Seit mehr als 800 Jahren leben deutsche Siedler schon auf tschechischem Boden. 7 Jahrhunderte davon friedlich. Folglich haben diese Siedler in dieser Zeit erheblich zum Sprachkontaktgeschehen, zu einer Sprachkoexistenz und auch zum deutsch-tschechischen Bilinguismus beigetragen. Um deutsch-tschechische und tschechisch-deutsche
Sprachkontakte vor und nach dem zweiten Weltkrieg geht es im zweiten Teil der Arbeit. Da es sich aber auch um ein EPG Seminar handelt, ist es unerlässlich, dass nicht nur Entstehen und Spezifika der Sprachkontakte in dieser Arbeit untersucht werden, sondern auch geschichtliche Fakten, insbesondere die Vertreibung der Sudetendeutschen nach 1945. Die große und wichtige ethische Frage, ob die Vertreibung gerechtfertigt war oder nicht, wird in diesem Aufsatz nicht geklärt werden können, aber es können Fakten genannt werden, die Diskussionsanreize bieten sollen und es kann der Verlauf der Dinge nachgezeichnet werden die sich damals ereigneten, um bei der Erörterung dieser schwierigen Problematik zu helfen. Mit diesem Thema befasst sich der erste Teil der Arbeit.
Beide Teile sind gegliedert in die Beschreibungen der Situation vor dem Krieg, während des Krieges und nach dem Krieg. Der Grund liegt darin, dass der zweite Weltkrieg und das Jahr davor eine entsetzliche Zäsur in der Beziehung der (Sudeten)deutschen mit den Tschechen und auch der beiden Länder Deutschland und Tschechien darstellte. Auf diesen wichtigen geschichtlichen und gesellschaftlichen Wendepunkt soll auch formal hingewiesen werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Geschichtliche Fakten
2.1. Die Deutschen in Tschechien vor Hitler
2.2. 1938-
2.3. Das Ende des Krieges und die Zwangsaussiedlung
2.4. Die Situation heute.
3. Deutsch-tschechische und tschechisch-deutsche Sprachkontakte
3.1. Sprachkontakte vor
3.2. Sprachkontakte während des Krieges.
3.3. Sprachkontakte nach
4. Schlussbetrachtungen.
Literaturverzeichnis
Internetquellen
1. Einleitung
Seit mehr als 800 Jahren leben deutsche Siedler schon auf tschechischem Boden. 7 Jahrhunderte davon friedlich. Folglich haben diese Siedler in dieser Zeit erheblich zum Sprachkontaktgeschehen, zu einer Sprachkoexistenz und auch zum deutsch-tschechischen Bilinguismus beigetragen. Um deutsch-tschechische und tschechisch-deutsche Sprachkontakte vor und nach dem zweiten Weltkrieg geht es im zweiten Teil der Arbeit.
Da es sich aber auch um ein EPG Seminar handelt, ist es unerlässlich, dass nicht nur Entstehen und Spezifika der Sprachkontakte in dieser Arbeit untersucht werden, sondern auch geschichtliche Fakten, insbesondere die Vertreibung der Sudetendeutschen nach 1945. Die große und wichtige ethische Frage, ob die Vertreibung gerechtfertigt war oder nicht, wird in diesem Aufsatz nicht geklärt werden können, aber es können Fakten genannt werden, die Diskussionsanreize bieten sollen und es kann der Verlauf der Dinge nachgezeichnet werden die sich damals ereigneten, um bei der Erörterung dieser schwierigen Problematik zu helfen. Mit diesem Thema befasst sich der erste Teil der Arbeit.
Beide Teile sind gegliedert in die Beschreibungen der Situation vor dem Krieg, während des Krieges und nach dem Krieg. Der Grund liegt darin, dass der zweite Weltkrieg und das Jahr davor eine entsetzliche Zäsur in der Beziehung der (Sudeten)deutschen mit den Tschechen und auch der beiden Länder Deutschland und Tschechien darstellte. Auf diesen wichtigen geschichtlichen und gesellschaftlichen Wendepunkt soll auch formal hingewiesen werden.
