Dante Alighieris epische Dichtung “Die Göttliche Komödie (La Divina Commedia)“, entstanden ca. 1307 bis 1327, ist das erste umfangreiche dichterische Werk in italienischer Sprache und bis heute ein Hauptwerk der italienischen Literatur. In der Göttlichen Komödie schildert Dante seine eigene Wanderung durch das Jenseits. Diese Reise wird notwendig, „Weil ich den rechten Weg verloren hatte" (S. 7, Inferno, 1, Z. 3)1bzw. „Da ich den wahren Weg verlassen hatte“ (ebd., Z. 12).
Mit dem römischen Dichter Vergil als Führer durchschreitet Dante die Hölle (“Inferno“), und ersteigt den Läuterungsberg (“Purgatorio“). Auf dem Gipfel des Läuterungsberges übernimmt die engelsgleiche Beatrice, Dante’s Schwarm, die Führung. Mit ihr durchschwebt Dante das Paradies (“Paradiso“), wo er schließlich Gott schauen darf.
Neben einer kurzen Einführung in Dantes wichtigstes Werk, soll diese Hausarbeit auf die tiefere (religiöse) Aussage näher eingehen. Hat Dante mit seiner “Divina Commedia“ einen Weg zur Selbstfindung, innerer Klarheit und zur Gottfindung vorgezeichnet? Wie stellt sich Dante Gott vor, und was soll man tun, um ihm nahe zu kommen? Und nicht zuletzt: Woher hatte Dante die Inspiration zu dieser Dichtung? Ist sie auf eine göttliche Eingebung, auf eine ekstatische Vision zurückzuführen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, werde ich den letzten, und unter religiösen Aspekten vielleicht wichtigsten Teil der “Commedia“, den des “Paradiso“, ausführlich analysieren.
Inhalt
1. Einleitung
2. Weltbild
3. Dantes Lehre: Der Weg zu Gott?
4. Romano Guardini
5. Die “Anderswelt“
6. Paradiso: Die Reise der Seele zu Gott
7. Das Empyreum
8. Finale: Die Begegnung Dantes mit dem Licht
8.1 Es ist alles eins
8.2 Dante, der Seher?
9. Fazit
10. Quellen
1. Einleitung
Dante Alighieris epische Dichtung “Die Göttliche Komödie (La Divina Commedia)“, entstanden ca. 1307 bis 1327, ist das erste umfangreiche dichterische Werk in italienischer Sprache und bis heute ein Hauptwerk der italienischen Literatur. In der Göttlichen Komödie schildert Dante seine eigene Wanderung durch das Jenseits. Diese Reise wird notwendig, „Weil ich den rechten Weg verloren hatte" (S. 7, Inferno, 1, Z. 3)[1] bzw. „Da ich den wahren Weg verlassen hatte“ (ebd., Z. 12).
Mit dem römischen Dichter Vergil als Führer durchschreitet Dante die Hölle (“Inferno“), und ersteigt den Läuterungsberg (“Purgatorio“). Auf dem Gipfel des Läuterungsberges übernimmt die engelsgleiche Beatrice, Dante’s Schwarm, die Führung. Mit ihr durchschwebt Dante das Paradies (“Paradiso“), wo er schließlich Gott schauen darf.
Neben einer kurzen Einführung in Dantes wichtigstes Werk, soll diese Hausarbeit auf die tiefere (religiöse) Aussage näher eingehen. Hat Dante mit seiner “Divina Commedia“ einen Weg zur Selbstfindung, innerer Klarheit und zur Gottfindung vorgezeichnet? Wie stellt sich Dante Gott vor, und was soll man tun, um ihm nahe zu kommen? Und nicht zuletzt: Woher hatte Dante die Inspiration zu dieser Dichtung? Ist sie auf eine göttliche Eingebung, auf eine ekstatische Vision zurückzuführen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, werde ich den letzten, und unter religiösen Aspekten vielleicht wichtigsten Teil der “Commedia“, den des “Paradiso“, ausführlich analysieren.
(Auf die zeitkritischen Anmerkungen und politischen Stellungnahmen Dantes gehe ich in dieser Arbeit übrigens nicht näher ein.)
2. Weltbild
Dante vereinigt in sich die gesamte gelehrte Tradition des lateinischen Mittelalters und setzt dieses Wissen bei seinen Lesern offenbar voraus. Er erwartet die genaue Kenntnis der Bibel wie der antiken Mythologie, Geschichte und Philosophie. Die “Divina Commedia“ ist voll von parallelisierten biblischen und antiken Beispielfiguren.
