Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Tillichs Symbolverständnis. Der zentrale Text Tillichs zum Thema Symbol findet sich im fünften Band seiner zwischen 1958 und 1974 von Renate Albrecht herausgegebenen Gesammelten Werke: „Die Frage nach dem Unbedingten“.
Es ist eine reizvolle Aufgabe, sich mit Tillich, diesem großen Denker des 20. Jahrhunderts, der als "Denker auf der Grenze" (F. Mildenberger) 1 oder als "Vermittlungstheologe" 2 (H. Bürkle) bezeichnet worden ist, zu befassen. Er ist in theologischer und philosophischer Hinsicht die wohl bedeutendste Referenzgröße für das Symbol. Sein fruchtbares Denken zeichnet sich nicht nur durch eine ungewöhnliche Weite und universale Horizontoffenheit sondern auch durch Unvoreingenommenheit und Integrationsfähigkeit aus. Ihm ist es mit seiner Methode der Korrelation von Frage und Antwort, Situation und Botschaft wie kaum jemand anderem gelungen, die existentiellen Fragen seiner Zeit aufzugreifen und sie als religiöse Fragen zu formulieren. Er zeigt auf, dass die Symbole der christlichen Botschaft attraktive und nach wie vor aktuelle Ant-worten auf diese Fragen sind. 3 Jedoch gilt es zu prüfen, ob das Symbolverständnis Tillichs ausreicht, dem Menschen in seiner ständigen Suche nach Gott und in seiner Erlösungsbedürftigkeit zu vergewissern.
Inhalt
1. Vorwort
2. Biografie Tillichs
3. Definition Symbol
4. Symbol und Religion
5. Merkmale des Symbols bei Tillich
5.1. Die Uneigentlichkeit
5.2. Die Anschaulichkeit
5.3. Die Selbstmächtigkeit
5.4. Die Anerkanntheit
6. Religiöses Symbol bei Tillich
6.1. Das Wesen der religiösen Symbole
6.2. Die Schichten der religiösen Symbole
6.3. Die Wahrheit der religiösen Symbole
7. Existentialanalyse und Religiöse Symbole
8. Das Problem der religiösen Symbole
9. Stellungnahme und Kritik
10. Quellen- und Literaturverzeichnis
11. Zitate und Verweise
1. Vorwort
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Tillichs Symbolverständnis. Der zentrale Text Tillichs zum Thema Symbol findet sich im fünften Band seiner zwischen 1958 und 1974 von Renate Albrecht herausgegebenen Gesammelten Werke: „Die Frage nach dem Unbedingten“.
Es ist eine reizvolle Aufgabe, sich mit Tillich, diesem großen Denker des 20. Jahrhunderts, der als "Denker auf der Grenze" (F. Mildenberger)[i] oder als "Vermittlungstheologe"[ii] (H. Bürkle) bezeichnet worden ist, zu befassen. Er ist in theologischer und philosophischer Hinsicht die wohl bedeutendste Referenzgröße für das Symbol. Sein fruchtbares Denken zeichnet sich nicht nur durch eine ungewöhnliche Weite und universale Horizontoffenheit sondern auch durch Unvoreingenommenheit und Integrationsfähigkeit aus. Ihm ist es mit seiner Methode der Korrelation von Frage und Antwort, Situation und Botschaft wie kaum jemand anderem gelungen, die existentiellen Fragen seiner Zeit aufzugreifen und sie als religiöse Fragen zu formulieren. Er zeigt auf, dass die Symbole der christlichen Botschaft attraktive und nach wie vor aktuelle Antworten auf diese Fragen sind.[iii] Jedoch gilt es zu prüfen, ob das Symbolverständnis Tillichs ausreicht, dem Menschen in seiner ständigen Suche nach Gott und in seiner Erlösungsbedürftigkeit zu vergewissern.
2. Biografie
Paul Johannes Tillich wurde am 20. August 1886 in Starzeddel, bei Guben geboren. Er wuchs als lutherischer Pfarrerssohn auf und studierte an den Universitäten von Berlin, Tübingen und Halle Theologie und Philosophie. 1909 absolvierte er das erste theologische Examen, 1910 die Promotion zum Doktor der Philosophie und 1911 die Promotion zum Lizentiaten der Theologie. Er wurde ordiniert und arbeitete als Vikar, meldete sich dann aber im Ersten Weltkrieg freiwillig als Militärpfarrer.
