„Arbeiter verdienen Lohn, Angestellte verdienen Gehalt - das sind über 100 Jahre Tariftradition.“
Das neue Entgeltrahmenabkommen oder auch Entgeltrahmentarifvertrag kurz ERA genannt, wird nun - so haben es die Tarifvertragsparteien vereinbart - mit dieser Zweiklasseneinteilung brechen. Das neue Regelwerk sieht vor, Arbeiter und Angestellte mit einer ähnlichen Qualifizierung gleich zu bezahlen. Benachteiligt waren bisher vor allem die Facharbeiter, die trotz vergleichbarerer Anforderungen, deutlich weniger verdienten als tarifliche Angestellte. Diese Ungleichbehandlung von Beschäftigtengruppen stammt aus den 60er und 70er Jahren, als die Aufgaben der Arbeiter durch eine starke Arbeitsteilung geprägt waren. Seitdem hat sich die Arbeitswelt vor allem durch zunehmende Prozessorientierung, Gruppenarbeit, erhöhte Komplexität und nicht zuletzt durch den internationalen Wettbewerb stark verändert. Die früher klar getrennten Aufgaben von Arbeitern und Angestellten vermischen sich heute immer mehr. Ein Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit in Projektgruppen. Dieser Wandel führt dazu, dass die bestehenden Entgeltstrukturen zu wenig flexibel und nicht mehr zeitgemäß sind. Die veränderte Arbeitsorganisation und die neu entstandenen Berufsbilder wurden in den bisherigen Tarifwerken nicht oder nur unzureichend berücksichtigt. Dadurch ist das Problem aufgetreten, dass der Zusammenhang zwischen Anforderungsniveau der Arbeitsaufgaben und Bezahlung zunehmend verloren gegangen ist. So kam es zur Forderung der Unternehmen ein transparenteres und moderneres Regelwerk zu gestalten. Ziel der Verhandlungen war deshalb nicht nur die Vereinheitlichung der Regelungen für Arbeiter und Angestellte, sondern auch eine Modernisierung und Verschlankung der bisherigen Vergütungsregelungen.
Aber der Weg zum neuen Entgeltrahmenabkommen war mühsam. Ein Vierteljahrhundert ist von der Absichtserklärung (25. Januar 1979) bis zum ERA-Abschluss vergangen. Aufgrund der komplexen Problem- und Fragestellungen und anfänglich unterschiedlichen Zielsetzungen wurde den Tarifvertragsparteien ein langwieriger Annäherungsprozess abverlangt. Am 18. Dezember 2003 war es im Tarifgebiet Nordrhein-Westfalen so weit, das Verhandlungsergebnis des Entgeltrahmenabkommens wurde abgeschlossen. Nach den ERA-Abschlüssen im Nordverbund, in Baden-Württemberg und Niedersachsen ist dies das vierte Tarifgebiet, in dem ein Entgeltrahmentarifvertrag abgeschlossen wurde.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung der Arbeit
- 1.2 Ziel und Gliederung der Diplomarbeit
- 1.3 Abgrenzung des Themas
- 2 Die ERA-Tarifwelt
- 2.1 Die Verhandlungsergebnisse
- 2.2 Zeitlicher Rahmen des Entgeltrahmenabkommens
- 3 Ziele und Merkmale des Entgeltrahmenabkommens
- 3.1 Gewährleistung der tariflichen Aktualität
- 3.2 Tarifliche Entgeltgerechtigkeit sichern
- 3.3 Vereinfachte Handhabung der tariflichen Entgeltbestimmungen
- 4 Grundlagen der Arbeitsbewertung zur Ermittlung des Grundentgeltes
- 4.1 Das Arbeitsaufgabenprinzip als Grundsatz für die Einstufung
- 4.2 Das neue ERA-Arbeitsbewertungssystem
- 5 Hilfsmittel für die Arbeitsbewertung
- 5.1 Die Aufgabenbeschreibung
- 5.2 Die ERA-Niveaubeispiele
- 6 Grundlagen der Gestaltung des Entgeltsystems
- 6.1 Entgeltgrundsätze und Entgeltmethoden
- 6.2 Die tarifliche Leistungsbeurteilung für Arbeiter und Angestellte
- 7 Die Sicherung der systembedingten und betrieblichen Kostenneutralität des Entgeltrahmenabkommens
- 7.1 Die systembedingte Kostenneutralität
