In dieser Arbeit soll die Zeit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fokussiert werden, in der die Ausdrücke noch klar voneinander abgegrenzt waren. Zumal die Anfänge der heute selbstverständlichen Rente erst mit Bismarcks Sozialgesetzgebung in den 1880er Jahren gemacht wurden. Wie waren die Begriffe Greis und Rentner konnotiert? Was meinten Sie? Und wie wurden Menschen, die so bezeichnet wurden, dargestellt?
Aus gegenwärtiger Perspektive stellt sich die Frage nach dem Unterschied zwischen einem Greis und einem Rentner auf den ersten Blick wohl kaum noch. Beide, der Greis und der Rentner, gehören in irgendeiner Weise zusammen und werden gewiss auch zusammen gedacht. Wer Rentner ist, der ist in der Regel alt und wer alt ist, der ist unter normalen Umständen Rentner. Der Rentner ist längst zum Synonym für alte Menschen geworden und wird als Ausdruck deutlich häufiger verwendet als die Bezeichnung Greis. Doch bereits eine etwas tiefere Auseinandersetzung mit den Begrifflichkeiten wirft ein neues Bild auf.
Der Greis ist laut Duden ein "alter, oder alt wirkender (körperlich hinfälliger) Mann" und wer mit dem Adjektiv greis bezeichnet wird, der sei "alt, betagt (mit ergrautem, weißem Haar und erkennbaren Zeichen des Alters, der Gebrechlichkeit)." Der Rentner hingegen sei demnach ganz schlicht "jemand, der eine Rente bezieht." Was sich zunächst überhaupt nicht auszuschließen erscheint, ist tatsächlich eine Unterscheidung von wesentlichen Kategorien: Während der Greis jemand ist, der den physischen Zustand des hohen Lebensalters verkörpert, wird der Rentner ausschließlich auf einen einzigen wirtschaftlichen Aspekt reduziert, der obendrein von hoher Relevanz für die fortschrittliche Gesellschaft ist.
Es sind hier also im Laufe der Zeit aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung zwei Begriffe verschmolzen, die in ihrer ursprünglichen Bedeutung gänzlich verschiedene Kategorien beschreiben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Alter als Gegenstand des Historikers
- Das Alter als Lebensphase
- Die Industrialisierung als Zäsur?
- Vom Greis zum Rentner?
- Der Greis...
- Arbeiter im Kaiserreich – die ersten Rentner?
- Die Alten in Literatur und Kunst des späten 19. Jahrhunderts
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Darstellung alter Menschen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie analysiert den Wandel der Begriffspaare "Greis" und "Rentner" und beleuchtet die unterschiedlichen Konnotationen und Darstellungen dieser beiden Begriffe. Im Fokus stehen die Veränderungen des Altersbildes im ausgehenden 19. Jahrhundert und die Ursachen dafür.
- Wandel der Begriffspaare "Greis" und "Rentner"
- Konnotationen und Darstellungen der Begriffe "Greis" und "Rentner"
- Veränderungen des Altersbildes im ausgehenden 19. Jahrhundert
- Ursachen für die Veränderungen des Altersbildes
- Einfluss der Industrialisierung und der Sozialgesetzgebung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik des Altersbildes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dar und beleuchtet den Unterschied zwischen dem Begriff "Greis" und dem Begriff "Rentner". Sie skizziert die Forschungsfrage und den Aufbau der Arbeit.
- Alter als Gegenstand des Historikers: Dieses Kapitel beleuchtet das hohe Alter aus verschiedenen wissenschaftlichen Blickwinkeln und stellt die Ambivalenz des Altersbildes dar. Es diskutiert die Bedeutung des Alters in der Geschichte und die unterschiedlichen Ansätze der Kultur- und Sozialgeschichte.
- Vom Greis zum Rentner?: Dieses Kapitel untersucht die Begriffsgeschichte von "Greis" und "Rentner" und analysiert die Konnotationen und Darstellungen alter Menschen im späten 19. Jahrhundert. Es bezieht sich auf Quellen wie Grimms Rede über das Alter und die Bildquelle Rentenauszahlung im Hamburger Hauptpostgebäude.
Schlüsselwörter
Alter, Greis, Rentner, Altersbild, 19. Jahrhundert, Industrialisierung, Sozialgesetzgebung, Kulturgeschichte, Sozialgeschichte, Altersdiskurse, Altersvorsorge.
- Quote paper
- Marcel Kling (Author), 2019, Wird der Greis zum Rentner? Die Darstellung alter Menschen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/471423