Der „Großpolnische Aufstand“ vom 27.12.1918 in der deutschen Ostprovinz Posen sicherte den Polen de facto die Herrschaft in der Provinz. Er hat einen für Polen so hohen nationalen Stellenwert wahrscheinlich deshalb erreicht, weil er seit der Teilung Polens der einzige Aufstand war, der mit einem Sieg der polnischen Seite endete. „Großpolnisch“ ist die geographische Bezeichnung für die Provinz Posen und bezieht sich nicht auf die Größe des Aufstandes. Der Aufstand dauerte bis zum 16.2.1919 und wurde von den Alliierten im Trierer Waffenstillstandsabkommen durch die Festlegung einer Demarkationslinie beendet. Durch diese Demarkationslinie wurde das Deutsche Reich daran gehindert, die aufständische Provinz militärisch wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Obwohl in seinem militärischen Ausmaß nicht sehr bedeutend, spielte der Aufstand eine bedeutende Rolle für die Frage nach Gebietsabtretungen des Deutschen Reiches an den neuen Staat Polen. Polen stellte territoriale Ansprüche an Deutschland bezüglich der Provinzen Westpreußen, Ober- und Mittelschlesien, Posen und Teilen Ostpreußens. Der Aufstand war der Versuch der polnischen Seite, noch vor der Friedenskonferenz in Paris, die über den Grenzverlauf der deutsch-polnischen Grenze entscheiden sollte, Fakten zu schaffen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hintergründe zum Aufstand
- Die Haltung der Ententemächte bezüglich der deutschen Ostgrenze
- Frankreich
- Großbritannien
- USA
- Die innerpolnischen Verhältnisse: Dmowski contra Pilsudski
- Der Großpolnische Aufstand
- Nach dem Aufstand
- Thesen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den „Großpolnischen Aufstand“ von 1918 in der deutschen Provinz Posen und analysiert seine Bedeutung für die Frage nach der deutschen Ostgrenze. Die Arbeit befasst sich mit den Hintergründen des Aufstands, der Haltung der Ententemächte und den innerpolnischen Verhältnissen, die den Verlauf des Aufstands beeinflusst haben.
- Der „Großpolnische Aufstand“ als ein entscheidender Faktor für die Festlegung der deutsch-polnischen Grenze nach dem Ersten Weltkrieg.
- Die unterschiedlichen Positionen der Ententemächte (Frankreich, Großbritannien, USA) hinsichtlich der deutschen Ostgrenze und ihre Auswirkungen auf die polnische Politik.
- Der innerpolnische Machtkampf zwischen Pilsudski und Dmowski und seine Rolle bei der Eskalation des Aufstands.
- Die Bedeutung des Aufstands für die nationalistische Selbstbehauptung der Polen in der Provinz Posen.
- Die Folgen des Aufstands für die deutsche Ostgrenze und die deutsch-polnischen Beziehungen.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der „Großpolnische Aufstand“ im Dezember 1918 sicherte den Polen die Herrschaft in der Provinz Posen und spielte eine bedeutende Rolle für die Frage nach Gebietsabtretungen des Deutschen Reiches an den neuen Staat Polen.
Hintergründe zum Aufstand
Der Zusammenbruch der Mittelmächte im Herbst 1918 eröffnete den Polen die Möglichkeit zur Wiederherstellung eines eigenen Staates. Die 14 Punkte Wilsons versprachen den Polen einen eigenen unabhängigen Staat, aber die genaue Grenzziehung blieb unklar. Die polnische Führungsschichten verlangten umfangreiche Gebietsabtretungen, während die deutsche Reichsregierung diese zurückwies.
Die Haltung der Ententemächte bezüglich der deutschen Ostgrenze
Frankreich betrachtete Polen als potenziellen Bundesgenossen gegen Deutschland. Großbritannien war bestrebt, ein Gleichgewicht der Mächte in Europa zu erhalten und wollte keine Dominanz Frankreichs. Die USA sahen in der Sicherung des Friedens ihr oberstes Ziel und waren gleichzeitig unter dem Einfluss des polnischen Nationalkomitees in Paris.
Die innerpolnischen Verhältnisse: Dmowski contra Pilsudski
Der Machtkampf zwischen polnischen Sozialisten und Nationaldemokraten erschwerte die Verhandlungen mit Deutschland. Pilsudski, der Führer der Sozialisten, war im Krieg auf Seiten der Mittelmächte gewesen und hoffte auf eine Ostausdehnung des polnischen Staates. Dmowski, der Führer der Nationaldemokraten, stand im Krieg auf Seiten der Gegner Deutschlands und vertrat eine Westausdehnung des polnischen Staates.
Schlüsselwörter
Großpolnischer Aufstand, deutsche Ostgrenze, Ententemächte, Polen, Deutschland, Pilsudski, Dmowski, Nationalismus, Grenzkonflikt, 14 Punkte Wilsons, Friedensverhandlungen, Gebietsabtretungen.
- Quote paper
- Roland Bernecker (Author), 2001, Der Großpolnische Aufstand 1918, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47962