Einleitung
In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts gründete sich, als Gegenbewegung zur Abstraktion von Kubismus und Futurismus, eine neue Stilrichtung in der Kunst die im Dadaismus ihre Ursprünge suchte: die Neue Sachlichkeit. Zwischen Tradition und Avantgarde reflektierte die Kunst der Neuen Sachlichkeit ohne verbindliche Programmatik, die gesellschaftliche Realität der Weimarer Republik. Sie wurde auch unter den Begriffen Magischer Realismus und Verismus bekannt, welche aber von verschiedenen Theoretikern den zwei unterschiedlichen Hauptrichtungen zugeordnet worden sind, dem rechten und dem linken Flügel.
Die folgende Arbeit behandelt das Thema der Porträtmalerei innerhalb der Neue Sachlichkeit. Als Beispiele werden drei Porträts von Christian Schad sowie drei Porträts von Otto Dix besprochen, je ein Selbstporträt, ein Einzelporträt und ein Gruppenporträt. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten sollen näher betrachtet und mit der Gattung der Neuen Sachlichkeit verbunden werden. Die Frage, wie die Künstler der Neuen Sachlichkeit Personen im Bild darstellten und ob es Unterschiede zwischen den Künstlern innerhalb der Gattung gibt, wird in die Untersuchung einbezogen. Kann man Künstler der Neuen Sachlichkeit wirklich miteinander vergleichen, oder sind sie eher Individuen, die man einzeln, jeden für sich betrachten muss? Ebenso ist zu klären, ob Christian Schad und Otto Dix überhaupt Vertreter der Neuen Sachlichkeit sind.
Wie auch viele andere Künstler ihrer Zeit wollen Christian Schad und Otto Dix keiner „allgemeinen ‚Richtung’ zugeordnet werden“ . Die Gründe für diese Ablehnung liegen in ihrem Kunstverständnis. Während Schad befürchtete, „dass durch eine solche Klassifikation die ganz persönlichen Besonderheiten des Malers verwischt werden könnten.“ , ist für Otto Dix das „Dogma in der Kunst […, dass] der Künstler [… den Betrachter] bessern oder belehren [wolle]“ abschreckend. Er will lieber nur ein „Zeuge [sein], der sich auf seine Augen verlässt.“ Wenn er jedoch in die Richtung gedrängt wird, mit seinen Bildern richten zu wollen, ist die Möglichkeit auch nahe liegend, dass er in eine Kunstrichtung eingeordnet wird.
Die Definition der „Neuen Sachlichkeit“ wie sie im ersten Kapitel näher dargestellt wird, ist keine allgemeingültige und soll in der folgenden Arbeit näher betrachtet und, womöglich, redigiert werden.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Neue Sachlichkeit
2. Christian Schad
2.1 „Selbstporträt“, 1927, Öl auf Holz, 76x61,5 cm, Privatbesitz
2.2 „Ludwig Bäumer“, 1927, Öl auf Holz, 61x50 cm, Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin
2.3 „Graf St Genois d'Anneaucourt“, 1927, Öl auf Holz, 103x80,5 cm, Centre Georges Pompidou, Paris
3. Otto Dix
3.1 „Selbstporträt mit nacktem Modell“, 1923, Öl auf Leinwand, 105x90 cm, Privatbesitz, New York
3.2 „Alfred Flechtheim“, 1926, Mischtechnik auf Holz, 120x80 cm, Staatliche Museen, Preußische Kulutrbesitz, Nationalgalerie, Berlin
3.3 „Zuhälter und Nutten“, 1922, Öl auf Leinwand, 70x55 cm, Privatbesitz
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
6. Abbildungsverzeichnis
Einleitung
In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts gründete sich, als Gegenbewegung zur Abstraktion von Kubismus und Futurismus, eine neue Stilrichtung in der Kunst die im Dadaismus ihre Ursprünge suchte: die Neue Sachlichkeit. Zwischen Tradition und Avantgarde reflektierte die Kunst der Neuen Sachlichkeit ohne verbindliche Programmatik, die gesellschaftliche Realität der Weimarer Republik. Sie wurde auch unter den Begriffen Magischer Realismus und Verismus bekannt, welche aber von verschiedenen Theoretikern den zwei unterschiedlichen Hauptrichtungen zugeordnet worden sind, dem rechten und dem linken Flügel.
Die folgende Arbeit behandelt das Thema der Porträtmalerei innerhalb der Neue Sachlichkeit. Als Beispiele werden drei Porträts von Christian Schad sowie drei Porträts von Otto Dix besprochen, je ein Selbstporträt, ein Einzelporträt und ein Gruppenporträt. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten sollen näher betrachtet und mit der Gattung der Neuen Sachlichkeit verbunden werden. Die Frage, wie die Künstler der Neuen Sachlichkeit Personen im Bild darstellten und ob es Unterschiede zwischen den Künstlern innerhalb der Gattung gibt, wird in die Untersuchung einbezogen. Kann man Künstler der Neuen Sachlichkeit wirklich miteinander vergleichen, oder sind sie eher Individuen, die man einzeln, jeden für sich betrachten muss? Ebenso ist zu klären, ob Christian Schad und Otto Dix überhaupt Vertreter der Neuen Sachlichkeit sind.