- 7.2 Die betriebliche Kostenneutralität
- 7.2.1 Die Bildung des ERA-Anpassungsfonds
- 7.2.2 Die Mittelverwendung des ERA-Anpassungsfonds
- 7.2.3 Heranführung der Überschreiter und Unterschreiter
- 7.2.4 Weitere Instrumente des betrieblichen Werkzeugkastens
- 8 Praktische Umsetzung des Entgeltrahmenabkommens bei der ThyssenKrupp Präzisionsschmiede GmbH im Bereich Rangiertechnik
- 8.1 Vorstellung des Unternehmens ThyssenKrupp Präzisionsschmiede GmbH
- 8.1.1 Einordnung in die Konzernstruktur
- 8.1.2 Die Organisationsstruktur der ThyssenKrupp Präzisionsschmiede GmbH
- 8.1.3 Das Geschäftsfeld Rangiertechnik als Pilotbereich für das Projekt ERA
- 8.1.4 Eignung des Geschäftsfeldes Rangiertechnik für das Pilotprojekt ERA
- 9 Die Vorgehensweise bei der Bewertung von Arbeitsaufgaben
- 9.1 Vorbereitungen im Vorfeld der Arbeitsbewertung
- 9.2 Das Erstellen von Aufgabenbeschreibungen in Anlehnung an ERA
- 9.2.1 Auswahl der Arbeitsplätze
- 9.2.2 Betriebliche Untersuchung der Aufgaben
- 9.2.2.1 Das Untersuchungsziel
- 9.2.2.2 Die Untersuchungsmethoden
- 9.3 Die Einstufung der Arbeitsaufgaben nach dem Punktbewertungsverfahren
- 9.4 Überprüfung der Arbeitsbewertung
- 9.5 Eingruppierung der Beschäftigten und Beanstandungsverfahren
- 10 Die Rolle des Betriebsrates
- 10.1 Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates bei der Entgeltgestaltung
- 10.2 Rechte des Betriebsrates bei den Aufgabenbeschreibungen
- 10.3 Rechte des Betriebsrates bezüglich des ERA-Anpassungsfonds
- 10.4 Weitere Mitbestimmungs-, Beratungs- und Informationsrechte des Betriebsrates
- 11 Ergebnisse und Auswertung der betrieblichen Untersuchung
- 11.1 Ermittlung und Darstellung der Kosten der ERA-Einführung
- 11.2 Vergleich der Entgeltstrukturen vor und nach ERA
- 11.3 Analyse der Über- und Unterschreiter
- 11.4 Zusammenfassende Erkenntnisse
- 11.4.1 Chancen einer ERA-Simulation
- 11.4.2 Grenzen einer ERA-Simulation
- 12 Kritische Würdigung des Themas
- 12.1 Die Risiken des ERA
- 12.2 Die Chancen des ERA
- 12.3 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht die Einführung und Umsetzung des neuen Entgeltrahmenabkommens (ERA) in der ThyssenKrupp Präzisionsschmiede GmbH, Bereich Rangiertechnik. Ziel ist die Analyse des Prozesses und die Bewertung der Auswirkungen. Die Arbeit basiert auf einer ERA-Simulation und berücksichtigt praktische Erfahrungen.
- Einführung und praktische Umsetzung des ERA
- Arbeitsbewertungssystem und Punktbewertungsverfahren
- Kostenneutralität des ERA
- Rolle des Betriebsrates bei der ERA-Einführung
- Chancen und Risiken des ERA
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik des neuen Entgeltrahmenabkommens (ERA) ein und beschreibt die Problemstellung der Arbeit. Es wird das Ziel der Diplomarbeit formuliert, welches in der Unterstützung der Einführung und Umsetzung des ERA im Unternehmen ThyssenKrupp Präzisionsschmiede GmbH liegt. Die Abgrenzung des Themas und die gewählte Vorgehensweise werden erläutert. Die Arbeit basiert auf einer ERA-Simulation in einem ausgewählten Pilotbereich. Die Knappheit an Fachliteratur zum Thema wird hervorgehoben, und die Bedeutung praktischer Erfahrungen für die Arbeit wird betont.
2 Die ERA-Tarifwelt: Dieses Kapitel beschreibt das neue Entgeltrahmenabkommen der Metall- und Elektroindustrie. Es beleuchtet die Verhandlungsergebnisse und den zeitlichen Rahmen seiner Einführung. Der Fokus liegt auf der Darstellung der grundlegenden tariflichen Aspekte des ERA und bildet die Grundlage für das Verständnis des späteren praktischen Umsetzungsabschnitts.
