Unsere pluralistische Gesellschaft besteht aus Menschen mit unterschiedlichen Meinungen, Interessen, Erwartungen und Wertvorstellungen. Durch die alltägliche Konfrontation dieser verschiedenen Standpunkte sind Konfliktsituationen vorprogrammiert und gehören zum Alltag, auch zum Schulalltag. Häufig eskalieren diese Konflikte aber, besonders unter Kindern und Jugendlichen, zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. In den Medien wird immer häufiger über eine zunehmende Gewaltbereitschaft unter Kindern und Jugendlichen berichtet und die schrecklichen Ereignisse in Erfurt und in mehreren amerikanischen Schulen sind uns noch in grausamer Erinnerung.
Schüler lernen in der Familie oft nicht mehr, mit Problemen und Konflikten konstruktiv umzugehen und äußern sie demnach in gewalttätigen Handlungen. Gespräche mit Pädagogen und eigene Erfahrungen bestätigen diese Entwicklung. Gerade in der heutigen pluralistischen Gesellschaft, in der Menschen mit unterschiedlichen Ansichten und Wertvorstellungen aufeinander treffen, ist es dringend notwendig, dass Schüler Toleranz und die Fähigkeit zur Empathie und Kommunikation entwickeln und lernen ihr eigenes Verhalten und Denken kritisch zu reflektieren. Diese Fähigkeiten bilden die Basis für eine produktive Konfliktbewältigung. Weil vielen Kindern dieses im Elternhaus nicht vermittelt wird, stellt die Schule hier eine wichtige Sozialisationsinstanz dar.
Eine mögliche Maßnahme zur einvernehmlichen Konfliktbewältigung und somit zur Gewaltprävention ist die Mediation. Sie wurde bereits vor mehreren hundert Jahren in China als Mittel zur Streitschlichtung angewendet. Heute hat sich dieses Verfahren als außergerichtliche Vermittlungsform besonders in den USA etabliert. Auch Schulen können von der Mediation als Verfahren zur konstruktiven Konfliktdeeskalation profitieren, welches in dieser Arbeit genauer erläutert werden soll. Nach einem einführenden Kapitel über die Definition von Konflikten und typischen Konfliktsituationen im Schul-, speziell im Grundschulalltag, werden Grundsätze, Methode, sowie der Ablauf der Mediation beschrieben. Anschließend werde ich auf die praktische Umsetzung von Mediation in der Grundschule eingehen und die Ausbildung zum Streitschlichter vorstellen. Obwohl in der zugrunde liegenden Literatur kein Konsens darüber besteht, werde ich die Begriffe „Mediation“ und „Streitschlichtung“ synonym benutzen.
Gliederung
1. Einleitung
2. Konflikte in der Grundschule
2.1 Versuch einer Begriffsdefinition
2.2 Die Schule als Kooperations- und Konfliktbereich
3. Mediation als konstruktive Vermittlungstechnik bei Konflikten
3.1 Begriffsdefinition nach Dulabaum
3.2 Aufgaben und notwendige Fähigkeiten des Mediators
3.3 Phasen der Mediation
4. Mediation in der Grundschule- Darstellung eines Streitschlichterprogramms
4.1 Schüler als Streitschlichter
4.2 Mediatorenausbildung für Grundschüler
5. kritische Reflexion und Diskussion
1. Einleitung
Unsere pluralistische Gesellschaft besteht aus Menschen mit unterschiedlichen Meinungen, Interessen, Erwartungen und Wertvorstellungen. Durch die alltägliche Konfrontation dieser verschiedenen Standpunkte sind Konfliktsituationen vorprogrammiert und gehören zum Alltag, auch zum Schulalltag. Häufig eskalieren diese Konflikte aber, besonders unter Kindern und Jugendlichen, zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. In den Medien wird immer häufiger über eine zunehmende Gewaltbereitschaft unter Kindern und Jugendlichen berichtet und die schrecklichen Ereignisse in Erfurt und in mehreren amerikanischen Schulen sind uns noch in grausamer Erinnerung. Schüler lernen in der Familie oft nicht mehr, mit Problemen und Konflikten konstruktiv umzugehen und äußern sie demnach in gewalttätigen Handlungen. Gespräche mit Pädagogen und eigene Erfahrungen bestätigen diese Entwicklung. Gerade in der heutigen pluralistischen Gesellschaft, in der Menschen mit unterschiedlichen Ansichten und Wertvorstellungen aufeinander treffen, ist es dringend notwendig, dass Schüler Toleranz und die Fähigkeit zur Empathie und Kommunikation entwickeln und lernen ihr eigenes Verhalten und Denken kritisch zu reflektieren. Diese Fähigkeiten bilden die Basis für eine produktive Konfliktbewältigung. Weil vielen Kindern dieses im Elternhaus nicht vermittelt wird, stellt die Schule hier eine wichtige Sozialisationsinstanz dar.