Wie auch viele andere Künstler ihrer Zeit wollen Christian Schad und Otto Dix keiner „allgemeinen ‚Richtung’ zugeordnet werden“[1]. Die Gründe für diese Ablehnung liegen in ihrem Kunstverständnis. Während Schad befürchtete, „dass durch eine solche Klassifikation die ganz persönlichen Besonderheiten des Malers verwischt werden könnten.“[2], ist für Otto Dix das „Dogma in der Kunst […, dass] der Künstler [… den Betrachter] bessern oder belehren [wolle]“[3] abschreckend. Er will lieber nur ein „Zeuge [sein], der sich auf seine Augen verlässt.“[4] Wenn er jedoch in die Richtung gedrängt wird, mit seinen Bildern richten zu wollen, ist die Möglichkeit auch nahe liegend, dass er in eine Kunstrichtung eingeordnet wird.
Die Definition der „Neuen Sachlichkeit“ wie sie im ersten Kapitel näher dargestellt wird, ist keine allgemeingültige und soll in der folgenden Arbeit näher betrachtet und, womöglich, redigiert werden.
1. Neue Sachlichkeit
Der Begriff ‚Neue Sachlichkeit’ wird für eine Stilrichtung in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts verwendet. Zuerst kam dieser Begriff durch eine Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle 1925 in Umlauf. Diese Ausstellung wurde vom Direktor der Kunsthalle Gustav Hartlaub initiiert und zeigte unter anderem Werke von Georg Schrimpf, Alexander Kanoldt, Otto Dix und George Grosz. Eine Vermutung wie Franz Hartlaub auf den Begriff „Neue Sachlichkeit“ gekommen ist liegt nahe, wenn man sieht, wie ‚sachlich sein’ in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts gesehen wurde. Dazu schreibt Andrea Heesemann-Wilson „’Sachlich’ sein wurde als Merkmal des modernen Menschen bezeichnet, bedeutete Zukunftsorientiertheit, Nüchternheit, Bejahung der Technik. Zuweilen wurde ‚Sachlichkeit’ auch als Mittel zum Erlangen metaphysischer Einsicht betrachtet.“[5] Wenn man nun bedenkt, dass bei vielen Künstlern die Klarheit und ‚Nüchternheit’ überwiegen sollte, das objektive Auge, und zusätzlich eine „ganz bestimmte Geisteshaltung und Anliegen ausgedrückt werden“[6] sollte, ist es nahe liegend diese Kunstrichtung so zu bezeichnen.
Zunächst sollte vielleicht noch Erwähnung finden, dass sich der Begriff ‚Neue Sachlichkeit’ nicht von Anfang an für diese Epoche und Gattung durchgesetzt hatte. Auch der von Franz Roh eingeführte Begriff ‚Magischer Realismus’ wurde fürs erste noch gleichwertig genutzt, konnte sich aber nicht durchsetzten und wurde zum Begriff für eine Richtung der ‚Neuen Sachlichkeit’. Jedoch ist „zuweilen bezweifelt worden, ob es [die Neue Sachlichkeit] wirklich eine bestimmte künstlerische Richtung zu bezeichnen vermag.“[7] Gustav Hartlaub, Franz Roh und andere versuchten daher diese Bezeichnung genauer einzugrenzen und differenzierten die Neue Sachlichkeit in verschiedene Gruppen. Im Folgenden werden jedoch hauptsächlich die von Hartlaub aufgezeigten zwei Unterkategorien näher erwähnt, da diese von den meisten Theoretikern akzeptiert werden und sich alle darauf beziehen. Unterteilt wurde in den rechten und den linken Flügel, später bekamen diese nähere Bezeichnungen. Verismus für den linken, eher politischen, Flügel, und Magischer Realismus, für den rechten, eher unpolitischen, Flügel. Diese Unterteilung kann man jedoch nicht regional betrachten, wie man es in anderen Stilen des beginnenden 20. Jahrhunderts häufig finden kann, sondern man muss, sollte man einzelne Künstler einer Richtung zusortieren wollen, sie, jeden für sich genommen, untersuchen. Der veristische Flügel, zu dem man unter anderem Otto Dix und George Grosz zählt, schuf hauptsächlich satirische Darstellungen des Großstadtlebens. Sie malten die Wirklichkeit so wie sie diese sahen. Die sozial- und gesellschaftskritischen Elemente in ihrer Kunst sind vorherrschend, sie malten gewollt antibürgerlich. Zu ihren dargestellten Bildthemen gehören Kriegskrüppel, Kranke, Prostituierte, aber auch Karikaturen von Politikern.
