Die Arbeit beschäftigt sich mit den drei Isotopien Mensch, Natur und Technik in der Erzählung "Bahnwärter Thiel" von Gerhart Hauptmann.
Zunächst wird die Technikgeschichte, nämlich Eisenbahnbetrieb und Eisenbahnunfälle in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Hintergrund dargestellt. Die Eisenbahn und ihre Wirkungen auf die zeitgenössische Welt sind ein wichtiges naturalistisches Thema und das Hauptthema in Bahnwärter Thiel. Anschließend geht der Autor auf das Wald-Motiv in der deutschen Kulturgeschichte ein, da der Wald in der Erzählung den bedeutendsten Teilbereich der Natur darstellt. Danach werden die drei tragenden Isotopien des "Bahnwärter Thiel" und ihre Interaktion sowie deren Einfluss auf die Handlung erläutert. Darüber hinaus wird die Handlungsmacht der Technik mithilfe der Erzählanalyse dargelegt. Abschließend folgt eine Erläuterung der Bedeutung der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) in der Modernen Literaturanalyse. Mit Hilfe der ANT versucht der Autor nachzuweisen, wie bei Hauptmann die Technik sowohl in den Verlauf der Handlung, als auch in die Gestaltung der Figuren eingreift.
Das Ziel des Autors ist zu zeigen, dass Natur und Technik nicht nur als Hintergrund der Handlung dienen oder die Innenwelt und das Schicksal der Figuren symbolisieren oder mythisieren, sondern auch in die Handlung eingreifen. Sie sind Akteure der Handlung und die Interaktionen zwischen den drei Isotopien, Mensch, Natur und Technik führen die Geschichte weiter.
Das Abstract und die Danksagung der Arbeit sind auf Chinesisch, der Haupttext auf Deutsch.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Eisenbahnbetrieb und deutscher Wald: technik- und motivgeschichtlicher Hintergrund
- 2.1. Eisenbahnbetrieb und Eisenbahnunfälle im 19. Jahrhundert
- 2.2. Der Wald als zentrales Motiv der deutschen Literaturgeschichte
- 3. Grundlagen-Analyse: Der Erzähltext als semiotischer Raum und die Akteur-Netzwerk-Theorie als narratologische Perspektive
- 4. Detail-Analyse: „Things have agency“: die Handlungsmacht der Technik als erzähltheoretische Kategorie am Beispiel des Bahnwärter Thiel
- 4.1 Vorgeschichte
- 4.2 Die schrittweise Grenzüberschreitung in Bahnwärter Thiel
- 5. Zusammenfassung und Ausblick: Akteur-Netzwerk-Theorie als Schlüssel zur literarischen Moderne
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Gerhart Hauptmanns Novelle "Bahnwärter Thiel" und widerlegt die gängige Interpretation, die Natur und Technik lediglich als symbolische Rahmenhandlungselemente betrachtet. Ziel ist es, die aktive Rolle von Natur und Technik in der Handlungsführung aufzuzeigen und die Interaktion zwischen Mensch, Natur und Technik zu analysieren. Die Methodik verbindet Akteur-Netzwerk-Theorie und Narratologie, um einen neuen analytischen Ansatz für modernistische Literatur zu präsentieren.
- Die Handlungsmacht von Natur und Technik in Gerhart Hauptmanns "Bahnwärter Thiel"
- Die Interaktion zwischen Mensch, Natur und Technik als Handlungstreiber
- Anwendung der Akteur-Netzwerk-Theorie auf literarische Texte
- Der semiotische Raum des Erzähltextes
- Beitrag zu neuen methodischen Ansätzen in der modernen Literaturanalyse
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungslücke dar: Bisherige Interpretationen von Hauptmanns "Bahnwärter Thiel" vernachlässigen die aktive Rolle von Natur und Technik in der Handlung. Die Arbeit argumentiert, dass Mensch, Natur und Technik als interagierende Akteure die Handlung vorantreiben und Wendepunkte ermöglichen. Die Untersuchung zielt darauf ab, diese These durch detaillierte Textanalyse zu belegen und die Bedeutung der Interaktion der drei Isotopien aufzuzeigen. Die Einleitung legt den methodischen Ansatz – die Verbindung von Akteur-Netzwerk-Theorie und Narratologie – dar und skizziert den Aufbau der Arbeit.
2. Eisenbahnbetrieb und deutscher Wald: technik- und motivgeschichtlicher Hintergrund: Dieses Kapitel beleuchtet den historischen Kontext der Novelle. Es untersucht den Eisenbahnbetrieb und die Eisenbahnunfälle des 19. Jahrhunderts, um die technische Realität und deren Gefahren darzustellen, die im Werk eine Rolle spielen. Gleichzeitig analysiert es die Bedeutung des Waldes als zentrales Motiv in der deutschen Literaturgeschichte, um den symbolischen und auch physischen Einfluss dieser Naturlandschaft auf die Handlung zu kontextualisieren. Die Kapitel unterstreicht die enge Verflechtung von technischem Fortschritt und Natur in der Geschichte und in der Erzählung selbst.
