Apuleius wurde gelobt für seine fortschrittlichen Standpunkte zu Fragen der manuellen Arbeit. Wie aber baut Apuleius die arbeitenden Menschen in seinen Roman ein? Wie charakterisiert er sie in ihren Lebenssituationen als Personen? Passen diese Charakterisierungen vielleicht sogar zu ihren Berufen? Und welche Funktionen haben diese Darstellungen im Kontext der Romanhandlung? Wie stehen sie in Beziehung zum Weg des Lucius? Das sind die Fragen, denen in dieser Arbeit nachgegangen werden soll.
Ich beschränke mich in meinen Betrachtungen auf die Bücher VII–X, da der Esel Lucius in diesem Teil des Romans als Nutztier verschiedene Stufen der Arbeitswelt durchläuft und die jeweiligen Rollen der Arbeiter (beziehungsweise Arbeitgeber) als Besitzer des Esels zu einem Vergleich einladen. Ich analysiere die Darstellungen des Holzfällers, des Müllers (hierbei spielen auch Tagelöhner, Stadtrat und Walker eine Rolle), des Gärtners und der beiden Köche. Ich versuche, Linien aufzuzeigen, die im Verhältnis des Lucius zu seinen Besitzern und in seiner einhergehenden persönlichen Entwicklung deutlich werden.
Für meine werkimmanente Interpretation ist eine eingehende Textanalyse unabdingbar. Dieser schicke ich in jedem Abschnitt Bemerkungen zu den einzelnen Berufen voraus. Am Ende steht jeweils eine Gesamtbetrachtung, in der ich die Darstellung der Personen zusammenfasse und ihre Funktionen im Kontext der Romanhandlung bestimme.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Der puer deterrimus – ein niederträchtiger Holzfällerbursche
2. Der pistor – ein zwielichtiger Müller (und andere betrogene Ehemänner: Tagelöhner, Stadtrat, Walker)
3. Der pauperculus hortulanus – ein bemitleidenswerter Gärtner
4. Pistor dulciarius und cocus – zwei feinsinnige ‚maîtres de cuisine‘
5. Kommentare:
Einleitung
Die Romanwelt der ‚Metamorphosen‘1 des Apuleius, die der Protagonist Lucius als Mensch und als Esel durchwandert, ist schon mehrfach das Objekt historischer Untersuchungen gewesen. F. Millar schreibt in seinem Artikel ‚The World of the Golden Ass ‘2: „..., the remarkable and fantastic goings-on in Apuleius‘ novel take place in a solidly realistic background, ...“3. Ferner weist er darauf hin, „that the realism of tone in the novel may extend beyond purely physical descriptions, to realistic images of social and economic relations, the framework of communal life in a Roman province and even, here and there, to the wider context of what it meant to be a subject of the Roman Empire“4. Ricl benutzt dann auch, von Millar inspiriert, den Roman als Geschichtsquelle für das Leben der unteren Klassen in Nordgriechenland während der römischen Kaiserzeit5. Fick betont die fortschrittlichen Standpunkte des Apuleius zu Fragen der manuellen Arbeit und versucht, sie in die antike Literatur- und Philosophiegeschichte einzuordnen6.
Wie aber baut Apuleius die arbeitenden Menschen in seinen Roman ein? Wie charakterisiert er sie in ihren Lebenssituationen als Personen? ‚Passen‘ diese Charakterisierungen vielleicht sogar zu ihren Berufen? Und welche Funktionen haben diese Darstellungen im Kontext der Romanhandlung? Wie stehen sie in Beziehung zum Weg des Lucius und zu grundlegenden Aussagen der ‚Metamorphosen‘? Das sind die Fragen, denen ich in meiner Arbeit nachgehen werde.
Ich beschränke mich in meinen Betrachtungen auf die Bücher VII – X, da der Esel Lucius in diesem Teil des Romans als Nutztier verschiedene Stufen der Arbeitswelt durchläuft und die jeweiligen Rollen der Arbeiter (bzw. Arbeitgeber) als Besitzer des Esels zu einem Vergleich einladen. Ich analysiere die Darstellungen des Holzfällers7, des Müllers8 (hierbei spielen auch Tagelöhner, Stadtrat und Walker eine Rolle, die, wie der Müller, von ihren Ehefrauen betrogen werden), des Gärtners9 und der beiden Köche1.2 Ich versuche, Linien aufzuzeigen, die im Verhältnis des Lucius zu seinen Besitzern und in seiner einhergehenden persönlichen Entwicklung (die keine positive ist) deutlich werden. Für meine werkimmanente Interpretation ist eine eingehende Textanalyse, die auch die sprachlichen Mittel berücksichtigt, unabdingbar. Dieser schicke ich in jedem Abschnitt kurze allgemeine Bemerkungen zu den einzelnen Berufen voraus. Am Ende steht jeweils eine Gesamtbetrachtung, in der ich die Darstellung der Person(en) zusammenfasse und ihre Funktionen im Kontext der Romanhandlung bestimme.
Da ich in meiner Arbeit von dem Weg des Esels und grundlegenden Aussagen des Romans spreche, möchte ich zunächst kurz auf die Entwicklung der Apuleiusforschung eingehen. In der ersten Hälfte des 20. Jhdts. beschränkte man sich darauf, den Roman mit der Epitome (‚Onos‘) seiner Vorlage zu vergleichen.3 Das Isisbuch erschien oft nur als Anhängsel; eine Einheit des Romans wurde weitgehend nicht erkannt. Dann begann man, die Geschichte von ‚Amor und Psyche‘ als Allegorie für den Weg des Lucius anzusehen.4 Eine entscheidende Wende erfolgte durch Wlosok, die aus einer Untersuchung des curiositas -Motivs die Einheit des Romans folgerte und das Isisbuch integrierte.5 Aus der neueren Forschung will ich drei Beispiele nennen. Tatum versöhnt die ‚seriöse‘ und die ‚frivole‘ Ebene des Romans, indem er zeigt, wie selbstverständlich es für Apuleius als platonischem Philosophen und Vertreter der zweiten Sophistik war, seine philosophisch-religiöse Botschaft unterhaltsam zu ‚verpacken‘.6 Winkler dagegen sieht es als wichtigstes Charakteristikum des Romans, daß der Leser aufgefordert sei, sein eigenes Spiel zu spielen; die individuelle Deutung sei jedem anheimgestellt.7 Für Sallmann geht diese These zu weit; er sieht in der Irritation, die durch den duplex sensus entsteht, ein produktionsästhetisches Prinzip.1
Für meine Arbeit sind vor allem folgende drei Aussagen des Romans wichtig:
1. Die Neugier des Lucius auf Magie ist eine Verfehlung; der Mensch hat kein Recht, sich von sich aus des Göttlichen zu bemächtigen.2
2. Lucius lernt nichts dazu3 ; auch im Eselsgewand bleibt seine Neugier eine Verfehlung (unabhängig davon, auf was sie sich richtet).
3. Ohne die göttliche Intervention durch Isis ist der Mensch (bzw. der Esel) hilflos dem Treiben der blinden Fortuna ausgesetzt.4
1. Der puer deterrimus – ein niederträchtiger Holzfällerbursche
Nach der Befreiung des Esels und der Charite aus den Händen der Räuber durch Tlepolemus5, beschließt man im Freundeskreis der Charite, dem Esel als Dank für seine Treue die entsprechende Belohnung zukommen zu lassen und ihn in ein vermeintlich sorgenfreies Leben auf die Landgüter der Familie der Charite zu schicken6. Doch das Leben dort ist alles andere als sorgenfrei. Nach unerfreulichen Begegnungen mit der Frau des Herdenaufsehers und ein paar eifersüchtigen Hengsten7 gerät Lucius unter die Knute eines puer, dessen Tagesgeschäft die Holzbeschaffung ist8
1.1. Der Beruf
Anhand zweier Textstellen kann der Leser sich ein Bild von der Tätigkeit des Burschen machen:
„delegor enim ligno monte deuehundo, puerque mihi praefectus imponitur ...“ 9
„... ipse securi 10 lignum, quod deueheret, recidebat.“ 11
Er schneidet also Holz in den Bergen und transportiert es mit dem Esel hinunter zum Hof. Bei Apuleius findet sich keine Berufsbezeichnung; lignator (Holzfäller) oder lignarius (Holzarbeiter, Holzhändler, spätlat. auch Holzfäller) wären passende lateinische Begriffe12.
