Auf der einen Seite die ruchlosen, brutalen und Bestien gleichen Horden Dschingis Khan und auf der anderen Seite der Rest der Welt, ständig in der Hoffnung, dass der Kelch noch einmal an ihm vorbeigehen und der Mongolensturm vor den Grenzen abflauen möge. So einfach stellt es die Geschichte dar – doch war dem wirklich so? Wie wurden eigentlich die Mongolen damals wirklich wahrgenommen, nur als die mordenden, unzivilisierten Barbaren der Steppe, oder gab es auch andere Geschichtsbilder?
In einem perzeptionsgeschichtlichen Ansatz soll dieser Frage nachgegangen werden. Im Fokus liegt dabei die Wahrnehmung der Mongolen in den Quellen der Zeit – in der Geheimen Geschichte der Mongolen (Eigenwahrnehmung), in westlichen (abendländischen) Reiseberichten und chinesischen Gesandtschaftsberichten. Dabei kommt sowohl die Perspektive der Sieger, als auch der bedrohten und der scheinbar neutralen Völker zum Vorschein. Letzteres bezieht auch die Analyse gegenwärtiger Geschichtsbilder ein.
Die Arbeit gliedert sich in drei Teile, die logisch aufeinander aufbauen. Kapitel 2 und 3 dienen der Einführung in Geschichte und Lebensweise der Mongolen. Dies wird vor allem deshalb als wichtig erachtet, da es sich hier um eine Kultur handelt, die sich vollständig von der uns bekannten und gewohnten abendländischen Kultur des christlichen Mittelalters unterschied. Diese Tatsache muss dem Leser von Anfang an bewusst sein, damit nicht (ungewollt) der Fehler gemacht wird, abendländische Denkmustern, Werte und Sinnbildungen auf diese fremde Kultur anzuwenden. Kapitel 3 gibt zudem einen Überblick über die Gräuel und Massaker der Mongolen während ihrer Eroberungsfeldzüge. In Kapitel 4 werden oben genannte Quellen kritisch beleuchtet und auf ihre Aussagefähigkeit über die Perzeption der mongolischen Existenz untersucht. In Kapitel 5 wird versucht, zunächst mit Hilfe der Forschung, dann eigenständig auf der Grundlage bisheriger Ergebnisse, zu Erklärungen zu kommen, um die Unfassbarkeit mongolischer Gewalttaten rational zu deuten. Kapitel 6 setzt schließlich die gesammelten Erkenntnisse in Bezug zur ausgehenden Fragestellung und hält die Ergebnisse fest. Der Arbeit ist mit Kapitel 7 ein Anhang mit Abbildungen und Geschichtskarten angeschlossen und die Zeitleiste in Kapitel 8 soll dem Leser den Überblick erleichtern und für eine zeitliche Orientierung sorgen. Den Schluss bilden Verzeichnisse über verwandte Quellen und Literatur.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die mongolische Kultur und die Person des Dschingis Khan
- 2.1. Die Kultur und Lebensweise der Mongolen im späten 12. und frühen 13. Jh.
- 2.1.1. Gesellschaftsstruktur
- 2.1.2. Religion und Glaube
- 2.1.3. Leben und Überleben
- 2.1.4. Heeresaufbau und Kampftaktik
- 2.1.5. Zivilisationselemente
- 2.2. Dschingis Khan – Die Geschichte des Aufstiegs eines Klanführers zum Großkhan des mongolischen Weltreiches
- 3. Gräueltaten, Massaker und Terror während der mongolischen Expansion – Wahrheit oder Verklärung? Zum Stand der mediävistischen Forschung
- 4. Die Perzeption der Mongolen in Quellen
- 4.1. Die Geheime Geschichte der Mongolen (ca. 1227-1264)
- 4.2. Die Mongolen in abendländischer Sicht
- 4.2.1. Höllenvölker oder Gottessöhne im fernen Osten? (1221-1240)
- 4.2.2. Ende der Zeiten? Der Mongolensturm (1240-1245)
- 4.2.3. Mission am Ende der Welt (1245-1255)
- 4.2.4. Der 2. Mongolensturm – Renaissance des Tartarenbildes (1256-1264)
- 4.3. Chinesische Gesandtenberichte
- 4.3.1. Chao Hung (1221): Ausführliche Aufzeichnungen über die Mongolischen Tatan (Meng-Ta pei-lu)
- 4.3.2. P'eng Ta-ya und Sü T'ing (1237): Kurzer Bericht über die Schwarzen Tatan (Hei-Ta shih-lüeh)
- 4.4. Die Perzeption der Mongolen in der Gegenwart
- 5. Die Expansion der Mongolen - Versuch einer Erklärung
- 6. Ergebnisse und Schluss
- 7. Anhang
- 8. Zeitleiste
- 9. Quellen
- 10. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Wahrnehmung der Mongolen im 12. und 13. Jahrhundert, fokussiert auf die Zeit der Expansion unter Dschingis Khan und seinen Nachfolgern. Die Zielsetzung ist die Analyse der Perzeption in mittelalterlichen und neuzeitlichen Quellen, um ein differenziertes Bild jenseits der gängigen Klischees zu entwickeln.
