Der Nordpalast in Amarna aus dem Neuen Reich in Ägypten ist ein sehr gutes Beispiel für die ägyptische Königsideologie. An seinen architektonischen Merkmalen kristallisiert sich ein Spiegel heraus, der uns zeigt, wie die Ägypter mit Ihren Königen interagierten und welchen Status die Pharaonen genossen. Erkennen kann man an den stilistischen Merkmalen, welche Rolle die Königsgemahlin und allgemein die Frauen innehatten. Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche Aspekte der Königsideologie sich am Nordpalast in Amarna erkennen lassen und welche auf die Bewohner des Palastes hindeuten.
Für die Beantwortung der Fragen werden nicht nur architektonische Aspekte und Wandmalereien berücksichtigt, sondern auch besondere Merkmale und verschiedene Interpretationen hinzugezogen. Wichtig ist dabei herauszufinden, ob der Palast Merkmale hatte, die das Gebäude eindeutig zu einem Palast machen und zu erwägen, welche Funktionen er sonst hatte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Paläste in Amarna und ihre Grabungsgeschichte
2.1 Die Funktionen der verschiedenen Paläste
2.2 Die Grabungsgeschichte in Amarna und am Nordpalast
3. Allgemeine Merkmale des Nordpalastes
3.1 Der Grundriss und die Architektur des Nordpalastes
3.2 Die Anwesenheit des Königs und Aspekte der Königsideologie
4. Die Ordnung der Palastarchitektur
4.1 Die Architektur des Nordpalastes als Spiegel der Königsideologie
4.2 Hinweise auf den / die Besitzer des Palastes
5. Wandmalereien und der Nord-Ost Flügel
1. Einleitung
Die Kunst der Architektur war ein wesentliches Merkmal der ägyptischen Geschichte. Als Hochkultur hinterließen uns die Ägypter große Bauwerke, welche heute teilweise nicht mehr in ihrer vollständigen Pracht zu bewundern sind. Die Jahrhunderte, die Gewalt der Natur und auch die Hand des Menschen hat Vieles dieser längst vergangenen Zeit zerstört. Es gab aber auch Menschen, die die ägyptischen Ruinen für die Nachwelt schützen wollten. Unter diesen waren, wie am Folgenden unschwer zu erkennen ist, auch der Archäologe Berry Kemp. Er ist, was die Amarna Zeit des Neuen Reichs angeht, ein Experte. Dieser Ort Tell el-Amarna befindet sich 312 km südlich von Kairo und liegt am Ostufer des Nils. Früher hieß die Gegend Achetaton “Horizont des Aton“ und Per Aton war der Name des gesamten Bezirks, was so viel wie “Haus des Aton“ bedeutet.1 Als der Archäologe in Amarna am Nordpalast ankam fand er die Überreste fast zerstört vor. Nachdem die Egypt Exploration Society in den Jahren 1923 – 25 Grabungen unternommen hatte, ließen sie das Areal ungeschützt zurück. Bauern hatten ihre Schafherden darüber laufen lassen und Sonne, Wind und Regen hatten Vieles unwiederbringlich zerstört. Berry Kemp begann also mit seinem Team in den 1990er Jahren das Gebiet zu restaurieren. Sein Ziel war es das Gebäude in seiner Grundstruktur zu erhalten. Das Hauptanliegen Barry Kemps und seines Teams war es das Gebäude für die Nachwelt als Ruine sichtbar zu machen.
Aus diesem Grund beschäftigt sich die folgende Hausarbeit mit der Frage, welche Aspekte der Königsideologie sich am Nordpalast in Amarna erkennen lassen und welche auf die Bewohner des Palastes hindeuten. Es werden bei der Beantwortung der Fragen natürlich nicht nur Architektonische Aspekte und Wandmalereien berücksichtigt sondern auch besondere Merkmale oder auch verschiedene Interpretationen hinzugezogen. Wichtig ist es dabei herauszufinden ob er Merkmale hatte, die eindeutig das Gebäude zu einem Palast machen und welche Funktionen er hatte.
