Was ist Erlebnisgastronomie? Wenn von Erlebnisgastronomie gesprochen wird fallen wohl jedem einige Beispiele unterschiedlichster Art ein. Aber was haben diese verschiedenen Gastronomiekonzepte gemeinsam, was grenzt sie von der ‚gewöhnlichen’ Gastronomie ab? Diese Fragen sollen anhand von exemplarisch ausgewählten Konzeptbeispielen in der vorliegenden Arbeit geklärt werden. Aufgrund der Fülle von unterschiedlichsten Konzepten werden nur einige exemplarisch beleuchtet.
Auch wenn die Erlebnisgastronomie verstärkt in den letzten Jahren Freunde und Anhänger findet ist sie dennoch keine neue Erfindung. Schon Herzog Phillipe der Gute genoss in Frankreich um 1453 aufwändigst gestaltete Mahlzeiten mit höchstem Erlebnischarakter. So wird in einer historischen Quelle berichtet (Opaschowski 1993, 267): „…die erste Tafel [schmückte] eine mit Sängern gefüllte Kirche, in deren Gesang ein Glockenspiel einstimmte. Auf einer anderen schüttete ein Kind Rosenwasser herab, und auf einer dritten stand ein vollständig ausgerüstetes Schiff. Eine große Fontäne zierte die vierte Tafel; eine Pastete, in welcher 24 Musiker saßen, die fünfte. … Die Motive der Kochkünstler waren eben unerschöpflich.“
Was also unterscheidet ein ‚gewöhnliches’ Gastronomiekonzept von den Konzepten der Erlebnisgastronomie? Der größte Unterschied besteht sicherlich darin, dass bei einem Erlebnisgastronomiekonzept nicht die reine Nahrungsaufnahme im Vordergrund steht, sondern vielmehr die Erlebnisse, Erfahrungen und Sinneseindrücke, die um die reine Nahrungsaufnahme ‚arrangiert’ sind, diese begleiten und emotionalisieren. Dies kann zum einen die Art und Weise sein, wie die Lebensmittel zubereitet werden, zum Beispiel beim Front Cooking oder beim Hot Pot Fondue. Zum anderen kann dies die Umgebung sein, in der die Mahlzeit serviert wird, in einem Erlebnispark oder auch ein besonders aufwendig dekoriert und gestaltetes Restaurant. Eine weitere Möglichkeit, die aus einer ‚gewöhnlichen’ Mahlzeit etwas Besonderes macht ist das Rahmenprogramm, so zum Beispiel bei den character meals in Themenparks oder bei Mahlzeiten, die von einem Varieté Programm oder ähnlichem begleitet werden. Je nach Konzept steht die Mahlzeit oder die Atmosphäre mehr im Vordergrund, bei jeglichem Konzept ist aber der wechselseitige Bezug zwischen diesen beiden Komponenten vorhanden und von höchster Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Typisierung in der Erlebnisgastronomie
2.1 Theme eatery und Themenrestaurants
2.2 Character meals
2.3 Dinner Events
2.4 Confertainment
2.5 Weitere Formen der Themengastronomie
3 Merkmale & wirtschaftliche Bedeutung
4 Erfolgsfaktoren & Probleme
5 Fazit
Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Was ist Erlebnisgastronomie? Wenn von Erlebnisgastronomie gesprochen wird fallen wohl jedem von uns einige Beispiele unterschiedlichster Art ein. Aber was haben diese verschiedenen Gastronomiekonzepte gemeinsam, was grenzt sie von der ‚gewöhnlichen’ Gastronomie ab? Diese Fragen sollen anhand von ausgewählten Konzeptbeispielen in der Hausarbeit geklärt werden. Aufgrund der Fülle von unterschiedlichsten Konzepten werden nur einige exemplarisch in dieser Hausarbeit beleuchtet.[1]
Auch wenn die Erlebnisgastronomie verstärkt in den letzten Jahren ihre Freunde und Anhänger findet ist sie dennoch keine neue Erfindung. Schon Herzog Phillipe der Gute genoss in Frankreich um 1453 aufwändigst gestaltete Mahlzeiten mit höchstem Erlebnischarakter. So wird in einer historischen Quelle berichtet:
„…die erste Tafel [schmückte] eine mit Sängern gefüllte Kirche, in deren Gesang ein Glockenspiel einstimmte. Auf einer anderen schüttete ein Kind Rosenwasser herab, und auf einer dritten stand ein vollständig ausgerüstetes Schiff. Eine große Fontäne zierte die vierte Tafel; eine Pastete, in welcher 24 Musiker saßen, die fünfte. Nicht weit davon stand ein Schloss, das die schöne Melusine bewohnte, mit Fontänen, aus welchen Orangenwasser in die Schlossgräben sprudelte. In der Nähe klapperte eine Mühle, eine Wüste, eine Tropenlandschaft, ein liebendes Paar in einer Rosenlaube: Die Motive der Kochkünstler waren eben unerschöpflich.“[2]
Was also unterscheidet ein ‚gewöhnliches’ Gastronomiekonzept von den Konzepten der Erlebnisgastronomie? Ich denke der größte Unterschied besteht darin, dass bei einem Erlebnisgastronomiekonzept nicht die reine Nahrungsaufnahme im Vordergrund steht, sondern vielmehr die Tätigkeiten, Erfahrungen und ähnliches, was um die reine Nahrungsaufnahme ‚arrangiert’ ist, diese begleitet und emotionalisiert.
Dies kann zum einen die Art und Weise sein, wie die Lebensmittel zubereitet werden, zum Beispiel beim Front Cooking[3] oder beim Hot Pot Fondue[4]. Zum anderen kann dies die Umgebung sein, in der die Mahlzeit serviert wird, in einem Erlebnispark[5] oder auch ein besonders aufwendig dekoriert und gestaltetes Restaurant[6]. Eine weitere Möglichkeit, die aus einer ‚gewöhnlichen’ Mahlzeit etwas Besonderes macht ist das Rahmenprogramm, so zum Beispiel bei den character meals[7] in Themenparks oder bei Mahlzeiten, die von einem Varieté Programm oder ähnlichem begleitet werden.[8] Je nach Konzept steht die Mahlzeit oder die Atmosphäre mehr im Vordergrund, bei jeglichem Konzept ist aber der wechselseitige Bezug zwischen diesen beiden Komponenten vorhanden.
2 Typisierung in der Erlebnisgastronomie
In der Einleitung wurde Erlebnisgastronomie als ein Konzept vermittelt, bei dem nicht mehr allein die Aufnahme von Speisen im Vordergrund steht, sondern vielmehr alles was diesen Vorgang begleitet genauso wichtig, wenn nicht noch wichtiger, ist. Aus diesem Grunde ist die Erlebnisgastronomie auch nur sehr schwer von der ‚reinen’ Gastronomie zu trennen. Den Anspruch ein Erlebnis zu vermitteln und nicht nur ‚einfach Essen zu servieren’ hat fast jedes gastronomische Konzept.[9] Deshalb möchte ich mich in dieser Arbeit vornehmlich auf die Themengastronomie konzentrieren, hierunter werden vornehmlich Konzepte verstanden, die ein ursprünglich gastronomie-fernes Thema in den Mittelpunkt stellen. Dennoch sollen andere Konzepte auch Erwähnung finden.
Folgende Formen der Themengastronomie können unterschieden werden:[10]
- Theme eatery
- Character meals
- Dinner Events
- Confertainment
- Food courts
- Brand lands
- Coffee bars
- Erlebnsibrauereien
- Designbars
- Märkte & Volksfeste
Wie schon aus dieser ersten Unterteilung deutlich wird gibt es unzählige Themengastronomiekonzepte, so dass ich mich auf die erstgenannten. ‚Theme eatery’, ‚character meals’, ‚dinner events’ und ‚confertainment’ konzentrieren werde, zumal unter den Formen ‚theme eatery’ und ‚dinner events’ wieder viele verschiedene Konzepte gefasst werden können. Manchmal ist ein Gastronomiekonzept nicht alleinig einem Typ der Erlebnisgastronomie zuzuordnen, da es Elemente aus verschiedenen Typen enthält und die Übergänge zwischen den Gruppen fließend sind, typische Elemente treten nicht unbedingt in einer reinen Form sondern durchaus auch in einer Kombination auf.