2. Geschichtliche Fakten
2.1. Die Deutschen in Tschechien vor Hitler
Schon im 1. Jahrhundert nach Christus wanderten germanische Gruppen in die Gegend um Prag ein. Ab dem 4.Jahrhundert kam siedelte sich der slawische Stamm der Tschechen im gleichen Gebiet an.
Im 12.Jahrhundert kamen Migranten, vor allem aus Bayern, Sachsen und Franken in das tschechische Siedlungsgebiet Böhmen und Mähren (damals Königreich Böhmen). „...es wird geschätzt, dass um 1300 circa ein Sechstel [250.000; 16%; Anm. d. Verf.] der 1,5 Millionen Bewohner der böhmischen Länder deutscher Herkunft waren.“[1] Da aber die Herzogtümer Bayern, Sachsen und Franken, ebenso wie das Königreich Böhmen zu dieser Zeit Teil des ‚Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation’ waren[2], muss man im vorliegenden Fall korrekterweise von einer internen Migration, also von einer Binnenwanderung sprechen. Die Einwanderer ließen sich hauptsächlich in den Randgebieten Böhmens und Mährens nieder um dort zu arbeiten und zu leben. Die Deutschen in Tschechien sind also zwar eine allochtone, eine nicht-einheimische Minderheit, jedoch eine, die aufgrund der langen Dauer ihrer Ansiedlung stark mit den tschechischen Menschen und ihrer Kultur verbunden war und es teilweise heute noch ist. Es fand während der Zeit der friedlichen Koexistenz ein reger Kulturaustausch zwischen den deutschen Siedlern und Tschechen statt, dessen Auswirkungen auf die Sprache weiter unten erläutert werden.
Mitte des 13. Jahrhunderts erhielt die Altstadt deutsches Stadtrecht und im Jahre 1348 wurde in Prag die erste deutsche Universität gegründet. An diesen Ereignissen ist zu erkennen, dass die Deutschen einen großen Einfluss in und auf die Stadt hatten. Im 15.Jahrhundert führte die Hussitenbewegung zu einer Stärkung des tschechischen Nationalbewusstseins und zur Verdrängung der Deutschen aus Prag und dem Umland.
Die Deutschen, die sich in den Grenzgebieten angesiedelt hatten blieben jedoch weiterhin dort sesshaft. Nicht immer verlief das Zusammenleben konfliktfrei. Der Hauptstreitpunkt war die Frage der nationalen Zugehörigkeit der Grenzgebiete. Ab 1933 zum Beispiel, als Hitler an die Macht kam erstrebten die nationalen sudetendeutschen Parteien den Anschluss der tschechoslowakischen Randgebiete an das Deutsche Reich.
2.2. 1938-1945
Mit dem Münchener Abkommen Ende September 1938 änderte sich die Situation in der Tschechoslowakischen Republik. In dem Abkommen stimmten England, Frankreich und Italien einer Besetzung des von deutschen besiedelten Sudetenlandes durch die Wehrmacht zu. Alle Gebiete mit mehr als 50% deutschen Einwohnern wurden dem Deutschen Reich zugesprochen. Die zustimmenden Länder waren noch nicht Kriegsbereit und hofften, durch ihre Erlaubnis den Krieg zu verhindern. Zu dieser Zeit befanden sich ca. 3,5 Millionen Sudetendeutsche in der Tschechoslowakei, also eine beträchtliche deutschsprachige Minderheit (zum Vergleich: es lebten ca. 6 Millionen Tschechen und 3 Millionen Slowaken im Land). Allein 3 der 3.5 Millionen deutschen lebten in den Sudetengebieten (dort war die Minderheit tschechisch: ca. 400.000 Personen).[3] Der tschechoslowakische Staatspräsident Edvard Beneš trat im Oktober 1938 zurück und bildete eine Exilregierung.
