Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Präsidialrepublik Indonesien. Mit einer Gesamtfläche von ca. 1,9 Millionen Quadratkilometern ist dieser aus fast 14000 Inseln bestehende Staat größer als alle 25 Staaten der EU zusammengenommen. 86,9% der über 200 Millionen Einwohner sind Muslime. So ist Indonesien mit etwa 174 Millionen Moslems der Staat mit den meisten Menschen islamischen Glaubens auf der Erde. Der Großteil der Indonesier (mehr als die Hälfte) lebt auf der dicht besiedelten Insel Java mit Indonesiens Hauptstadt Jakarta.
Auch wenn Indonesien geographisch weitab von den politikwissenschaftlich relevanten Zentren wie Europa oder Nordamerika liegt, so ist doch gerade dieser sich in einem Transformationsprozess der Demokratie befindliche Staat aufgrund seiner gesellschaftlichen und politischen Entwicklung auch für die westliche Demokratie - und Politikforschung von Interesse. Für die Analyse speziell Indonesiens habe ich mich entschieden, da ich im Rahmen eines einsemestrigen Studiums, vom Januar bis August 2003, an der Udayana Universität in Denpasar (Bali), auf die junge Demokratie Indonesiens aufmerksam wurde. Seit dem Sturz der autoritären und militärischen Suhartoregierung 1998 befindet sich dieser Staat in einem schwierigen Prozess der Institutionalisierung und Konsolidierung einer Demokratie. Am 5. April 2004 werden die erst zweiten freien Parlamentswahlen nach 1999 stattfinden. Des weiteren werden die rund 200 Millionen Indonesier erstmalig in Indonesiens Geschichte am 5. Juli ihren Präsidenten sowie ihren Vizepräsidenten direkt wählen. Die Wahlen werden begleitet von einschneidenden Änderungen im Regierungs- und Wahlsystem, die bei den Wahlen 2004 erstmalig Anwendung finden.
Mit dem Sturz Suhartos verloren auch die Streitkräfte nach einer über 30jährigen Militärherrschaft zunehmend an Bedeutung und Einfluss. Wo steht das Militär heute und welche Rolle wird es bei den Wahlen 2004 spielen? Welche Stellung nimmt der Islam in der größten islamischen Demokratie der Welt ein? Wie steht es um die Zivilgesellschaft in der jungen Demokratie? Wollen die Bürger eine demokratische Staatsform oder sehnen sie sich gar nach den alten Machtstrukturen zurück. Dieses Phänomen ist in jungen Demokratien, die die Strukturen eines autoritären Systems gerade erst überwunden haben, oftmals zu beobachten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. THEORIE
- 2.1. Der Begriff der Demokratie
- 2.1.1. Definitionen
- 2.1.2. Der Minimalbegriff einer elektoralen Demokratie
- 2.1.3. Die rechtsstaatliche Demokratie
- 2.1.4. Defekte Demokratien
- 2.1.4.1 Szenarien der Demokratisierung in defekten Demokratien
- 2.2. Erfolgreiche Transformation
- 2.2.1. Bedingungen und Hindernisse
- 2.2.2. Institutionalisierung
- 2.2.3. Die konsolidierte Demokratie
- 2.3. Zusammenfassung
- 3. ANALYSE INDONESIENS
- 3.1. Geschichtliche Entwicklung
- 3.1.1. Die Staatsphilosophie Pancasila (die Fünf Prinzipien)
- 3.2. Demokratiestand 2004
- 3.2.1. Das indonesische Regierungssystem bis 2004
- 3.2.2. Das neue parlamentarische Regierungssystem
- 3.2.3. Das indonesische Wahlrecht 2004
- 3.2.5. Das Militär
- 3.2.5.1. Das Militär heute
- 3.2.6. Religion und Politik
- 3.2.7. Die Zivilgesellschaft und die Medien
- 3.2.8. Beurteilung nach Freedom House
- 3.2.8.1. Vergleich mit anderen südostasiatischen Ländern
- 3.3. Ergebnis der Analyse
- 3.3.1. Einordnung Indonesiens in Merkels Konzept der mehrdimensionalen rechtsstaatlichen Demokratie
- 3.3.1.1. Der indonesische Subtypus einer defekten Demokratie
- 3.3.2. Indonesien im Transformationsprozess
- 3.4. Fazit
- 4. WOHIN STEUERT INDONESIENS DEMOKRATIE NACH DEN WAHLEN ?
- 4.1. Indonesien vor den Wahlen 2004
- 4.1.1. Die Parteienlandschaft 2004
- 4.1.2. Die Stimmung in der Bevölkerung vor den Wahlen
- 4.1.2.1. Einstellung zu Wahlsystem und Wahlen
- 4.1.2.2. Die Einstellung zu den politischen Parteien
- 4.1.3. Zusammenfassung und Prognose für die Wahlen 2004
- 4.2. Indonesien hat gewählt
- 4.2.1. Demokratische Wahlen
- 4.2.2. Das Wahlergebnis 2004
- 4.2.3. Die Präsidentschaftswahlen 2004
- 4.3. Bedeutung der Wahl für Indonesiens Demokratie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Demokratisierungsprozess Indonesiens und analysiert den Stand der Demokratie im Jahr 2004. Ziel ist es, die Entwicklung Indonesiens im Hinblick auf seine demokratische Transformation zu bewerten und mögliche zukünftige Entwicklungen im Kontext der Wahlen 2004 zu prognostizieren.
