Als 1793 Frankreich aufgrund der akuten äußeren Bedrohung die allgemeine Wehrpflicht einführte, wussten die französischen Generäle zunächst mit den neuen Soldaten nichts anzufangen und stellten sie in einer Schlacht gemäß der traditionellen Lineartaktik auf. Somit hatte Frankreich zwar das Problem der Finanzierung gelöst, indem es die teuren Söldnerheere durch bürgerliche Nationalregimenter austauschte, doch die alte Taktik erwies sich nun als höchst ungeeignet.
Der General Sunzi, der etwa 400 v. Chr. in China lebte, schrieb in seinem Werk „Die Kunst des Krieges“ über die Führung folgendes: „Die Führung einer großen Streitmacht ist im Prinzip die gleiche wie die Führung einiger weniger Männer: Es kommt nur darauf an, ihre Zahl aufzuteilen.“1
Und genau dies taten einige Jahre später erfahrene französische Truppenführer wie z.B. Moreau, Jordan, Marceau und Napoleon, indem sie den Menschenmassen der allgemeinen Wehrpflicht eine neue Taktik gaben. Während aber die einen Historiker die Schützentaktik für das entscheidende, neuartige Element der französischen Taktik halten,2 sehen Andere den „[...] Umbruch des taktischen Prinzips [...]“ in der Kolonnentaktik.3 Doch die neue Taktik beruhte nicht nur auf diesen beiden, sondern es waren drei schon bekannte Taktiken, die die Generäle zu einer Neuartigen kombinierten.
Ziel dieser Arbeit ist es, genau diese drei Taktiken zu thematisieren und zu untersuchen. Zunächst ist es aber notwendig, nicht nur das vorliegende Quellenmaterial genauer zu betrachten, sondern ebenfalls die Entstehung dieser Taktik in einen historischen Kontext einzufügen, denn die angewandte Infanterietaktik der europäischen Großmächte war bis zur Französischen Revolution nahezu identisch.
1 http://www.gloggnitzer.com/die%20kunst%20des%20krieges%20-%20sunzi.pdf:
Sunzi – Die Kunst des Krieges, Abschnitt V, 15.September 2005
2 vgl. Delbrück, Hans: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte,
Bd. 4, Berlin 1920 [ND: Berlin 1963], S. 462
3 vgl. Meier-Welcker, Hans: Handbuch zur deutschen Militärgeschichte, 1648-1939,
hrsg. v. Militärgeschichtliches Forschungsamt, Bd. 6 , Abschnitt IX, München 1983, S. 203
Inhaltsverzeichnis
- I Einleitung
- 1.1 Allgemeine Einleitung
- 1.2 Die Quellenlage zur neuartigen französischen Taktik
- II Hauptteil
- 2.1 Historischer Kontext
- 2.2 Der Aufbau der neuartigen Taktik
- 2.2.1 Die Lineartaktik
- 2.2.2 Die Kolonnentaktik
- 2.2.3 Die Schützentaktik
- III Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die neuartige Infanterietaktik, die im Zeitalter der Französischen Revolution entstand und insbesondere durch französische Generäle wie Moreau, Jordan, Marceau und Napoleon Bonaparte geprägt wurde.
- Die Entstehung der neuartigen französischen Taktik im historischen Kontext der Französischen Revolution und der allgemeinen Wehrpflicht.
- Die drei zentralen Taktiken - Linear-, Kolonnen- und Schützentaktik - und ihre Anwendung im französischen Heer.
- Der Wandel der Infanterietaktik in Europa und die Ablösung der traditionellen Lineartaktik durch die neuartige französische Taktik.
- Die Auswirkungen der neuartigen Taktik auf die französische Armee und ihre Rolle im Aufstieg Napoleons.
- Die Quellenlage und die Herausforderungen der historischen Forschung zur französischen Taktik im frühen 19. Jahrhundert.
Zusammenfassung der Kapitel
I Einleitung
Die Einleitung stellt die neuartige französische Taktik im Kontext der allgemeinen Wehrpflicht in Frankreich vor und beleuchtet die Problematik, mit der die französischen Generäle konfrontiert waren, die neu rekrutierten Soldaten effektiv einzusetzen. Sie skizziert die Ziele der Arbeit und erläutert die wichtigsten Quellen und Forschungsansätze.
II Hauptteil
2.1 Historischer Kontext
Dieser Abschnitt beleuchtet die politischen und militärischen Umstände, die zur Entwicklung der neuartigen französischen Taktik führten, insbesondere die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und den Beginn der Koalitionskriege.
2.2 Der Aufbau der neuartigen Taktik
Der Schwerpunkt dieses Abschnitts liegt auf der Beschreibung der drei zentralen Taktiken, die die französische Infanterietaktik prägten: die Lineartaktik, die Kolonnentaktik und die Schützentaktik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die neuartige französische Infanterietaktik im Kontext der Französischen Revolution und der Koalitionskriege. Wichtige Themen sind die allgemeine Wehrpflicht, die drei zentralen Taktiken (Linear-, Kolonnen- und Schützentaktik), der Aufstieg Napoleons, die Quellenlage und die Herausforderungen der historischen Forschung zu dieser Thematik.
- Quote paper
- André Miething (Author), 2005, Eine neuartige Infanterietaktik im Zeitalter der Französischen Revolution, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48242