Dietrich von Bern ist in mehreren Balladen und Chroniken erwähnt, sein Name ist in 85 verschiedenen Arten buchstabiert bzw. genannt worden. Er wurde beispielsweise mit Theoderich von Verona identifiziert, dessen "Name von den Dichtern des frühen Mittelalters als Streicher gewählt wurde, woraufhin die Perlen ihrer phantastischen Phantasie nach auf-gereiht werden sollten. Dieser Held ist eine der Hauptfiguren im alten deutschen ‚Buch der Helden’", und seine Abenteuer sind in vielen historischen Manuskripten, insbesondere in der Wilkina-Sage, dokumentiert worden.
Es kann mit Sicherheit festgestellt werden, dass der Saga-Zyklus, in den die Autoren Diet-rich von Bern außerhalb des Kreises der Gelehrten und Schüler der Volkskunde und Romantik eingebunden hatten, nahezu unbekannt ist. Im Gegensatz zu der bekannten Nibelungenfigur des Siegfried ist die von Dietrich von Bern nie zu einem großartigen Epos, bei-spielsweise dem Nibelungenlied entsprechend, verarbeitet worden. Dennoch ist seine Bekanntheit im Mittelalter weitreichend verbreitet gewesen, und er lebte länger als der Nibelungenheld Siegfried. In dem Saga-Zyklus ist die zentrale Figur des erfolgreichen goti-schen Königs Theoderich der Große nicht weniger interessant als die, die Karl der Große verkörpert hat. Im deutschsprachigen Raum ist Dietrich von Bern bereits vor einigen Jahr-hunderten in die Kulturgeschichte eingebracht worden, nicht nur in die Heldengeschichten der Literatur. Er ist demnach von großer Bedeutung für die Gemanistik. Infolge der ger-manistischen Forschung ist festgestellt worden, dass Dietrich von Bern als eine literarische Gestalt des Gotenführers Theoderich des Großen anzusehen ist. Die „Dietrichepen“ und „Dietrichsagen“ haben hervorgebracht, dass er als Haupthandlungsträger und als Held an-zusehen ist. Die Aufbereitung ist auf die Figur des Dietrich von Bern konzentriert, der als ein Held im religiösen Kontext zu betrachten und darzustellen ist. Auf der Grundlage der Untersuchung wird versucht, die literarische „Dietrichgestalt“ auch in Bezug auf die Mär-chen- und Sagenmotive zu analysieren und zu erläutern. Die Fragestellung der Arbeit lau-tet demnach:
- Ist Dietrich von Bern als ein „konzipierter Held“ zu betrachten, der getan oder gelassen hat, was man damals als religiös bzw. gesellschaftlich legitimiert bezeichnet hat?
Die Studie ist in fünf Teile gegliedert. Nach dem einführenden Abschnitt folgt die Dietrichepik und die Darstellung von Dietrich von Bern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die „Dietrichepik“ und die Figur des Dietrich von Bern
- Bedeutung der „Dietrichepik“
- Wer ist Dietrich von Bern?
- Heldentaten
- Dietrichs Flucht
- Die Rabenschlacht
- Das Eckenlied
- Virginal
- Dietrich als konzipierter Held
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Figur des Dietrich von Bern und untersucht seine Rolle als Held im religiösen Kontext der mittelhochdeutschen Literatur. Der Fokus liegt auf der Analyse der „Dietrichepik“ und der Frage, ob Dietrich als „konzipierter Held“ zu betrachten ist, dessen Entscheidungen und Taten gesellschaftlich und religiös legitim waren.
- Die Bedeutung der „Dietrichepik“ für die mittelhochdeutsche Literatur
- Die Darstellung der Figur des Dietrich von Bern im Vergleich zu anderen Heldenfiguren des Mittelalters
- Die Analyse von Dietrichs Heldentaten im Hinblick auf ihren religiösen Kontext
- Die Frage nach der Legitimität von Dietrichs Entscheidungen und Taten
- Die Verbindung von Märchen- und Sagenmotiven mit der Figur des Dietrich von Bern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Bedeutung der Figur des Dietrich von Bern in der Literatur des Mittelalters und stellt die Fragestellung der Arbeit vor. Kapitel zwei befasst sich mit der „Dietrichepik“ und der Darstellung des Dietrich von Bern als Held. Kapitel drei analysiert Dietrichs Heldentaten im Detail und beleuchtet ihren religiösen Kontext. Kapitel vier erörtert die Frage, ob Dietrich als „konzipierter Held“ zu betrachten ist, dessen Entscheidungen und Taten gesellschaftlich und religiös legitim waren.
Schlüsselwörter
Dietrich von Bern, Dietrichepik, Heldenfigur, Heldentaten, religiöser Kontext, mittelhochdeutsche Literatur, „konzipierter Held“, Legitimität, Märchenmotive, Sagenmotive.
- Quote paper
- Michael Wehrmann (Author), 2019, Dietrich von Bern. Ein Held im religiösen Kontext, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/470158