Der Buddhismus ist eine der fünf großen Weltreligionen. Seine Geschichte beginnt vor 2500 Jahren in Ostasien und hat sich seither in seiner spirituellen wie auch geographischen Lage mehrfach gewandelt. Der Buddha prägt das Gesicht Asiens wie keine andere Gestalt. Aus dem westlichen Kulturkreis heraus gesehen, erscheint die Lehre oft schwer verständlich. Es ist zu beachten, dass die Wurzeln des Buddhismus auf einem Fundament entstanden sind, welches sich grundlegend von dem europäischen unterscheidet. Griechische Logik, die Werte der Bibel oder das moderne Denken haben den Buddhismus nie beeinflusst.1 In der westlichen Welt ist er sehr spät bekannt geworden. Erst im 19. Jahrhundert unterschied man ihn vom Hinduismus. Nach einer zuerst ausnahmslos negativen Bewertung durch die Wissenschaften am Anfang des 19. Jahrhunderts wandelte sich nach und nach die vorherrschende Meinung. Forschungsarbeiten und Erklärungen über den Buddhismus gewannen an Niveau und Sachlichkeit.2
Heute herrscht im Westen eine leicht positive Verklärtheit über die asiatische Lebenslehre. Viele meinen, der Buddhismus sei eine lockere Angelegenheit, mit ein paar Räucherstäbchen, etwas Yoga und fernweher Musik. Dieser Eindruck ist ein Irrtum. Der Buddhismus fordert strikte Selbstdisziplin und Konzentration, mit minimalen Zugeständnissen an die subjektive Befindlichkeit des Einzelnen.3
In dieser Hausarbeit soll eine Einführung in das Thema geschaffen werden, wie diese Religion entstand und wie sie sich verbreitete. Desweiteren was der Buddhismus darstellt und auf was für grundlegende Werte er sich stützt.
1 vgl.Trutwin (1998 :4)
2 vgl. ebd.: 13ff.
3 vgl. Antes Et AL.(1995:3ff.)
Gliederung
1. Einleitung
2. Grundzüge des Buddhismus
2.1 Das religiöse Umfeld des Buddha
2.2 Die Legende Buddhas
2.3 Die Lehre Buddhas
2.4 Exkurs: Wiedergeburt und Nirwana
3. Entwicklung und Dynamik des Buddhismus
3.1 Die drei Fahrzeuge
3.2 Die Anfänge der Verbreitung
3.3 Die Geographische Ausbreitung
3.4 Exkurs: Die ersten Kontakte und die heutigen Situationen in den fünf Theravada-Ländern
4. Buddhismus im Alltag
4.1 Wie man Buddhist wird
4.2 Der Sangha – Mönche und Laien
4.4 Der Einfluss auf die Gesellschaft
5. Schlussbetrachtung
Anhang
Literaturliste
1. Einleitung
Der Buddhismus ist eine der fünf großen Weltreligionen. Seine Geschichte beginnt vor 2500 Jahren in Ostasien und hat sich seither in seiner spirituellen wie auch geographischen Lage mehrfach gewandelt. Der Buddha prägt das Gesicht Asiens wie keine andere Gestalt. Aus dem westlichen Kulturkreis heraus gesehen, erscheint die Lehre oft schwer verständlich. Es ist zu beachten, dass die Wurzeln des Buddhismus auf einem Fundament entstanden sind, welches sich grundlegend von dem europäischen unterscheidet. Griechische Logik, die Werte der Bibel oder das moderne Denken haben den Buddhismus nie beeinflusst.[1] In der westlichen Welt ist er sehr spät bekannt geworden. Erst im 19. Jahrhundert unterschied man ihn vom Hinduismus. Nach einer zuerst ausnahmslos negativen Bewertung durch die Wissenschaften am Anfang des 19. Jahrhunderts wandelte sich nach und nach die vorherrschende Meinung. Forschungsarbeiten und Erklärungen über den Buddhismus gewannen an Niveau und Sachlichkeit.[2] Heute herrscht im Westen eine leicht positive Verklärtheit über die asiatische Lebenslehre. Viele meinen, der Buddhismus sei eine lockere Angelegenheit, mit ein paar Räucherstäbchen, etwas Yoga und fernweher Musik. Dieser Eindruck ist ein Irrtum. Der Buddhismus fordert strikte Selbstdisziplin und Konzentration, mit minimalen Zugeständnissen an die subjektive Befindlichkeit des Einzelnen.[3]
In dieser Hausarbeit soll eine Einführung in das Thema geschaffen werden, wie diese Religion entstand und wie sie sich verbreitete. Desweiteren was der Buddhismus darstellt und auf was für grundlegende Werte er sich stützt.
