Die vorliegende Arbeit untersucht die geostrategischen und lokalen Akteurs- und Interessenkonstellationen am Horn von Afrika von den 1960er Jahren bis zum Beginn der 1980er Jahre.
Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der punktuellen Interessenkongruenzen der entscheidenden internen (Somalia und Äthiopien) und externen (USA und Sowjetunion) Akteure vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und damit auf der Erklärung der effektiven Ereignisse durch die Verknüpfung lokaler Interessen der beiden regionalen Hegemonialmächte mit den geostrategischen Ziele der Supermächte.
Zunächst erfolgt neben den historischen Grundlagen eine Beschreibung der Ausgangssituation und der bestehenden Partnerschaften bis zum Ende der 1960er / Beginn der 1970er Jahre, sowie der Gründe für die sich verändernden Konstellationen nach den Militärputschen 1969 (Somalia) und 1974 (Äthiopien). Zentral sind die Ereignisse 1977 / 78 mit der Machtübernahme Mengistus, dem Ogaden-Krieg zwischen Somalia und Äthiopien und dem damit verbundenen "Reversal of Alliances", dem "Wechsel" der lokalen "Counterparts" zwischen den Supermächten.
Die Arbeit zeigt, dass die Ereignisse während dieser Phase anhand der temporären / punktuellen Interessengleichheiten zwischen den beteiligten Akteuren erklärt werden können. Gleichzeitig argumentiert sie, dass ab Ende der 1960er Jahre nicht immer eine stringent umgesetzte strategische Planung der Supermächte konstatiert werden kann. Vielmehr waren phasenweise die Einschätzungen und Handlungen interner Akteure (v.a. Siad Barres) entscheidend für den Fortgang der Ereignisse, und seitens der Supermächte kann teilweise eher ein situatives Reagieren und Ergreifen von Gelegenheiten vermutet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Kalter Krieg am Horn von Afrika
- Die (koloniale) Geschichte der Region und ihre Folgen
- Prinzipielle geostrategische Bedeutung des "Horn"
- Ausgangslage am Horn von Afrika in den in den 1970er Jahren: USA und Sowjetunion als interessierte Dritte
- Die USA und Äthiopien: Interessenkongruenz mit Haile Selassie.
- Die USA und Somalia: Vergebliches Werben.
- Die Sowjetunion und Äthiopien: Ruhende Beziehung unter Selassie.
- Militärputsch in Somalia: Die Sowjetunion nutzt ihre Chance..
- Die Machtübernahme des DERG: Entwicklungen von 1974-77.
- Der Ogaden-Krieg 1977/78 als Wendepunkt: „Rationale“ der Akteure
- Die „interne“ Sicht: Ausnutzen der „,Gunst der Stunde“?.
- Die „externe\" Sicht: „Reversal of Alliances\".
- Der Kriegsverlauf: Die doppelte Fehlkalkulation Siad Barres
- Akteurskonstellation nach Ende des Krieges
- Schlussbetrachtung – Kalkulierter Stellvertreterkrieg oder Zufallskonstellation?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die geostrategischen und lokalen Interessenkonstellationen am Horn von Afrika zwischen den 1960er und 1980er Jahren. Im Fokus steht die Untersuchung von Interessengleichheiten der entscheidenden internen und externen Akteure im Kontext des Kalten Krieges. Ziel ist es, die Ereignisse durch die Verknüpfung lokaler Interessen mit den geostrategischen Zielen der Supermächte zu erklären.
- Die Rolle des Kalten Krieges in der Region
- Die Bedeutung lokaler Akteure für die Entwicklung der Ereignisse
- Die Dynamik des "Reversal of Alliances" zwischen den Supermächten und den lokalen Partnern
- Die Rolle der geostrategischen Interessen der Supermächte
- Die Folgen der wechselnden Allianzen für die Region
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Kalter Krieg am Horn von Afrika: Das Horn von Afrika wird als ein Beispiel für die Überlagerung von lokalen Konfliktkonstellationen mit dem geostrategischen Wettstreit der Supermächte im Kalten Krieg dargestellt. Die ursprünglichen Strategien der USA und der Sowjetunion waren nicht haltbar und durch die Dynamik der Ereignisse kam es zu unvorhergesehenen Wendungen, die zum "Reversal of Alliances" führten.