- Die mongolische Kultur und Lebensweise im 12./13. Jahrhundert
- Die Darstellung von Gräueltaten und Massakern in den Quellen und die damit verbundene Frage nach Wahrheit und Verklärung
- Die Perzeption der Mongolen in verschiedenen Quellen (Geheime Geschichte der Mongolen, westliche und chinesische Berichte)
- Versuch einer Erklärung der mongolischen Expansion
- Die Entwicklung des Bildes der Mongolen von Mittelalter bis Gegenwart
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Wahrnehmung der Mongolen im Mittelalter und der Neuzeit in den Mittelpunkt. Sie beschreibt den gängigen, vereinfachten Geschichtsbild von den Mongolen als brutale Eroberer und kündigt einen perzeptionsgeschichtlichen Ansatz an, der verschiedene Quellen (Geheime Geschichte der Mongolen, westliche und chinesische Berichte, sowie aktuelle Geschichtsbilder) heranzieht, um ein differenzierteres Bild zu zeichnen. Die Grenzen des Forschungsprojekts werden in Bezug auf die Auswahl der Quellen (Auslassung muslimischer und russischer Quellen) und den zeitlichen Rahmen (Beschränkung auf die mongolische Expansion unter Dschingis Khan und seinen direkten Nachfolgern) definiert. Die Arbeit gliedert sich in drei Teile: Einführung in die mongolische Kultur und Lebensweise, Analyse der Quellen und der Versuch einer Erklärung der mongolischen Expansion.
2. Die mongolische Kultur und die Person des Dschingis Khan: Dieses Kapitel führt in die mongolische Kultur und Lebensweise im späten 12. und frühen 13. Jahrhundert ein. Es wird die komplexe Gesellschaftsstruktur der Mongolen erläutert, welche aus verschiedenen Völkern und Stämmen bestand, die oft untereinander verfeindet waren. Die Arbeit beleuchtet die soziale Organisation, die Lebensweise, die Rolle der Religion, sowie den Aufbau und die Taktik des mongolischen Heeres. Das Kapitel skizziert den Aufstieg Dschingis Khans zum Großkhan und bietet damit einen historischen Kontext für die folgenden Analysen der mongolischen Expansion.
3. Gräueltaten, Massaker und Terror während der mongolischen Expansion – Wahrheit oder Verklärung?: Dieses Kapitel liefert einen Überblick über die Gewalttaten und Massaker, die während der mongolischen Expansion begangen wurden. Es setzt sich kritisch mit den Quellen auseinander und hinterfragt, inwieweit die Berichte über diese Ereignisse verzerrt oder übertrieben sind. Die Analyse fokussiert auf die Frage, ob die Darstellung der Mongolen als grausame und unbarmherzige Eroberer der historischen Realität entspricht oder ob es sich um eine (bewusste oder unbewusste) Verklärung handelt. Das Kapitel legt die Basis für die spätere Analyse der Perzeption der Mongolen in unterschiedlichen Quellen.
4. Die Perzeption der Mongolen in Quellen: Dieses Kapitel analysiert die Wahrnehmung der Mongolen in verschiedenen Quellen. Es umfasst die „Geheime Geschichte der Mongolen“ (als Quelle der Selbstwahrnehmung), westliche Reiseberichte und chinesische Gesandtschaftsberichte. Die verschiedenen Perspektiven – der Sieger, der Bedrohten und der scheinbar Neutralen – werden beleuchtet. Die Analyse umfasst auch die gegenwärtige Perzeption der Mongolen und deren historische Entwicklung. Das Kapitel differenziert zwischen den verschiedenen Quellen und ihren jeweiligen Interpretationen.