2. Grundzüge des Buddhismus
2.1 Das religiöse Umfeld des Buddha
Um die erfolgreiche Lehre von Buddha zu verstehen, muss man zumindest einen kurzen Überblick der religiösen Welt Indiens vor 2500 Jahren erhalten.
Die vorherrschende Religion des damaligen Indiens war der Vedismus, auch Brahmanismus genannt - nach der im indischen Kastensystem am höchsten gestellten Priestern, der Brahmanen. Die Kaste der Brahmanen genoss viele Privilegien, vollzog die religiösen Rituale und ersuchte um die Gunst ihrer unzählbar vielen Götter. Könige und Fürsten ließen sich ihren weltlichen Herrschaftsanspruch religiös legitimieren und mehrten im Gegenzug den ständig wachsenden Reichtum der Priester durch großzügige Schenkungen. Der Großteil der Bevölkerung fühlte sich jedoch vom religiösen Heil ausgeschlossen. Hinzu kamen Zweifel am Sinn und Zweck der Praktiken auf, da die Rituale immer komplizierter und immer weniger nachvollziehbar wurden. Die an Einfluss gewinnenden Händler und Kaufleute wollten sich nicht mehr länger mit der Dominanz der Priesterkaste abfinden und unterstützten daher neue Bewegungen um alternative religiöse Wege zu finden.[4]
Zur Zeit dieser religiösen Krise entwickelte sich ein Trend zur Abkehr vom brahmanischen Absolutheitsanspruch. Es wurden plausible Antworten auf die letzten Fragen des Lebens gesucht – was mit dem Menschen nach seinem Tod geschieht, warum er im Geburtenkreislauf (Samsara) gefangen ist, wie er diesem entkommen und Befreiung erlangen kann, welche Rolle seine guten und schlechten Taten (Karma) dabei spielen und in wieweit die menschliche Einzelseele (Atman) zur letzten Wirklichkeit in Beziehung steht. Um Lösungen auf diese offenen Fragen zu finden, wurden neue Formen der Meditation, des Atmens, des Schlafens und des Wachens erprobt. Viele Menschen schlossen sich Mönchsgruppen oder Asketen an. Diesen Sinnsuchenden gehörte der Legende nach auch der zukünftige Buddha, Siddharta Gautama, an.[5]
2.2 Die Legende Buddhas
Es ranken sich viele Geschichten um den historischen Buddha. Wie bei allen Religionsstiftern ist sein Lebenslauf ausgeschmückt und bis ins Wunderbare überhöht worden. Heute ist nicht mehr eindeutig nachvollziehbar, was den damaligen Fakten entspricht oder hinzugedichtet wurde. Das Hinterfragen des historischen Buddhas ist für die meisten Buddhisten ohnehin zweitrangig. Bedeutsam ist der Lebensweg Gautama Siddhartas, durch den er die Wirklichkeit des Erwachens vollführte und somit seinen Ehrentitel Buddha erlangte.
Angenommen wird, dass Siddharta Gautama in eine wohlhabende Familie vom Stamm der Shakya als Sohn des Landadligen Śuddhodana und der Prinzessin Maya geboren wird. Seine Geburt wird zwischen 570 und 560 v. Chr. datiert, ist aber nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Von seiner Jugend bis ins neunundzwanzigste Lebensjahr ist ihm eine sorgenfreie Zeit in materiellem Überfluss geboten. Er heiratet mit sechzehn seine gleichaltrige Kusine und wird Vater eines Sohnes. Durch den ständigen Luxus und den Überdruss an Genuss, welchen ihm seine adlige Herkunft bietet, wird er unzufrieden und verlässt den elterlichen Palast für vier Ausfahrten. Dies ist der Wendepunkt in seinem weiteren Leben.[6] Der buddhistische Grundgedanke, nicht Glück nicht in Materiellem zu suchen, spiegelt sich in der Legende a priori in jenem Kontrast wider, in welchem Siddharta sein weiteres Leben führen wird.
