Unternehmen sind durch die sich verändernde Markt- und Wettbewerbssituation zu-nehmend aufgefordert, erhöhte Anstrengungen zur Kostenreduzierung zu unterneh-men. Deshalb ist ein effektives Kostencontrolling von hoher Bedeutung.
Die dadurch auftretenden folgenden Fragestellungen können durch die eingesetzten traditionellen Kostenrechnungssysteme häufig nicht beantwortet werden:
· Wie hoch sind die verursachungsgerechten Kosten der einzelnen Prozesse?
· Wo lassen sich betriebliche Prozesse optimieren und dadurch Kosten senken?
Die Prozesskostenrechnung versucht Antworten auf diese Fragen zu finden. Sie zählt zu den modernsten Systemen des Kostencontrollings.
Nach der einleitenden Erläuterung der Grundlagen der modernen Prozesskosten-rechnung und der traditionellen mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung, wird diese Arbeit mit einem Vergleich der beiden Kostenrechnungssysteme fortgeführt.
Darauf aufbauend wird die Bedeutung der beiden Kostenrechnungssysteme für die Planung eines Logistik - Dienstleistungsunternehmen dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Prozesskostenrechnung
2.1 Historie und Entwicklung der Prozesskostenrechnung
2.2 Merkmale der Prozesskostenrechnung
2.3 Ziele und Einsatzgebiete der Prozesskostenrechnung
2.4 Vorgehen in der Prozesskostenrechnung
2.5 Beurteilung der Prozesskostenrechnung
3. Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung
3.1 Vorgehen bei der mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung
3.2 Beurteilung der mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung
4. Prozesskostenrechnung und mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung im Vergleich
4.1 Gemeinsamkeiten der Prozesskostenrechnung und der mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung
4.2 Unterschiede der Prozesskostenrechnung und der mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung
5. Bedeutung der beiden Kostenrechnungssysteme für die Planung eines Logistik-Dienstleistungsunternehmens
6. Schlussbetrachtung
Literatur- und Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Merkmale der Prozesskostenrechnung
Abbildung 2: Bildung des Hauptprozesses Material beschaffen aus verschiedenen Teilprozessen
Abbildung 3: Einführung und Aufbau einer Prozesskostenrechnung
Abbildung 4: Beispiel einer mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung
Abbildung 5: Schema einer prozessorientierten, stufenweisen Deckungsbeitragsrechnung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Unternehmen sind durch die sich verändernde Markt- und Wettbewerbssituation zunehmend aufgefordert, erhöhte Anstrengungen zur Kostenreduzierung zu unternehmen. Deshalb ist ein effektives Kostencontrolling von hoher Bedeutung.
Die dadurch auftretenden folgenden Fragestellungen können durch die eingesetzten traditionellen Kostenrechnungssysteme häufig nicht beantwortet werden:
- Wie hoch sind die verursachungsgerechten Kosten der einzelnen Prozesse?
- Wo lassen sich betriebliche Prozesse optimieren und dadurch Kosten senken?
Die Prozesskostenrechnung versucht Antworten auf diese Fragen zu finden. Sie zählt zu den modernsten Systemen des Kostencontrollings.
Nach der einleitenden Erläuterung der Grundlagen der modernen Prozesskostenrechnung und der traditionellen mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung, wird diese Arbeit mit einem Vergleich der beiden Kostenrechnungssysteme fortgeführt.
Darauf aufbauend wird die Bedeutung der beiden Kostenrechnungssysteme für die Planung eines Logistik - Dienstleistungsunternehmen dargestellt.
2. Prozesskostenrechnung
Dieses Kapitel thematisiert die Grundlagen der Prozesskostenrechnung. Dazu wird auf die Historie und Entwicklung dieser Kostenrechnungsmethode sowie Merkmale, Vorgehen, Einsatzgebiete, Ziele und Beurteilung eingegangen.