Hitler reichte die Annexion des Sudetenlandes jedoch nicht und ließ im März 1939 deutsche Truppen in die Rest-Tschechoslowakei einrücken. Der tschechische Teil des Landes wurde zum Reichsprotektorat Böhmen und Mähren ernannt, der Slowakische Teil erklärte sich für souverän.
Bis 1940 wurde in der Tschechoslowakei sogar darüber nachgedacht, Teile der Sudetengebiete offiziell an die Deutschen abzutreten, um deren Bewohner ‚loszuwerden’. Überhaupt waren die tschechoslowakisch-deutschen Beziehungen seit 1933 nicht die Besten. Die Meisten Sudetendeutschen sympathisierten mit Hitler, die Tschechoslowaken fühlten sich von den Großmächten im Stich gelassen und fürchteten (zu Recht wie sich herausstellen sollte) einen Einmarsch der Wehrmacht.
Das Verhalten der Deutschen im ‚Protektorat Böhme und Mähren’ führte bereits während als auch nach dem Krieg (siehe 2.3.) zu Aversionen gegen die Besatzer. Ein wichtiges Beispiel ist der Mord am stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich im Jahre 1942 durch tschechoslowakische Agenten. An diesem Attentat rächten sich die SS und die Gestapo grausam. Es wurden 10.000 Tschechen verhaftet und über 1300 ermordet. Besonders bekannt ist das Massaker von Lidice bei dem alle männlichen Einwohner von der SS getötet und alle Frauen und Kinder in Konzentrations- und SS-Lager verschleppt wurden.
Bereits ab 1942 spielte man in der Tschechoslowakei mit dem Gedanken einer Zwangsaus- bzw. umsiedlung der sich in der ČSR befindlichen Deutschen, die dann nach Kriegsende auch durchgeführt wurde.
2.3. Das Ende des Krieges und die Zwangsaussiedlung
Die Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus war bis in die letzten Kriegstage unter den Sudetendeutschen sehr schwach und konnte deshalb die insgesamt negative Sichtweise der Tschechen auf ihre deutschen Nachbarn nicht beeinflussen.[4]
Dies war sicherlich ein Grund für den Drang nach Rache und Vergeltung, den die tschechoslowakische Öffentlichkeit bei Kriegsende (und auch schon davor) verspürte. Ein anderer, wie schon oben genannt war das Verhalten der Deutschen während der Besatzung und ein dritter Berichte von Tschechen in deutscher Zwangsarbeit, in Konzentrationslagern, in Gefängnissen und über deutsche Grausamkeiten, die an Gefangenen verübt wurden.
[...]
[1] Segert, Dieter: „Entwicklung bis zum Ende der Monarchie“, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Informationen zur politischen Bildung Nr.276, 3.Quartal 2002. Franzis’ Verlag. München 2002. S.4.
[2] Alle historischen Grenzen entnommen aus: Leisering, Walter (Hg.): „Putzger – Historischer Weltatlas.“ Cornelsen-Velhagen. Berlin 1979.
[3] Alle Zahlen entnommen aus: Staněk, Tomáš: „Vertreibung und Aussiedlung der Deutschen aus der Tschechoslowakei 1945-1948“, in: Brandes, Detlef u.a.: Der Weg in die Katastrophe-deutsch tschechische Beziehungen 1938-1947. Klartext Verlag. Essen 1994. S.168.
Daten weichen jedoch, abhängig davon, welche Quelle man benutzt, teilweise erheblich voneinander ab.
[4] Beneš, Zdeněk u.a.: „Die böhmischen Länder und die Deutschen am Ende des Krieges und kurz danach“, in: Beneš, Zdeněk u.a. (Hg.): Geschichte verstehen – Die Entwicklung der deutsch-tschechischen Beziehungen in den böhmischen Ländern 1848-1948. Gallery Verlag. 2002. S.218.
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.