3. Grundlagen-Analyse: Der Erzähltext als semiotischer Raum und die Akteur-Netzwerk-Theorie als narratologische Perspektive: Dieses Kapitel etabliert die theoretischen Grundlagen der Analyse. Es beschreibt den Erzähltext als semiotischen Raum, in dem Zeichen und Symbole miteinander interagieren und Bedeutung erzeugen. Es integriert die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) in die Erzähltheorie, um die Handlungsmacht von nicht-menschlichen Akteuren wie Natur und Technik zu untersuchen. Dieses Kapitel liefert das methodologische Gerüst für die detaillierte Textanalyse in den folgenden Kapiteln. Die Verbindung von ANT und Narratologie erlaubt es, die Handlungsmacht von Natur und Technik nicht nur als symbolisch, sondern als aktiv in der Handlungsausgestaltung zu analysieren.
4. Detail-Analyse: „Things have agency“: die Handlungsmacht der Technik als erzähltheoretische Kategorie am Beispiel des Bahnwärter Thiel: In diesem Kapitel wird die detaillierte Textanalyse durchgeführt. Es werden konkrete Stellen im Text untersucht, an denen Natur und Technik die Handlung maßgeblich beeinflussen. Die Analyse beleuchtet, wie diese Elemente nicht nur als Hintergrund, sondern als aktive Akteure im Geschehen agieren. Das Kapitel demonstriert, wie die Interaktion zwischen Mensch, Natur und Technik die Geschichte vorantreibt und zu entscheidenden Wendepunkten führt. Es werden Beispiele aus der Vorgeschichte und dem Verlauf der Handlung präsentiert, um die These der aktiven Rolle von Natur und Technik zu stützen.
Schlüsselwörter
Mensch, Natur, Technik, Gerhart Hauptmann, Bahnwärter Thiel, Erzähltheorie, Akteur-Netzwerk-Theorie, Naturalismus, Handlungsmacht, Semiotik, Moderne Literatur.
Häufig gestellte Fragen zu Gerhart Hauptmanns "Bahnwärter Thiel" - Eine Analyse der Interaktion von Mensch, Natur und Technik
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Gerhart Hauptmanns Novelle "Bahnwärter Thiel" unter einem neuen Blickwinkel. Sie widerlegt die gängige Interpretation, die Natur und Technik lediglich als symbolische Elemente betrachtet, und untersucht deren aktive Rolle in der Handlungsführung und Interaktion mit dem Menschen.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verbindet die Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) mit narratologischen Ansätzen. Der Erzähltext wird als semiotischer Raum verstanden, in dem Mensch, Natur und Technik als interagierende Akteure die Handlung vorantreiben. Dieser interdisziplinäre Ansatz ermöglicht eine neue Perspektive auf modernistische Literatur.
Welche Themen werden behandelt?
Die zentralen Themen sind die Handlungsmacht von Natur und Technik in "Bahnwärter Thiel", die Interaktion zwischen Mensch, Natur und Technik als Handlungstreiber, die Anwendung der ANT auf literarische Texte, der semiotische Raum des Erzähltextes und die Entwicklung neuer methodischer Ansätze in der modernen Literaturanalyse. Der historische Kontext des Eisenbahnbetriebs im 19. Jahrhundert und die symbolische Bedeutung des Waldes in der deutschen Literatur werden ebenfalls beleuchtet.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Eine Einleitung, die den Forschungsstand und die Zielsetzung präsentiert; ein Kapitel zum historischen Kontext (Eisenbahnbetrieb und der Wald als Motiv); ein Kapitel zu den theoretischen Grundlagen (ANT und Narratologie); eine Detailanalyse von "Bahnwärter Thiel", die die aktive Rolle von Natur und Technik herausarbeitet; und abschließend eine Zusammenfassung und einen Ausblick.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Arbeit zeigt durch detaillierte Textanalyse, wie Natur und Technik nicht nur als symbolische Kulisse, sondern als aktive Akteure die Handlung von "Bahnwärter Thiel" beeinflussen und zu entscheidenden Wendepunkten beitragen. Sie liefert somit einen neuen Beitrag zur Interpretation der Novelle und präsentiert einen innovativen methodischen Ansatz für die Literaturwissenschaft.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Mensch, Natur, Technik, Gerhart Hauptmann, Bahnwärter Thiel, Erzähltheorie, Akteur-Netzwerk-Theorie, Naturalismus, Handlungsmacht, Semiotik, Moderne Literatur.
Welche Forschungslücke schließt die Arbeit?
Die Arbeit schließt die Forschungslücke, die durch die bisherige Vernachlässigung der aktiven Rolle von Natur und Technik in der Interpretation von "Bahnwärter Thiel" entstanden ist. Bisherige Interpretationen reduzierten diese Elemente oft auf symbolische Funktionen.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende und Wissenschaftler der Germanistik, Literaturwissenschaft, und für alle, die sich für die Anwendung interdisziplinärer Methoden in der Literaturanalyse interessieren. Sie bietet einen neuen Blick auf ein klassisches Werk der deutschen Literatur und einen innovativen methodischen Ansatz.
- Quote paper
- Lina Lizipps (Author), 2016, Mensch, Natur und Technik in "Bahnwärter Thiel" von Gerhart Hauptmann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/471191