Wohingegen die zweite Gruppe des Magischen Realismus, vor allem durch Georg Schrimpf, Carlo Mense, Anton Räderscheidt und anderen vertreten wurde. Sie waren von der italienischen ‚Pittura metafisica’ beeinflusst. In ihren Werken findet man eher ruhige Stillleben, konstruktive Landschaften oder isolierte und unbelebt erscheinende Figuren.
Besonders für den Verismus ist es charakteristisch, die Wirklichkeit objektiv und präzise, ohne Verschönerungen, wiederzugeben, dafür aber mit einer Überschärfe und einer starken Betonung der Gegenständlichkeit ohne sichtbare Schatten oder Licht.
Stilistisch wird also in beiden Flügeln insbesondere das Bild des Menschen dabei immer wieder befragt – sei es als Karikatur gesellschaftlicher Verhältnisse, sei es als nüchtern-idealisierte Darstellung, deren Oberfläche die Vereinzelung und Entfremdung des Individuums deutlich macht.
Eine weitere Möglichkeit diese Richtung der Malerei der zwanziger Jahre zu unterteilen besteht darin, den Magischen Realismus, die Neue Sachlichkeit und den Verismus als drei gleichwertige Stilbegriffe zu betrachten.[8]
Daher kommt auch die Schwierigkeit, die Künstler mit einem Begriff zu belegen. Christian Schad wird zum Beispiel im Buch „‚Magischer Realismus’ in der Malerei des 20. Jahrhunderts“ sowohl dem Magischen Realismus als auch der Neuen Sachlichkeit zugeordnet.[9] Im gleichen Buch wird aber auch Max Osborn zitiert, der 1927 schrieb, dass „die Porträtmalerei Christian Schads, […] eindeutig dem ‚rechten Flügel’ der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen ist“[10], also dem Magischen Realismus. Von Wieland Schmied wird er „unter den Veristen [als] der Härteste, der Exakteste, der Sachlichste“[11] bezeichnet und nach Günter A. Richter wiederum ist er kein Verist, da er „kein Gesellschaftskritiker [ist], der mit Aktionen der Brutalität und Zerstörung aufwartet, um den Betrachter zu verstören.“[12].
Besonders für den Verismus ist es charakteristisch, die Wirklichkeit objektiv und präzise ohne Verschönerungen wiederzugeben, dafür aber oft mit einer Überschärfe und einer starken Betonung der Gegenständlichkeit ohne sichtbare Schatten oder Licht.
Mit Ende des Ersten Weltkrieges war es für viele Künstler nicht mehr möglich weiter expressionistisch zu malen. Die Ideale des Expressionismus waren durch die Erfahrungen des Krieges zerstört worden und wichen nun einem nüchternen Blick auf die Wirklichkeit. Die starke Farbigkeit des Expressionismus verschwand in den meisten Werken und wich düsteren Grau-, Braun und Grüntönen. Grau war für Otto Dix „auch gewissermaßen ein Widerspruch gegen die kolossale Farbigkeit der Expressionisten.“[13] Allerdings wurde zum Teil mit grellen Farben Bilder, und damit die Wirklichkeit, ins Karikaturhafte gezogen, was man besonders auch bei Otto Dix findet.[14]
Auch wenn viele Kunsthistoriker dieser Einteilung in weiten Teilen zustimmen, so muss doch klar gestellt werden, dass die Zuweisung in die beiden Unterkategorien nicht bei jedem Künstler hundertprozentig funktioniert. Außerdem würde dadurch der Begriff „Neue Sachlichkeit“ eher zu einem Oberbegriff für diese Stilrichtung werden.
[...]
[1] Heesemann-Wilson, Andrea: Christian Schad, Expressionist, Dadaist und Maler der Neuen Sachlichkeit. Leben und Werk bis 1945. Göttingen 1978. S. 111.
[2] Ebd..
[3] Conzelmann, Otto: Otto Dix. Hannover 1959. S. 8.
[4] Ebd.
[5] Heesemann-Wilson, S. 82.
[6] Ebd. S. 83.
[7] Ebd. S. 80.
[8] Fluck, Andreas: ’Magischer Realismus’ in der Malerei des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 1994. S. 31, Fußnote 111.
[9] Ebd. S. 146.
[10] Ebd. S. 31.
[11] Schmied, Wieland: Neue Sachlichkeit und Magischer Realismus in Deutschland 1918-1933. Hannover 1969. S. 50.
[12] Richter, Günter A.: Nachrichten vom Menschen. Zu den Bildern von Christian Schad. In: Bezzola, Tobia (Hrsg.): Christian Schad. 1894 – 1982. Köln 1997. S. 23.
[13] Löffler, Fritz: Otto Dix. Leben und Werk. Wien, München 1967. S. 28.
[14] Vergleiche u. a. Dix’ Bild „Großstadt (Triptychon)“ (Abb. 10)
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- Angela Ott (Author), 2005, Christian Schad und Otto Dix - Porträts in der Neuen Sachlichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46937
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