„recidebat“ läßt darauf schließen, daß er keine ganzen Bäume fällt, sondern nur Äste von ihnen abschneidet; auch trägt der Esel niemals Baumstämme, sondern nur Holzbündel zu Tale1. Der Bursche beliefert das Landgut demnach wohl nur mit Brennholz, nicht mit Bauholz. Über die Brennholzbeschaffung schreibt Vitruv:
„... de lignatione, quae maxime necessaria est ad cibum coquendum, difficilis et molesta est apparatio, quod et tarde comportatur et plus consumiter lignum.“2
Dieses beschwerliche Tagewerk betreibt der Junge nicht freischaffend. Der Zusammenhang zeigt, daß „puer“ hier auch „Sklave“ bedeutet: Nach dem Tode der Charite fliehen die Bewohner der ländlichen Güter aus Furcht vor einem Besitzerwechsel3. Sie sind also allesamt Sklaven. Eine für die Antike typische Konstellation: Die reichen Grundbesitzer wohnen in der Stadt und lassen ihre Landgüter ausschließlich von Sklaven unter der Aufsicht eines Aufsehers4 bewirtschaften, auf dem Landgut der Charite wahrscheinlich hauptsächlich zum Zwecke der Pferdezucht5. Dies bedeutet für die Sklaven zwar harte Arbeit, aber auch soziale Absicherung und relative Selbständigkeit6. So auch für den Burschen: Obwohl es seine Herrin (Charite) sicherlich nicht so vorgesehen hat, kann er, nachdem ihm der Esel zugeteilt worden ist, frei über ihn verfügen7. In einem Fall verkauft er sogar sein gesammeltes Holz in der Nachbarschaft8. Ob er dieses Geschäft auf eigene Rechnung betreibt, ist zwar fraglich, aber durchaus wahrscheinlich, denn Sklaven durften auch Geld besitzen. Auch die Frau des Herdenaufsehers, die auf dem Hof für die Getreideverarbeitung zuständig ist9, betreibt Geschäfte mit Nachbarn10. Auf dem Landgut gibt es auch Hühner und Ziegen11. Dies alles läßt den Schluß zu, daß die Sklaven dort nicht nur die Pferde beaufsichtigen, sondern auch für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen müssen. Durch Arbeitsteilung ernähren sie sich gegenseitig: Der eine holt Holz, ein anderer backt Brot, andere liefern Eier, Fleisch und Milch, manche betreiben – ob legal oder illegal – kleine Nebengeschäfte. Diese Sklaven sind also auf dem Land in ihrem täglichen Leben auf sich allein gestellt; die Herrschaft wohnt in der Stadt und profitiert von der Viehzucht.
1.2. Textinterpretation
1.2.1. Die üblichen Gemeinheiten des Burschen
Ein neuer Abschnitt im Leidensweg des Esels wird eingeleitet:1
„uerum Fortuna meis cruciatibus insatiabilis aliam mihi denuo pestem instruxit.“
Die Stelle korrespondiert mit den Einleitungssätzen der Beschreibungen des dem Holztransport vorangehenden und des darauffolgenden Erlebnisses des Lucius2 ; die Erwähnung der grausamen Fortuna ist ein einheitstiftendes Element dieses Teils des Romans3. „pestem“ steht als Metapher sowohl für den Holzholer selbst als auch für die von ihm verursachten Qualen und Erniedrigungen des Esels.
Der folgende Satz beschreibt, wie schon erwähnt4, in knappen Worten die neue Arbeit und endet mit einer ersten Charakterisierung des neuen Vorgesetzten:
„... áexñ omnibus ille quidem puer deterrimus.“
Die Konjektur áexñ von Helm erscheint mir überflüssig5 ; denkt man sich hinter omnibus beispielsweise ein moribus, ergibt sich die Übersetzung: „... jener Junge war von seinem ganzen Charakter her überaus niederträchtig“.
Es folgt eine drastische Beschreibung der Qualen, mit denen der Esel während der Arbeit ständig zu kämpfen hat6: Der steile Berg und die spitzen Steine sind noch die geringsten Übel7 ; viel schlimmer sind die ständigen Knüppelhiebe des Jungen, durch die der Esel regelrecht „zerhackt“ wird („dedolabar“). Dabei legt der Bursche eine ausgefeilte Technik an den Tag: Immer wieder traktiert er dieselbe Stelle, die rechte Hüfte des Esels („coxaeque dexterae semper ictus incutiens“; die harten Konsonanten x, c und t lassen den Leser die Schläge förmlich miterleben). Das Fell platzt auf, es entsteht ein Loch8, dessen Größerwerden uns Apuleius bildlich vor Augen führt: „facto foramine, immo fouea uel etiam fenestra“1. Die Wunde wird zu einem breiten, bluttriefenden Geschwür, doch der Bursche hört nicht auf, darauf einzuschlagen.
Einen Esel zu schlagen ist für die damalige Zeit nichts Ungewöhnliches2 ; Lucius selbst macht diese Erfahrung an vielen Stellen des Romans. Doch diese Schläge übertreffen die bisherigen bei weitem an Grausamkeit3. Sie offenbaren - schon kurz nach der Einführung des Burschen in die Handlung - in seinem Charakterbild einen ausgeprägten Hang zum Sadismus, der sich im Lauf des Abschnitts noch steigern wird.
Die Last der Holzbündel, die der Junge dem Esel auflädt, ist über die Maßen schwer. Der Vergleich mit dem Elefanten macht dies besonders deutlich. Schwere Last mußte Lucius auch schon für die Räuber tragen4, doch der Junge gibt sich damit nicht zufrieden: Wenn die Ladung schwankt, legt er noch Steine darauf, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Die Alternativvorschläge, die Lucius sich im Geiste macht (Holz wegnehmen oder wenigstens umverteilen), sind charakteristisch für diese Handlungsphase der vollkommenen Knechtung des Esels: Kein Gedanke an Flucht oder Rückverwandlung; seine Hoffnungen und Wünsche zielen nur auf kurze Verschnaufpausen.5
1.2.2. Am Fluß
Kreuzt ein Fluß den Arbeitsweg der beiden Holzbeschaffer6, wird die Traglast für den Esel noch größer: Der Junge steigt ihm auch noch selbst auf den Rücken. Die Empörung des Lucius darüber, daß sich der Bursche auf seine Kosten die Bequemlichkeit verschafft, sich nicht die Stiefel naß zu machen, kommt durch einen ironischen Vergleich mit der Hauptlast zum Ausdruck:
„... , exiguum scilicet et illud tantae molis superpondium 7 .“
Da das Flußufer schlammig ist, kommt es vor, daß der Esel ausrutscht und hinfällt. Wiederum erscheint der verzweifelt energische Wunsch des Lucius nach kurzfristiger Daseinserleichterung1: Der „egregius agaso“2 solle lieber „... manum porrigere, capistro suspendere, cauda subleuare, certe partem tanti oneris, quoad resurgerem saltem, detrahere, ...“3.