2. Die Paläste in Amarna und ihre Grabungsgeschichte
2.1 Die Funktionen der verschiedenen Paläste
In Amarna gibt es vier Paläste. Es gibt den Nordpalast, den North Riverside Palace, das Haus des Königs und den Großen Palast. Der Nordpalast und der North Riverside Palace liegen im Norden der Residenzstadt. Das Haus des Königs und der Große Palast befinden sich im Zentrum der Stadt. Diese Paläste waren um ein vielfaches größer als ein Elitewohnhaus, jedoch am Beispiel des Nordpalastes mit relativ bescheidenen Privaträumen. Sie unterschieden sich nicht nur in ihrem Standort sondern auch in ihrer Größe. Aufgrund dessen, konnte man sie deswegen auch als Paläste identifizieren.2 Es wird vermutet, dass sie gepaart worden waren. Diese Paare waren dann der Nordpalast und der North Riverside Palace auf der Einen, und der Große Palast und das Haus des Königs im Zentrum der Stadt.3 Alle dieser vier Paläste waren für Echnaton und seine Familie erbaut worden. Der Thronsaal in jedem der Paläste und auch ihre Architektur sollten die Anwesenheit des König manifestieren. Als Residenzstadt ist Amarna nicht nur die bekannteste sondern auch die am besten erhaltene aller Ägyptischen Städte.4 Fraglich ist aber warum ein König mit seiner Familie vier Paläste brauchen sollte und welche Funktionen diese Paläste gehabt haben mochten. Wichtig ist hier zu erwähnen, dass es nicht unüblich für eine Residenzstadt war, dass es mehrere Paläste gab und natürlich musste es auch einen anwesenden König geben. Die Stadt hatte dadurch einen bestimmten Status und zwar den Staus einer Residenzstadt5
Natürliche unterscheiden sich alles Paläste in ihrer Architektur und in ihrer Funktion. Es wird angenommen, dass der Große Palast für Staatsempfänge genutzt wurde. Das Haus des Königs war das Zentrum der Staatsgeschäfte, der Nordpalast das Haus der Königin und der North Riverside Palace wurde als königliche Residenz genutzt. Diese Aufteilung vermutet Barry Kemp.6 Da diese Aufteilung unklar ist, sollte hier nur festgestellt werden, dass die Paläste allgemeinen zeremoniellen, administrativen, Regierungs- und Wohnzwecken gedient hatten.
Im allgemeine war die Hauptfunktion aller Paläste den König von der Welt abzuschotten. Dies sollte in physischer aber auch in symbolischer Hinsicht geschehen. Ihre Größe und ihr vollkommen anderes Design im Gegensatz zu einem Elitewohnhaus trennten somit den Herrscher vom Rest der Welt.7 Verdickte und hohe Außenwände markieren diese Funktion. Die Mehrheit der Bevölkerung sollte ausgeschlossen werden. Wer zutritt zu einem Palast hatte war, mit wenigen Worten, privilegiert.8 Die Architektonische Ausarbeitung zeugt aber auch von der Beziehung zwischen König und Gott. Dadurch sollte wohl möglich die Illusion einer anderen Welt kreiert werden. Sie waren nichts anderes als Symbole der Macht, die ein Herrscher inne hatte. Kein ägyptischer Text beschreibt aber ihre Funktion noch ihr Aussehen im Detail.9
2.2 Die Grabungsgeschichte in Amarna und am Nordpalast
Schon Napolen hatte die Ruinen in Amarna besucht und das zusammen mit einer französischen Expeditionsgruppe. Aber die ersten ernsthaften Untersuchungen der Stadt unternahm im Jahr 1824 John Gardener Wilkinson. Zusammen mit Richard Lepsius hatte Wilkinson die Stadt sogar kartographiert.10 In den Jahren ab 1890 hatte dann der Egypt Exploration Fund unter Flinders Petrie Grabungen unternommen und nach ihm Urbain Bouriant zusammen mit Alexander Barsanti.11 Später dann von 1901 – 7 hatte Norman de Garis Davies die Grabinschriften der Felsengräber und Grenzsteltexte aufgenommen. Zusammen mit einer deutschen Expeditionsgruppe der deutschen Orient-Gesesellschaft, arbeitete Ludwig Borchardt in den Jahren 1911 – 14 an der Stadt weiter. Wiederum in den Jahren 1923 – 25 unternahm dann die Egypt Exploration Society wiederum die Arbeitnen an der Stadt, von denen viele nicht veröffentlicht wurden.12 Ab 1977 Leitete dann Barry Kemp unter der Egypt Exploration Society die Grabungen bis er schließlich in den 1990 Jahren mit der Restauration des Gebietes begonnen hatte.13
