Das soziale Leben und damit das Interaktionsmilieu unterlagen im Laufe der Menschwerdung einer drastischen Transformation. Von einer Ansammlung kleiner Gemeinschaften, deren Mittelpunkt die Interaktion bildete, wandelte sich die Gesellschaft in eine Massengesellschaft, mit eklatanten Folgen für unsere Interaktionsgewohnheiten. Von einem regen Austausch innerhalb familiärer Gemeinschaften sind wir zu einer von Widersprüchen geprägten oberflächlich verlogenen Form der Interaktion gelangt. Zwar ist Interaktion noch immer Mittelpunkt des menschlichen Zusammenlebens, allein schon weil man sich mittlerweile gar nicht mehr aus dem Wege gehen kann, jedoch sind die Regeln der Interaktion mittlerweile so zahlreich und komplex, dass das Individuum überfordert zu sein scheint. Interaktion ist zu einer gewaltigen Aufgabe und teilweise sogar Last geworden, da das differenzierte kapitalistische Sozialleben eine Vielzahl widersprüchlicher Ansprüche an die Individuen stellt.
Die Grundlage des heutigen Soziallebens bildet die kapitalistische Produktion. Die Ökonomie ist die Basis für alle weiteren Sphären menschlichen Zusammenlebens. Wie also funktioniert in dieser von der Produktion dominierten Gesellschaftsstruktur die Kommunikation der Individuen untereinander, welchen Zwängen oder Gesetzen gehorcht sie und welche Auswirkungen hat das auf zwischenmenschliche Beziehungen? Um diese Frage adäquat beantworten zu können, sollen vorerst die Grundlagen der Kommunikation/Interaktion vermittelt werden. Als Einstieg hierzu sollen kurz grundlegende Interaktionstheorien erläutert werden, um dann die praktischen „Materialien“ der Interaktion genauer zu beschreiben. Abschließen soll der erste Teil mit einem Resümee, welche Bedeutung Interaktion für den Menschen hat und welchen Stellenwert Interaktion im gesellschaftlichen Zusammenhang einnimmt. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Frage wie frei wir überhaupt interagieren, d.h. welchen Einfluss die Struktur der bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft auf die Interaktion hat. Bedeutend ist hierfür die Betrachtung der Produktions- und Gesellschaftsstrukturen. Anhand der von Marx geprägten Begriffe des Warencharakters, der Entfremdung und der Charaktermaske soll aufgezeigt werden, welche die Interaktion beeinflussenden Verhaltensregeln bestehen. Des Weiteren soll betrachtet werden, inwiefern die ökonomische Basis und die Sphären des Reproduktionsprozesses das Rollenverhalten prägen und Verhaltensmuster vorschreiben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist Interaktion
- Wie funktioniert Interaktion?
- "Materialien" der Interaktion
- Verbale Kommunikation
- Sprache und Macht
- Nonverbale Kommunikation
- Was bedeutet Interaktion für den Menschen oder "Mensch sein ohne Interaktion"?
- Interaktion und Gesellschaft
- Interaktion und Kultur
- Wie frei interagieren wir?
- Grundelemente der bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft
- Der Warenbegriff und Warenfetischismus
- Charaktermaske
- Entfremdung
- Der Sozialcharakter der bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft
- Leistungs- und Konkurrenzprinzip
- Arbeits- und Eigentumsethik
- Interaktion in den Reproduktionssphären
- Interaktion in der Produktionssphäre
- Interaktion in der Zirkulationssphäre
- Interaktion in der Konsumtionssphäre
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Interaktion und analysiert deren Funktionsweise und Bedeutung im Kontext der modernen Gesellschaft. Der Fokus liegt dabei auf den Auswirkungen der bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft auf Interaktionsmuster und deren Einfluss auf das menschliche Verhalten.
- Analyse der Interaktion als grundlegendes Element des menschlichen Zusammenlebens
- Untersuchung der Funktionsweise von Interaktion und der Rolle von Sprache und nonverbaler Kommunikation
- Bedeutung der Interaktion für den Menschen und deren Einfluss auf die Gesellschaft
- Einordnung der Interaktion in die Strukturen der bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft und deren Einfluss auf Interaktionsformen
- Analyse der Bedeutung von Warenfetischismus, Entfremdung und der Charaktermaske für die Interaktion
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Interaktion ein und beleuchtet die historische Entwicklung des Begriffs sowie die grundlegenden Aspekte der Interaktion. Hierbei werden auch die Unterschiede zwischen Interaktion und Kommunikation erläutert. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, wie frei wir in der heutigen Gesellschaft interagieren und welche Einflussfaktoren das menschliche Verhalten in der Interaktion prägen. Dabei werden die Strukturen der bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft, insbesondere der Warenfetischismus, die Entfremdung und die Charaktermaske, analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Interaktion, Kommunikation, bürgerlich kapitalistische Gesellschaft, Warenfetischismus, Entfremdung, Charaktermaske, Sozialcharakter, Reproduktionssphären und Interaktion in den Bereichen Produktion, Zirkulation und Konsumtion.
- Quote paper
- Dipl.-Geograph/European Master in International Humanitarian Action Chris Hartmann (Author), 2002, Was ist Interaktion und wie "frei" interagieren wir? Über die Begriffe "Charaktermaske" und "Sozialcharakter", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46477