"Armut hat schwarze Haare". So wurde ein Artikel in der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Drieschner, 2003, 3) betitelt. Da Armut sich auch über mangelnde Bildung bedingt, kann man die Überschrift umformen und erhält: „Bildungsarmut hat schwarze Haare.“ Diese Aussage deutet an, dass Ausländerkinder weniger Chancen auf einen hohen Bildungsabschluss haben als deutsche Kinder. In der Bundesrepublik Deutschland besteht ein enger Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsbenachteiligung; die soziale Herkunft hat in Deutschland massive Auswirkungen auf die Bildungskompetenz der Kinder. Ins Auge fallen vor allem gravierende Unterschiede der Bildungsbeteiligung und des Kompetenzerwerbs in Abhängigkeit von dem Migrationsstatus.
In der Bundesrepublik gilt jedoch die Forderung nach uneingeschränkter Chancengleichheit. Diese besagt im Bildungsbereich, dass alle entsprechend ihren Leistungen und Fähigkeiten gleiche Chancen zum Erwerb mittlerer oder höherer Bildungsabschlüsse haben sollen.
In der vorliegenden Seminararbeit soll untersucht werden, inwieweit diesen Maßstäben genüge getan werden kann, was unter Bildungsgleichheit bzw. -ungleichheit zu verstehen ist und ob ausländische Schüler bzw. Schüler, deren Muttersprache nicht die Unterrichtssprache ist, stärker benachteiligt werden als deutsche Kinder. Der Schwerpunkt wird hier auf die Benachteiligung durch das deutsche Bildungssystem gelegt.
Zunächst soll ein Überblick über Chancengleichheit und über Bildungsungleichheit im Allgemeinen geschaffen und ihre Entstehungsgründe beleuchtet werden. Anschließend werden die erschwerten Bildungsmöglichkeiten der ausländischen Kinder im Besonderen skizziert, sowie die Ursachen für diese Bildungsbarrieren veranschaulicht werden. Daran anknüpfend soll herausgearbeitet werden, ob diese Bildungsbarrieren durch das Schulsystem noch vergrößert werden.
Schließlich soll zusammenfassend die dringende Notwendigkeit einer Reform des Bildungssystems dargestellt und der Frage nachgegangen werden, wie diese Bildungsbarrieren bei Kindern mit Migrationshintergrund entstehen und wie sie möglicherweise behoben werden können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff Chancengleichheit
- Chancengleichheit oder soziale Ungleichheit
- Bildungsungleichheit und die Merkmale für unterschiedliche Bildungschancen
- Gleiche Bildungschancen für alle?
- Sozioökonomische Lage des Elternhauses und kulturelles Kapital
- Bildung und Berufstätigkeit (Humankapital) der Eltern
- Familienstruktur und im Elternhaus gesprochene Sprache
- Bildungsungleichheit bei Kindern mit Migrationshintergrund
- Größere Bildungsbarrieren für Ausländerkinder
- Gründe für die Differenzierung in den Bildungswegen von Migranten
- Soziale Auslese durch das Schulsystem
- Fazit und mögliche Bildungsreformziele
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit untersucht die Bildungsungleichheit bei Migrantenkindern in Deutschland, insbesondere die Frage, ob das deutsche Bildungssystem zu einer institutionalisierten Diskriminierung von Ausländern führt.
- Definition und Analyse des Begriffs Chancengleichheit im Bildungssystem
- Bedeutung sozioökonomischer Faktoren und kulturellen Kapitals für Bildungschancen
- Identifizierung von Bildungsbarrieren für Migrantenkinder
- Analyse der Rolle des Schulsystems bei der Entstehung von Bildungsungleichheit
- Mögliche Reformziele zur Verbesserung der Bildungschancen von Migrantenkindern
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit thematisiert die Bildungsarmut von Migrantenkindern und stellt die Frage, ob diese durch ein ungleiches Bildungssystem verstärkt wird. Die Arbeit untersucht die Bedeutung von Chancengleichheit im Bildungsbereich und die Ursachen für Bildungsungleichheit.
- Der Begriff Chancengleichheit: Das Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Chancengleichheit im Bildungssystem und zeigt, dass trotz formal gleicher Chancen in der Praxis ein deutliches Ungleichgewicht bei der Teilhabe an Bildung besteht.
- Bildungsungleichheit und die Merkmale für unterschiedliche Bildungschancen: Hier werden verschiedene Faktoren, die zu ungleichen Bildungschancen führen können, erläutert. Dazu gehören die sozioökonomische Lage des Elternhauses, das kulturelle Kapital, die Bildung und Berufstätigkeit der Eltern sowie die Familienstruktur und die im Elternhaus gesprochene Sprache.
- Bildungsungleichheit bei Kindern mit Migrationshintergrund: Dieses Kapitel untersucht die besonderen Herausforderungen, denen Migrantenkinder im Bildungssystem gegenüberstehen. Hier werden die Ursachen für die Bildungsbarrieren und die Gründe für die unterschiedlichen Bildungswegen von Migrantenkindern beleuchtet.
- Soziale Auslese durch das Schulsystem: Dieser Abschnitt analysiert, ob und inwiefern das Schulsystem selbst zu einer Verstärkung von Bildungsungleichheit bei Migrantenkindern beiträgt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen der Bildungsforschung und des Migrationsdiskurses. Sie konzentriert sich auf die Analyse von Bildungsungleichheit, Chancengleichheit, sozioökonomischen Faktoren, kulturellem Kapital, Bildungsbarrieren, Migrationshintergrund und Schulsystem.
- Quote paper
- Anna-Lisa Esser (Author), 2004, Bildungsungleichheit bei Migranten. Institutionalisierte Diskriminierung von Ausländern?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47464