- Die (koloniale) Geschichte der Region und ihre Folgen: Die Kolonialisierung des Horn von Afrika hatte bedeutende Auswirkungen auf die politischen und sozialen Verhältnisse der Region. Die europäischen Mächte, insbesondere Frankreich, Großbritannien und Italien, konkurrierten um Einfluss und Ressourcen und legten damit den Grundstein für spätere Konflikte.
- Prinzipielle geostrategische Bedeutung des "Horn": Das Horn von Afrika war aus geostrategischer Sicht bedeutend, da es an wichtigen Wasserstraßen und Handelsrouten lag. Seine strategische Bedeutung stieg mit der Eröffnung des Suezkanals und das Gebiet wurde zum Schauplatz geopolitischer Konflikte.
- Ausgangslage am Horn von Afrika in den in den 1970er Jahren: USA und Sowjetunion als interessierte Dritte: In den 1970er Jahren waren die USA und die Sowjetunion aktiv am Horn von Afrika involviert. Die USA verfolgten eine Politik der Stabilisierung und des Einflusses durch ihren Partner Äthiopien, während die Sowjetunion sozialistische Länder wie Somalia unterstützte.
- Die USA und Äthiopien: Interessenkongruenz mit Haile Selassie.: Die USA und Äthiopien hatten in den 1960er Jahren eine enge Beziehung, die auf gemeinsamen Interessen beruhte. Äthiopien spielte eine wichtige Rolle für die USA im Kampf gegen den Kommunismus in der Region.
- Die USA und Somalia: Vergebliches Werben.: Die USA versuchten, auch Somalia als Partner im Kampf gegen den Kommunismus zu gewinnen, waren jedoch erfolglos. Somalia war jedoch offen für die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion.
- Die Sowjetunion und Äthiopien: Ruhende Beziehung unter Selassie.: Die Sowjetunion hatte unter der Herrschaft von Haile Selassie nur eine begrenzte Beziehung zu Äthiopien. Die Beziehungen verbesserten sich jedoch deutlich nach dem Militärputsch von 1974.
- Militärputsch in Somalia: Die Sowjetunion nutzt ihre Chance..: Der Militärputsch in Somalia 1969 eröffnete der Sowjetunion die Möglichkeit, ihren Einfluss in der Region zu stärken. Somalia war bereit, mit der Sowjetunion zusammenzuarbeiten, um seine eigenen Ziele zu verfolgen.
- Die Machtübernahme des DERG: Entwicklungen von 1974-77.: Der Militärputsch in Äthiopien im Jahr 1974, der zum Sturz von Haile Selassie führte, hatte weitreichende Folgen für die Beziehungen zwischen Äthiopien und den Supermächten.
- Der Ogaden-Krieg 1977/78 als Wendepunkt: „Rationale“ der Akteure: Der Ogaden-Krieg zwischen Somalia und Äthiopien im Jahr 1977/78 markierte einen Wendepunkt in den Beziehungen zwischen den Supermächten und den lokalen Akteuren.
- Die „interne“ Sicht: Ausnutzen der „,Gunst der Stunde“?.: Der Ogaden-Krieg gab den lokalen Akteuren die Möglichkeit, ihre eigenen Interessen zu verfolgen.
- Die „externe\" Sicht: „Reversal of Alliances\".: Der Krieg führte zu einem "Reversal of Alliances", wobei die Supermächte ihre Allianzen mit den lokalen Partnern wechselten.
- Der Kriegsverlauf: Die doppelte Fehlkalkulation Siad Barres: Der Krieg hatte für alle beteiligten Parteien negative Folgen.
- Akteurskonstellation nach Ende des Krieges: Nach dem Ende des Krieges war die Akteurskonstellation am Horn von Afrika grundlegend verändert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen des Kalten Krieges, der Geostrategie, der regionalen Machtpolitik, den Beziehungen zwischen den Supermächten und den lokalen Akteuren sowie den Folgen der wechselnden Allianzen für die Region. Wichtige Schlüsselbegriffe sind "Reversal of Alliances", "Stellvertreterkriege", "Ogaden-Krieg", "Somalia", "Äthiopien", "USA", "Sowjetunion" und "geostrategische Interessen".
- Quote paper
- Dirk Spilker (Author), 2005, "Reversal of Alliances" im Kalten Krieg: Die Interaktion externer und lokaler Akteure am Horn von Afrika, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47998