Die NSDAP ist dafür bekannt, dass sie es verstand die Methoden der kommerziellen Reklame für ihre Zwecke zu nutzen. Im Bereich der Anti-Tabak-Politik der Nationalsozialisten stößt man jedoch auf einen interessanten Widerspruch zwischen dem Verhältnis von Wirtschaftswerbung und Politik gegen Tabak, der in der vorliegenden Arbeit behandelt werden soll. In diesem Zusammenhang soll das Verhältnis zwischen der Werbung für und der Propaganda gegen den Tabak in den Fokus rücken. Dabei ist zu untersuchen, ob diese beiden massenkompatiblen Kommunikationsformen stets zueinander in Widerspruch gestanden haben.
Eine erste Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Anti-Tabak-Politik kann durchaus zu dem Ergebnis kommen, es habe sich dabei um die bis dato weltweit aggressivste und umfassendste Kampagne gegen das Rauchen gehandelt. Dennoch war der Pro-Kopf-Verbrauch an Tabakerzeugnissen in den ersten sechs Jahren der NS-Regierung sogar um ein Vielfaches angestiegen. Vertrug sich der Konsum von Tabak auch keineswegs mit der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik, so war er doch ein Garant für die Steuereinnahmen des Regimes.
Wenn es auch vor dem Hintergrund der sozialen Akzeptanz des Rauchens und der für den NS-Fiskus so lukrativen Steuereinnahmen aus Tabakerzeugnissen durchaus verständlich ist, dass nie ein Raucherverbot erlassen wurde, so muss doch auf die von staatlicher Seite höchst aggressive Anti-Tabak-Propaganda hingewiesen werden, welche Raucher bisweilen als "Volksfeinde" diffamierte. Nicht ohne weiteres erklärbar ist aber, dass bisweilen in ein und demselben Medium Werbung für und Propaganda gegen den Tabak nebeneinander auftauchten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Anti-Tabak-Bewegung in Deutschland bis 1933
- Ideologische Feindschaft: Nationalsozialismus und Tabakkonsum
- Die nationalsozialistische Anti-Tabak-Propaganda
- Die Durchdringung der Werbung durch die Propaganda
- Die "Gleichschaltung" der deutschen Werbung
- Propagandistische Eingriffe in die Werbung
- Das Verhältnis von Werbung für und Propaganda gegen den Tabak
- Die Auflösung der widersprüchlichen Koexistenz
- Die Zigarettenbilderalben: Vom Werbe- zum Propagandamittel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit dem scheinbar widersprüchlichen Verhältnis zwischen Werbung für und Propaganda gegen Tabak im Nationalsozialismus. Ziel ist es, zu untersuchen, inwiefern diese beiden Kommunikationsformen bezüglich des Tabakkonsums tatsächlich stets im Konflikt standen. Dabei soll die "Gleichschaltung" des deutschen Werbewesens und seine Unterordnung unter das Reichspropagandaministerium (RMVP) genauer betrachtet werden, um die Lenkungsmechanismen zu verstehen, die zum Einsatz kamen, um die unterschiedlichen Zielsetzungen der beiden Kommunikationsformen bezüglich des Tabakkonsums in Einklang zu bringen.
- Die "Gleichschaltung" des deutschen Werbewesens und seine Unterordnung unter das RMVP
- Die widersprüchliche Koexistenz von Tabakwerbung und Propaganda im "Dritten Reich"
- Die Nutzung von Werbemethoden durch die nationalsozialistische Propaganda
- Die Rolle der Zigarettenbilderalben als Werbe- und Propagandamittel
- Die Schnittstellen von Wirtschaftswerbung und politischer Propaganda im Kontext des Tabakkonsums
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt die nationalsozialistische Anti-Tabak-Politik als eine der aggressivsten und umfassendsten Kampagnen gegen das Rauchen vor, die bis dato weltweit bekannt sind. Sie beleuchtet die Widersprüchlichkeit der Politik, die einerseits das Rauchen verdammte, andererseits aber enorme Steuereinnahmen aus dem Tabakkonsum generierte.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel gibt einen historischen Überblick über die Anti-Tabak-Bewegung in Deutschland bis 1933. Es soll die Entwicklung der Anti-Tabak-Kampagnen und ihre Ziele vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Machtergreifung beleuchten.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel untersucht die ideologische Feindschaft zwischen dem Nationalsozialismus und dem Tabakkonsum. Es soll die nationalsozialistische Ideologie der "Rassenhygiene" und "Volksgesundheit" im Zusammenhang mit dem Tabakkonsum analysieren.
- Kapitel 4: In diesem Kapitel wird die nationalsozialistische Anti-Tabak-Propaganda genauer untersucht. Es soll die propagandistischen Strategien und Methoden analysieren, die zur Durchsetzung der Anti-Tabak-Politik eingesetzt wurden.
- Kapitel 5: Dieses Kapitel widmet sich der "Gleichschaltung" des deutschen Werbewesens und der Unterordnung der Werbung unter die Propaganda. Es soll die propagandistischen Eingriffe in die Werbung für Tabak und die Mechanismen der Kontrolle und Lenkung analysieren.
- Kapitel 6: In diesem Kapitel wird das Verhältnis von Werbung für und Propaganda gegen den Tabak im "Dritten Reich" beleuchtet. Es soll die Widersprüchlichkeit der Koexistenz von Werbung und Propaganda analysieren und den Wandel der Zigarettenbilderalben vom Werbe- zum Propagandamittel untersuchen.
Schlüsselwörter
Die Masterarbeit fokussiert auf die Themenbereiche Anti-Tabak-Politik, Propaganda, Werbung, Nationalsozialismus, "Gleichschaltung", Rassenhygiene, Volksgesundheit, Tabakkonsum, Zigarettenbilderalben, Wirtschaftswerbung, politische Propaganda, Kommunikation, Widerspruch und Koexistenz.
- Quote paper
- Dominik Jesse (Author), 2019, Das Verhältnis von Werbung und Propaganda in der Anti-Tabak-Politik im Dritten Reich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/469966