Doch die Tortur geht weiter mit einer ‚Hilfestellung‘ der besonderen Art. Der Bursche prügelt den am Boden liegenden Esel - ein neues Stadium der Erniedrigung ist erreicht – solange von oben bis unten durch4, bis er aufsteht. Die Abhilfe des Burschen gegen die Störung des Arbeitsablaufes ist – genauso wie vorher, beim Auflegen der Steine – ebenso unerwünscht wie wirksam; die Brutalität ist gesteigert.5
1.2.3. Die Dornenfolter
Der Sadismus des Burschen erreicht einen vorläufigen Höhepunkt. Bis hierher konnte man den Eindruck gewinnen, als seien seine Handlungen zwar maßlos brutal, aber doch immer noch darauf gerichtet, Lucius zu effektiverem Arbeiten anzutreiben. Dieser Gesichtspunkt spielt bei der nun folgenden Tortur keine Rolle mehr (eingeleitet durch „idem mihi talem etiam excogitauit perniciem.“): Der Junge knotet „die schärfsten Dornen, die durch ihren wie Gift schmerzenden Stich wirkten“6, zu einem Bündel und läßt es als hängende Folter am Schwanz des Esels baumeln. Die Folge: Das Dornenbündel wird durch das Laufen des Esels immer schneller hin und her bewegt („... commotae incitataeque ...“7 ) und verwundet ihn mit seinen Stacheln8. Lucius sieht sich dadurch in einem Dilemma („... ancipiti malo ...“). Will er den Angriffen9 des Burschen entgehen, bekommt er die Dornen zu spüren, bleibt er stehen, zwingen ihn die Schläge zum Weiterlaufen.
Die neue Foltermethode verwirrt zunächst einmal den Leser, denn sie wirkt eindeutig der Arbeitsleistung des Esels entgegen. Geht es dem Jungen also ausschließlich um Tierquälerei, überhaupt nicht um die optimale Nutzung des Esels als Lasttier? Die Wahrheit ist noch überraschender, wie der folgende Satz zeigt. Nicht nur, daß es den Anschein hat, als habe es der „puer ille nequissimus“ auf das Leben des Esel abgesehen, nein, in der Tat droht er ihm mit genau dieser Absicht. Es zeigt eine gewisse Vermenschlichung des Esels in den Augen des Burschen, daß er Lucius, dem Tier, persönliche Drohungen entgegenwirft; er holt ihn sich als Kontrahenten auf seine eigene Stufe.
Schon hier wird angedeutet, was in den nächsten Abschnitten offensichtlich wird: Lucius ist seiner bisher größten Gefahr begegnet, einer Art Todesengel der Fortuna, einem Menschen, der ihm ohne ersichtlichen Grund in persönlicher Feindschaft gegenübersteht und sich zum Ziel gesetzt hat, sein Ende herbeizuführen.1
1.2.4. Der Brandanschlag
Die Drohungen sind ernst gemeint, denn nun ereignet sich ein Vorfall, der den Burschen zu dem Versuch veranlaßt, sie in die Tat umzusetzen. Dies wird schon durch die Überleitung2 deutlich. „Et plane fuit, quod ...“ – „Und es geschah durchaus etwas, das ...“ nimmt direkt Bezug auf die vorangegangenen Drohungen. „... eius detestabilem malitiam ...“ erweitert die mannigfaltige negative Charakterisierung des Jungen um eine neue Facette. „... ad peiores conatus ...“ kann für den Leser eigentlich nur einen Mordanschlag bedeuten, denn schlimmere Quälereien als die vorangegangenen sind kaum vorstellbar. Doch es muß, immerhin, erst etwas Außergewöhnliches geschehen, um den Holzfäller zu solch einer Tat zu verleiten, nämlich eine Reaktion des Lucius auf dessen „nimia ... insolentia“. Die Leidensfähigkeit des Esels ist durch diese erschöpft (die Metapher „expugnata“ vermittelt, wie auch „incursus“ vorher, das Bild eines regelrechten Krieges zwischen den Kontrahenten3 ); er verpaßt dem Burschen einen kräftigen Tritt4. Die grausame Rache folgt auf dem Fuß5. Der Getretene belädt Lucius mit einer „stuppae sarcina“ (einem Packen Hanf oder Flachs, beides brennbar wie Zunder1 ), stiehlt vom nächsten Hof ein glühendes Stück Kohle (er ist also auch noch ein Dieb!) und legt es mitten in die gut festgeschnürte Packlast. Die Situation eskaliert rasch („iamque ...“): Das Feuer wächst („... ignis surgebat ...“; Imperfekt kennzeichnet die Entwicklung des Brandes), der Esel bekommt es am ganzen Leib zu spüren („... totum me ... ardor inuaserat ...“; Plusquamperfekt als Bezeichnung für das schnell eintretende Resultat), es scheint keine Hoffnung auf Rettung mehr zu geben („... nec ullum pestis extremae suffugium nec salutis aliquod apparet solacium.“2 ; Präsenz drückt die Unmittelbarkeit der Gefahr aus).3
Die Bösartigkeit des Holzfällers hat Lucius also nun im Verlauf seiner Abenteuer das erste Mal direkt an die Schwelle des Todes gebracht4. Durch eigene Überlegung kann er sich nicht mehr retten („et ustrina talis moras non sustinens et meliora consilia praeuertitur.“5 ). Doch er bekommt unerwartet Hilfe. Die sonst so grausame Fortuna ist ihm für einen kurzen Moment freundlich gesinnt („... adfulsit Fortunae nutus hilarior ...“); Lucius selbst ahnt schon, daß dies kein andauernder Zustand sein kann („... nescio an futuris periculis me reseruans, certe praesente statutaque morte liberans.“6 ). Zufällig („nam forte ...“; fors als für den Menschen, bzw. für den Esel, spürbare Präsenz der Fortuna) entdeckt er nämlich in der Nähe eine Pfütze, in der er den Brand löschen kann. Heraus kommt er „et pondere leuatus et exitio liberatus“7.
Der „deterrimus ac temerarius1 puer“ schiebt nun vor den anderen Viehhütern „suum nequissimum factum“ auf den Esel. Bisher konnte er seine Schandtaten im Geheimen vollziehen, nun muß er - wahrscheinlich, weil die Verbrennungen am Körper des Lucius offensicht-lich sind – sich eine Ausrede ausdenken: Er behauptet, der Esel sei an den Herdstätten der Nachbarn ausgerutscht und habe sich selbst angezündet.
Diese Lüge zeigt, daß die Verfügungsgewalt über den Esel dem Burschen vom Herdenaufseher zwar großzügig erteilt wurde (selbständiges Arbeiten!), sich aber nicht auf die Macht über Leben und Tod erstreckt. Würden seine Mitsklaven die Wahrheit herausfinden, hätte er anscheinend eine Bestrafung zu erwarten2. Das erklärt auch die Umständlichkeit des vorausgegangenen Brandanschlags. Der Junge kann dem Esel nicht einfach die Kehle durchschneiden oder ihn totschlagen; er muß – genauso, als plane er den Mord an einem Mitmenschen – verdeckt und mit Hinterlist vorgehen, um sein dem Leser immer noch absurd erscheinendes Ziel zu erreichen.
Die Dreistigkeit seiner Lüge wird durch den Zynismus der folgenden rhetorischen Frage noch übertroffen: „Wie lange also sollen wir den Feueresel/das Feuertier3 da noch vergebens füttern?“, fragt der Junge und lacht auch noch dabei. Die Formulierung erinnert an eine Begebenheit im Stall des Milo4, kurz nach der Verwandlung des Lucius. Auch dort stellt ein Sklave, Lucius‘ eigener nämlich, eine ähnliche Frage5, um den Esel danach ebenso zu behandeln, wie es der Holzfäller zu tun pflegt, nämlich ihn tüchtig zu verprügeln6.
