Die Hinrichtung von Jan Hus markierte das Ende der Auseinandersetzungen zwischen der römisch-katholischen Kirche und dem Prager Prediger. Gleichzeitig ist sein Tod der Beginn einer neuen Auseinandersetzung zwischen der römisch-katholischen Kirche und den Anhängern seiner Lehren. Der Gegner ist ein anderer, aber die Themen, die zwischen den Parteien stehen, sind weitgehend gleich. Neben der Rolle des Papstes und seiner Bedeutung als oberstes Kirchenoberhaupt gewinnt aber ein neuer Punkt in der religiösen Debatte an Bedeutung.
Jan Hus ist für die Tschechen in den vergangenen Jahrhunderten ein fester Bestandteil der kulturellen Identität. Auch wenn es im Laufe der Zeit unterschiedlichste Gewichtungen bei der Zuschreibung gab, welche Bedeutung er für die Tschechen hat, kann man sagen, dass er von den Tschechen nicht nur als Märtyrer, sondern auch als Ketzer gesehen wurde. Obwohl sie sich an Jan Hus weder als Ketzer noch als Märtyrer erinnern, hat er einen Eindruck in der Erinnerung der Tschechen hinterlassen. Zudem vertrat er in seinen Lehren Ansichten, die von der katholischen Seite als ketzerisch interpretiert wurden. Diese beiden unterschiedlichen Interpretationen in der Erinnerung an Jan Hus legen nahe, dass man sich auf zwei verschiedene Arten an den Prager Prediger erinnert, nämlich als Märtyrer und als Ketzer. Diese unterschiedlichen Formen der Interpretation spiegeln sich in der bildlichen Darstellung der frühen Neuzeit wider.
Referat – Jan Hus als Märtyrer (Ikonographie/Denkmäler)
Die Darstellung von Jan Hus in Beispielen des 15. und 16. Jahrhunderts
Die Hinrichtung von Jan Hus markierte das Ende der Auseinandersetzungen zwischen der römisch-katholischen Kirche und dem Prager Prediger. Gleichzeitig ist sein Tod der Beginn einer neuen Auseinandersetzung zwischen der römisch-katholischen Kirche und den Anhängern seiner Lehren. Der Gegner ist ein anderer, aber die Themen, die zwischen den Parteien stehen, sind weitgehend gleich. Neben der Rolle des Papstes und seiner Bedeutung als oberstes Kirchenoberhaupt gewinnt aber ein neuer Punkt in der religiösen Debatte an Bedeutung.
Jan Hus ist für die Tschechen in den vergangenen Jahrhunderten ein fester Bestandteil der kulturellen Identität. Auch wenn es im Laufe der Zeit unterschiedlichste Gewichtungen bei der Zuschreibung gab, welche Bedeutung er für die Tschechen hat, kann man sagen, dass er von den Tschechen nicht nur als Märtyrer, sondern auch als Ketzer gesehen wurde. Obwohl sie sich an Jan Hus weder als Ketzer noch als Märtyrer erinnern, hat er einen Eindruck in der Erinnerung der Tschechen hinterlassen. Zudem vertrat er in seinen Lehren Ansichten, die von der katholischen Seite als ketzerisch interpretiert wurden. Diese beiden unterschiedlichen Interpretationen in der Erinnerung an Jan Hus legen nahe, dass man sich auf zwei verschiedene Arten an den Prager Prediger erinnert, nämlich als Märtyrer und als Ketzer. Diese unterschiedlichen Formen der Interpretation spiegeln sich in der bildlichen Darstellung der frühen Neuzeit wider.
Zwei der frühesten Gemälde, die diese Einteilung in der tschechischen Erinnerung illustrieren, stammen aus dem 15. und dem 16. Jahrhundert: einerseits ein Liederbuch von 1517 und andererseits ein Altar mit einem Triptychon von 1486. Jan Hus bildet auf dem Triptychon den Abschluss einer Kette von Martyrien und wird kurz vor der Vollstreckung des Todesurteiles gezeigt. Das Werk aus dem Jahr 1517 ist ein Liederbuch für die Liturgie. Das hier vorgestellte Exemplar ist ein Faksimile von 2007 für das Museum in Tabor. Beide Bilder zeigen, dass die Erinnerung an Jan Hus widersprüchlich ist. Die Ambivalenz in der Darstellung wird jedoch durch die tschechische Nationalbewegung am Ende des 19. Jahrhunderts, die die figurative Interpretation deutlich beeinflusste, begründet. Nicht mehr die Frage, ob Jan Hus ein Ketzer oder ein Märtyrer war, sondern dass er Begründer der tschechischen Nation war, stand im Mittelpunkt. Die Aufgabe dieses Bildes war, ihn als Nationalheld darzustellen.
