In der damaligen Sowjetunion, dem „großen Bruder“ der DDR , ist es aufgrund des autokratischen Regierungssystems nie zu einer konkreten Ausprägung eines Rechtsstaates im westlichen Verständnis gekommen. Die noch 1864 von Alexander II. eingeführten Rechtsreformen wurden schnell wieder von seinen Nachfolgern Alexander III. und Nikolaus II. stillgelegt. Keine Revolutionen, auch keine offenen Verfassungskämpfe um Grundrechte führten zu einem bürgerlichen Rechtsstaat. Spätere Ansätze zu einer eigenen marxistisch-sowjetischen Rechtstheorie wurden von Stalin beseitigt. Der einstige ostdeutsche Staat, welcher nach dem Zweiten Weltkrieg aus der SBZ hervorgegangen ist, wurde unter den gleichen Strukturen aufgebaut und war demnach – auch was das Rechtssystem betrifft – ein Abbild der Sowjetunion. Michael Stolleis formulierte dazu folgendes: „Die Identität der DDR beruhte auf einem mit Anstrengungen errichteten Mythos eines »besseren Deutschlands«, auf der Präsenz der sowjetischen Macht und Ökonomie, also auf dem weltpolitischen Gegensatz der »Systeme«, auf Herrschaft und Ideologie.“
Noch heute wird der Terminus des Unrechtsstaates oftmals mit der DDR in Verbindung gebracht. Darum nimmt auch die Thematik, was im 20. Jahrhundert zweifelsfrei als Rechtsstaat und was als Unrechtsstaat klassifiziert werden kann, große Ausmaße an. Deutlich wird das anhand geschichts-politischer Debatten über die Verwendung dieser Begrifflichkeiten. Es stellt sich dabei immer wieder die gleiche Frage: War die DDR ein Rechtsstaat oder ein Unrechtsstaat?
In dieser Arbeit soll sich näher damit auseinandergesetzt werden. Zuvor wird sich jedoch noch mit den spezifischen Merkmalen und der historischen Entwicklung der Begriffe Rechtsstaat und Unrechtsstaat beschäftigt. Zusätzlich werden Publikationen von Gregor Gysi, Robert Hansack, Everhard Holtmann, Nina Nickoll, Peter Schneider, Horst Sendler, Katharina Sobota, Klaus Stern und Michael Stolleis herangezogen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Im Diskurs: Die Begriffe Rechtsstaat und Unrechtsstaat
- 2.1 Rechtsstaat
- 2.2 Unrechtsstaat
- 3. Die DDR – Ein Rechtsstaat oder Unrechtsstaat?
- 4. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, ob die DDR als Rechts- oder Unrechtsstaat einzustufen ist. Sie beleuchtet die historischen Entwicklungen und spezifischen Merkmale der Begriffe "Rechtsstaat" und "Unrechtsstaat" und analysiert die juristische und politische Situation in der DDR im Kontext dieser Definitionen. Die Arbeit stützt sich auf verschiedene Publikationen und historische Quellen.
- Historische Entwicklung des Begriffs "Rechtsstaat"
- Definition und Merkmale des "Unrechtsstaates"
- Analyse des Rechtssystems der DDR
- Juristische Debatten um die Einordnung der DDR
- Vergleich der DDR mit dem Rechtsverständnis der Sowjetunion
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Einordnung der DDR als Rechts- oder Unrechtsstaat. Sie verweist auf die sowjetische Vorherrschaft und deren Einfluss auf das DDR-Rechtssystem, und hebt die anhaltende geschichtspolitische Debatte um die korrekte Klassifizierung hervor. Die Arbeit kündigt die Auseinandersetzung mit den Begriffen "Rechtsstaat" und "Unrechtsstaat" sowie die Heranziehung verschiedener wissenschaftlicher Publikationen an.
2. Im Diskurs: Die Begriffe Rechtsstaat und Unrechtsstaat: Dieses Kapitel analysiert die historischen Entwicklungen und Definitionen der Begriffe "Rechtsstaat" und "Unrechtsstaat". Es beschreibt den Ursprung des Rechtsstaatsprinzips im 19. Jahrhundert als Reaktion auf den Absolutismus und seine Weiterentwicklung im Kontext der deutschen Geschichte, einschließlich der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Die Entwicklung des Begriffs "Unrechtsstaat" wird ebenfalls beleuchtet, und es wird auf die unterschiedlichen Auffassungen und Interpretationen eingegangen, die in der wissenschaftlichen Literatur vertreten werden. Der Fokus liegt auf den zentralen Merkmalen und Kriterien, die zur Einordnung eines Staates als Rechts- oder Unrechtsstaat herangezogen werden können.
Schlüsselwörter
Rechtsstaat, Unrechtsstaat, DDR, Sowjetunion, Rechtssystem, Juristische Zeitgeschichte, Geschichtspolitik, Rechtsreformen, Marxismus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: "DDR – Rechtsstaat oder Unrechtsstaat?"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Frage, ob die Deutsche Demokratische Republik (DDR) als Rechts- oder Unrechtsstaat einzustufen ist. Sie analysiert die historische Entwicklung und die Merkmale der Begriffe "Rechtsstaat" und "Unrechtsstaat" und setzt diese in Bezug zur politischen und juristischen Situation in der DDR.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die historische Entwicklung des Begriffs "Rechtsstaat", die Definition und Merkmale eines "Unrechtsstaates", eine Analyse des DDR-Rechtssystems, juristische Debatten um die Einordnung der DDR und einen Vergleich des DDR-Rechtsverständnisses mit dem der Sowjetunion. Die Arbeit bezieht sich auf verschiedene Publikationen und historische Quellen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Analyse der Begriffe "Rechtsstaat" und "Unrechtsstaat", ein Kapitel zur Einordnung der DDR und ein Resümee. Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Kontext dar. Kapitel 2 analysiert die historischen Entwicklungen und Definitionen der beiden zentralen Begriffe. Kapitel 3 wendet diese Analyse auf die DDR an. Das Resümee fasst die Ergebnisse zusammen.
Wie wird die DDR in der Arbeit eingeordnet?
Die Arbeit beantwortet die Frage nach der Einordnung der DDR nicht direkt im FAQ, sondern analysiert die relevanten Aspekte und den Diskurs um die korrekte Einordnung. Die konkrete Einordnung findet sich im Haupttext der Arbeit.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf verschiedene wissenschaftliche Publikationen und historische Quellen, die im Haupttext der Arbeit detailliert genannt werden.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Rechtsstaat, Unrechtsstaat, DDR, Sowjetunion, Rechtssystem, Juristische Zeitgeschichte, Geschichtspolitik, Rechtsreformen, Marxismus.
Gibt es eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel. Die Einleitung führt in die Thematik und Forschungsfrage ein, Kapitel 2 analysiert die Begriffe Rechtsstaat und Unrechtsstaat, Kapitel 3 untersucht die DDR im Kontext dieser Begriffe und das Resümee fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Zielsetzung der Arbeit ist es, die Frage nach der Einordnung der DDR als Rechts- oder Unrechtsstaat auf Grundlage einer fundierten Analyse der historischen Entwicklung und der Merkmale beider Begriffe zu untersuchen. Die Arbeit will zu einem besseren Verständnis der juristischen und politischen Situation in der DDR beitragen.
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- Nikolas Nimptsch (Author), 2018, Die Rechtsstaat-Unrechtsstaat-Problematik am Beispiel der DDR, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/470290