Die Frage hier dient nicht nur dazu, die Missetat des Jungen zu verbergen. Er schlägt mit ihr auch einen neuen Weg zur Vernichtung des Esels ein: Dadurch, daß er die anderen Viehhüter von der Nutzlosigkeit des Lucius überzeugt, will er sie zu seinen Mordkomplizen machen.7
1.2.5. Die Anklage wegen unzüchtigen Benehmens
Allein die Unbeholfenheit und das verbrannte Fell des Esels anzuführen, reicht dem Holzfäller für seine neue Taktik nicht. Andere Lügen müssen her. Der neue Abschnitt wird eingeleitet durch:
„Nec multis interiectis diebus longe peioribus me dolis petiuit.“„longe peioribus ... dolis“ ist eine starke Hyperbel, die der Grausamkeit eines Verbrennungstodes eigentlich nicht gerecht wird. Wir werden aber sehen, daß aus der Sicht des Luci- us wirklich eine größere Gefahr heraufzieht, die zwar nicht direkt durch den Burschen initiiert wird, die aber doch eine Folge seines Handelns ist1.
Zur Vorbereitung seiner neuerlichen Lügen verkauft er zunächst das Holz, das Lucius trägt, „in proximam casulam“, in einer wohl dem Viehhof benachbarten Hütte, denn für seine Argumentation wird es wichtig sein, daß der Esel nichts mehr auf dem Rücken hat (im Text wir dies schon betont durch „... uacuum me ducens ...“). Dieser Verkauf ist wahrscheinlich eine unerlaubte Handlung, da der Bursche ja eigentlich den eigenen Hof mit Holz beliefern soll und er auch später einen anderen Grund für die Entfernung des Holzes angibt.
Danach führt der Junge den Esel zu seinem Hof (dies wird erst aus dem Zusammenhang klar, ist aber schon angedeutet durch die Vorzeitigkeit des Abl. abs. „ligno ... uendito“) und klagt ihn vor seinen Mitsklaven an: Er schreit, er sei „nequitiae meae ... imparem“ (er, der puer nequissimus!), und er sei dieser Aufsicht überdrüssig2. Diese in indirekter Rede beschriebenen Klagen sind aber sozusagen nur eine knappe Zusammenfassung der folgenden konkreten Beschuldigungen in direkter Rede (Gleichzeitigkeit von „proclamans“ und „rennuens“ zu „concinnat“!), die der Bursche wahrhaft „kunstgerecht zusammendichtet“ („concinnat“).
Die Rede beginnt mit einer invocatio:
„uidetis3 istum pigrum tardissimumque et nimis asinum?“.
Die Aufzählung der Eigenschaften ist eine an die Emotionen appellierende Klimax: Zunächst der Positiv, dann der Superlativ, zum Schluß die ungewöhnliche Formulierung „nimis asinum“, die summative Funktion hat, da mit ihr alle möglichen ‚eselhaften‘ Eigenschaften, wie faul, langsam, dumm, aber wohl besonders auch geil und potent, assoziiert werden können4.
Der Junge formuliert nun das Thema seiner Rede (expositio): Außer mit seinen sonstigen Schandtaten (gemeint sind wohl der Huftritt und die vermeintliche Selbstverbrennung), ängstige der Esel ihn nun mit neuen Gefahren.
Die Konkretisierung von „nouis periculis“ folgt nun in der narratio5. Sobald der Esel einen Passanten erblicke, „siue illa scitula mulier seu uirgo nubilis seu tener puellus est“6, werfe er sofort seine Traglast7 in die Gegend (nun wissen wir, warum der Bursche das Holz verkauft hat), ja manchmal sogar den Packsattel8, renne in Raserei los „... et homines amator talis appetit ...“. Die Wortstellung des letzteren Kolons (Objekt – Subjekt) bringt die gespielte Abscheu des Jungen besonders zum Ausdruck: „Menschen - solch ein Liebhaber fällt sie an!“ Die Schwierigkeit der folgenden Sentenz fordert eine genauere Betrachtung:
„... et humi prostratis illis inhians illicitas atque incognitas temptat libidines et ferinas áparansñ uoluptates auersa Venere inuitat ad nuptias.“
Ich sehe „humi prostratis illis“ als Dativobjekt zu „inhians“ („er giert nach jenen, nachdem sie zu Boden geworfen wurden“); denn nimmt man einen Abl. abs. an1, erscheint das Partizip „inhians“ zu isoliert im Satz. In die Diskussion2 um die Notwendigkeit einer Konjektur wie parans, instruens, auens oder uoluens möchte ich – „albeit hesitantly“, um den Kommentar zu zitieren3 - einen neuen Vorschlag einbringen: Man behält den überlieferten Text bei, setzt aber nach „uoluptates“ ein Komma oder einen Punkt (faßt also „ferinas uoluptates“ noch als Objekt zu „tempat“ auf). Dies wirkt stilistisch zwar unschön (die i-Alliteration wirkt nicht mehr einheitstiftend; das zweite „et“ ist nur noch dem „atque“ übergeordnet, nicht mehr den vorhergehenden „et“ gleichgeordnet), beseitigt aber die sprachlichen Probleme. Der neue Vorwurf, in blumiger Sprache vorgetragen (Alliteration; „auersa Venere“), erscheint ungeheuerlich und der eigenen perversen Phantasie des Jungen entsprungen.
Dieser läßt er im folgenden weiter freien Lauf; er beschreibt noch konkretere Einzelheiten: Der Esel imitiere sogar Küsse, indem er mit seinem „ore improbo“ schubse und beiße. Auch wenn der Holzfäller davon nichts wissen kann, spricht er hier doch eine Vorliebe des Lucius an: Beim Fluchtversuch aus der Räuberhöhle küßt der Esel die Füße der Charite.4
Der Bursche warnt seine Mitsklaven, daß die Sache dem ganzen Hof („nobis“) erheblichen Streit („lites atque iurgia“5 ), vielleicht sogar eine Anklage vor Gericht („crimina“) einbringen werde. Mit dieser Aussicht legt er seinen Kollegen sozusagen die Notwendigkeit eines hofinternen Prozesses gegen den Esel nahe.
Die Verhandlung ist natürlich schon in vollem Gange; der ‚Ankläger‘ unterstützt sein ‚Plädoyer‘ durch ein exemplum. Am Beispiel einer jungen Frau, die der Esel „gerade eben erblickt“ („nunc etiam uisa ...“) habe, verifiziert der Junge seine vorangegangenen Aussagen.
Inhaltlich stimmt die Passage mit dem schon Gesagten überein: Der Esel wirft sein Holz ab, rennt rasend los und versucht, die Frau zu bespringen. Doch die vorhergehende Betonung der libidines und uoluptates (abstraktere Ausdrucksweise) weicht einer drastisch-realistischeren und mehr ausgeschmückten (teilweise auch nur variierten) Beschreibung der Handlungen des Esels1, die nun „sozusagen dem Faß den Boden ausschlage[n]“.2
Hinzu kommt nun eine Schilderung der vermeintlich tatsächlichen und der möglichen Folgen der ‚Untaten‘ des Esels: Die Frau schreit jammervoll3, sie ruft dadurch die Hilfe der Umstehenden herbei, diese erretten4 sie vor den Hufen des Tieres. Wäre dies nicht geschehen, so der Bursche, die Arme wäre zertrampelt und zerrissen worden, hätte also ein grausames Ende5 erlitten; ihnen aber (den Sklaven vom Hof der Charite) wäre die Todesstrafe6 geblieben.
