Was war der französische Revolutionskalender, wie funktionierte er, welche Auswirkungen hatte er auf die Bevölkerung und warum wurde er letzten Endes abgeschafft ?
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung (Anke Seifert)
II. Historische Grundlagen der französischen Revolution (Anke Seifert)
III. Chronologischer Ablauf der Revolution (Anke Seifert)
IV. Der französische Revolutionskalender
1. Die Entstehung des Kalenders
2. Der Beginn der Kalenderumbildung
3. Der Revolutionskalender
4. Die Umbenennung der Monate
5. Die Idee der dezimalen Namensgebung
6. Die Reaktion der Bevölkerung
7. Der Sinn des Revolutionskalenders (Claudia Breisa)
V. Abschaffung des Kalenders (Anke Seifert)
VI. Literaturverzeichnis
VII. Anhang:
französischer Revolutionskalender nach Grotefend
I. Einleitung
Das Thema der folgenden Arbeit ist der französische Revolutionskalender, welcher zwischen 1789 und 1805 sowohl in Frankreich als auch in Teilen Deutschlands galt.
Dieses Referat soll aufzeigen, was der französische Revolutionskalender eigentlich war, wie er funktioniert hat, welche Auswirkungen er auf die Bevölkerung hatte und warum er letzten Endes abgeschafft wurde.
Dazu geben wir einen Abriss über die Gründe, warum die Idee eines neuen Kalenders aufkam und über die politischen Ereignisse, die die Einführung begleitet haben.
II. Historische Grundlagen der französischen Revolution
Die revolutionären Unruhen resultierten aus der Unfähigkeit des Ancien régime, auf die Aufklärung, deren Schlagwörter über Freiheit und Gleichheit, die die öffentliche Meinung beeinflussten, und die wirtschaftlich-politischen Herausforderungen Ende des 18. Jahrhunderts angemessen zu reagieren.
Das ökonomisch erstarkte Bürgertum drängte auf größere politische Einflussnahme, Missernten und Verteuerung der Grundnahrungsmittel führten zu eklatanten sozialen Missständen und erforderten dringend eine Lösung. Hinzu kam der Staatsbankrott von 1788, der eine Legitimitätskrise der Monarchie auslöste. Langfristig wirkten sich unter anderem noch die Lasten des siebenjährigen Krieges (1756-1763) aus. Während der Regierungszeit Ludwig XVI. wurden die Rufe nach Reformen immer lauter. Die Reformen des Finanzministers Jacques Necker erbrachten zwar eine größere Transparenz der Staatsfinanzen, scheiterten aber letztlich am Widerstand konservativer Kräfte.
Im Laufe der nächsten Jahre verschärfte sich die Finanzkrise immer mehr. Wegen dieser Krisen forderte das Pariser Parlament die Einberufung der Generalstände, die seit 1615 nicht mehr zusammengetreten waren[1].
III. Chronologischer Ablauf der Revolution
Am 5.5.1789 traten die Generalstände in Versailles zusammen. Der dritte Stand rekrutierte sich vor allem aus Angehörigen des aufgeklärten gebildeten Bürgertums und bestand nahezu ausschließlich aus Reformbefürwortern. Dank des Finanzministers Jacques Necker erreichte der dritte Stand zwar eine Verdoppelung seiner Mandate, scheiterte jedoch mit der Forderung, nach Köpfen statt nach Ständen abzustimmen[2].
Der dritte Stand erklärte sich am 17.6.1789 zur Nationalversammlung (Assemblée nationale) und legte am 20.6.1789 den so genannten Ballhausschwur ab, der besagte, nicht vor der Schaffung einer neuen Verfassung auseinander zu gehen. Obwohl die Nationalversammlung somit die monarchische Herrschaft in Frage stellte, musste Ludwig XVI. auf Druck der Pariser Bevölkerung die Nationalversammlung anerkennen. Diese machte sich daran, eine Verfassung auf der Grundlage von Volkssouveränität und Menschenrechten zu schaffen. Frankreich erklärte sich zur „einen und unteilbaren Nation“. Damit war der erste moderne Nationalstaat Europas entstanden[3].