Noch im Krieg entschied sich Tillich für eine Universitätslaufbahn und habilitierte 1916 in Halle. Nach dem Krieg lehrte er in Berlin, dann ab 1924 in Marburg, ab 1925 an der Technischen Hochschule Dresdens und schließlich von 1929 bis 1933 in Frankfurt (Main). Sein Engagement für die Religiösen Sozialisten und sein 1933 erschienenes Buch ‚Die sozialistische Entscheidung' erregten die Gegnerschaft des Nationalsozialismus, und so wurde er im Frühjahr 1933 von seinem Lehrstuhl in Frankfurt suspendiert und musste Deutschland verlassen.
Amerikanische Theologen verschafften ihm dann am „Union Theological Seminary“ in New York eine Anstellung, wo Tillich beinahe zwanzig Jahre lehren sollte. In dieser Zeit entstand sein Werk ‚Auf der Grenze’ (1936, deutsch: 1962). 1948 veröffentlichte er unter dem Titel ‚The Shaking of the Foundation’ (deutsch: „In der Tiefe ist Wahrheit“) eine Sammlung von Predigten. Noch in New York begann Tillich, seine Systematische Theologie zu schreiben. Als er 1955 am „Seminary“ emeritierte, war seine wissenschaftliche Laufbahn noch nicht zu Ende. Tillich ging als „University-Professor“ - die höchste akademische Ehre, die Amerika zu vergeben hat, mit fakultätsübergreifendem Lehrrecht nach Harvard und veröffentlichte dort den zweiten Band der Systematik. 1962 nahm er dann noch einmal einen Ruf an die Universität von Chicago an und brachte den dritten Band der Systematischen Theologie heraus. Im selben Jahr erhielt er auch den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Paul Tillich verstarb am 22. Oktober 1965 im Alter von 79 Jahren in Chicago.
3. Definition Symbol
Der Begriff Symbol kommt aus dem griechischen und bedeutet übersetzt „(Kenn-) Zeichen, Emblem, Sinnbild“ oder auch „Bild“. Das Wort kommt „von sym~ - zusammen und ~ballein - werfen, also das Zusammengeworfene, Zusammengefügte“[iv], welches aus zwei Teilen besteht. Die eine Hälfte oder einer der beiden Teile ist das sichtbare Element des Symbols als Ganzem, während die andere Hälfte abwesend oder unsichtbar ist.[v] Symbole sind Gesten, Zeichen oder Gegenstände, „die auf etwas außerhalb ihrer selbst verweisen“. Sie stehen stellvertretend für etwas anderes, und sind in den meisten Fällen die Versinnbildlichungen eines abstrakten Gedankens. Durch ihre Bildsprache machen sie den gemeinten Gedanken verständlicher. Symbole unterliegen keiner eindeutig klaren Definition. Um Symbole richtig zu verstehen, müssen sie nicht wörtlich, buchstäblich oder gegenständlich gesehen werden, sondern mehr im geistigen Sinn verstanden und als solche vermittelt werden.[vi]
Eine ganz andere Bedeutung haben zum Beispiel Verkehrszeichen, welche klar definiert sind. Sie stehen für einen eindeutigen Sachverhalt und haben keinen abwesenden oder unsichtbaren Teil. Hingegen ist der „Gehalt eines Symbols, wie es vor allem in Religion, Mythos, Kunst und Psychologie verwendet wird“[vii], prinzipiell nie ausgelastet.
Andererseits spricht man aber zum Beispiel auch in der Mathematik von Symbolen, obwohl diese genau definiert sind. Zum Beispiel steht das „+“ für die Addition zweier Werte. „Der Begriff wird also nicht einheitlich verwendet, woraus zuweilen eine Begriffsverwirrung resultieren kann.“[viii]
4. Symbol und Religion
In der Religion übernehmen Symbole noch weitere Funktionen von zentraler Bedeutung. Alle Religionen besitzen Symbole und drücken ihre Kerngedanken durch sie aus. So ist zum Beispiel das leere Grab Jesu ein Symbol der Auferstehung oder der Weg ein Symbol der Lebensgeschichte oder der Lebensführung.
