Städte verändern sich: Was es vor Jahren noch nicht gab, gibt es jetzt – z.B. einen neuen oder erweiterten Stadtteil, neue Nachbarn und weitere Einkaufsmöglichkeiten. Was es gab, gibt es nicht mehr – ehemalige Nachbarn sind weggezogen, der Laden um die Ecke hat geschlossen, Häuser sind in einem schlechten Zustand bzw. wurden abgerissen.
Menschen verändern sich: Ein Bekannter, ehemals beruflich erfolgreich, ist plötzlich arbeitslos. Perspektivlosigkeit entwickelt sich, neue Berufschancen gibt es nicht. Das ehemalige soziale Netzwerk bricht zusammen. Oder umgekehrt: Der berufliche Aufstieg, höheres Einkommen, ein neues Umfeld. Armut und Reichtum.
Die folgende Ausarbeitung beschäftigt sich einerseits mit dem Thema Armut, andererseits mit dem Thema Stadt und Stadtentwicklung. Es soll gezeigt werden, wie Städte sich im Laufe der letzten Jahre und Jahrzehnte verändert haben, wie die zukünftige Tendenz aussehen kann und wie die Stadtpolitik auf Umweltveränderungen reagiert. Es soll die Frage geklärt werden, ob und wie die Komponenten Erwerb bzw. Armut und Stadt/Stadtteil/Stadtentwicklung im Zusammenhang stehen und welche Maßnahmen ergriffen werden können: Aufzeigen von Möglichkeiten und Methoden der Sozialen Arbeit, mit denen der Armuts- und Stadtentwicklung in Bezug auf Einzel- und Gemeinschaftsschicksale entgegengewirkt werden kann. Der Fokus liegt hier auf dem Stadtteil- bzw. Quartiersmanagement als sozialraumorientierter Ansatz.
An einem konkreten Projektbeispiel aus dem Bund-Länder-Projekt „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt“ wird gezeigt, wie ein Stadtteil wieder an Lebensqualität gewinnen kann.
Inhalt
1 Einleitung
2 Armut
2.1 Begriffsdefinition
2.2 Risikogruppen
2.3 Soziale und psychische Folgen
2.4 Armutssituation in Deutschland
2.5 Armutsentwicklungen
3 Stadt
3.1 Stadt/Stadtentwicklung Anfang des 21. Jahrhunderts
3.2 Rückblick: Stadtentwicklung im Wandel (BRD und DDR)
3.2.1 Wiederaufbau in den 50er Jahren
3.2.2 Stadterweiterung in den 60er Jahren
3.2.3 Stadterneuerung in den 70er Jahren
3.2.4 Stadtumbau in den 80er Jahren
3.2.5 Vielschichtige Stadtentwicklung in den 90er Jahren
3.3 Innenstadt/Stadtteilzentren
3.3.1 Die Bedeutung der Innenstädte
3.3.2 Entwicklung von Innenstädten und Stadtteilzentren
3.4 Städtesystem in Deutschland
4 Sozialraumorientierte Ansätze in der Sozialen Arbeit
4.1 Soziale Einzel(fall)hilfe
4.2 Soziale Gruppenarbeit
4.3 Gemeinwesenarbeit
4.4 Von der Gemeinwesenarbeit zum Stadtteilmanagement
4.4.1 Ziele des Stadtteilmanagements
4.4.2 Handlungsfelder des Stadtteilmanagements
4.4.3 Aufgaben des Quartiersmanagers/der Quartiersmanagerin
5 Stadtteilmanagement – Das Bund-Länder-Programm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt“
5.1 Programmbeschreibung: Inhalt, Ziele, Kooperationen
5.2 Handlungsfelder
5.3 Programmgebiete, Auswahlkriterien
6 Stadtteilmanagement – Das NRW-Länder-Programm „Soziale Stadt NRW“
6.1 Programmbeschreibung
6.1.1 Inhalt und Ziele
6.1.2 Programmablauf: Aufnahme, Umsetzung, Verstetigung
6.1.3 Akteure und Strukturen, Handlungsebenen
6.1.4 Stadtteile: Problemlage und Potentiale
6.2 Bonn-Dransdorf: Ein Stadtteil in NRW
6.2.1 Profil/Geschichte
6.2.2 Akteure
6.2.3 Chronologie der Erneuerung Bonn-Dransdorf – Meilensteine und Projekte
7 Schlussbetrachtung
Literatur
Abbildungen und Tabellen
1 Einleitung
Städte verändern sich: Was es vor Jahren noch nicht gab, gibt es jetzt – z.B. einen neuen oder erweiterten Stadtteil, neue Nachbarn und weitere Einkaufsmöglichkeiten. Was es gab, gibt es nicht mehr – ehemalige Nachbarn sind weggezogen, der Laden um die Ecke hat geschlossen, Häuser sind in einem schlechten Zustand bzw. wurden abgerissen.
Menschen verändern sich: Ein Bekannter, ehemals beruflich erfolgreich, ist plötzlich arbeitslos. Perspektivlosigkeit entwickelt sich, neue Berufschancen gibt es nicht. Das ehemalige soziale Netzwerk bricht zusammen. Oder umgekehrt: Der berufliche Aufstieg, höheres Einkommen, ein neues Umfeld. Armut und Reichtum.