Wiederum spricht der Junge also die drohende Gefahr für den ganzen Hof an, diesmal sehr überzogen. Er tut so, als sei der gesamte Hof jetzt gerade noch mit dem Leben davongekommen; doch - auch wenn der jungen Frau etwas Schlimmeres zugestoßen wäre - eine über alle Hirten verhängte Todesstrafe wäre sehr unwahrscheinlich.
Die Rede des Burschen ist der Höhepunkt seiner Durchtriebenheit. Die Anklage ist aus biologischer Sicht unhaltbar7 ; sie spekuliert auf die Gutgläubigkeit der Mitsklaven. Gerade die Unwahrscheinlichkeit der sexuellen Angriffe zeigt wiederum, wie der Junge den Esel auf gewisse Weise vermenschlicht. Er, der in der menschlichen Hierarchie an unterster Stelle steht (als Holzbeschaffer ist er ja sozusagen noch Diener an einem Hof voller Sklaven), sieht in dem Esel jemanden, der nicht über ihm steht. Indem er ihn eines Verbrechens bezichtigt, das eigentlich nur ein Mensch begehen kann (sexuelle Nötigung), den Esel also mit menschlichen Eigenschaften ausstattet, kann er sich der Illusion hingeben, in der Welt der Menschen doch eine gewisse Macht zu besitzen. Normalerweise hält man ja auch keine öffentliche Anklagerede gegen ein Tier. Auch die Wahl des Delikts läßt sich psychologisch analysieren: Sie ist vielleicht Ausdruck eigener unerfüllter sexueller Wünsche des Burschen, auf jeden Fall eines gehörigen Maßes an Perversität. Neid auf das große Geschlechtsteil8 des Esels mag hierbei eine Rolle spielen.
Die Rede schlägt aber auch eine Brücke im Verlauf des Romans, nämlich von den leisen Andeutungen der Wirkung Charites auf Lucius1 zur Kopulationsszene mit der matrona2. Das Sodomiethema, gipfelnd in der Aussicht auf das Schauspiel mit der Verurteilten3, ist hier das erste Mal direkt angesprochen. Die unterschiedliche Beurteilung dieses Themas zeigt das gestörte Wahrnehmungsvermögen der Hauptperson: hier die perverse Phantasie und gespielte Empörung des Jungen bei gleichzeitiger Entrüstung des Lucius darüber, dann die Perversität der matrona und die scheinbar gleichmütige Hinnahme des Lucius, schließlich der Abscheu des Lucius gegenüber dem öffentlichen Schauspiel mit der Verbrecherin. Bemerkenswert ist auch, daß der Esel ja eigentlich mit der Hoffnung auf sexuelle Abenteuer aufs Land kommt4. Nicht nur, daß ihm die Hengste einen Strich durch die Rechnung machen; seine Geilheit kehrt sich nun in absurder Weise gegen ihn (launenhafte Fortuna!).5 6
1.2.6. Die Reaktionen auf die Rede des Burschen
Die Rede verfehlt ihre Wirkung nicht. Den vorausgegangenen Lügen (Überleitung „Talibus mendaciis ...“) fügt der Junge noch andere Reden7 hinzu und hetzt so die Viehhirten gefährlich („... in meam perniciem ...“) gegen den Esel auf. Die pernicies nimmt für Lucius sofort Gestalt an: Einer der Hirten schlägt vor, diesen „publicum ... maritum ... immo communem omnium adulterum“ gemäß seiner „monstruosis nuptiis“ als Opfer zu schlachten. Er weist den Burschen an, den Esel in Stücke zu hauen, die Eingeweide den Hunden vorzuwerfen und das Fleisch zum Essen aufzubewahren.8 Weiterhin schlägt er vor, das Fell mit Asche zu bestreuen (Haltbarkeit9 ) und es der Herrschaft zu bringen; sie könnten leicht den Tod durch einen Wolf vorgeben.
Der Junge hat nun erreicht, was er wollte. Durch gezielte Täuschung hat er seine Mit- sklaven auf seine Seite gezogen und sie zu Komplizen seiner Mordpläne gemacht. Die Rechenschaftspflicht über die Behandlung des Esels verschiebt sich nun: Mußte sich der Junge nach dem Brandanschlag noch eine Ausrede gegenüber den anderen Viehhirten ausdenken, überlegen nun die Viehhirten, in deren Obhut Charite den Esel ja vertrauensvoll übergab, wie sie ihrer Herrschaft den Tod des Esels plausibel machen können. Es fällt auf, daß keinerlei Zweifel an den Aussagen des Burschen laut werden. Im Gegenteil, die Hirten scheinen sichtlich Gefallen an dieser ‚Gerichtsverhandlung‘ zu finden. Es wäre ja auch eine Möglichkeit, die Vorwürfe des Burschen ihren Herren vorzutragen, aber sie bevorzugen – auch bei ihnen ein Zeichen für die Freude an der Ausübung von Macht – den ‚kurzen Prozeß‘1.
Der Bursche, „accusator ille meus noxius2, ipse etiam pastoralis exsecutor sententiae“3, läßt sich nicht lange bitten („sublata cunctatione ...“). Er glaubt sich am Ziel seiner Wünsche, er ist „laetus et meis insultans malis“. Sofort beginnt er damit, ein Schwert4 zu schleifen. Die Vermutung (oder auch die Bemerkung eines in diesem Falle allwissenden Erzählers), daß er an den Huftritt des Esels zurückdenke, drückt den grimmigen Eifer aus, mit dem der Junge zu Werke geht. Das Präsenz „doleo“ im Attributsatz zu „calcisque“, das sich wohl auf die Erzählzeit (also die Zeit nach der Rückverwandlung) bezieht, „illustrates well the intensity of his (Lucius‘, Anm. d. Verf.) hate (at the time) toward the puer.“5
Wiederum steht Lucius also kurz vor dem Tod; wiederum geschieht etwas, das zwar zunächst nicht nach Rettung aussieht, doch zumindest erst einmal Aufschub verschafft (Wendung wird eingeleitet durch „Sed ...“). Fortuna, zwar hier nicht erwähnt, aber doch spürbar präsent, greift ‚in Gestalt‘ eines weiteren Mannes „aus diesem Haufen Bauern“ ein. Ich fasse die Rede des Hirten zusammen:
‚So einen schönen Esel darf man nicht töten. Nur wegen seiner Ausschweifungen braucht man nicht auf seine Arbeitskraft verzichten. Kastriert man ihn, kann er keinen Liebesakt mehr vollziehen. Aus Erfahrung weiß ich, daß er dann auch fleißig, folgsam und geduldig wird. Ich brauche etwas Zeit, um von daheim Werkzeug zu holen (anscheinend gehört er nicht zum Hof). Dann kann ich, wenn ihr wollt, den Esel entmannen und zahm machen.‘
Der Vorschlag des Landmannes reißt Lucius zwar „mitten aus den Händen des Orkus“. Doch statt zunächst einmal dankbar zu sein, sieht er sich „extremae poenae reseruatus“ und setzt die angedrohte Strafe seiner völligen Vernichtung gleich. Er überlegt sogar, ob er sich durch Hungern oder einen Sturz selbst umbringen soll1. Das Schicksal gibt ihm hier einen Fingerzeig: Die Kastration wäre die passende Bestrafung für seine „seruiles uoluptates“, später bezeichnet als ein Charakteristikum für das unerfüllte Leben ohne Isis2. Nach dem sexuellen Abenteuer mit Photis wird Lucius in einen Esel verwandelt. Nun droht, nachdem er gehofft hat, seine „ferinas uoluptates“ mit Stuten ausleben zu können, die Entmannung. Lucius erkennt diesen Fingerzeig nicht. Für ihn sind seine sexuellen Begierden immer noch so wichtig, daß er sie sogar über sein eigenes Leben stellt3 ; die Episode mit der matrona zeigt, daß er auch im weiteren Verlauf des Romans in diesem Zusammenhang nichts dazulernt.4 5
1.2.7. Der Tod des puer
Der Aufschub läßt Lucius den nächsten Tag unbeschadet erleben. Während er noch über die Art seines Selbstmordes nachdenkt, geht das Arbeitsleben zunächst seinen gewohnten Gang: Am Morgen führt ihn der „puer ille peremptor6 meus“ den üblichen Bergpfad hinauf, bindet ihn an einem Baum fest und schneidet etwas abseits sein Holz.