3. Allgemeine Merkmale des Nordpalastes
3.1 Der Grundriss und die Architektur des Nordpalastes
Wie in der Einleitung schon erwähnt ist für diese Arbeit der Nordpalast relevant. Er war ein relativ großes Bauwerk in dem viele Menschen Platz hatten. In jeglicher Hinsicht war er symmetrisch arrangiert worden und hatte einen zentralen Pool, der wohl möglich mit Bäumen gesäumt war.14 Aufgeteilt war er in neun verschiedene Flügel. Im Nordflügel befindet sich ein Altarraum (C), der dem Kult der Sonnenscheibe Aton diente.15 Direkt neben ihm befindet sich der Vieh- beziehungsweise Gazellengarten (G). Dieser Garten ist ein überdachter Raum mit drei Durchgängen. Ein Teil davon ist ein Säulengang.16 Der Zweck dieses Gartens, der aus insgesamt drei Tierhäusern bestand, war wahrscheinlich die Haltung von Tieren für den Konsum der Palasteinwohner.17 Auf der anderen Seite neben dem Gazellengarten, also in der nord-östlichen Ecke (H), gab es eine Reihe von Kabinen auf drei Seiten mit einem versunkenen Garten in der Mitte. Dieser Garten wurde durch einen Kanal aus dem zentralen Pool bewässert. An der östlichen Seite gab es Fenster in den Kabinen und innerhalb dieses Flügels auch eine Treppe, welche in ein höheres Stockwerk führte. So gelangte man auf eine Art Plattform, von der aus man den ganzen Flügel sehen konnte.18 Zu diesem Bereich wird noch gesondert eingegangen, denn er ist essenziell für das Thema dieser Hausarbeit. Mittig auf der Ostseite des Palastes befindet sich der Thronsaal (A) mit dem direkt davor befindlichen quer verlaufenden Säulensaal, dem so genannten Hypostyl (J) und davor der dazugehörigen Hypostyl Halle (K). Rechts und links neben dem Thronsaal sind die Privaträume des Königs beziehungsweise der Königin (E). Jeder Wohnraum beinhaltete ein Bad und ein Schlafzimmer. Ein Schlafzimmer konnte man anhand der verdickten Wände erkennen und an einer Nische, dem so genannten ´mulqaf´. Dies war ein Windfänger, welchen es auch in Elitehäusern und Tempeln in Amarna gab.19 Im Süd-Ost Bereich (L) und der dazugehörigen vorderen Halle (M) befanden sich die Dienstquartiere. Dort gibt es einige Kammern, die auch vermutlich von den Bediensteten bewohnt wurden. Direkt neben ihren Gemächern liegen ihre Dienststätten.20 Die Küche und die Arbeitsbereiche (B) erstreckten sich auch die gleiche Länge wie die gegenüberliegenden Tierhäuser. Die großen Küchen sind ein Indiz dafür, dass wohl viele Personen in dem Palast gelebt hatten.21 Neben dem Küchen und Arbeitsbereich liegen symmetrisch arrangierte Pavillons. Das waren die Vorratskammern (N) des Palastes.
Es existieren drei Kategorien der Palastarchitektur in Amarna. Es gibt Paläste mit axialer, mit nicht-axialer und mit axialer Annäherung. Bei dem Nordpalast handelt es sich um einen Palast mit axialer Annäherung, also einer gedachten Linie, welche zwischen Eingang und Thronsaal angeordnet ist.22 Im Haus des Königs beispielsweise gibt es keine axiale Annäherung zum Thronsaal.23 Insgesamt hat der Nordpalast vier Eingänge. Zu diesen gehören der Haupteingagn, welcher anscheinend mit einer Doppelflügeltür versehen war und einem verdickten Rahmen und drei schmale Seiteneingänge. Ein Seiteneingang auf der Nordseite und Zwei auf der Südseite des Palastes.24 Außerdem wurde innerhalb des Palastes auf einer Achse die den Innenteil trennt ein neunzehn Meter langes Stück gefunden, dass mit Gold und Farbe verzieht war. Whittemore behauptete, dass es sich bei diesem Stück um den Rest eines der drei Erscheinungsfenster gehandelt haben muss.25 Da dieser Teil direkt auf der Achse zwischen Eingang und Thronsaal liegt, ist diese Behauptung naheliegend.
