Der Verlust der Privatheit, der durch staatliche Überwachungsmaßnahmen der Online-Kommunikation droht, steht im Mittelpunkt der folgenden Arbeit.
Die Zwecke staatlicher Überwachung sind vordergründig nicht schlecht: Gefahrenabwehr und die Herstellung von Sicherheit sind die Motive, auf die von Seiten des Staates immer wieder verwiesen wird. Die massiven Einschränkungen der Privatsphäre, die mit der Überwachung einhergehen, machen es jedoch nötig, die derzeitigen Entwicklungen einer ethischen Diskussion zu unterziehen. Welchen moralischen Stellenwert hat also Privatsphäre bzw. Privatheit?
Ist es möglich, dass sich Sicherheit im Zuge der Terror- und Kriminalitätsbekämpfung zu einem höheren Gut als Privatsphäre entwickelt hat? Und wie können die Konflikte zwischen der Wahrung der Privatsphäre einerseits und größtmöglicher Sicherheit andererseits austariert werden? Diesen Fragen wird im Folgenden nachgegangen.
Im Jahr 1949 beschrieb George Orwell in seinem Roman "1984" das erschreckende Bild eines totalitären Staates, der seine Bürger vollständig überwacht und damit ihre Menschenrechte massiv einschränkt. Rund sechzig Jahre nach der Veröffentlichung scheinen die darin fiktiv beschriebenen Lebensumstände langsam Teil der Realität zu werden. Orwells
Vision in Bezug auf die Gefährdung der Demokratie durch totalitäre Ideologien hat sich zwar nicht bewahrheitet, dennoch haben technologische Entwicklungen dazu geführt, dass sich auch in demokratischen Staaten die Überwachung unauffällig und unmerklich eingeschlichen hat. Einführung von Reisepässen mit digitalem Fingerabdruck, Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikations-Daten oder Video-Überwachung von öffentlichen Plätzen: Was Mitte des 20. Jahrhunderts noch als erschreckende Utopie galt, gehört heute bereits teilweise zu unserer Wirklichkeit.
Vor allem die Kommunikationsrevolution des Web 2.0 bot Datensammlern wie dem Staat in den letzten Jahren weitere Möglichkeiten einer ausufernden Überwachung. Ob Webforen, Email-Kommunikation oder soziale Netzwerke – der Staat schaut uns vor allem auch online über die Schulter. Datenschützer, die um den Verlust der Privatsphäre bangen, versetzt die Entwicklung des Internets zu einer dynamischen Austauschplattform daher regelmäßig in große Sorge.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretische Grundlagen: Begriffsbestimmungen
- 2.1. Privatsphäre
- 2.2. Überwachung
- 3. Staatliche Überwachung der Online-Kommunikation
- 3.1. Motive der Überwachungsmaßnahmen
- 3.2. Fallbeispiel: US-Überwachungsprogramm Prism
- 3.3. Exkurs: Michel Foucault – Die panoptische Gesellschaft
- 4. Wertekonflikt durch technisierte Überwachung
- 4.1. Ethische Technikbewertung nach Ropohl
- 4.2. Freiheit versus Sicherheit
- 5. Ethische Basiskonzepte: Gesinnungs- und Verantwortungsethik
- 6. Freiwillige Offenlegung der Privatsphäre
- 7. Verantwortung als ethische Schlüsselkategorie
- 8. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Problematik der staatlichen Überwachung der Online-Kommunikation und deren Auswirkungen auf die informationelle Privatsphäre. Sie untersucht den Konflikt zwischen Sicherheit und Freiheit, der sich durch diese Überwachungsmaßnahmen ergibt, und analysiert die ethischen Dimensionen dieses Konflikts.
- Begriffsdefinition von Privatsphäre und Überwachung
- Motive und Methoden der staatlichen Überwachung im Internet
- Der Wertekonflikt zwischen Sicherheit und Freiheit
- Ethische Aspekte der Überwachung im Kontext von Gesinnungs- und Verantwortungsethik
- Die Rolle der freiwilligen Offenlegung privater Informationen im digitalen Raum
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der staatlichen Überwachung in der Online-Kommunikation vor und verdeutlicht, wie sich die Gefahr des Überwachungsstaates in der heutigen Zeit verstärkt hat. Kapitel 2 erläutert die zentralen Konzepte der Privatsphäre und der Überwachung und zeigt die unterschiedlichen Definitionen und Interpretationen dieser Begriffe auf. Kapitel 3 analysiert die Motive der staatlichen Überwachung und illustriert diese anhand des US-amerikanischen Ausspähprogramms Prism. Im Anschluss wird der Wertekonflikt zwischen Sicherheit und Freiheit im Kontext der Überwachung untersucht.
Schlüsselwörter
Staatliche Überwachung, Online-Kommunikation, informationelle Privatsphäre, Sicherheit, Freiheit, Wertekonflikt, ethische Technikbewertung, Gesinnungs- und Verantwortungsethik, Freiwillige Offenlegung der Privatsphäre, Datenschutz, digitale Identität.
- Quote paper
- Tanja Schmidt (Author), 2013, Staatliche Überwachung der Online-Kommunikation und der Verlust der Privatsphäre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/470959