Eine mögliche Maßnahme zur einvernehmlichen Konfliktbewältigung und somit zur Gewaltprävention ist die Mediation. Sie wurde bereits vor mehreren hundert Jahren in China als Mittel zur Streitschlichtung angewendet. Heute hat sich dieses Verfahren als außergerichtliche Vermittlungsform besonders in den USA etabliert.
Auch Schulen können von der Mediation als Verfahren zur konstruktiven Konfliktdeeskalation profitieren, welches in dieser Arbeit genauer erläutert werden soll.
Nach einem einführenden Kapitel über die Definition von Konflikten und typischen Konfliktsituationen im Schul-, speziell im Grundschulalltag, werden Grundsätze, Methode, sowie der Ablauf der Mediation nach Nina Dulabaum, die im Bereich Mediation und Konfliktmanagement in Deutschland und Österreich sehr aktiv ist, beschrieben. Anschließend werde ich auf die praktische Umsetzung von Mediation in der Grundschule eingehen und anhand von Karin Jefferys- Dudens Streitschlichterprogramm die Ausbildung zum Streitschlichter vorstellen.
Obwohl in der zugrunde liegenden Literatur kein Konsens darüber besteht, werde ich die Begriffe „Mediation“ und „Streitschlichtung“ synonym benutzen.
2. Konflikte in der Grundschule
Konflikte werden im Allgemeinen als Störungen der zwischenmenschlichen Beziehungen erlebt. Sie sind in der Regel mit Ärger und einem hohen Energieaufwand für die Konfliktparteien verbunden. Trotz alledem gehören Konflikte zum gesellschaftlichen und somit auch zum schulischen Alltag. Ich möchte in diesem Kapitel zunächst die wichtigsten Merkmale von interpersonalen Konflikten darstellen und anschließend die Schule als Institution in der Konflikte auftreten und in der gleichzeitig Kooperation und Toleranz gelernt werden muss, in den Betrachtungswinkel stellen.
2.1 Versuch einer Begriffsdefinition
Es ist schwierig eine einheitliche Definition für den Begriff „Konflikt“ zu finden, da mehrere Wissenschaften das Auftreten und die Ursache von Konflikten zum Forschungsgegenstand haben und somit mit anderen Schwerpunktsetzungen und Blickwinkeln an einen Definitionsversuch herangehen. Ich lege meinen Ausführungen die Definition von Neubauer zugrunde, dessen Fachgebiet die Sozialpsychologie ist. Intrapersonale Konflikte bleiben hierbei unberücksichtigt.
1. Bei einem Konflikt gibt es zwei oder mehrere Parteien, die verschiedene Standpunkte einnehmen. Das Verhalten der einen Partei zieht Konsequenzen für das Verhalten der anderen Partei nach sich.
