Dieses Zitat eines unbekannten Verfassers kreuzte zufällig meinen Weg, als ich mich inmitten der Sichtung - verschüttet durch Papierstöße und Bücherstapel - von Sekundärliteratur zu Gottfried Benn befand. Es war eine gekonnte Anmoderation eines einschlägigen TV Lifestyle Magazines, das im Hintergrund lief. Im Normalfall sollte man nicht meinen, irgendeinen Nutzen, ja Niveau- und Gehaltvolles, aus solchen Sendungen ziehen zu können. Doch genau diese Tatsache war es, die mir eine ungeahnte, plötzliche Brücke zwischen unserem heutigen Alltag und der Thematik in Benns Gedicht „ Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke“ schlug. Wenn wir uns einmal vor Augen führen, welche Dinge Tag für Tag das Interesse und die Aufmerksamkeit der meisten von uns auf sich ziehen, im Überfluss beispielsweise nachzuprüfen in einer der einflussreichsten Tageszeitungen Deutschlands, der BILD (Auflage v.ca. 3,8 Mio. Exemplaren pro Tag)1, oder eben solchen Feierabendmagazinen, dann wird schnell bewusst werden: Es ist das gleiche Phänomen, dem sich auch schon, mit einem gewissen redundanten Augenzwinkern, Gottfried Benn in seiner ersten expressionistisch - literarischen Phase bediente: Dem Erzwingen von Aufmerksamkeit und Wirkung durch Unschönes, Unglück, Tragik, Katastrophen, ja Hässlichem.
Was findet den Weg auf die Titelblätter und spiegelt somit unser Interesse wieder ? Ein Artikel über 40 Jahre glücklich verheiratete Prominente, oder die Schlagzeile über einen hässlichen Rosenkrieg nach einem Jahr Ehe? Haben Sie schon einmal ein nur in etwa gleiches Maß an Aufmerksamkeit erlebt, als jemand einem behinderten oder alten Menschen in der Öffentlichkeit half, oder sind Ihnen eher die Bilder von langen Staus und Menschenmassen in Erinnerung , als Sie das letzte Mal Zeuge eines schweren Unfalls wurden? Denken Sie an die verheerende Tsunami Katastrophe zurück! War es wirklich der informale Bericht, oder erst die Bilder der hässlichen Zerstörung und des Todes in Indonesien, die eine Welle von Hilfsbereitschaft auslösten? Würden die meisten den Bericht im Focus darüber überhaupt lesen, wenn sie nicht erst ausschlaggebend durch das mit aufgequollenen Wasserleichen überschwemmte Titelblatt aufmerksam gemacht worden wären?
Inhaltsverzeichnis
- „Schönheit ist oberflächlich, aber Hässlichkeit geht durch und durch“
- Das Gedicht : Ein expressionistisches Zeugnis des infernalischen Nihilsten Benn mit autobiographischen Zügen
- formale Anhaltspunkte
- inhaltlich - stilistische Anhaltspunkte
- Die Ästhetik des Hässlichen im Gedicht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Gottfried Benns Gedicht „Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke“ und untersucht die Rolle der Hässlichkeit als ästhetisches Mittel in diesem Werk. Ziel ist es, die expressionistische Gestaltung des Gedichtes zu beleuchten und den Zusammenhang zwischen Benns literarischem Schaffen und seinen Erfahrungen als Mediziner zu erforschen.
- Expressionistische Lyrik im 20. Jahrhundert
- Ästhetik der Hässlichkeit als künstlerisches Prinzip
- Autobiographische Elemente in Benns Gedichten
- Die Rolle von Nihilismus und Pessimismus in Benns Werk
- Die Verbindung von medizinischen Erfahrungen und literarischer Gestaltung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel thematisiert die zentrale Rolle der Hässlichkeit in Benns Gedicht. Es wird ein Vergleich mit der heutigen medial vermittelten Wahrnehmung von Hässlichkeit gezogen und die These aufgestellt, dass Benn diese bewusst einsetzt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Das zweite Kapitel analysiert die formalen und inhaltlichen Aspekte des Gedichts. Dabei werden die expressionistische Gestaltung, die sprachliche Struktur und die autobiographischen Bezüge zu Benns Arbeit als Mediziner beleuchtet.
Schlüsselwörter
Gottfried Benn, Expressionismus, Ästhetik der Hässlichkeit, Nihilismus, Autobiographie, Gedichtanalyse, Medizinisches, „Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke“
- Quote paper
- Dominic Hand (Author), 2005, Gottfried Benn "Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke" - Die Ästhetik der Hässlichkeit im Gedicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47281