Bei der Prozesskostenrechnung handelt es sich um eine ergänzende Methode zur bestehenden Kostenrechnung. Bezüglich Planung, Steuerung und Verrechnung der Kosten indirekter Leistungsbereiche von Industrieunternehmen (z.B. Beschaffung, Logistik, Produktionsplanung und –steuerung, Instandhaltung, Qualitätssicherung, Auftragsabwicklung, Vertrieb, Rechnungswesen etc.). Außerdem findet sie Anwendung bei allen Verwaltungs- und Logistiktätigkeiten in Handels- und Dienstleistungsunternehmen, Betriebs- und Verwaltungsbereichen von Banken und Versicherungen sowie in Behörden und öffentlichen Einrichtungen.[1]
2.1 Historie und Entwicklung der Prozesskostenrechnung
Durch den erhöhten Kunden- und Wettbewerbsdruck, Produkte kostengünstiger, schneller, qualitativ besser und bedarfsgerechter zu fertigen, entstand in den Unternehmen eine zunehmende Leistungsvielfalt, die zu Veränderungen im innerbetrieblichen Wertschöpfungsprozess führte.[2] Die stark angestiegenen fixen Gemeinkosten in den indirekten Bereichen hatten gravierende Auswirkungen, die sich auf die Verlagerung von Tätigkeiten vom direkten Leistungsbereich hin zu den indirekten Leistungsbereichen zurückführen ließen.[3]
Somit war eine am gesamten Wertschöpfungsprozess orientierte Kostenrechnung gefordert, was zur Entwicklung der Prozesskostenrechnung führte.[4]
Erstmals tauchte die Prozesskostenrechnung im Jahre 1985 in dem von Miller / Vollmann erarbeiteten Beitrag „The hidden factory“ in den USA auf. Hierin wiesen sie einen in den letzten Jahren in der US-amerikanischen Wirtschaft wachsenden Gemeinkostenanteil an den Gesamtkosten nach, welcher auf die indirekten Leistungsbereiche zurückzuführen sei.[5]
Basierend auf den Ideen von Miller und Vollmann entwickelten ungefähr zwei Jahre später vor allem Johnson, Kaplan und Cooper ein Verfahren, das in der Literatur unter der Bezeichnung „Activity-Based-Costing“ (ABC) bekannt ist.[6] Dieses amerikanische Verfahren ist nicht ganz deckungsgleich mit dem der Prozesskostenrechnung in Deutschland. Zwar bezieht sich ABC ebenfalls auf den indirekten Bereich, darüber hinaus aber auch auf direkte Fertigungsgemeinkosten.[7]
Mit dem Artikel „Prozesskostenrechnung – Der neue Weg zu mehr Kostentransparenz und wirkungsvolleren Unternehmensstrategien“ von Horvath und Mayer, aufbauend auf den Ergebnissen von Johnson, Kaplan und Cooper, wird die Prozesskostenrechnung 1989 erstmals in Deutschland bekannt.[8]
2.2 Merkmale der Prozesskostenrechnung
Die Prozesskostenrechnung weist Eigenschaften auf, die typisch für die Vollkostenrechnung sind. Es werden daher nicht nur die direkt zurechenbaren Einzelkosten, sondern auch die Gemeinkosten im Rahmen der Kalkulation auf die Kostenträger verrechnet.
Die Vollkostenkonzeption wird damit begründet, dass langfristig alle Kosten (auch die fixen Kosten) einem variablen Charakter entsprechen und daher auch für mittel- bis langfristige Entscheidungen relevant sind.[9] Daher dient die Prozesskostenrechnung auch der strategischen Entscheidungsfindung.
In Abbildung 4 werden die typischen Merkmale der Prozesskosten zusammenfassend in einer Übersicht dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Merkmale der Prozesskostenrechnung[10]
2.3 Ziele und Einsatzgebiete der Prozesskostenrechnung
Vornehmliches Ziel der Prozesskostenrechnung ist die Zurechnung der Kosten auf die Kostenträger, durch die starke Ausrichtung auf die betrieblichen Prozesse, verursachungsgerechter und transparenter zu gestalten.[11]
Die Hauptziele der Prozesskostenrechnung sind nach Remer[12]:
- Kostentransparenz in den Gemeinkostenbereichen,
- Optimierung der Prozesse,
- Permanentes Gemeinkostenmanagement,
- Verbesserung der Gemeinkostenverrechnung,
- Unterstützung strategischer Entscheidungen.
„... Mit der Prozesskostenrechnung sollen die Kosten besonders der indirekten Bereiche des Unternehmens (z.B. Forschung und Entwicklung, Auftragsbearbeitung; Produktbearbeitung, Produktionsplanung und -steuerung u.a.) verursachungsgerechter geplant,
- kontrolliert und gesteuert und
- auf die Produkte verursachungsgerechter verrechnet
werden“.[13]
Zu den indirekten Bereichen von Unternehmen gehören unter anderem auch Beschaffung, Logistik, Qualitätssicherung und Lagerhaltung. Dies sind Bereiche, die nicht unmittelbar an der Fertigung der Erzeugnisse beteiligt sind.
