Die Anwesenheit der Römer in Germanien stellt ein besonderes Themenfeld der eigenen deutschen Nationalgeschichte dar. Sozusagen wirkte sie gleich zweimal in die Entwicklung deutscher Kulturgeschichte ein. Zum einen eben in der realen Anwesenheit der Römer, deren Spuren noch heute Zeugnis einer kulturellen Bereicherung der damaligen germanischen Lebensweise darstellen, denn ihre Anwesenheit führte zu einer gewissen Teilromanisierung von bestimmten germanischen Stämmen in der augusteischen Zeit, aber auch der nach augusteischen Provinzen Germania Inferior und Germania Superior. Zum anderen wurde die Anwesenheit ausländischer„Besatzungstruppen“in späterer Zeit historisch verklärt und die Reaktion gegen diese, wie zum Beispiel die Schlacht im Teutoburger Wald, zum Ursprung des deutschen Nationalgefühls umgedichtet. Wenn Heinrich Heine in Deutschland. Ein Wintermärchen berichtet, „Wenn Hermann nicht die Schlacht gewann/ Mit seinen blonden Horden,/ So gäb’ es die deutsche Freiheit nicht mehr/ Wir wären römisch geworden.“2, dann ist er sogar eher jenen zuzuordnen, welche die Sachlage im 19. Jahrhundert differenzierter und ironischer betrachteten.
Eine ganze Reihe von Personen nahm nämlich den ähnlich klingenden Inhalt dieser ironischen Zeilen in anderen, weitaus ernsteren und nationalistischer gefärbten Schriften für wahr und erlag dem implizierenden Gedanken, dass sich„Deutsche“gegen die Römer gewendet hätten. Der Text „Die Schlacht im Teutoburger Wald“von Joseph Victor von Scheffel stellte eine 1848 weitverbreitete Meinung dar.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Ursprung des römischen Germanienproblems in Gallien
- Die Vertreibung des Rex Germanorum Ariovist
- Die Weiterentwicklung der römischen Gallienpolitik unter Caesar
- Die inneren Zustände in Germanien
- Rom innerhalb Germaniens
- Die unheilvolle Symbolik der Niederlage des Legats Lollius
- Die römische Germanienpolitik
- Die Schlacht im Teutoburger Wald- Rückschlag und Neuorientierung
- Abschlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die römische Germanienpolitik unter Kaiser Augustus und hinterfragt die Entstehung des Begriffs "Germanien" selbst. Die zentrale Frage lautet: entstand der Begriff aus der römischen Politik, oder prägte der Begriff "Germanien" die römische Politik? Die Arbeit analysiert die Aktionen und Reaktionen (Actio und Reactio) zwischen dem römischen Imperium und den germanischen Stämmen, um die Gründe für den unvollständigen Einbezug Germaniens in das römische Reich zu ergründen.
- Die Entwicklung des Begriffs "Germanien" und seine Ambivalenz in der augusteischen Zeit.
- Der Einfluss der römischen Gallienpolitik auf die Germanienpolitik.
- Analyse der inneren Zustände in Germanien und deren Bedeutung für die römische Strategie.
- Die Bedeutung der Niederlage des Legaten Lollius und der Schlacht im Teutoburger Wald.
- Die Rolle von Actio und Reactio in der Gestaltung der römischen Germanienpolitik.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die doppelte Bedeutung der römischen Anwesenheit in Germanien für die deutsche Geschichtsauffassung: die reale Präsenz und die spätere Verklärung der Ereignisse, insbesondere der Schlacht im Teutoburger Wald. Sie hebt die Problematik einer unkritischen Übernahme antiker Quellen und die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung der "Germanen" und "Germanien" hervor. Die Arbeit untersucht die Ambivalenz des Germanienbegriffs und den Einfluss der römischen Politik darauf, sowie die Frage nach dem Grad der römischen Unterwerfung Germaniens.
Der Ursprung des römischen Germanienproblems in Gallien: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung des "Germanienproblems" aus der römischen Perspektive, beginnend mit Caesars Eingreifen in germanische Angelegenheiten und der Vertreibung des Ariovist. Es analysiert die Weiterentwicklung der römischen Gallienpolitik unter Caesar und deren Einfluss auf die spätere Germanienpolitik. Die Expansion in Gallien schuf die unmittelbare Nachbarschaft zu den germanischen Stämmen und legte den Grundstein für spätere Konflikte und Interventionen.
Die inneren Zustände in Germanien: Dieser Abschnitt beschreibt die vielfältigen und heterogenen germanischen Stämme, deren Organisation und Lebensweise. Er betont die ethnische Vielfalt und die Fehldarstellung einer homogenen germanischen Einheit in der Geschichtsschreibung. Die Analyse der inneren Zustände liefert wichtige Kontextualisierung für das Verständnis der römischen Strategien und deren Erfolg bzw. Misserfolg.
