die Arbeit analysiert die Entwicklung des Behinderungsbegriffs und die Geschichte des gemeinsamen Unterrichts. Sie beleuchtet die Begründungen für integrativen Unterricht sowie die Praxis der Integration in der Grundschule, einschließlich der Rahmenbedingungen, empirischer Befunde und Grenzen der Integration.
- Entwicklung des Behinderungsbegriffs
- Entwicklung des gemeinsamen Unterrichts
- Begründungen für integrativen Unterricht
- Praxis der Integration in der Grundschule
- Grenzen der Integration
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor: Kann die Grundschule eine Schule für alle Kinder sein? Sie beleuchtet die Idee des gemeinsamen Unterrichts von behinderten und nichtbehinderten Kindern und stellt die wichtigsten Fragen, die in der Arbeit behandelt werden.
Die Entwicklung des Behinderungsbegriffs
Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung des Behinderungsbegriffs von seinen Anfängen in der Heilpädagogik bis hin zu neueren Definitionen, die die Bedeutung von Umweltfaktoren und Inklusion hervorheben. Es zeigt, wie der Begriff „Behinderung“ von einer Fokussierung auf individuelle Defekte zu einem Verständnis von Behinderung als Resultat aus der Interaktion zwischen Mensch und Umwelt verschoben hat.
Die Entwicklung des gemeinsamen Unterrichts
Dieses Kapitel beleuchtet die Geschichte des gemeinsamen Unterrichts in Deutschland, beginnend mit der Einführung der Demokratie im Jahr 1918 und der Entwicklung des Reichsgrundschulgesetzes im Jahr 1920. Es zeigt, wie die Idee des gemeinsamen Unterrichts für alle Kinder, unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten, entstanden ist.
Begründungen für integrativen Unterricht
Dieses Kapitel stellt die wichtigsten Begründungen für integrativen Unterricht vor, insbesondere die Argumente von Jakob Muth und Georg Feuser. Es diskutiert die Kritik an diesen Begründungen und die Herausforderungen, die mit der Integration von Kindern mit Behinderungen verbunden sind.
Praxis
Dieses Kapitel untersucht die praktische Umsetzung des gemeinsamen Unterrichts in der Grundschule, einschließlich der Rahmenbedingungen, empirischer Befunde und der Grenzen der Integration. Es beleuchtet die Herausforderungen, denen Lehrkräfte und Kinder im integrativen Unterricht gegenüberstehen, und die Möglichkeiten zur Förderung aller Kinder im gemeinsamen Unterricht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Schlüsselwörter „Behinderung“, „Integration“, „Gemeinsamer Unterricht“, „Grundschule“, „Inklusion“, „individuelle Bedürfnisse“, „empirische Befunde“, „Grenzen der Integration“ und „Pädagogische Förderung“. Sie analysiert die Entwicklung des Begriffs „Behinderung“ und die Geschichte des gemeinsamen Unterrichts in Deutschland, um die Herausforderungen und Möglichkeiten der Integration von Kindern mit Behinderungen in der Grundschule zu beleuchten.
- Quote paper
- Maraike Sittartz (Author), 2005, Integration von Kindern mit Behinderungen in der Grundschule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48438