Durch die Erhöhung der Kostentransparenz in diesen Bereichen schafft die Prozesskostenrechnung die Vorraussetzung für ein permanentes Gemeinkostenmanagement.[14]
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Basisaufgabenstellung der Prozesskostenrechnung die Kostenträgerstückrechnung (Kalkulation) umfasst, ebenso wie die Gemeinkostenplanung und -steuerung.[15]
2.4 Vorgehen in der Prozesskostenrechnung
Im folgenden Abschnitt soll ein kurzer Überblick über die wichtigsten Schritte des Ablaufs der Prozesskostenrechnung gegeben werden.
Zuerst müssen die einzelnen Unternehmensbereiche auf ihre Tätigkeit hin überprüft werden. Gut geeignet sind jene Bereiche, deren Arbeitsabläufe sich wiederholen, die folglich relativ schematisiert und strukturiert sind. Dazu zählen beispielsweise Auftragsbearbeitung, Buchungen oder Fakturierungen in den Verwaltungsbereichen.[16]
Der eigentliche Ausgangspunkt aller Überlegungen der Prozesskostenrechnung ist die Tätigkeitsanalyse. Um diese durchführen zu können, sind unternehmensinterne Informationen nötig. Eine Möglichkeit an diese Auskünfte zu gelangen, besteht in einem Interview mit den verschiedenen Kostenstellenleitern oder dem von den Tätigkeiten betroffenen Personal. Das Ziel dieser Tätigkeitsanalyse ist es, in den verschiedenen Bereichen unterscheidbare Teilprozesse herauszufiltern.[17]
„Ein Prozeß ist dadurch gekennzeichnet, daß er eine Folge von Aktivitäten (Vorgängen, Tätigkeiten, Arbeitsgängen) umfasst, die sich auf ein bestimmtes Arbeitsobjekt beziehen und bei erneutem Arbeitsvollzug an einem neuen Arbeitsobjekt identisch wiederholt werden“.[18]
Durch den ermittelten Zeitbedarf der einzelnen Prozesse werden in der Tätigkeitsanalyse die kostenintensiven Prozesse und deren Bezugsgrößen (Cost Driver, Maßgrößen oder auch Kostentreiber genannt) ermittelt.[19]
[...]
[1] Vgl. Mayer, Konzeption und Anwendungsgebiete der Prozesskostenrechnung, 2001, S. 29.
[2] Vgl. Däumler / Grabe, Prozesskostenrechnung, 2000, S. 128.
[3] Vgl. Coenenberg / Fischer, Strategische Neuorientierung in der Kostenrechnung, 1991, S. 21.
[4] Vgl. Glaser, Prozessorientierte Deckungsbeitragsrechnung, 1998, S. 5.
[5] Vgl. Miller / Vollmann, The hidden Factory, 1985, S. 142 ff..
[6] Vgl. Reckenfelderbäumer, Entwicklungsstand und Perspektiven der Prozesskostenrechnung, 1994, S. 18; Kaplan / Cooper, Prozesskostenrechnung, 1999, S. 111.
[7] Vgl. Mayer, Konzeption und Anwendungsgebiete der Prozesskostenrechnung, 2001, S. 29.
[8] Vgl. Horvath / Mayer, Prozesskostenrechnung, 1989, S. 214 ff..
[9] Vgl. Horváth / Mayer, a.a.O., 1989, S. 216.
[10] Vgl. Reckenfelderbäumler, a.a.O., 1994, S. 23.
[11] Vgl. Nadig, Prozesskostenrechnung in Theorie und Praxis, 2000, S. 3.
[12] Vgl. Remer, Einführung der Prozesskostenrechung, 1997, S. 61 ff..
[13] Mayer, 1991, Die Prozesskostenrechung und Prozesskostenmanagement, S. 73 ff..
[14] Vgl. Dierkes , Planung und Kontrolle von Prozesskosten, 1998, S. 10.
[15] Vgl. Horváth, Controlling, 2002, S. 559.
[16] Vgl. Dellmann / Franz, Neuere Entwicklungen im Kostenmanagement, 1994, S. 232.
[17] Vgl. Hardt, Kostenmanagement, 2002, S. 223.
[18] Schweitzer / Küpper, Systeme der Kosten- und Erlösrechnung, 1998, S. 327.
[19] Vgl. Glaser, a.a.O., 1998, S. 7.
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