3 Ziele und Merkmale des Entgeltrahmenabkommens: In diesem Kapitel werden die zentralen Ziele und Merkmale des ERA detailliert dargelegt. Es geht um die Gewährleistung der tariflichen Aktualität, die Sicherung der tariflichen Entgeltgerechtigkeit und die Vereinfachung der Handhabung tariflicher Entgeltbestimmungen. Die Darstellung dieser Punkte liefert die theoretische Basis für die Bewertung der praktischen Umsetzung im späteren Verlauf der Arbeit.
4 Grundlagen der Arbeitsbewertung zur Ermittlung des Grundentgeltes: Dieses Kapitel befasst sich mit den Grundlagen der Arbeitsbewertung im Kontext des ERA. Es erklärt das Arbeitsaufgabenprinzip als Grundlage für die Einstufung von Arbeitsplätzen und beschreibt das neue ERA-Arbeitsbewertungssystem. Diese detaillierte Erklärung des Bewertungssystems ist unerlässlich für das Verständnis der praktischen Anwendung im folgenden Kapitel.
5 Hilfsmittel für die Arbeitsbewertung: Hier werden die wichtigsten Hilfsmittel für die Arbeitsbewertung im Rahmen des ERA vorgestellt. Die Aufgabenbeschreibung als zentrales Instrument und die ERA-Niveaubeispiele als Orientierungshilfe werden detailliert erläutert. Die korrekte Anwendung dieser Hilfsmittel ist entscheidend für eine faire und transparente Arbeitsbewertung.
6 Grundlagen der Gestaltung des Entgeltsystems: Dieses Kapitel beschreibt die grundlegenden Prinzipien und Methoden der Entgeltgestaltung im Kontext des ERA. Es beleuchtet die Entgeltgrundsätze und -methoden sowie die tarifliche Leistungsbeurteilung für Arbeiter und Angestellte. Ein umfassendes Verständnis dieser Grundlagen ist essentiell für die Analyse der praktischen Umsetzung des ERA.
7 Die Sicherung der systembedingten und betrieblichen Kostenneutralität des Entgeltrahmenabkommens: In diesem Kapitel wird die Frage der Kostenneutralität des ERA behandelt. Sowohl die systembedingte als auch die betriebliche Kostenneutralität werden im Detail analysiert. Es wird erklärt, wie der ERA-Anpassungsfonds gebildet wird, wie die Mittel verwendet werden und wie Überschreiter und Unterschreiter angegangen werden. Die verschiedenen Instrumente zur Sicherung der Kostenneutralität werden vorgestellt.
8 Praktische Umsetzung des Entgeltrahmenabkommens bei der ThyssenKrupp Präzisionsschmiede GmbH im Bereich Rangiertechnik: Dieses Kapitel beschreibt die praktische Anwendung des ERA bei ThyssenKrupp. Es stellt das Unternehmen und den Pilotbereich Rangiertechnik vor und erläutert die Eignung des Bereichs für das Pilotprojekt. Der Fokus liegt auf der Beschreibung des konkreten Umsetzungsvorgangs im Unternehmen.
9 Die Vorgehensweise bei der Bewertung von Arbeitsaufgaben: Dieses Kapitel detailliert die Vorgehensweise bei der Bewertung der Arbeitsaufgaben im Rahmen des ERA-Projekts. Es beschreibt die Vorbereitungen, das Erstellen von Aufgabenbeschreibungen, die Einstufung der Arbeitsaufgaben nach dem Punktbewertungsverfahren, die Überprüfung der Arbeitsbewertung und das anschließende Eingruppierungsverfahren. Es beinhaltet eine umfassende Darstellung der methodischen Schritte der Arbeitsbewertung.
10 Die Rolle des Betriebsrates: Dieses Kapitel befasst sich mit der wichtigen Rolle des Betriebsrates bei der Einführung und Umsetzung des ERA. Die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates in verschiedenen Bereichen, wie Entgeltgestaltung, Aufgabenbeschreibungen und dem ERA-Anpassungsfonds, werden ausführlich diskutiert. Die Bedeutung der Mitbestimmung des Betriebsrates für den Erfolg des ERA-Projekts wird hervorgehoben.