Jacques Necker wurde vom König entlassen (11.7.1789). Diese Provokation führte schließlich zum Volksaufstand und am 14.7.1789 zum Sturm auf die Bastille, die als Staatsgefängnis das Symbol des Despotismus war. Bereits vor den Pariser Unruhen war es in vielen Teilen Frankreichs seitens der Bauern aufgrund der herrschenden Hungersnot zu Ausschreitungen, die sich in den Provinzen ausbreiteten, gekommen. Der König verzichtete auf eine militärische Lösung. Die provisorisch gebildete Regierung erhielt nun die rechtlichen Grundlagen durch die Nationalversammlung. Diese beseitigte die feudalen Standesrechte und hob den geistlichen Zehnt auf, verkündete die Menschen- und Bürgerrechte (persönliche Freiheit, Rechtsgleichheit und Weltbürgertum), säkularisierte die Kirchengüter und wandelte sie in Nationalgüter um, untergliederte das Land in 83 Departements und Paris in 48 Sektionen, schaffte den Erbadel ab und eine führte eine Zivilverfassung für den Klerus ein[4].
Die kurze Phase der Kooperation zwischen Königshaus und Nationalversammlung wurde durch die misslungene Flucht des Königs im Juni 1791 jäh beendet. Die bis dahin ausgearbeitete Verfassung sah noch eine konstitutionelle Monarchie vor. Nach der Flucht entschied man sich für die Republik. Die neu gewählte Nationalversammlung (Assemblée nationale législative) setzte sich nun aus den seit Herbst 1788 erlaubten politischen Clubs zusammen. Federführend waren hier die Jakobiner, radikale Zentralisten mit organisierten Anhängern, die Girondisten, das republikanische Besitzbürgertum, das für den Föderalismus eintrat (und somit gegen das Königtum war), die Feuillants, die Königstreuen, die den Status quo erhalten wollten, und die Cordeliers, eine radikal-linke Gruppe[5]. Die dominierenden Girondisten setzten die Kriegserklärung an Österreich durch. Als Reaktion auf das Koblenzer Manifest eines österreich-preußischen Oberbefehlshabers, das in radikaler Form die uneingeschränkte Wiederherstellung der Monarchie in Frankreich als Kriegsziel der Koalition formulierte, stürmte am 10.8.1792 die Pariser Bevölkerung die Tuilerien, die Residenz des Königs. Ludwig XVI. wurde abgesetzt und mit seiner Familie im Temple inhaftiert. Die Girondisten forderten nun die Beseitigung des Königstums und Neuwahlen eines republikanischen Nationalkonvents, der am 21.9.1792 zusammentrat und sogleich die Republik ausrief. Bereits einen Tag später führte Robespierre, Führer der Jakobiner, den republikanischen Kalender ein[6].
[...]
[1] Cobban, A: Historians and the causes of the French revolution, S. 331 ff. Im folgenden zitiert als: Cobban, Historians
[2] Wunder, Bernd: Europäische Geschichte im Zeitalter der französischen Revolution 1789-1815, S. 36. Im folgenden zitiert als: Wunder, Europäische Geschichte
[3] Cobban, Historians, S. 331
[4] Wunder, Europäische Geschichte, S. 38
[5] Kinder, Hermann und Hilgemann, Werner: dtv-Atlas Weltgeschichte, Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart, S. 297. Im folgenden zitiert als: Kinder/ Hilgemann, Weltgeschichte
[6] Kinder/Hilgemann, Weltgeschichte, S. 299
- Arbeit zitieren
- Anke Seifert (Autor:in), Claudia Breisa (Autor:in), 2004, Der französische Revolutionskalender, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46705
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