- Definition und verschiedene Konzepte von Demokratie
- Bedingungen und Hindernisse für eine erfolgreiche demokratische Transformation
- Analyse des indonesischen Regierungssystems und des Wahlrechts
- Rolle des Militärs und der Religion in der indonesischen Politik
- Bedeutung der Wahlen 2004 für die Zukunft der indonesischen Demokratie
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema der Diplomarbeit ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Stand der Demokratisierung in Indonesien im Jahr 2004. Es skizziert den Forschungsansatz und die Struktur der Arbeit.
2. Theorie: Das Kapitel entwickelt ein theoretisches Fundament zur Analyse des indonesischen Demokratisierungsprozesses. Es definiert den Begriff der Demokratie anhand verschiedener Konzepte, von minimalen elektoralen Demokratien bis hin zu rechtsstaatlichen Demokratien, und beschreibt verschiedene Szenarien der Demokratisierung in defekten Demokratien. Es untersucht die Bedingungen und Hindernisse für eine erfolgreiche demokratische Transformation und das Konzept der konsolidierten Demokratie.
3. Analyse Indonesiens: Dieses Kapitel analysiert die geschichtliche Entwicklung Indonesiens, mit besonderem Fokus auf die Staatsphilosophie Pancasila und ihren Einfluss auf den Demokratisierungsprozess. Es untersucht den Demokratiestand im Jahr 2004, einschließlich des Regierungssystems, des Wahlrechts, der Rolle des Militärs und der Religion, sowie die Bewertung durch Freedom House im Vergleich zu anderen südostasiatischen Ländern. Das Kapitel endet mit einer Einordnung Indonesiens in ein Konzept der mehrdimensionalen rechtsstaatlichen Demokratie und einer Einschätzung des Transformationsprozesses.
4. Wohin steuert Indonesiens Demokratie nach den Wahlen?: Dieses Kapitel analysiert die Situation in Indonesien vor den Wahlen 2004, einschließlich der Parteienlandschaft und der Stimmung in der Bevölkerung. Es untersucht die Ergebnisse der Wahlen, sowohl die parlamentarischen als auch die Präsidentschaftswahlen, und bewertet deren Bedeutung für die Zukunft der indonesischen Demokratie.
Schlüsselwörter
Indonesien, Demokratisierung, Demokratie, Defekte Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Pancasila, Wahlrecht, Militär, Religion, Politik, Zivilgesellschaft, Wahlen 2004, Transformationsprozess, Südostasien.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Indonesiens Demokratisierungsprozess 2004
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Demokratisierungsprozess Indonesiens im Jahr 2004. Sie beinhaltet eine umfassende Literaturübersicht, theoretische Grundlagen zur Demokratie, eine detaillierte Analyse des indonesischen Regierungssystems, der Rolle des Militärs und der Religion, sowie eine Bewertung des Wahlergebnisses von 2004 und dessen Bedeutung für die Zukunft der indonesischen Demokratie.
Welche theoretischen Konzepte werden verwendet?
Die Arbeit verwendet verschiedene Konzepte von Demokratie, von minimalen elektoralen Demokratien bis hin zu rechtsstaatlichen Demokratien, einschließlich des Begriffs der "defekten Demokratie". Sie untersucht Bedingungen und Hindernisse für eine erfolgreiche demokratische Transformation und das Konzept der konsolidierten Demokratie.
Wie wird Indonesiens Demokratie im Jahr 2004 bewertet?
Die Arbeit analysiert den Demokratiestand Indonesiens 2004 anhand verschiedener Kriterien: Regierungssystem, Wahlrecht, Rolle des Militärs und der Religion, Beurteilung durch Freedom House im Vergleich zu anderen südostasiatischen Ländern. Indonesien wird in ein Konzept der mehrdimensionalen rechtsstaatlichen Demokratie eingeordnet und sein Transformationsprozess bewertet.
Welche Rolle spielen das Militär und die Religion in der indonesischen Politik?
Die Arbeit untersucht den Einfluss des Militärs und der Religion auf den Demokratisierungsprozess. Es wird analysiert, wie diese Akteure das politische System beeinflussen und welche Rolle sie im Jahr 2004 gespielt haben.
Welche Bedeutung hatten die Wahlen 2004 für Indonesien?
Die Arbeit analysiert die Situation vor den Wahlen 2004 (Parteienlandschaft, Stimmung in der Bevölkerung), das Wahlergebnis (Parlaments- und Präsidentschaftswahlen) und dessen Bedeutung für den weiteren Verlauf des Demokratisierungsprozesses.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Einleitung, Theorie, Analyse Indonesiens und die Bedeutung der Wahlen 2004 für die Zukunft der indonesischen Demokratie. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte des Demokratisierungsprozesses.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Indonesien, Demokratisierung, Demokratie, Defekte Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Pancasila, Wahlrecht, Militär, Religion, Politik, Zivilgesellschaft, Wahlen 2004, Transformationsprozess, Südostasien.
Welche Forschungsfrage wird beantwortet?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie weit ist Indonesien im Jahr 2004 auf dem Weg zur Demokratisierung und welche Bedeutung haben die Wahlen 2004 für die Zukunft des Landes?
- Quote paper
- Diplom-Sozialwissenschaftler Marcus Feuerstein (Author), 2004, Auf dem Weg in welche Demokratie befindet sich Indonesien?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48408