Um die Frage zu klären warum nach Bourdieus’ Theorie der sozialen Reproduktion die schulische Leistungsselektion nicht funktionieren kann, wird in dieser Arbeit zunächst auf die Theorie nach Parsons eingegangen, welcher die gegenteilige Auffassung vertritt, nämlich dass in der Schule gerecht nach Leistung selektiert wird. Erst im darauffolgenden Abschnitt wird Bourdieus’ Theorie näher erläutert, hier wird der Schwerpunkt dieser Arbeit liegen. Beginnen wird dieses Kapitel mit einer kurzen Einführung zur Person Bourdieus, darauf folgt ein ebenso kurzer Abriss über die Theorien Bourdieus. Im darauffolgenden Unterkapitel werden die unterschiedlichen Kapitalsorten nach Bourdieu benannt und ihr Zusammenhang mit der sozialen Reproduktion erläutert.
Im sich daran anschließenden Unterkapitel wird Bourdieus Vorstellung der Reproduktion des Klassensystems durch das Bildungssystem erörtert. Im Anschluss daran wird mit Rainer Geißler die Sichtweise eines weiteren Sozialwissenschaftlers auf die soziale Ungleichheit im Bildungssystem gezeigt, in welchem vor allem auf den leistungsfremden Filter eingegangen werden soll. Vor allem aber sollen mit diesem Kapitel die Überschneidungen der Theorie von Bourdieu mit Geißlers Ansichten aufgezeigt werden. Zum Schluss wird ein Resümee gezogen, in welchem eine letzte kritische Auseinandersetzung mit Bourdieus’ Theorie zur sozialen Reproduktion vorgenommen werden soll. Außerdem sollen unter Berücksichtigung der gewonnenen Erkenntnisse Möglichkeiten zur Optimierung der bestehenden Ordnung zu Gunsten der Chancengleichverteilung im Bildungswesen dargelegt werden.
Eine der wichtigsten Funktionen, die ein Bildungssystem in einer modernen Leistungsgesellschaft zu erfüllen hat ist neben der „Platzierungsfunktion“, die „Auslese- oder Selektionsfunktion“. Das Bildungssystem hat dabei den Anspruch alle Bildungspartizipantinnen und Bildungspartizipanten formal gleich an ihren erbrachten Leistungen zu bewerten und eine Selektion nach Leistung durchzuführen. Die schulische Auslese stellt jedoch ob gewollt, geduldet oder ungewollt immer auch eine soziale Auslese dar.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Theorie der Schule nach Talcott Parsons
- 3. Bourdieu: Theorie sozialer Reproduktion
- 3.1 Das ökonomische, kulturelle und soziale Kapital
- 3.2 Die Reproduktion des Klassensystems durch das Bildungswesen
- 4. Der leistungsfremde soziale Filter nach Rainer Geißler
- 5. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, warum nach Pierre Bourdieus Theorie sozialer Reproduktion die schulische Leistungsselektion nicht funktioniert. Sie vergleicht Bourdieus Ansatz mit dem von Talcott Parsons und analysiert den Einfluss sozialer Faktoren auf den Bildungserfolg. Die Arbeit beleuchtet die Rolle des Bildungssystems in der Reproduktion sozialer Ungleichheit.
- Bourdieus Theorie der sozialen Reproduktion
- Der Einfluss von Kapitalformen (ökonomisch, kulturell, sozial) auf Bildungserfolg
- Die Rolle des Bildungssystems in der Reproduktion sozialer Ungleichheit
- Vergleichende Analyse von Bourdieus Theorie mit der von Talcott Parsons
- Der leistungsfremde soziale Filter nach Rainer Geißler
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der sozialen Auslese im Bildungssystem ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Funktionsweise der schulischen Leistungsselektion im Lichte von Bourdieus Theorie der sozialen Reproduktion. Sie verweist auf den Widerspruch zwischen dem Anspruch auf Chancengleichheit und der Realität sozialer Ungleichheit im Bildungssystem, untermauert durch die Ergebnisse von PISA-Studien. Die Arbeit konzentriert sich auf Bourdieus Theorie, unter Einbezug von Parsons und Geißler als kontrastierende oder ergänzende Perspektiven.