5. Die Expansion der Mongolen - Versuch einer Erklärung: Das Kapitel versucht, die mongolische Expansion zu erklären, indem es sowohl auf bestehende Forschungsergebnisse zurückgreift als auch eigene Analysen basierend auf den vorangehenden Kapiteln durchführt. Es versucht, die Gründe für die mongolischen Gewalttaten zu verstehen und sie in einen umfassenderen historischen Kontext einzuordnen. Dieses Kapitel versucht rationale Erklärungen für das scheinbar unfassbare Ausmaß der mongolischen Brutalität zu liefern.
Schlüsselwörter
Dschingis Khan, Mongolen, Mittelalter, Perzeptionsgeschichte, Quellenanalyse, Expansion, Gewalttaten, Massaker, Kultur, Lebensweise, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmung, Abendländische Sicht, Chinesische Sicht, Geheime Geschichte der Mongolen, mongolische Expansion.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema: Wahrnehmung der Mongolen im 12./13. Jahrhundert
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht die Wahrnehmung der Mongolen im 12. und 13. Jahrhundert, insbesondere während der Expansion unter Dschingis Khan und seinen Nachfolgern. Der Fokus liegt auf der Analyse der Perzeption in mittelalterlichen und neuzeitlichen Quellen, um ein differenziertes Bild jenseits gängiger Klischees zu entwickeln.
Welche Quellen werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit analysiert verschiedene Quellen, darunter die „Geheime Geschichte der Mongolen“, westliche Reiseberichte (abendländische Sicht), chinesische Gesandtschaftsberichte und aktuelle Geschichtsbilder. Muslimische und russische Quellen werden explizit ausgelassen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die mongolische Kultur und Lebensweise im 12./13. Jahrhundert, die Darstellung von Gräueltaten und Massakern in den Quellen (und die Frage nach Wahrheit und Verklärung), die Perzeption der Mongolen in verschiedenen Quellen, einen Erklärungsversuch der mongolischen Expansion und die Entwicklung des Bildes der Mongolen vom Mittelalter bis in die Gegenwart.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur mongolischen Kultur und Dschingis Khan, ein Kapitel zu Gräueltaten und Massakern, ein Kapitel zur Quellenanalyse (Geheime Geschichte der Mongolen, westliche und chinesische Berichte), ein Kapitel zum Erklärungsversuch der Expansion, Ergebnisse und Schlussfolgerungen, Anhang, Zeitleiste, Quellenangaben und Literaturverzeichnis.
Welche Aspekte der mongolischen Kultur werden beleuchtet?
Die Arbeit beleuchtet die Gesellschaftsstruktur, die Religion und den Glauben, die Lebensweise, den Heeresaufbau und die Kampftaktik sowie Zivilisationselemente der Mongolen im späten 12. und frühen 13. Jahrhundert.
Wie wird mit der Darstellung von Gräueltaten umgegangen?
Die Arbeit setzt sich kritisch mit den Berichten über Gewalttaten und Massaker auseinander und hinterfragt, inwieweit diese verzerrt oder übertrieben dargestellt sind. Es wird untersucht, ob das Bild der Mongolen als grausame Eroberer der historischen Realität entspricht oder eine Verklärung darstellt.
Wie werden die unterschiedlichen Perspektiven in den Quellen berücksichtigt?
Die Arbeit differenziert zwischen den verschiedenen Quellen und ihren Interpretationen. Sie berücksichtigt die Perspektiven der Mongolen selbst (Geheime Geschichte), der betroffenen Bevölkerungsgruppen und der scheinbar neutralen Beobachter (chinesische und westliche Berichte).
Was ist das Ziel der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, ein differenziertes und komplexeres Bild der Wahrnehmung der Mongolen im Mittelalter und in der Neuzeit zu liefern, das über die vereinfachten Klischees hinausgeht.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Dschingis Khan, Mongolen, Mittelalter, Perzeptionsgeschichte, Quellenanalyse, Expansion, Gewalttaten, Massaker, Kultur, Lebensweise, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmung, Abendländische Sicht, Chinesische Sicht, Geheime Geschichte der Mongolen, mongolische Expansion.
- Quote paper
- Simon Hollendung (Author), Björn Böhling (Author), 2003, Die "Schreckensherrschaft" der Mongolen unter Dschingis Khan und seinen Nachfolgern im 12./13. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46514