11 Ergebnisse und Auswertung der betrieblichen Untersuchung: In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der betrieblichen Untersuchung im Rahmen der ERA-Simulation präsentiert. Die Kosten der ERA-Einführung werden ermittelt und dargestellt. Ein Vergleich der Entgeltstrukturen vor und nach ERA wird durchgeführt, und die Analyse der Über- und Unterschreiter wird detailliert beschrieben. Schließlich werden zusammenfassende Erkenntnisse aus der Simulation gezogen und Chancen sowie Grenzen einer solchen Simulation diskutiert.
Schlüsselwörter
Entgeltrahmenabkommen (ERA), Arbeitsbewertung, Punktbewertungsverfahren, Tarifvertrag, Kostenneutralität, Betriebsrat, Mitbestimmung, ThyssenKrupp, Rangiertechnik, Simulation.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Einführung und Umsetzung des Entgeltrahmenabkommens (ERA) bei ThyssenKrupp
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Einführung und Umsetzung des neuen Entgeltrahmenabkommens (ERA) in der ThyssenKrupp Präzisionsschmiede GmbH, Bereich Rangiertechnik. Sie analysiert den Prozess und bewertet die Auswirkungen basierend auf einer ERA-Simulation und praktischen Erfahrungen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunkte: Einführung und praktische Umsetzung des ERA, das Arbeitsbewertungssystem und das Punktbewertungsverfahren, die Kostenneutralität des ERA, die Rolle des Betriebsrates bei der ERA-Einführung sowie Chancen und Risiken des ERA.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in zwölf Kapitel. Kapitel 1 bildet die Einleitung, Kapitel 2 bis 7 erläutern die theoretischen Grundlagen des ERA (Tarifwelt, Ziele, Arbeitsbewertung, Hilfsmittel, Entgeltsystem, Kostenneutralität). Kapitel 8 beschreibt die praktische Umsetzung bei ThyssenKrupp. Kapitel 9 detailliert die Vorgehensweise bei der Arbeitsbewertung. Kapitel 10 behandelt die Rolle des Betriebsrates. Kapitel 11 präsentiert die Ergebnisse und Auswertung der betrieblichen Untersuchung. Kapitel 12 beinhaltet eine kritische Würdigung des Themas.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Arbeit basiert auf einer ERA-Simulation im Bereich Rangiertechnik bei ThyssenKrupp. Es wurden betriebliche Untersuchungen durchgeführt, um die Arbeitsaufgaben zu analysieren und zu bewerten. Die Ergebnisse werden mit den Zielen und Merkmalen des ERA verglichen.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Ergebnisse umfassen die Kosten der ERA-Einführung, einen Vergleich der Entgeltstrukturen vor und nach ERA, eine Analyse der Über- und Unterschreiter und eine zusammenfassende Erkenntnisgewinnung. Chancen und Grenzen einer ERA-Simulation werden diskutiert.
Welche Rolle spielt der Betriebsrat?
Die Arbeit untersucht die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates bei der Entgeltgestaltung, den Aufgabenbeschreibungen, dem ERA-Anpassungsfonds und anderen relevanten Bereichen. Die Bedeutung der Mitbestimmung für den Erfolg des ERA-Projekts wird hervorgehoben.
Welche Chancen und Risiken des ERA werden diskutiert?
Die Arbeit analysiert sowohl die Chancen (z.B. tarifliche Aktualität, Entgeltgerechtigkeit, Vereinfachung) als auch die Risiken (z.B. Kosten, Umsetzungsschwierigkeiten) des ERA.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Entgeltrahmenabkommen (ERA), Arbeitsbewertung, Punktbewertungsverfahren, Tarifvertrag, Kostenneutralität, Betriebsrat, Mitbestimmung, ThyssenKrupp, Rangiertechnik, Simulation.
Wo finde ich detailliertere Informationen zu den einzelnen Kapiteln?
Die Zusammenfassung der einzelnen Kapitel ist im HTML-Dokument enthalten und bietet detaillierte Einblicke in die jeweiligen Inhalte.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für alle, die sich mit dem Thema Entgeltrahmenabkommen (ERA), Arbeitsbewertung, Tarifverträgen und der Rolle des Betriebsrates in der Metall- und Elektroindustrie auseinandersetzen. Sie ist besonders nützlich für Betriebsräte, Personalabteilungen und Wissenschaftler.
- Arbeit zitieren
- Nicole Kröger (Autor:in), 2005, Das Neue Entgeltrahmenabkommen der Metall und Elektroindustrie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47277