2.1 Theme eatery und Themenrestaurants
Allen ‚ Themenrestaurants’ und ‚ theme eatery ’-Konzepten ist gemein, dass sie ihre gesamten Aktivitäten auf ein Thema oder Motto ausrichten. Dieses ist dann sowohl bei der Gestaltung des Interieurs, der Speisekarte zu bemerken, ja zieht sich gleich einem roten Faden konsequenterweise bis ins Marketing.
Themenrestaurants wie zum Beispiel die Hard Rock Cafés, Rainforest Cafés und Planet Hollywood Cafés gibt es inzwischen unzählige, häufig sind sie in großen Städten, Metropolen und Urlaubsgebieten angesiedelt.[11] Das Hard Rock Café ist die weltweit größte Themenrestaurantkette mit mehr als 113 Lokalen in über 40 Ländern der Welt. Thematisiert wird hier die Rockmusik, in den Restaurants finden sich Ausstellungsstücke und Souvenirs bekannter Musiker der Pop- und Rockszene. An den Erfolg der Erlebnisrestaurants, von denen das erste 1982 gegründet wurde, wird nun mit den Hard Rock Hotels angeknüpft, die ihre Standorte unter anderem in Bali, Las Vegas und Madrid haben.[12] Auch die Rainforest Cafés erfreuen sich einer regen Beliebtheit und sind eines der wirtschaftlich erfolgreichsten Themenrestaurantketten. Dieser Erfolg ist sicherlich auch durch die konsequente Umsetzung des Mottos „A wild palce to eat“ begründet – echte Pflanzen und Tiere versetzen den Gast in ein „idealtypisches Regenwald-Ambiente“[13], das Thema wird aber auch in edukativen Konzepten für Schüler wieder aufgegriffen und ökologisch verankert, so werden beim Einkaufen ökologische Gesichtspunkte beachtet, sowie ein Teil der Einnahmen für den Erhalt des Regenwaldes gespendet. Während die Hard Rock Cafés die Rockmusik thematisieren, werden bei Planet Hollywood das Filmgeschäft und entsprechende Requisiten in den Fokus gestellt. Dabei sind allerdings in der Geschichte der Kette auch einige Rückschläge zu verzeichnen, so stand die Kette zweimal vor dem Konkurs und von ehemals 80 Betrieben sind noch circa 30 offen, meistens sind diese in internationalen Touristenzentren zu finden.[14]
Während die zuvor beschriebenen Themenrestaurants Ketten sind gibt es inzwischen auch unzählige individuelle Themenrestaurants, die ihr Konzept auf ein Thema beziehungsweise Motto ausrichten. Beliebte Themen sind Western [15], Mittelalter [16] oder Länder beziehungsweise Regionen und Landstriche wie Oberbayern.
Das Thema Sport haben sich so genannte ‘Sportbars’ als Motto auserkoren. Neben der Übertragung von besonders wichtigen Sportereignissen, zum Beispiel wichtigen Fußballspielen, auf größeren Leinwänden läuft hier generell der Sportkanal und sportbegeisterte treffen sich hier auf ein Bierchen um zu fachsimpeln. Oftmals ist die Thematisierung auch in der Gestaltung aufgegriffen, meist handelt es sich hierbei allerdings um Bars und Kneipen und nicht um Restaurants.[17]
Ein weiteres Konzept, noch sehr neues Konzept, ist das so genannte ‚Speating’, versteckt sind in diesem Ausdruck die beiden Wörter speaking (=sprechen) und eating (=essen). Grundidee ist es während des Essens eine neue Sprache zu erlernen, statt drögem Vokabelpauken, kulinarische Spezialitäten aus dem jeweiligen Land kosten und neue Begriffe erlernen. Meist wird dieses Angebot im Zusammenhang mit spanisch und italienisch angeboten.[18] Bis jetzt wird dieses Konzept nur in München durchgeführt, aber weitere Lokalitäten in Bayern werden gesucht. Bei diesem Konzept handelt es sich um eine echte Win-win-Situation, der Gast lernt pro Abend und 3-Gämge Menü um die 60 neue Vokabeln, die Sprachschule machen sich einen guten Namen mit einem derart kreativen Programm und auch der Gastwirt profitiert, nicht zuletzt durch die PR, die diese Neuheit mit sich zieht.[19]
[...]