Er begegnet nacheinander einem Greis, einem Kranken und einem Toten. Durch sie erkennt er das Leid und die Vergänglichkeit des Lebens, jedoch ohne eine Antwort auf sein Suchen nach Erlösung zu erlangen. In der vierten Begegnung mit einem Asketenmönch sieht er zum ersten Mal eine Möglichkeit, wie er durch Abkehr von allem Materiellem die Erlösung aus dem Leiden finden könnte. Er läßt all seinen Besitz und seine Titel hinter sich und schließt sich der Asketenbewegung an. Einige Jahre lang studiert er verschiedene Meditationstechniken und kommt während strenger Askese dem Tode nahe, jedoch nicht seinem Ziel der Erlösung.[7]
Wahrscheinlich war Siddharta ein Anhänger der Lehre des Mahavira, dem Begründer des Janismus; dieser fordert strenge Kasteiung bis hin zum freiwilligen Tod durch Verhungern als Heilung gegen die Sterblichkeit. Der Janismus birgt viele Grundzüge, welche sich auch im späteren Buddhismus finden werden, unterscheidet sich jedoch hauptsächlich darin, dass die Buddhisten Selbstquälerei ablehnen, die Allwissenheit Mahaviras ausschließen und der Auffassung widersprechen, alle Erfahrungen und Gefühle seien karmisch bedingt.[8]
Siddharta bricht nun diesen Weg ab, da er ihn als untaugliches Mittel sieht, seinem Lebensleid zu entkommen. Fünf Mönche, die ihn über Jahre hinweg begleitet hatten, wenden sich enttäuscht von ihm ab. Nach diesem letzten Irrtum seines Lebens begibt er sich nach Bodh-Gaya, wo er unter einem Feigenbaum nach 49 Tagen meditativen Versenkens die Natur aller Dinge erkennt. Von nun an ist er der Buddha – der Erleuchtete, der Erwachte. Nach anfänglichem Zögern, seine Erkenntnis zu verkünden, begibt er sich nach Benares wo er seine einstigen fünf Begleiter wiedertrifft. In der „Predigt von Benares“ unterweist er diese und setzt somit das „Rad der Lehre“(dharmachakra) in Gang.[9]
2.3 Die Lehre Buddhas
Im Alter von achtzig Jahren stirbt der Buddha; seine Lehre des „Mittleren Pfades“ besteht jedoch weiterhin. Sie beschreibt einen Mittelweg zwischen den beiden Extremender hemmungslosen Vergnügung einerseits und selbstquälerischen Torturen andererseits. Die zentrale Einsicht, welche der Erleuchtete erfuhr, war im Hinduismus keine Neuheit. Leben ist Leiden durch immer wiederkehrende Existenz im Geburtenkreislauf. Die Neuerung war jedoch das Rezept, wie man dem Kreislauf entkommen kann.[10]
Überliefert als die vier edlen Wahrheiten analysiert der Buddha die Art, die Ursache und die Aufhebung des Leidens.
Die erste Wahrheit besagt, dass jegliches Dasein Leiden ist. Gemeint ist die Unbeständigkeit des Glückes, des Besitzes, der Lust, der Freude und der angenehmen Erfahrungen. Jeder erfährt irgendwann Trauer, Schmerz, Verzweiflung und Enttäuschung. Die erste Wahrheit gilt nicht nur sporadisch, sondern ist permanent in unserem Dasein verankert. Als Beispiel lässt sich am einfachsten das Essen nennen: Man kann noch so gut und viel essen wie man will, der Hunger wird trotzdem wieder kommen. Oder die Liebe zu einem anderen Menschen wird zum Leiden, sobald man getrennt von ihm ist. Nach der westlichen Auffassung ist diese Erkenntnis ziemlich pessimistisch und unpopulär, wobei sie nie so gemeint war. Die Möglichkeit, ein Leben zu genießen, existiert, jedoch ist es die Vergänglichkeit aller angenehmen Dinge, die das Leiden nach jedem Genuss mit sich bringt.[11]
Als Entstehung des Leidens wird in der zweiten Wahrheit vor allem der Lebensdurst genannt. Dahinter verbirgt sich das Bestreben nach Leidenschaft und Besitz. Als weitere Leidensursache gilt die Gier, seine Sinne zu befriedigen, ohne das Leiden hinter jedem Genuss zu sehen. Dies wird auch als Unwissenheit bezeichnet. Lebensgier bringt Hass und Verblendung mit sich, somit schlechtes Karma und daraus folgend eine schlechte Wiedergeburt. Im Gegensatz zu den monotheistischen Weltreligionen hat das Böse keine Gestalt, genauso wenig richtet ein Gott am Ende aller Tage über den Menschen. Jedes Individuum muss selbst durch eine richtige Lebensführung dem Kreislauf des Lebens (samsara) entkommen.