Rom innerhalb Germaniens: Dieses Kapitel analysiert die römischen militärischen Eingriffe in Germanien, insbesondere die Niederlage des Legaten Lollius und die verheerende Schlacht im Teutoburger Wald. Es untersucht die symbolische Bedeutung dieser Niederlagen für die Römer und die darauffolgende Neuausrichtung der römischen Germanienpolitik. Die Analyse verdeutlicht die Herausforderungen und Grenzen der römischen Macht in Germanien.
Schlüsselwörter
Römische Germanienpolitik, Kaiser Augustus, Germanen, Germanien, Actio und Reactio, Begrifflichkeit, Gallien, Teutoburger Wald, Marcus Lollius, ethnische Vielfalt, römische Expansion, militärische Strategien, antike Quellen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: Römische Germanienpolitik unter Kaiser Augustus
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die römische Germanienpolitik unter Kaiser Augustus und hinterfragt die Entstehung des Begriffs "Germanien" selbst. Die zentrale Forschungsfrage lautet: entstand der Begriff aus der römischen Politik, oder prägte der Begriff "Germanien" die römische Politik? Die Arbeit analysiert die Interaktionen zwischen dem römischen Imperium und den germanischen Stämmen, um die Gründe für den unvollständigen Einbezug Germaniens in das römische Reich zu ergründen.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung des Begriffs "Germanien" und seine Ambivalenz, den Einfluss der römischen Gallienpolitik auf die Germanienpolitik, die Analyse der inneren Zustände in Germanien und deren Bedeutung für die römische Strategie, die Bedeutung der Niederlage des Legaten Lollius und der Schlacht im Teutoburger Wald, sowie die Rolle von Actio und Reactio in der Gestaltung der römischen Germanienpolitik.
Wie ist der Text strukturiert?
Der Text gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zum Ursprung des römischen Germanienproblems in Gallien, zu den inneren Zuständen in Germanien, zu Rom innerhalb Germaniens und eine Schlussbetrachtung. Zusätzlich enthält er ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter.
Was wird in der Einleitung behandelt?
Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die doppelte Bedeutung der römischen Anwesenheit in Germanien für die deutsche Geschichtsauffassung: die reale Präsenz und die spätere Verklärung der Ereignisse, insbesondere der Schlacht im Teutoburger Wald. Sie hebt die Problematik einer unkritischen Übernahme antiker Quellen und die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung der "Germanen" und "Germanien" hervor. Die Einleitung thematisiert die Ambivalenz des Germanienbegriffs und den Einfluss der römischen Politik darauf, sowie die Frage nach dem Grad der römischen Unterwerfung Germaniens.
Worum geht es im Kapitel "Der Ursprung des römischen Germanienproblems in Gallien"?
Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung des "Germanienproblems" aus der römischen Perspektive, beginnend mit Caesars Eingreifen in germanische Angelegenheiten und der Vertreibung des Ariovist. Es analysiert die Weiterentwicklung der römischen Gallienpolitik unter Caesar und deren Einfluss auf die spätere Germanienpolitik. Die Expansion in Gallien schuf die unmittelbare Nachbarschaft zu den germanischen Stämmen und legte den Grundstein für spätere Konflikte und Interventionen.
Was wird im Kapitel "Die inneren Zustände in Germanien" behandelt?
Dieser Abschnitt beschreibt die vielfältigen und heterogenen germanischen Stämme, deren Organisation und Lebensweise. Er betont die ethnische Vielfalt und die Fehldarstellung einer homogenen germanischen Einheit in der Geschichtsschreibung. Die Analyse der inneren Zustände liefert wichtige Kontextualisierung für das Verständnis der römischen Strategien und deren Erfolg bzw. Misserfolg.
Worum geht es im Kapitel "Rom innerhalb Germaniens"?
Dieses Kapitel analysiert die römischen militärischen Eingriffe in Germanien, insbesondere die Niederlage des Legaten Lollius und die verheerende Schlacht im Teutoburger Wald. Es untersucht die symbolische Bedeutung dieser Niederlagen für die Römer und die darauffolgende Neuausrichtung der römischen Germanienpolitik. Die Analyse verdeutlicht die Herausforderungen und Grenzen der römischen Macht in Germanien.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Zu den Schlüsselwörtern gehören: Römische Germanienpolitik, Kaiser Augustus, Germanen, Germanien, Actio und Reactio, Begrifflichkeit, Gallien, Teutoburger Wald, Marcus Lollius, ethnische Vielfalt, römische Expansion, militärische Strategien, antike Quellen.
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- Anja Nitsche (Author), 2003, Die Römer in Germanien: Politik einer Begrifflichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46799