Dante selbst gibt den Unwissenden den Rat, die Lektüre abzubrechen. So heißt es z.B. am Anfang des zweiten Gesangs des “Paradiso“:
O ihr, die ihr in einem kleinen Kahne,
Voll Sehnsucht, zuzuhören, auf den Spuren
Mein Boot verfolgt, das hinzieht im Gesange,
Kehrt heim zu eurem eigenen Gestade,
Treibt nicht aufs Meer hinaus, ihr könntet draußen,
Indem ihr mich verliert, verlorengehen.
(S. 273, Paradiso, 2, Z. 1-6).
Man muss also zu einem gewissen Grad fähig und gewillt sein, die Welt mit den damaligen (Dantes) Augen zu sehen.
3. Dantes Lehre: Der Weg zu Gott?
Meine Meinung und Grundaussage dieser Arbeit ist, dass Dante seinen Lesern (u.a. neben politischen Anliegen) den rechten (religiösen) Weg lehren wollte, welcher am Ende zu Gott, ins Licht, und damit zum eigenen inneren Selbst führt.
Insbesondere ging es ihm um Tugenden wie Selbstaufgabe, Liebe und Gerechtigkeit. U.a. repräsentieren im “Paradiso“ die vier Himmelsspären von Venus, Sonne, Mars und Jupiter die großen Tugenden Mäßigung, Weisheit, Tapferkeit und Gerechtigkeit.[2]
Dante Alighieri schrieb die “Commedia“ offenbar zu Ehren der christlichen “Dreifaltigkeit“. Er beschreibt seine Wanderung durch die drei Jenseitsbereiche des katholischen Glaubens.
Es ist ein Prozeß der Selbstvervollkommnung, ein Prozeß der Erkenntnis des Pilgers Dante, und mit ihm erkennt und begreift der Leser. Es ist ein Begreifen der moralischen Parameter der Hölle und des Himmels. Er begreift Schritt für Schritt “die göttlichen Gesetze des Universums“[3].
Dante ist verwirrt und verirrt, er steht zu Beginn der “Commedia“ wortwörtlich im “dunklen Walde“ (S. 7, Inf., 1, Z. 2). Er wendet sich der Tugend zu, will umkehren[4], wird aber von der Begierde (symbolisiert durch einen Panther), Hochmut (Löwe), und der Habgier (Wölfin) in das “finstere Tal“, bzw. “Dorthin […], wo keine Sonne scheinet“ (S. 8, Inf., 1, Z. 60) gedrängt. Dort trifft er auf den Helfer Vergil, der als eine Art Engel aktiv wird, und Dante zur Tugend führen will.
Selbst wenn man in Vergil nur die Allegorie der menschlichen Vernunft sieht, wird die Einsicht in die Notwendigkeit der Umkehr von Dante als Eingebung erfahren, als etwas, das dem “Ich“ von außen, “von oben“ eingegeben wird. Die Vernunft ist aber in der “Commedia“ längst nicht die höchste Instanz, über ihr steht die -durch Beatrice verkörperte- (göttliche) Gnade. Vergil ist nur Beatrices Abgesandter. Sie wird Vergil auf der Höhe des Läuterungsbergs, im irdischen Paradies, ablösen.
Beatrice ihrerseits handelt in noch höherem Auftrag: Die heilige Lucia hat sich an Beatrice gewandt, und Lucia ist wiederum Botin der Himmelskönigin Maria.
So macht sich Dante auf die Suche nach sich selbst und nach dem Höherem, anfangs hauptsächlich angespornt durch seine Liebe zu der von ihm verherrlichten Beatrice.
[...]
[1] Alighieri, Dante: Die Göttliche Komödie. Stuttgart: Reclam Verlag, 2001 [1487]. Zitatbelege nach dieser Ausgabe mit Seiten- und Zeilenangabe künftig im Text.
[2] Vgl. Auerbach, Erich: Dante als Dichter der irdischen Welt. Berlin und Leipzig: Verlag Walter de Gruyter & Co., 1971 [1929]. S. 148.
[3] Jaduland.de: Dantes Göttliche Komödie. http://www.jaduland.de/europe/spain/andalusmuweis/dante.html (15.5.2005).
[4] Jesus von Nazareth rief seine Jünger ebenfalls zur Umkehr auf. Die Aufforderung zur Umkehr ist ein beliebtes christliches Motiv.
- Arbeit zitieren
- Ralf Klossek (Autor:in), 2005, Durch die Waldesfinsternis zum Licht - Dantes Weg zu Gott? Eine Untersuchung des 'Paradiso' der 'Göttlichen Komödie' auf religiöse Aspekte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47287
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