Die dritte Wahrheit von der Aufhebung des Leidens, sozusagen die Erlösungsbotschaft des Buddhismus, stellt schlicht die Möglichkeit einer Überwindung des Leidens fest. Durch Versiegen des Lebensdurstes und der Unwissenheit, durch das Loslassen von allen weltlichen Gütern und letztlich durch die Erkenntnis von der Illusion des Ichs und der Vergänglichkeit von Allem wird eine weitere Geburt verhindert.[12]
Den Weg dahin beschreibt Buddha in der vierten Wahrheit durch den achtfachen Pfad. Rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechtes Leben, rechtes Streben, rechte Achtsamkeit und rechtes Sichversenken sollen das Fundament des so genannten mittleren Weges zwischen Hedonismus und Selbstkasteiung darstellen. Der achtfache Pfad stellt keine Gebote, keine Gesetze, kein Gottesdienst und keinen Kult dar. Es handelt sich vielmehr um eine Wegweisung, die jeder individuell hinterfragen muss. Der Achtfache Pfad ist der wichtigste Teil der vier edlen Wahrheiten; sie sind das Fundament der Lebensweise der Mönchsgemeinden (vgl. Kap. 4.2). und in abgeschwächter Form dasder Laienbuddhisten.[13]
Der achtfache Pfad
- Die rechte Erkenntnis basiert auf dem Vertrauen in die Lehre Buddhas und die Einsicht, dass das Ich eine Illusion darstellt.
- Die rechte Gesinnung setzt die rechte Erkenntnis um und zielt auf die Befreiung von Hass, Begierde und Gewalt als Umsetzung der Ethik .
- Das rechte Reden heißt nicht lügen, intrigieren und den Verzicht auf Klatsch und Tratsch.
- Ein rechtes Handeln bedeutet, die Mönchsethik zu befolgen und somit nicht zu töten, keusch zu leben, nicht zu stehlen und auf jegliche Gewalt gegenüber allen Lebewesen zu verzichten.
- Mit dem rechten Leben vermeidet man, die Berufe auszuüben, durch die direkt oder indirekt anderen Lebewesen Leid zugefügt wird, wie z.B. Metzger, Waffenhändler, Jäger usw.
- Durch rechtes Streben erreicht man eine gelassene Ruhe, da man sich nicht weiter von Wahrnehmungen und Urteilen leiten lässt.
- Die rechte Achtsamkeit bedeutet, ein totales Bewusstsein seines Körpers und des Geistes zu erlangen (auch meditativ).
- Die letzte Regel, das rechte Sichversenken, zielt durch die richtige Meditation darauf ab, zur Ruhe, Einsicht und Erwachung zu gelangen; dies kann auch zum Nirvana führen.[14] [15]
Diese komplizierte Lehre, gepaart mit unbequemen Regeln und ohne Einbezug schon bekannter Götter, verfehlte zuerst das Interesse der breiten Masse. Erst durch gemeinschaftliche Rituale wurde der Buddhismus zu einer Weltreligion (siehe auch Kapitel 3).[16]
[...]
[1] vgl.Trutwin (1998 :4)
[2] vgl. ebd.: 13ff.
[3] vgl. Antes Et AL.(1995:3ff.)
[4] vgl.Schweer (2000:12)
[5] vgl. ebd.: 13ff.
[6] vgl. Scheck, Görgens (2003:14ff.)
[7] vgl. Schmidt-Glintzer (2005:22ff.)
[8] vgl. Schwinghammer (2002: 54)
[9] vgl. Schweer (2000 :14ff..)
[10] vgl. Schlieter (1997 :26 ff.)
[11] vgl. Schneider (1997 :96)
[12] vgl. Trutwin (1998 :54)
[13] vgl. Trutwin (1998 :55 ff.)
[14] vgl. Jens Schlieter (1997 :32ff.)
[15] vgl. Trutwin (1998 :56)
[16] vgl. Scheck, Görgens (2003:19ff.)
- Arbeit zitieren
- Martin Gayer (Autor:in), 2005, Ursprung, Entstehung und Verbreitung des Buddhismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48143
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