2. Die Verhaltensabsichten der Parteien lassen sich, aufgrund der unterschiedlichen Standpunkte und Sichtweisen, nur schlecht miteinander vereinbaren.
3. Das beabsichtigte Verhalten einer Partei behindert oder blockiert das Verhalten der anderen Partei. Ein Konflikt entsteht dann, wenn sich die Parteien gegenseitig angreifen und sich mehr oder weniger bewusst Schaden zufügen wollen. Eine Meinungsverschiedenheit ist noch kein Konflikt, kann sich aber zu einem solchen ausweiten. Konflikte implizieren demnach die Anwendung von physischer oder psychischer Gewalt. Gewalttätige Verhaltensweisen könnten etwa Beschimpfungen, Bedrohungen, Hänseleien, Liebesentzug, Ignoranz, Raufereien, Schlägereien, etc. sein.
2.2 Schule als Konflikt- und Kooperationsbereich
Wie bereits erwähnt, treten Konflikte in allen gesellschaftlichen Bereichen, und somit auch in der Schule auf. Hier treffen Kinder mit unterschiedlichen Interessen, Standpunkten, Norm- und Wertvorstellungen, bedingt durch unterschiedliche Sozialisationshintergründe, auf engstem Raum zusammen. Zudem führen unangemessene Formen der Austragung interpersonaler Diskrepanzen zur Entstehung und Manifestierung eines Konflikts. Viele Schüler haben nicht gelernt, mit Meinungsverschiedenheiten und Konflikten konstruktiv umzugehen. Oft wird die Anwendung von Gewalt als einzige Lösungsmöglichkeit gesehen. Konflikte, wie sie häufig zwischen Schülern vorkommen, sind z.B.: Probleme in der Zusammenarbeit, Außenseiterprobleme, z.B. Hänseln, Beschimpfungen oder Diskriminierungen von Mitschülern, Rangeleien, häufig bedingt dadurch, dass Schüler sich in ihrem Vorhaben von anderen gestört fühlen, z.B. wenn mehrere Schüler nach der Pause als erster in der Klasse sein wollen, Handgreiflichkeiten, Missverständnisse und Meinungsverschiedenheiten, die nicht adäquat verbalisiert werden, etc.
Derartige Konflikte werden in der Schule oft unterdrückt, indem die Lehrerin als eine Art Schiedsrichter eingreift und über Sieger und Verlierer urteilt. Intensive Auseinandersetzungen über die entstandenen zwischenmenschlichen Spannungen und mit der eigentlichen Ursache des Problems finden aus zeitlichen Gründen oft nicht statt. Dieses hat zur Folge, dass es lediglich zu einer Art „Waffenstillstand“ zwischen den Konfliktparteien kommt, die eigentliche Konfliktursache und somit das Problem aber noch nicht gelöst sind.
Die Schule als Bildungs- und Erziehungsinstanz sollte den Schülern Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten vermitteln, die es ihnen ermöglichen, selbständig zu urteilen und eigenverantwortlich in der Gesellschaft zu handeln. Sie soll Schüler zu mündigen Menschen herausbilden. In der heutigen Gesellschaft, in der Menschen mit verschiedenen Wertvorstellungen, Ansichten und Lebenseinstellungen aufeinander treffen, sind Toleranz und Achtung vor dem Anderen unverzichtbar. Schüler müssen demnach lernen, Konflikte gewaltfrei auszutragen und andere Überzeugungen und Standpunkte zu tolerieren. Da vielen diese Fähigkeiten im Elternhaus häufig nicht mehr vermittelt werden, muss die Schule hier ein Übungsfeld für Kommunikation und Kooperation darstellen. Dies kann durch die Praktizierung von Mediation erfolgen. Sie ermöglicht den Schülern einen konstruktiven Umgang mit Konflikten und trägt somit erheblich zur Gewaltprävention bei. Das Konzept und die Methoden der Mediation werden im nächsten Kapitel beschrieben.
[...]
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.