Weitere Merkmale des Palastes runden die Architektonische Leistung noch ab. Die Ostseite des Palastes hatte auch eine große Rampe welche anscheinend der Weg zu einer Brücke sein sollte, die dann zu einem Getreidespeicher führte.26 Der riesige Pool im Innenhof, der den versunken Garten bewässerte hatte ein verlegtes Kalksteinrohr unter den Böden. Unklar ist aber wie das Wasser zum Leitungskopf angehoben worden war, da die Seiten des Pools zusammengebrochen sind.27
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1 Bard A. Kathryn, Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London / New York 1999, S. 763.
2 Kemp, Berry, The apartments of Pharaoh, in: B. Kemp, The city of Akhenaten and Nefertiti: Amarna and its people, London 2012, S. 123.
3 Lacovara, P., The New Kingdom Royal City, London / New York 1997, 31 – 32.
4 Gundlach, Rolf, Taylor, John H., Königtum, Staat und Gesellschaft früher Hochkulturen 4,1 4. Symposium zur agyptischen Königsideologie Egyptian Royal Residences, Wiesbaden, 2009, S.165 – 167.
5 Gundlach, Rolf, Zu Strukturen und Aspekten pharaonischer Residenzen, in: R. Butz; J. Hischbiegl / D. Willoweit, Hof und Theorie. Annäherung an ein historisches Phänomen, Köln / Weimar / Wien 2004, 225 – 247.
6 Kemp, Barry, The Window of Appearance at El-Amarna and the basic structure of this city, in : JEA 62, 1977, 81 – 99, Ancient Egyptian Anatomy of a civilazation, London 1989, 276 – 281.
7 Kemp, Barry, Ancient Egyptian Anatomy of a civilazation, London 1989, S. 287
8 Gundlach, Rolf, Königtum, Staat und Gesellschaft früher Hochkulturen 4,1, Wiesbaden 2009, S. 172.
9 Kemp, Berry, The City of Akhenaten and Nefertiti, The apartments of Pharaoh, London 2012, S. 123.
10 Bard, Kathryn A., Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London / New York 1999, S. 763.
11 Bard, Kathryn A., Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London / New York 1999, S. 763.
12 Weatherhead, Fran, Amarna Palace Paintings, Egypt Exploration Society, London 2007, S. 143.
13 Bard, Kathryn A., Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London / New York 1999, S. 763.
14 Weatherhead, Fran, Amarna Palace Paintings, London 2007, S. 143.
15 Gundlach, Rolf, Königtum, Staat und Gesellschaft früher Hochkulturen 4,1, Wiesbaden 2009, S. 184.
16 Weatherhead, Fran, Amarna Palace Paintings, London 2007, S. 145.
17 Kemp, Barry, The apartments of Pharaoh, S. 150.
18 Weatherhead, Fran, Amarna Palace Paintings, London 2007, S. 145.
19 Gundlach, Rolf, Königtum, Staat und Gesellschaft früher Hochkulturen 4,1, Wiesbaden 2009, S. 168.
20 Kemp, Barry, The City of Akehnaten and Nefertiti, The apartments of Pharaoh, S. 149.
21 Ebd. S. 149.
22 Gundlach, Rolf, Königtum, Staat und Gesellschaften früher Hochkulturen 4,1, Wiesbaden 2009, S. 174.
23 Ebd. S. 168.
24 Gundlach, Rolf, Königtum, Staat und Gesellschaften früher Hochkulturen 4,1, Wiesbaden 2009, S. 172.
25 Whittemore, T., The excavation at El-Amarna, season 1924 – 5, in JEA 12, 1926, S. 4.
26 Bard, Kathryn A., Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London / New York 1999, S. 766.
27 Kemp, Barry, Akhenaten´s Resources, S. 52.
- Arbeit zitieren
- Ira Dick (Autor:in), 2017, Königspaläste des Neuen Reichs. Der Nordpalast in Amarna als Spiegel der Königsideologie und seiner Bewohner, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/465816
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