Im November 2016 unterzeichnete die kolumbianische Regierung des amtierenden Präsidenten Juan Manuel Santos und die größte noch aktive Guerilla-Gruppierung des Landes, die FARC-EP (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo, deutsch Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens –Volksarmee) den Friedensvertrag. Der Vertrag wurde international als Erfolg angesehen und Santos erhielt hierfür den Friedensnobelpreis, obwohl der Frieden in Kolumbien seit Vertragsschluss keineswegs gesichert ist. Im Dezember 2016 intensivierte sich die Präsenz rechtsgerichteter paramilitärischer Verbände in ehemaligen FARC-Gebieten, die die Guerilla über Jahrzehnte kontrolliert hat, und nun ohne Verwaltungsstrukturen hinterlässt. Die bewaffneten Gruppierungen machen sich das entstandene Machtvakuum zu nutzen, um sich Anteile an den rohstoffreichen Gebieten in den ehemaligen FARC-Hochburgen zu sichern. Die größte Leidtragende bleibt die zivile Bevölkerung Kolumbiens – darunter mehrheitlich afrokolumbianische und indigene Gemeinden - deren bewohntes Land zu einem Spielball des Konfliktes wird. Die Zahl der Opfer und Binnenvertriebenen steigt erneut. Die kolumbianische Regierung dementiert jedoch weiterhin die Existenz des Paramilitärs, da diese offiziell im Jahr 2006 die Waffen niederlegten und einen Friedensvertrag mit der Regierung des ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe Vélez (2002-2010) abgeschlossen haben.
Nachfolgende Arbeit untersucht die Paramilitarisierung des kolumbianischen Staates am Beispiel des geschlossenen Friedensvertrages und zeigt auf, inwiefern der geschlossene Friedensvertrag zwischen den paramilitärischen Gruppierungen und der kolumbianischen Regierung 2006 ein Etikettenschwindel war.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Privatisierung des „schmutzigen Krieges – nach Münkler und Zelik
- Historischer Überblick der Entwicklung der AUC
- Entstehungsbedingungen für die AUC
- Zusammenschluss der AUC
- Friedensvertrag zwischen der Regierung und der AUC
- Inhalt
- Kritik
- Paramilitärische Aktivitäten nach der Demobilisierung der AUC
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern der Friedensprozess zwischen der kolumbianischen Regierung und der paramilitärischen Gruppierung Autodefensas Unidas de Colombia (AUC) zu einer tatsächlichen Demobilisierung des Paramilitärs geführt hat. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse des Gesetzes „Justicia y Paz“ („Gerechtigkeit und Frieden“) und der Kritik daran.
- Die „Privatisierung des schmutzigen Krieges“ in Kolumbien und die Rolle des Staates
- Die Entstehung des Paramilitärs im historischen Kontext des bewaffneten Konflikts
- Die Inhalte des Gesetzes „Justicia y Paz“ und die Kritik an der Umsetzung des Friedensprozesses
- Paramilitärische Aktivitäten nach der Demobilisierung der AUC: Kontinuität und Transformation
- Der Einfluss des Paramilitärs auf die politische und wirtschaftliche Situation Kolumbiens
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einführung in die Thematik und die aktuelle Situation in Kolumbien im Kontext des Friedensvertrages mit der FARC-EP.
- Kapitel 2: Einordnung des bewaffneten Konflikts in Kolumbien anhand der Theorien von Herfried Münkler und Raul Zelik. Analyse der Rolle der kolumbianischen Regierung im Konflikt.
- Kapitel 3: Skizzierung der Entstehungsgeschichte des Paramilitärs in Kolumbien im historischen Kontext des bewaffneten Konflikts. Analyse der Bedingungen für den Zusammenschluss der AUC.
- Kapitel 4: Detaillierte Darstellung des Gesetzes „Justicia y Paz“ und der Kritik daran. Analyse der Frage, inwiefern der Friedensprozess ein „Etikettenschwindel“ war.
- Kapitel 5: Darstellung der paramilitärischen Aktivitäten nach der Demobilisierung der AUC. Analyse der Kontinuität paramilitärischer Strukturen und ihrer Rolle in der aktuellen Situation.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Paramilitarismus, Friedensprozess, „Justicia y Paz“, Demobilisierung, Kolumbien, bewaffneter Konflikt, Guerilla, Drogenhandel, Menschenrechte, politische und wirtschaftliche Interessen, soziale Ungleichheit, Landverteilung, Korruption, Status Quo.
- Quote paper
- Sonja Smolenski (Author), 2018, Die Paramilitarisierung des Staates, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/465841