Dies ist die einzige Beschreibung der Holzfällertätigkeit des Burschen. Von Schlägen ist keine Rede; die fast idyllische Beschreibung der Geschäftigkeit des Jungen („... ramo pendulo destinato ...“; „... paululum uiam supergressus ...“) kontrastiert mit den früheren, seine Brutalität hervorhebenden Beschreibungen der Holztransporte. Der puer scheint mit dem Ausgang der ‚Gerichtsverhandlung‘ zufrieden und kann nun seelenruhig seiner Arbeit nachgehen. Ironischerweise ist dies aber auch seine letzte Handlung auf Erden.
Denn die Idylle wird jäh unterbrochen („et ecce ...“). Eine „todbringende Bärin7 “ erscheint und erhebt drohend ihr riesiges Haupt.8 Wiederum (binnen 24 Stunden das zweite Mal) droht dem Esel also der Tod; diesmal rettet er sich durch Eigeninitiative. Die Beschreibung seines Losreißens und seiner Flucht ist äußerst dramatisch und findet ihren Höhepunkt in der Schlußbemerkung:
„... fugiens immanem ursam ursaque9 peiorem illum puerum.“
Durch diese Hyperbel ist wieder der Vorzug des Todes gegenüber der Kastration zum Ausdruck gebracht1 ; sie ist aber auch abschließender Höhepunkt des Hasses auf den Burschen, der nun – der Leser erfährt es erst später – sein grausames Ende findet.
[...]
1 Zur Zitierweise: Ich zitiere in meiner Arbeit aus der Teubner-Ausgabe: Apulei Platonici Madaurensis Opera quae supersunt, Vol. I, Metamorphoseon libri XI, ed. R. Helm, Leipzig 31931. Um in den Stellenangaben von der Ausgabe unabhängig zu bleiben, gebe ich nur Buch und Kapitel an (die Paragrapheneinteilung ist in den verschiedenen Editionen nicht einheitlich).
2 JRS 71 (1981), S. 63 - 75.
3 Ebd. S. 63.
4 Ebd.
5 Vgl. M. Ricl, Lower classes in Apuleius' Metamorphoses, Ziva Antika. Antiquité vivante 34 (1984), S. 105 -110.
6 Vgl. N. Fick, Les Métamorphoses d’Apulée et le monde du travail, in: Recherches sur les artes à Rome, Paris 1978, S. 86 – 99.
7 Buch VII.
8 Buch IX.
9 Buch IX.
1 Buch X.
2 Die Priester der Dea Syria in Buch VIII und IX behandle ich nicht gesondert. Sie sind nicht Teil der Arbeitswelt, und ihre Funktion liegt eigentlich auf der Hand: Sie bilden in ihrer Verkommenheit einen deutlichen Kontrast zu den edlen Priestern der Isis und des Osiris. Ich werde auch zeigen, daß die Merkmale, die Lucius bei seinem Aufenthalt bei den Priestern aufweist, in der Müllerepisode noch deutlicher werden. Zur Darstellung der Räuber in den Büchern IV – VI vgl. W. S. Smith, Style and Character in ‚The Golden Ass‘: „Suddenly an Opposite Appearance“, in: ANRW II 34.2, Berlin 1994, S. 1575 – 1599, S. 1594ff. Smith behandelt auch den Polizisten in Buch I (S. 1576ff.) und den Geschäftsmann Milo (S. 1583ff.).
3 Vgl. z. B. P. Junghanns, Die Erzählungstechnik von Apuleius‘ Metamorphosen und ihrer Vorlage, Leipzig 1932 (Philologus Suppl.-Bd. 24, 1) und B. E. Perry, Some Aspects of the literary Art of Apuleius in the Metamorphoses, TAPA 54 (1923), S. 196 – 227.
4 Vgl. z. B. L. A. MacKay, The Sin of the Golden Ass, Arion 4 (1965), S. 474 – 480; aber auch schon Junghanns 1932, S. 159ff.
5 Vgl. A. Wlosok, Zur Einheit der Metamorphosen, Philologus 112 (1969), S. 68 – 84.
6 Vgl. J. Tatum, Apuleius and the Golden Ass, Ithaca 1979, bes. S. 103ff.
7 Vgl. J. J. Winkler, Auctor & Actor. A Narratological Reading of Apuleius‘ Golden Ass, Berkeley/Los Angeles/London 1985, z. B. S. 15 und 321. Ich übernehme in meine Studie Winklers Begriffe first-reader (der Leser, der den Roman zum ersten Mal liest), second-reader (der ihn zum zweiten Mal liest, also Vorwissen hat; vgl. ebd. z. B. S. 32f) und scrupulous reader (der Leser, der hermeneutische Zeichen erkennt; vgl. ebd. 57ff.). Winkler unterscheidet zwischen auctor -novelist (Apuleius), auctor -narrator (Lucius als rückblickender Isispriester) und actor (Lucius in der Handlung); vgl. ebd. S. 135ff. Für eine noch genauere Differenzierung vgl. H. Hofmann, Die Flucht des Erzählers. Narrative Strategien in den Ehebruchsgeschichten von Apuleius‘ Goldenem Esel, in: Gronigen Colloquia on the Novel (GCN) V, 1993, S. 111 – 142. Für meine Arbeit wird es weitgehend ausreichen, wenn ich nur zwischen Autor (Apuleius) und Erzähler (Lucius) unterscheide.
1 Vgl. K. Sallmann, Irritation als produktionsästhetisches Prinzip in den Metamorphosen des Apuleius, in: GCN I, 1988, S. 81 – 102.
2 Vgl. Wlosok 1969, S. 72f.
3 Vgl. ebd. S. 69.
4 Vgl. ebd. S. 80f.
5 Vgl. Met. VII, 12-13.
6 Vgl. Met. VII, 14.
7 Vgl. Met. VII, 15-16.
8 Vgl. Met. VII, 17ff.
9 Met. VII, 17.
10 Gemeint ist wahrscheinlich die securis simplex, die einschneidige Axt; vgl. H. Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern, Band II, Leipzig 1879. S. 244.
11 Met. VII, 24.
12 Wohingegen materiarius meist einen Bauholzgroßhändler bezeichnete.
1 Vgl. z. B. Met VII, 17: „... fascium molem ...“.
2 Vitr. V, 9, 8.
3 Vgl. Met. VIII, 15: „tunc illi mutati dominii nouitatem metuentes ... fugere conparant.“
4 Bei Apuleius ist dies wohl der gregarius (vgl. Met. VII, 15) oder equorum magister, wie er auch genannt wird (vgl. Met VIII, 15). Auch er ist ein Sklave, denn er organisiert die Flucht (vgl. ebd.).
5 Vgl. Met. VII, 14.
6 Wofür sie manch freier Mann beneiden könnte, wie Fick 1978 anmerkt (S. 87).
7 Den Versuch eines Totschlags muß er allerdings geheimhalten, vgl. u. S. 11.
8 Vgl. Met. VII, 20: „ligno enim, quod gerebam, in proximam casulam uendito ...“.
9 Vgl. Met. VII, 15: „... panem sibi suisque ... parabat ...“. „suisque“ meint alle ihre Mitsklaven, die ja mit zur familia gehören.