Der plastische Nationalheld
Im Jahr 1869 wurde der Geburtstag von Jan Hus zum 500. Mal gefeiert. Als Erinnerung wurde in Husinec, einem Dorf in Südböhmen und dem Geburtsort von Hus, ein Relief am Eingang angebracht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Drei Jahre später entstand in Jicin, einer Stadt nordöstlich von Prag, eines der ersten Denkmäler von Hus. Die Figur trägt einen Talar und um den Hals ein Beffchen, in der linken Hand hält sie ein geöffnetes Buch und die rechte Hand streckt sie Richtung Himmel. Auf dem Kopf trägt sie ein Birett. Die Skulptur steht auf einem Sockel mit folgender tschechischer Inschrift: „V DÉCNÉ PAMÁTCE|MISTRA JANA HUSA – Dankbare Erinnerung an Jan Hus”. Hus wird hier von einem unbekannten Künstler dargestellt, als würde er eine Predigt halten. Diese Darstellungsform wird in der Tschechischen Republik nicht gutgeheißen, obwohl es schon Illustrationen gab, die Jan Hus als Geistlichen zeigen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im Jahr 1900 wurde das erste Hus-Denkmal in Prag, in Čakovice, einem Stadtteil Prags, errichtet. Hus trägt einen Talar und hält in seiner linken Hand ein Buch, beide Hände liegen auf der Brust. Er trägt kein Birett. Zu seinen Füßen liegt ein Löwe, der mit einer Pranke ein Schild hält.
Der wichtigste Künstler unter den Bildhauern in der Entwicklungsphase der Hus-Denkmäler war Ladislav Šaloun, von dem die größten und bedeutendsten Hus-Denkmäler stammen. Die bedeutendste Skulptur befindet sich im Zentrum von Prag am Altstädter Ring. Nach dem ersten Aufruf von Prinz Karl Schwarzenberg 1889, zu Ehren von Hus in Prag ein Denkmal zu errichten, trieben Tomáš Garrigue Masaryk, die jungen Tschechen und der Verband für den Bau eines Hus-Denkmals in Prag die Realisierung des Denkmals voran. Nach langen politischen Auseinandersetzungen mit den alten Tschechen einigten sie sich 1899 auf den Bau. Im darauffolgenden Jahr wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem die Wahl auf Šaloun fiel. Die praktische Umsetzung der Skulptur begann erst zehn Jahre später. Die Zeitspanne nutzte den Künstler für die Klärung technischer und künstlerischer Fragen bei der Gestaltung der plastischen Umsetzung. Es gibt Skizzen, die eine Rekonstruktion der künstlerischen Entwicklung ermöglichen, da der Raum, die Gestaltung der Figuren, ihre Anordnung und die Platzierung des Denkmals eine entscheidende Rolle spielten. Am Rand des Sockels befinden sich vier Inschriften: “MILUJTE SE PRAVDY KAŽDÈMU PŘEJTE – Liebet einander, gönnt jedem die Wahrheit” – “KDOŽ JSÚ BOŽÍ BOJOVNÍCI A ZÁKONA JEHO – Die ihr Gottes Streiter seid und seines Gesetzes” – “ŽIV BUĎ NÁRODE POSVÉCENÝ V BOHU NEUMÍREJ – Leben sollst du, mein Volk, geweiht in Gott, du sollst nicht sterben” – VÈŘÍM-ŽE VLÁDA VÈCÍ TVYCH K TOBE SE ZASE|NAVRÁTÍ-O LIDE ČESKÝ – Ich glaube, dass die Regierung wieder zurückkehren wird, oh tschechisches Volk”.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hus steht auf der rechten Seite der Figuren. Der Talar ist verschwunden, stattdessen trägt die Figur einen bodenlangen Mantel. Der Kopf ist nach oben gedreht, als würde Hus in den Himmel schauen. Auf der linken Seite sind drei Figuren, von denen ein alter Mann eine Pavese (einen mannshohen Schild) und die Figur direkt dahinter einen Kelch hält. Hinter dieser Dreiergruppe auf der Rückseite des Denkmals befinden sich weitere Skulpturen, von denen sich eine liegende Frau mit ihren Kleinkindern hervorhebt. Rechts hinten tauchen die gleichen Motive auf, nämlich eine Frau mit Kindern sowie eine Pavese.
Šaloun wollte mit seiner Interpretation mit den alten Darstellungstraditionen brechen. Er sah in Hus nicht nur eine historische Person, die den angeblichen Beginn der tschechischen Geschichte markierte, sondern auch eine den Tschechen innewohnende spirituelle Geistesströmung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ein Jahr zuvor hat Šaloun in Hořice nördlich von Prag ein weiteres Denkmal errichtet. Das Denkmal ist dem in Prag sehr ähnlich. Es hat ebenfalls eine breite Basis, auf der mehrere Figuren angebracht sind, aber es sind weniger Figuren. Auch hier ist Hus die zentrale Skulptur, diesmal erhält die Figur jedoch mehr Platz im Denkmal, da sie in Größe und Maßstab die anderen Figuren überragt. Dies gibt ihr eine stärkere Präsenz, die auch durch die Haltung unterstrichen wird. Die Skulptur ist in Bewegung und hält den rechten Arm schützend vor dem Gesicht. Im Gegensatz dazu wirkt die Figur des Denkmals in Prag statisch, weil ihre Hände wie betäubt herabhängen, in der Mitte steht allein das Gesicht, alle anderen Körperteile verschwinden. Das Gesicht der Figur des Denkmals in Hořice hingegen scheint hinter dem Arm verloren zu sein. Da die Gesichtszüge nicht klar zu sehen sind, verschwindet die Ausdruckskraft des Gesichts.
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- Quote paper
- Anonymous,, 2019, Jan Hus als Märtyrer. Ikonographie/Denkmäler, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/476860