[1] Weitere Beispiele können der Hausarbeit von Julia E. Peters entnommen werden, die dasselbe Thema bearbeitet. Wir haben uns die Beispiele etwas aufgeteilt um Wiederholungen weitestgehend zu vermeiden.
[2] vgl. Opaschowski ,Horst W. (1993): Freizeitökonomie – Marketing von Erlebniswelten, Leske und Buderich, Bocholt, 1993, S. 267
[3] siehe auch Abschnitt 2.3 ‚dinner events’
[4] siehe auch Abschnitt 2.3 ‚dinner events’
[5] siehe auch Abschnitt 2.1 ‚theme eatery’
[6] siehe auch Abschnitt 2.1 ‚theme eatery’
[7] siehe auch Abschnitt 2.2 ‚character meals’
[8] siehe auch Abschnitt 2.3 ‚dinner events’
[9] Kagelmann, H. Jürgen/ Friedrichs-Schmidt, Silke/ Sauer, Roman (2004): Erlebnisgastronomie, in Kagelmann, H. Jürgen/ Bachleitner, Rheinard/ Rieder, Max (Hrsg.) (2004): Erlebniswelten, Profil Verlag, München, S. 193
[10] in Anlehnung an Kagelmann, H. Jürgen/ Friedrichs-Schmidt, Silke/ Sauer, Roman (2004): Erlebnisgastronomie, in Kagelmann, H. Jürgen/ Bachleitner, Rheinard/ Rieder, Max (Hrsg.) (2004): Erlebniswelten, Profil Verlag, München, S. 194ff
[11] Kagelmann, H. Jürgen/ Friedrichs-Schmidt, Silke/ Sauer, Roman (2004): Erlebnisgastronomie, in Kagelmann, H. Jürgen/ Bachleitner, Rheinard/ Rieder, Max (Hrsg.) (2004): Erlebniswelten, Profil Verlag, München, S. 196
[12] Hard Rock Café International (2002): Hard Rock Hotels [20.04.05] verfügbar im Netz: http://www.hardrock.com/locations/hotels2
[13] vgl. Kagelmann, H. Jürgen/ Friedrichs-Schmidt, Silke/ Sauer, Roman (2004): Erlebnisgastronomie, in Kagelmann, H. Jürgen/ Bachleitner, Rheinard/ Rieder, Max (Hrsg.) (2004): Erlebniswelten, Profil Verlag, München, S. 197
[14] Kagelmann, H. Jürgen/ Friedrichs-Schmidt, Silke/ Sauer, Roman (2004): Erlebnisgastronomie, in Kagelmann, H. Jürgen/ Bachleitner, Rheinard/ Rieder, Max (Hrsg.) (2004): Erlebniswelten, Profil Verlag, München, S. 198
[15] Blue Bayou (2004): Blue Bayou Western Night [2.04.2005] verfügbar im Netz: http://www.bluebayou.de/html/programm2.html
[16] z.B.: Schloss Auerbach (2005): Rittermahlveranstaltungen [20.04.2005] verfügbar im Netz: http://www.schloss-auerbach.rittermahle.de/veranstaltungen
[17] Da Mahlzeiten hier nur sehr selten, zumeist als Snack oder Fingerfood eingenommen werde, und es sich weniger um Restaurants handelt soll hier auf eine weitergehende Beschreibung verzichtet werden.
[18] News Networld (o.J.): Learning by eating: Vokabel zum Dessert serviert ein neuartiges Sprachlernkonzept [20.04.2005] verfügbar im Netz: http://www.networld.at/index.html?/articles/0432/91/89283_s3.shtml
[19] Gastronomie report online (o.J.): Weltneuheit Speating [20.04.2005] verfügbar im Netz: http://www.gastronomie-report.de/themen/konzepte/konzep55.htm
- Quote paper
- Barbara Boron (Author), 2005, Erlebnisgastronomie und ihre Abgrenzung zur "gewöhnlichen" Gastronomie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48232
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