Art Spiegelmans Comic "Maus" gehört, aller Skepsis bezüglich der Umsetzung zum Trotz, längst zu den kanonisierten Werken über den Holocaust und die Fragen seiner Darstellung. Er erschien zunächst als Fortsetzungsgeschichte im von Spiegelman und seiner Frau Françoise Mouly verlegten Underground-Comicmagazin RAW, dann in zwei Teilen 1986 und 1991. 1992 wurde Spiegelmans Werk als erster Comic überhaupt mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet.
"Maus" ist vor allem die Geschichte eines Nachgeborenen der zweiten Generation, der die traumatischen Erlebnisse seines Vaters und deren Auswirkungen auf ihn selbst mit künstlerischen Mitteln zu begreifen versucht. Eine ihrer darstellerischen Besonderheiten liegt in der Verschränkung von Erzähl-, Zeit- und Bildebenen, die einander durchdringen und wechselseitig verstärken. Einerseits wird die Geschichte des Vaters und Holocaust-Überlebenden Vladek durch den Sohn wiedergegeben und visualisiert, andererseits das Erleben des Sohnes in der Erzählgegenwart sowie die Entstehung des Comics selbstreferentiell reflektiert. Diese besondere Erzählstruktur verkörpert nicht nur das psychologische Trauma in seiner Unabgeschlossenheit, sondern kann auch als exemplarisch für eine spezifische Erinnerungsarbeit der Nachfolgegeneration gelten.
Die Literaturwissenschaftlerin Marianne Hirsch hat, u.a. in Anlehnung an Spiegelman, insbesondere für die Nachfolgegeneration Holocaust-Überlebender den Begriff Postmemory geprägt. Hirsch vertritt die These, dass Erinnerungen an erlittene Traumata der Elterngeneration sich in das Selbstverständnis und die Erinnerung der Nachgeborenen einschreiben, ohne dass sie selbst diese Erfahrungen gemacht haben.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Postmemory als Konzept
- 3. Erinnerung in Maus
- 4. Permeabilität der Zeitebenen
- 5. Selbstreflexivität als Merkmal postmemorialer Ästhetik
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht das Konzept des Postmemory anhand von Art Spiegelmans Comic "Maus". Der Fokus liegt auf der Darstellung der Verflechtung von Zeitebenen und der Selbstreflexivität als charakteristische Merkmale postmemorialer Ästhetik im Umgang mit dem Holocaust-Trauma. Die Arbeit analysiert, wie Spiegelman die Permeabilität der Zeitebenen visuell darstellt und ob sich dabei unterscheidbare Strategien identifizieren lassen.
- Postmemory als Konzept und seine Anwendung auf die Nachfolgegeneration von Holocaust-Überlebenden
- Visuelle Darstellung der Permeabilität von Zeitebenen in "Maus"
- Selbstreflexivität als Merkmal postmemorialer Ästhetik in "Maus"
- Geeignetheit des Mediums Comic zur Abbildung der Übertragung traumatischer Erinnerungen
- Rekonstruktion und Imagination als Elemente der postmemorialen Erinnerungsarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt Art Spiegelmans "Maus" als kanonisiertes Werk zur Darstellung des Holocaust und seiner Rezeption vor. Sie hebt die Verschränkung von Erzähl-, Zeit- und Bildebenen hervor, die das psychologische Trauma und die spezifische Erinnerungsarbeit der Nachfolgegeneration veranschaulichen. Der Begriff Postmemory, geprägt von Marianne Hirsch, wird eingeführt, um die Erinnerung an erlittene Traumata der Elterngeneration in der Nachfolgegeneration zu beschreiben, ohne dass diese die Erfahrungen selbst gemacht haben. Die Arbeit kündigt die Analyse des Postmemory-Konzepts anhand von "Maus" an, mit besonderem Augenmerk auf die Darstellung der Permeabilität der Zeitebenen und die Selbstreflexivität des Comics.