10 Vgl. ebd.: „... uicinorum etiam frumenta mercenariis discursibus meis conterebat.“
11 Vgl. Met. VIII, 15.
2 Vgl. Met. VII, 17.
2 Vgl. Met. VII, 16: „... nouis Fortuna saeua tradidit (sc. den Esel, Anm. d. Verf.) cruciatibus, ...“ und VII, 25: „Sed illa Fortuna meis casibus peruicax ... nouas instruxit insidias.“
Parallelitäten:
1. Sinnübereinstimmung
2. Subjektsgleichheit
3. „saeua“ – „ meis cruciatibus insatiabilis“ – „ meis casibus peruicax“ (gewisse Steigerung erkennbar)
4. „tradidit“ – „ instruxit “ – „ instruxit “
5. „ nouis... cruciatibus “ – „aliam ... pestem“ – „ nouas... insidias“
6. Übereinstimmungen in der Wortwahl (oben fett)
3 Vgl. u. S. 24.
4 Vgl. o. S. 4.
5 Auch im folgenden wird der Superlativ bei den Attributen des puer nur als Elativ gebraucht.
6 Der iterative Aspekt wird durch Imperfekte ausgedrückt.
7 Ausgedrückt durch „nec ... nec ... tantum ..., uerum ... quoque“.
8 Parallelismus: „et ... dissipato corio et ... facto foramine“.
1 Klimax mit Alliteration (die f-Wiederholung symbolisiert die aufeinanderfolgenden Schläge).
2 Dies ist es in vielen Ländern auch heutzutage nicht.
3 Vgl. z. B. Met. III, 29; IV, 3: Auch hier wird Lucius tüchtig durchgeprügelt, doch die Schläge sind meist wütende, unkoordinierte Reaktionen auf unerwünschtes Verhalten des Esels (lautes Schreien, Verwüsten eines Gemüsebeetes, Langsamkeit), während man bei dem Holzfäller von einer gezielten Foltermethode sprechen kann. Natürlich ist immer zu berücksichtigen, daß es sich „nur“ um einen Esel handelt. Vgl. auch W. R. Nethercut, Apuleius‘ Metamorphoses: The Journey, Agon 3, 1969, S. 97 – 134, S. 111: „..., he is beaten more vigorously and more often than ever, ...“.
4 Vgl. z. B. Met. III, 28; IV, 4.
5 Vgl. Met. VII, 18 bis „... plagae suscitarent.“
6 Dies kommt mehr als einmal vor, wie „forte“ und wiederum die folgenden Imperfekte „residebat“ und „compilabat“ belegen.
7 Die Ironie wird unterstrichen durch die für Apuleius typische Wortschöpfung „superpondium“ als Bezeichnung für die ungewöhnliche Zusatzlast.
1 Parallel zu VII, 17 ausgedrückt durch „cum deberet“ + Infinitive.
2 Ironie, nicht nur allein durch „egregius“ (Gegenteil von „deterrimus“, der ersten Charakterisierung des Burschen), sondern auch besonders hervorgehoben durch das Oxymoron: „agaso“ bedeutet „Viehtreiber“ in eher abfälligem Sinne, übertr. auch „Tölpel“.
3 Das Asyndeton steigert sich in seiner energischen Aufzählung, indem die Erwartungshaltung des Esels an den Holzfäller sinkt. Dem zentralen Wunsch (Hand anlegen) folgen immer schwächere, aber auch in ihrer Empörung gesteigerte Forderungen: Zunächst der eigentlich zu erwartende Griff zum Halfter, dann das unangenehmere Am-Schwanz-Hochziehen, und zuletzt der ebenso nachdrückliche wie geringfügige Wunsch, etwas Last wegzunehmen, bis der Esel selbst aufgestanden sei (energischer Höhepunkt wird erreicht durch den Kontrast zu der knappen, parallelen Diktion vorher und durch die Adverbien „certe“ und „saltem“). Vgl. Junghanns 1932, S. 83: „ Der Sprecher will dabei des Hörers Mitleid noch steigern durch lächerlich affektierte Bescheidenheit.“
4 Die Klimax „... a capite, immo uero et ipsis auribus ...“ bringt großen Jammer zum Ausdruck.
„... totum me compilabat ...“ – „er plünderte mich völlig aus“ könnte man in folgendem Sinne verstehen: ‚Zur Befriedigung seiner sadistischen Gelüste ließ er keine Stelle meines Körpers ungenutzt.‘
5 Vgl. Met. VII, 18: „Idem mihi ...“ – 19: „... numquam comminabatur.“
6 Übersetzung von Hildebrand, vgl. Groningen Commentaries on Apuleius (GCA): Apuleius Madaurensis: Metamorphoses, Books VI 25-32 and VII, Text, Introd. & Comm. by B. L. Hijmans Jr., R. Th. van der Paardt, V. Schmidt, R. E. H. Westendorp Boerma, A. G. Westerbrink, Groningen 1981, S. 203. Vgl. auch ebd. die Verteidigung von „uiriosas“ und des übertragenen Sinnes von „uenenato“.
7 Die t-Wiederholung symbolisiert die Beschleunigung, vgl. ebd.
8 „... funestis aculeis infeste me conuulnerarent.“ Die pleonastische Ausdrucksweise unterstreicht die jammervolle Beschwerde, vgl. ebd. S. 204. „funestis“ nimmt die Tötungsabsicht des Jungen vorweg.
9 Die acerbissimi incursus des Burschen konkretisieren die instabiles incursiones der Fortuna, vgl. ebd. S. 205.
1 Vgl. Met. VII, 19: „Et plane fuit ...“ – 20: „... igninum istum.“
2 „Et plane fuit, quod eius detestabilem malitiam ad peiores conatus stimularet.“
3 Das Homoioteleuton mit Antithese „... insolentia ... patientia ...“ unterstreicht auch ihre charakterliche Verschiedenheit, vgl. auch GCA 1981, S. 206.
4 Das Hyperbaton „... calces in eum ualidas ...“ legt die prädikative Bedeutung von „ualidas“ nahe.
5 Eingeleitet durch „denique tale facinus in me comminiscitur.“ (Variation der Einleitung der Dornenepisode).
1 Und wohl nur aufgrund dieser Eigenschaft lädt es der Junge auf, im Gegensatz zum Onos, wo es ihm befohlen wird; vgl. Onos, 31.
2 Die Darstellung der äußersten Gefahr und der Aussichtslosigkeit ist stilistisch ausgearbeitet: äußerer Parallelismus mit den sich entsprechenden Begriffen „suffugium“ und „solacium“, innerer Chiasmus mit den antithetischen Begriffen „pestis“ und „salutis“.
3 Vgl. L. Callebat, Sermo cotidianus dans les Métamorphoses d’Apulée, Caen 1968, S. 428.
4 Bei den Räubern hatte Lucius nur einmal den kommenden Tod vor Augen, und das nicht unmittelbar; vgl. Met. VII, 4: „Talibus cogitationibus ... puellam parturibam.“
5 Zur Diskussion um sustinens/-et vgl. GCA 1981, S. 209. Mir scheint wichtig zu betonen, daß es sich hier hauptsächlich um eine Beschreibung der spezifischen Situation des Lucius handelt; vgl. die Besprechung der Übersetzung von Adlington-Gaselee, ebd. Die Stelle kontrastiert nämlich mit einer späteren Begebenheit, der drohenden Schlachtung durch den Koch (vgl. Met. IX, 1): Auch hier steht der Tod unmittelbar bevor, doch dem Esel bleibt noch die Möglichkeit, aus eigener Überlegung heraus die Flucht zu beschließen („... lanienam imminentem fuga uitare statui.“). Er rettet sich also selbst, während bei dem Holzfäller Fortuna eingreifen muß.