Neben diesen Kerngedanken hat die Kirche als religiöse Institution Symbole des Glaubens, die schriftlich festgehaltene Glaubensbekenntnisse sind. Sie leiten sich ab von dem griechischen Wort sýmbolon, was übersetzt der Vertrag, die Übereinkunft bedeutet. Zu diesen Bekenntnissen zählt man zum Beispiel das Apostolikum und die Confessio Augustana.
Eine weitere Form religiöser Symbole findet sich in der Zahlensymbolik. Die Drei steht z.B. für die Dreifaltigkeit oder die Vier für die Evangelisten. Nimmt man die Drei und addiert sie mit Vier so ergibt sich die Summe Sieben, multipliziert ergeben sie Zwölf. „In der Siebenzahl treten die Todsünden“ und „zu zwölfen die Stämme Israels, die kleinen Propheten“ als auch die Jünger Jesu auf.[ix]
Für die Religion sind ihre Symbole wesentliche Elemente, die religiöse Identifikation, Sprache und Handlungen ermöglichen.
Religiöse Symbole im Christentum sind zum Beispiel das Kreuz. Wasser, bzw. Brot und Wein, symbolisieren die religiösen Handlungen der Taufe bzw. des Abendmahls.
5. Die Merkmale des Symbols bei Tillich
Für Tillich ist das Symbol die einzig wahre Sprache der Religion.[x] „Die Absicht, unsymbolisch vom Religiösen reden zu wollen, ist gottlos“.[xi] Das heißt, dass das, was die Anschauung des Menschen übersteigt, nur im Symbol ausgedrückt werden kann. Sie findet ihren Ausdruck auch, indirekt und reflektierend, in der Theologie und Philosophie, sowie in der Kunst. Aber die eigentliche Vermittlung religiöser Sprache ist das Symbol oder eine Gruppe von Symbolen, die Tillich Mythos nennt. Die Vermittlung ist die Grundfunktion des Symbols und seine eigentliche Leistung.[xii] Das Symbol ist Vermittler zwischen Sinnlichem oder Immanentem und Geistigem oder Transzendenten.[xiii]
Was sind für Tillich die Merkmale eines Symbols? Er differenziert zwischen den allgemeinen und den religiösen Symbolen. Um die Beziehung zwischen Symbol und Religion besser einordnen zu können, müssen zunächst Tillichs Merkmale eines Symbols allgemein geklärt werden.
5.1. Erstes Merkmal: Die Uneigentlichkeit
Wie schon erwähnt, ist die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ‚Symbol’ das ‚Zusammengefügte’. Ein Symbol besteht also aus zwei Teilen: Eine gegenständliche, sichtbare und eine unsichtbare, vorgestellte Hälfte. Um die Bedeutung eines Symbols richtig zu verstehen, muss die vorgestellte Hälfte, das Symbolisierte, erfasst werden. „Das Symbol weist auf eine in ihm ruhende Wirklichkeit“ hin, welche „hinter der äußeren Gegenstandswelt liegt.“[xiv] Diese Hinweisfunktion bezeichnet Tillich als den „inneren Akt“[xv] eines Symbols. Die Uneigentlichkeit eines Symbols bedeutet, dass die Auslegung eines Symbols sich nicht auf dieses selbst bezieht, sondern auf das in ihm Symbolisierte. Dieses kann wiederum ein Symbol darstellen. Das Symbolisierte dieses Symbols ist dann höheren Ranges als das ursprünglich Symbolisierte. Zum Beispiel ist das Kreuz Symbol für die Kreuzigung Jesu Christi. Und diese ist wiederum Symbol für den erlösenden Gott.
[...]
[i] ST III, S. 343
[ii] Vgl. Higuet, S. 55
[iii] Vgl. Link, S. 242-243
[iv] wikipedia
[v] vgl. Nörenberg, S.13
[vi] vgl. Kriegstein S. 79
[vii] Tillich
[viii] Wikipedia
[ix] Wikipedia
[x] GW V, vgl. S. 237
[xi] Nörenberg, S. 77
[xii] vgl. Nörenberg S. 29
[xiii] vgl. Nörenberg S. 14 und 53
[xiv] Nörenberg, S. 83
[xv] GW V, S. 196
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