2. Die Theorie der Schule nach Talcott Parsons: Dieses Kapitel präsentiert die Sichtweise von Talcott Parsons auf die Funktion der Schule. Parsons sieht die Schule als zentrale Sozialisationsinstanz, die Kompetenzen für die spätere Rollenerfüllung vermittelt und eine „Platzierungsfunktion“ im Hinblick auf den Arbeitsmarkt einnimmt. Obwohl Parsons den Zusammenhang zwischen sozialem Status und Bildungserfolg anerkennt, argumentiert er, dass die Selektion im Bildungssystem primär leistungsbasiert ist und nicht deterministisch durch den sozialen Status festgelegt wird. Er räumt jedoch ein, dass der sozioökonomische Hintergrund der Familie einen Einfluss hat, wobei er individuellen Abweichungen von diesem Muster eine erhebliche Bedeutung beimisst.
Schlüsselwörter
Soziale Reproduktion, Pierre Bourdieu, Talcott Parsons, Rainer Geißler, Bildungssystem, Leistungsselektion, soziale Ungleichheit, Kapitalformen (ökonomisches, kulturelles, soziales Kapital), Chancengleichheit, Schichtreproduktion.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Soziale Auslese im Bildungssystem
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht, warum nach Pierre Bourdieus Theorie sozialer Reproduktion die schulische Leistungsselektion nicht funktioniert. Sie vergleicht Bourdieus Ansatz mit dem von Talcott Parsons und analysiert den Einfluss sozialer Faktoren auf den Bildungserfolg. Der Fokus liegt auf der Rolle des Bildungssystems in der Reproduktion sozialer Ungleichheit.
Welche Theorien werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht hauptsächlich die Theorie der sozialen Reproduktion von Pierre Bourdieu mit dem Ansatz von Talcott Parsons zur Funktion der Schule. Zusätzlich wird die Perspektive von Rainer Geißler zum leistungsfremden sozialen Filter einbezogen.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Zentrale Themen sind Bourdieus Theorie der sozialen Reproduktion, der Einfluss von Kapitalformen (ökonomisch, kulturell, sozial) auf den Bildungserfolg, die Rolle des Bildungssystems in der Reproduktion sozialer Ungleichheit, ein Vergleich zwischen Bourdieu und Parsons sowie der leistungsfremde soziale Filter nach Geißler.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit enthält eine Einleitung, Kapitel zu Parsons' Schul-Theorie, Bourdieus Theorie sozialer Reproduktion (einschließlich ökonomischem, kulturellem und sozialem Kapital und der Reproduktion des Klassensystems), ein Kapitel zu Geißlers leistungsfremdem sozialen Filter und ein Resümee. Sie beinhaltet auch ein detailliertes Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselbegriffe.
Welche Rolle spielt das Konzept des Kapitals nach Bourdieu?
Bourdieus Kapitalformen (ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital) spielen eine entscheidende Rolle. Die Arbeit untersucht, wie diese Kapitalformen den Bildungserfolg beeinflussen und zur Reproduktion sozialer Ungleichheit beitragen.
Wie wird die Leistungsselektion im Bildungssystem betrachtet?
Die Arbeit hinterfragt die Funktionsweise der schulischen Leistungsselektion im Lichte von Bourdieus Theorie. Sie beleuchtet den Widerspruch zwischen dem Anspruch auf Chancengleichheit und der Realität sozialer Ungleichheit, untermauert durch empirische Befunde (implizit durch den Verweis auf PISA-Studien).
Welche Rolle spielt Talcott Parsons in der Arbeit?
Parsons' Theorie dient als Vergleichsperspektive zu Bourdieus Ansatz. Seine Sicht auf die Schule als Sozialisationsinstanz und „Platzierungsfunktion“ wird dargestellt und kritisch mit Bourdieus Theorie konfrontiert.
Was ist der "leistungsfremde soziale Filter" nach Rainer Geißler?
Die Arbeit bezieht den "leistungsfremden sozialen Filter" nach Rainer Geißler mit ein, um die komplexen Mechanismen der sozialen Selektion im Bildungssystem umfassender zu betrachten. Details zum Filter selbst werden jedoch nicht explizit im FAQ erläutert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Soziale Reproduktion, Pierre Bourdieu, Talcott Parsons, Rainer Geißler, Bildungssystem, Leistungsselektion, soziale Ungleichheit, Kapitalformen (ökonomisches, kulturelles, soziales Kapital), Chancengleichheit, Schichtreproduktion.
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- Jan Dissemond (Author), 2016, Zur Theorie sozialer Reproduktion nach Bourdieu, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/468442