Die Hoffnung auf den Messias, die das Judentum bis heute prägt, ist im ersten Testament keineswegs eine zentrale Tradition. Vielmehr gewinnt die messianische Idee ab der Exilszeit, vor allem aber im frühen Judentum an Bedeutung und Struktur hin zu den vertrauten eschatologischen Bildern.
Und dennoch sind wesentliche Grundzüge, die das urchristliche Bekenntnis zu Jesus von Nazareth als dem Messias ermöglichen, im ersten Testament zu finden. Allein der Titel Messias reicht zurück auf die Königstradition im alten Israel und Juda. So ist es schließlich nicht weiter verwunderlich, dass essentielle messianische Bilder der beiden Testamente an diese Tradition anschließt.
Neben der Königsideologie gibt es andere wichtige messianische Visionen, wie etwa die messianische Ämterteilung bei dem Propheten Sacharja oder das Bild des Menschensohnes in Daniel 7. All diese Bilder, die weitere Anknüpfungspunkte für die Deutung Jesu als den ersehnten Messias liefern, können hier nicht behandelt werden.
Der Blick soll vielmehr auf die Entstehung des Königtums in Israel und Juda und seine Entwicklung fallen. Davon ausgehend soll die messianische Idee als ein Gegenbild zum historischen Königtum und die Anknüpfung des zweiten Testaments an diese Vorstellung betrachtet werden. Schließlich ist es die Salbung des Königs bei seinem Amtsantritt, die den Titel Messias (māšîah; Gesalbter), ausgehend von dem hebräischen Wort māšah ([be-]streichen, salben) prägt. In diesem Sinn waren also alle Könige Israels und Judas Messiasse, weshalb auch mit der Darstellung des ersttestamentlichen Königtums begonnen werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Königtum im alten Israel und Juda
- Vorexilische Königstheologie (Ps 2)
- Königtum und das Recht JHWHS
- Die Heilszeit des künftigen Königs (Jes 7,1-25; 9,1-6; 11,1-10)
- Jesus von Nazareth und das königliche Messiasbild
- Abschließende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung und Entwicklung des Königtums im alten Israel und Juda und betrachtet dabei insbesondere die messianische Idee als Gegenbild zum historischen Königtum. Im Fokus steht die Bedeutung der Salbung des Königs bei seinem Amtsantritt, die den Titel Messias (mašîah; Gesalbter) prägt. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen messianischen Visionen im ersten Testament und stellt die Verbindung zum zweiten Testament her, indem sie die Anknüpfung des urchristlichen Bekenntnisses zu Jesus von Nazareth als dem Messias an die Königstradition im alten Israel und Juda untersucht.
- Das Königtum im alten Israel und Juda: Entstehung, Traditionen und Bedeutung der Salbung
- Die vorexilische Königsideologie: Gottessohnschaft, Weltherrschaft und das Recht JHWHS
- Die Heilszeit des künftigen Königs: Messianische Verheißungen in Jesaja
- Die messianische Idee als Gegenbild zum historischen Königtum
- Die Verbindung des urchristlichen Bekenntnisses zu Jesus von Nazareth als dem Messias mit der Königstradition
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Diese Einleitung führt in die Thematik des Buches ein und erläutert den Zusammenhang zwischen der messianischen Hoffnung im Judentum und der Königstradition im alten Israel und Juda. Sie erklärt die Bedeutung der Salbung als zentrales Element des Königtums und gibt einen Ausblick auf die Themen des Buches.
Königtum im alten Israel und Juda
Dieses Kapitel behandelt die Entstehung des Königtums im alten Israel und Juda und stellt seine Besonderheiten im Vergleich zu anderen Kulturen des alten Orients heraus. Es erläutert die Bedeutung der Salbung als rituelles Element des Königtums und zeigt die unterschiedlichen Formen der Salbung auf.
Vorexilische Königsideologie (Ps 2)
Dieses Kapitel analysiert den 2. Psalm als Beispiel für die vorexilische Königsideologie. Es untersucht die Zusagen JHWHs an seinen Gesalbten und stellt Parallelen zu den Krönungszeremonien im alten Ägypten her.
Königtum und das Recht JHWHS
Dieses Kapitel beleuchtet die Spannung zwischen dem Königtum und dem Recht JHWHS im alten Israel. Es zeigt, wie die Könige Israels oftmals ihre Macht missbrauchten und das Recht JHWHS vergaßen. Die Rolle der Propheten als Kritiker des Königtums wird hier dargestellt.
Die Heilszeit des künftigen Königs (Jes 7,1-25; 9,1-6; 11,1-10)
Dieses Kapitel untersucht die messianischen Verheißungen in Jesaja, die die Hoffnung auf einen künftigen Heilskönig zum Ausdruck bringen. Es beleuchtet die drei zentralen Texte (Jes 7,1-25; 9,1-6; 11,1-10) und analysiert die Bedeutung des Immanuel-Orakel, die Geburt des göttlichen Kindes und die Ankündigung des messianischen Reiches.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen dieser Arbeit sind: Königtum, Salbung, Messias, Königstradition, Heilszeit, Jesaja, Immanuel-Orakel, Vorexilische Königsideologie, Recht JHWHS, Gottessohnschaft, Weltherrschaft, Prophetenkritik, Jesus von Nazareth, urchristliches Bekenntnis.
- Quote paper
- Patrick Grasser (Author), 2005, Der Gesalbte - Bedeutung und Tradition der Salbung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48306