2. Postmemory als Konzept: Dieses Kapitel beleuchtet das Konzept des Postmemory eingehend. Es diskutiert verwandte Konzepte wie absent memory, prosthetic memory, mémoire trouée und vicarious witnessing und hebt deren gemeinsame Betonung der zeitlichen Relation und des Mangels an direkter Erfahrung hervor. Hirschs Definition von Postmemory als spezifische Form der Beziehung und Identifikation mit den Erlebnissen der Vor-Generation wird zitiert und erläutert. Der Aspekt der kollektiven und kulturellen Traumata, die über den individuellen Erfahrungshorizont hinausgehen, wird hervorgehoben. Die Rolle der kreativen und künstlerischen Bearbeitung medial vermittelter Bilder und Narrative zur Überbrückung von Gräben zwischen den Generationen wird diskutiert.
Schlüsselwörter
Postmemory, Art Spiegelman, Maus, Holocaust, Erinnerung, Trauma, Comic, Zeitebenen, Selbstreflexivität, Nachfolgegeneration, visuelle Darstellung, Erinnerungsarbeit, mediale Vermittlung, Imagination, Rekonstruktion.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse von Postmemory in Art Spiegelmans "Maus"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Hausarbeit analysiert Art Spiegelmans Graphic Novel "Maus" unter dem theoretischen Rahmen des Postmemory. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Verflechtung von Zeitebenen und der Selbstreflexivität als charakteristische Merkmale postmemorialer Ästhetik im Umgang mit dem Holocaust-Trauma.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt zentrale Aspekte des Postmemory, wie die Erinnerung an erlittene Traumata der Elterngeneration in der Nachfolgegeneration, ohne dass diese die Erfahrungen selbst gemacht haben. Es wird untersucht, wie Spiegelman die Permeabilität der Zeitebenen visuell darstellt und ob sich dabei unterscheidbare Strategien identifizieren lassen. Die Rolle der Selbstreflexivität als Merkmal postmemorialer Ästhetik in "Maus" wird ebenfalls analysiert, sowie die Eignung des Mediums Comic zur Abbildung der Übertragung traumatischer Erinnerungen.
Welche Konzepte werden diskutiert?
Neben dem zentralen Konzept des Postmemory werden verwandte Begriffe wie absent memory, prosthetic memory, mémoire trouée und vicarious witnessing diskutiert. Die Arbeit beleuchtet die Definition von Postmemory nach Marianne Hirsch und analysiert die Bedeutung von Rekonstruktion und Imagination als Elemente der postmemorialen Erinnerungsarbeit. Der Aspekt kollektiver und kultureller Traumata wird ebenfalls thematisiert.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Erläuterung des Postmemory-Konzepts, ein Kapitel zur Analyse der Erinnerung in "Maus", ein Kapitel zur Permeabilität der Zeitebenen, ein Kapitel zur Selbstreflexivität und ein Fazit. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Thematik.
Welche Kapitelzusammenfassungen werden gegeben?
Die Zusammenfassung der Kapitel bietet einen Überblick über die einzelnen Abschnitte. Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt "Maus" vor. Kapitel 2 beleuchtet das Postmemory-Konzept ausführlich. Die folgenden Kapitel analysieren die Anwendung des Konzepts auf "Maus", fokussiert auf die visuelle Darstellung, die Zeitebenen und die Selbstreflexivität.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter der Arbeit umfassen: Postmemory, Art Spiegelman, Maus, Holocaust, Erinnerung, Trauma, Comic, Zeitebenen, Selbstreflexivität, Nachfolgegeneration, visuelle Darstellung, Erinnerungsarbeit, mediale Vermittlung, Imagination, Rekonstruktion.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, das Konzept des Postmemory anhand der Analyse von Art Spiegelmans "Maus" zu untersuchen und die spezifischen Strategien der Darstellung von Trauma und Erinnerung in diesem Werk zu beleuchten.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für ein akademisches Publikum bestimmt, das sich mit den Themen Postmemory, Holocaust-Erinnerung und der Analyse von Graphic Novels auseinandersetzt.
- Quote paper
- Sophie Weigand (Author), 2018, Postmemory im Comic 'Maus' von Art Spiegelman. Vergangenheit aus zweiter Hand, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/471288