6 Die Herstellung der Sicherheit durch Fortuna in der Gegenwart ist der Ungewißheit der von ihr gestalteten Zukunft parallel gegenübergestellt. Lucius‘ Rolle als ständiger ‚Spielball‘ der Fortuna wird hier besonders deutlich.
7 Der Parallelismus suggeriert fast eine Ebenbürtigkeit von Packlast und Tod.
1 Die neue Charakterisierung „temerarius“ nimmt die Dreistigkeit der folgenden Lüge vorweg.
2 Dafür spricht auch die juristische Bedeutung von „retorsit“; vgl. GCA 1981, S. 212.
3 Die Argumentation ebd., S. 213 für die Lesart „inigninum“ erscheint mir einleuchtend. Ein „jocular neologism“ unterstreicht hier auch den Zynismus des Jungen.
4 Vgl. Met. III, 27.
5 Sklave des Lucius: „quo usque tandem ... cantherium patiemur istum ...?“
Holzfäller: „quo usque ergo ... pascemus inigninum istum?“
6 Zum Vergleich der beiden Stellen, vgl. J. K. Krabbe, The Metamorphoses of Apuleius, New York 1989, S. 130.
7 Vgl. Met. VII, 20: „Nec multis ...“ – 21: „... reliquisset exitium.‘“
1 Insofern sind die eigentlichen doli des Burschen also nicht longe peiores.
2 Das Partizipialkonglomerat „ducens ... proclamans ... rennuens“, typisch für Apuleius (vgl. GCA 1981, S. 214), ist stilistischer Ausdruck der Umtriebigkeit des Burschen.
3 Die Auslassung eines Fragepartikels „gives the question an emotional character“ (ebd., S. 216).
4 Vgl. ebd.
5 Diese geht bis zum Ende der Rede. a rgumentatio und conclusio überläßt der Bursche sozusagen seinen Mit-
sklaven.
6 Hübsch ausgewogenes Trikolon mit fortlaufendem Chiasmus, vgl. ebd., S. 217.
7 Poetischer Ausdruck „gestamine“ !
8 Unnötige Einzelheit zur Ausschmückung der erlogenen Anklage.
1 Wie in der Übersetzung ebd., S. 218.
2 Vgl. ebd., S. 218f.
3 Ebd. S. 219.
4 Vgl. Met. VI, 28: „... pedes decoros puellae basiabam.“ Vgl. dazu auch C. C. Schlam, Sex and Sanctity: the relationship of male and female in the Metamorphoses, in: Aspects of Apuleius‘ Golden Ass (AAGA) 1978, S. 95 – 105, S. 101.
5 Hendiadyoin: lis ist hier im nicht-juristischen Sinne gebraucht, sonst wäre die folgende Klimax unwirksam; vgl. GCA 1981, S. 221.
1 „... disturbato gestamine ...“ – „... ligno ... abiecto dispersoque ...“
„... furens incurrit ...“ – „... in eam furiosus direxit impetus ...“
„... amator talis ...“ – „... festiuus hic amasio ...“ (Ironie und scherzhafter Neologismus)
„... humi prostratis illis ...“ – „... humo sordida prostratam mulierem ...“ („sordida“ als Empörung hevorrufen-
de Antithese zu „honesta“)
„... inuitat ad nuptias.“ – „... incoram omnium gestiebat inscendere.“ (Erwähnung des Publikums betont die
Dreistigkeit des Esels).
2 Junghanns 1932, S. 86.
3 Hendiadyoin „... ploratu questuque ...“.
4 Hendiadyoin „... erepta liberataque ...“ (zwei Aspekte derselben Tat).
5 Summative Klimax mit Alliteration „... cruciabilem cladem ...“.
6 „... poenale ... exitium.“; vgl. GCA 1981, S. 223.
7 Vgl. ebd.
8 Vgl. Met. III, 24: „... mihi ... natura crescebat.“.
1 Vgl. Met. IV, 23: „..., puellam mehercules et asino tali concupiscendam ...“. Eine Verbindung ist auch hergestellt durch die schon angesprochene Kußszene, vgl. o. S. 13.
2 Vgl. Met. X, 20 – 22. Dort äußert Lucius dieselbe Befürchtung wie der Junge, die Frau könnte zerrissen werden. Vgl. Junghanns 1932, S. 84 (Anm. 127).
3 Vgl. Met. X, 34. Auch zu dieser Szene gibt es eine Verbindung in der Rede des puer: „... incoram omnium gestiebat inscendere.“.
4 Vgl. Met VII, 14: „... daturus dominis equarum inscensu generoso multas mulas alumnas.“.
5 Vgl. GCA 1981, S. 223.
6 Vgl. Met. VII, 22: „Talibus mendaciis ...“ – 24: „..., sed moriturus integer.“
7 „... sermones alios, qui meum uerecundum silentium uehementius premerent, ...“. Zum ‚schamhaften Schweigen‘ des Esels vgl. GCA 1981, S. 224.
8 „This is a perversely accurate reflection of the fate of a sacrified animal; ...“ (T. D. McCreight, Sacrificial Ritual in Apuleius‘ Metamorphoses, in: GCN V, 1993, S. 31 – 61, S. 44).
9 Vgl. GCA 1981, S. 227.
1 Wie er gang und gäbe scheint in der Welt der ‚Metamorphosen‘.
2 „accusator“ und „noxius“ ergeben fast ein Oxymoron. Die Empörung über die Paradoxie des Vorgangs wird hierdurch ausgedrückt.
3 Mit der juristischen Sprache fügt sich der Erzähler Lucius in diese Parodie einer Gerichtsverhandlung ein.
4 Wiederum eine ‚menschliche‘ Behandlung des Esels: Mit dem gladius wurde normalerweise ein Mensch exekutiert; vgl. ebd., S. 228.
5 Ebd.
1 Pathos: „... moriturus quidem nihilo minus, sed moriturus integer.“; vgl. ebd., S. 240.
2 Neben der curiositas; vgl. Met. XI, 15.
3 Kurz nach der Verwandlung betont er auch, daß die Größe der Genitalien sein einziger Trost an der neuen Gestalt sind; vgl. Met. III, 24.
4 Vgl. Wlosok 1969, S. 69: „Auch zeigt er keine Spur eines inneren Reifwerdens oder gar einer Läuterung, die ihn der Erwählung zum Isisdienst entgegenführte. Er bleibt töricht, geil, gefräßig, neugierig und lernt im Grunde nichts dazu.“
5 Vgl. Met. VII, 24: „dumque in ista ...“ – 24, Ende.
6 Steigerung zu „accusator“.
7 Weibliche Bären sind größer als männliche; vgl. GCA 1981, S. 243.
8 „Epische“ Ausdrucksweise: „... uastum attollens caput funesta proserpit ursa.“; vgl. ebd., S. 242.
9 Polyptoton im Dienste der Klimax.
1 Vgl. ebd., S. 245. Die Absurdität, die der Kommentator an dieser Stelle feststellt („why has the ass not broken away sooner?“), ist für mich nicht gegeben. Die Gelegenheit zur Flucht war wohl nie so günstig: Der Holzfäller steht etwas abseits und ist wahrscheinlich starr vor Schrecken über das Auftauchen der Bärin; zumindest hat er anderes zu tun als sich um den Esel zu kümmern.
- Quote paper
- Stefan Pohl (Author), 1999, Darstellung und literarische Bedeutung der Handwerker im Roman des Apuleius, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/464136
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