Die folgende Ausarbeitung beschäftigt sich einerseits mit dem Thema Armut, andererseits mit dem Thema Stadt und Stadtentwicklung. Es soll gezeigt werden, wie Städte sich im Laufe der letzten Jahre und Jahrzehnte verändert haben, wie die zukünftige Tendenz aussehen kann und wie die Stadtpolitik auf Umweltveränderungen reagiert. Es soll die Frage geklärt werden, ob und wie die Komponenten Erwerb bzw. Armut und Stadt/Stadtteil/Stadtentwicklung im Zusammenhang stehen und welche Maßnahmen ergriffen werden können: Aufzeigen von Möglichkeiten und Methoden der Sozialen Arbeit, mit denen der Armuts- und Stadtentwicklung in Bezug auf Einzel- und Gemeinschaftsschicksale entgegengewirkt werden kann. Der Fokus liegt hier auf dem Stadtteil- bzw. Quartiersmanagement als sozialraumorientierter Ansatz.
An einem konkreten Projektbeispiel aus dem Bund-Länder-Projekt „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt“ wird gezeigt, wie ein Stadtteil wieder an Lebensqualität gewinnen kann.
2 Armut
2.1 Begriffsdefinition
Armut bezeichnet die Situation von wirtschaftlichem Mangel: Objektive Armut bedeutet, dass einzelne Personen, Gruppen oder Bevölkerungen nicht in der Lage sind, ihr Existenzminimum aus eigener Kraft zu bestreiten. Subjektive Armut liegt vor, wenn ein Mangel an Mitteln zur individuellen Bedürfnisbefriedigung empfunden wird (vgl. R. Geißler, www.bpb.de, nach: Schubert/Klein, Das Politlexikon 2001).
Des Weiteren unterscheidet man:
a) Absolute Armut
“Armut auf absolutem Niveau ist Leben am äußersten Rand der Existenz. Die absolut Armen sind Menschen, die unter schlimmen Entbehrungen und in einem Zustand von Verwahrlosung und Entwürdigung ums Überleben kämpfen, der unsere (…) Vorstellungskraft übersteigt.“ (vgl. www.phillex.de/armut.htm, zit. n. Robert McNamara)
b) Relative Armut
“Als verarmt sind jene Einzelpersonen, Familien oder Personengruppen anzusehen, die über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedsstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist.“ (vgl. www.sozialpsychologie.de/armutiv.htm, zit. n. Ratsbeschluss der EU am 19.12.1984 im Rahmen des 3. Armutsprogramms)
2.2 Risikogruppen
Auch wenn sich die Struktur der Risikogruppen in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat, so haben Untersuchungen gezeigt, dass folgende Personengruppen in besonderem Maße gefährdet sind, „relativ“ zu verarmen (vgl. R. Geißler, www.bpb.de):
- Alleinerziehende
- Arbeitslose
- Familien mit mindestens drei Kindern
- MigrantInnen
- Personen ohne Schulabschluss und Ausbildung
2.3 Soziale und psychische Folgen
Eine Bielefelder Studie aus dem Jahre 1994 belegt, dass sich Armut sehr nachteilig auf das Wohlbefinden, das Selbstvertrauen und den Gesundheitszustand auswirken kann (hier: Befragung von 11- bis 15-jährigen Kindern; vgl. R. Geißler, www.bpb.de):
häufige Schlafstörungen und Kopfschmerzen, hohe Nervosität, schlechtes Wohlbefinden
Weitere Folgen können sein:
- Tendenzen zur Isolation, Abnahme von Sozialkontakten
- überdurchschnittlich häufige körperliche und psychische Erkrankungen, in Kombination mit ärztlicher Unterversorgung
- Zunahme von negativen Selbsteinschätzungen
- reduziertes Selbstvertrauen
- Resignation und Hoffnungslosigkeit
- Zunahme von Aggressivität, Verhaltensauffälligkeiten und Kriminalität
Diese Folgen sind insbesondere bei Wohnungslosen, den „Ärmsten der Armen“, deren eigene Mittel nicht für eine eigene Unterkunft reichen, zu beobachten (vgl. R. Geißler, www.bpb.de).
2.4 Armutssituation in Deutschland
„Armut in einem der reichsten Länder der Welt – das klingt paradox, entspricht aber der Situation in der Bundesrepublik. Die Armut im heutigen Deutschland ist nicht vergleichbar mit dem Massenelend, dass die Industrialisierung begleitete, oder mit der kümmerlichen Lebenssituation breiter Bevölkerungskreise in der Zwischen- und Nachkriegszeit; Wohlstandswachstum und Sozialstaat haben die Armut quantitativ und qualitativ verändert, aber sie haben sie nicht beseitigen können.“ (R. Geißler, www.bpb.de).
2.5 Armutsentwicklungen
Armutsquoten nach 60%-Standard im EU-Vergleich
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1
Armutsquoten nach 50%- bis 60%-Standard in Ost- und Westdeutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2
Entwicklung der Sozialhilfequoten in Ost- und Westdeutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3
Quelle der Graphiken zur Entwicklung von Armut: www.schader-stiftung.de. Es handelt sich hierbei um einen Auszug aus: Geißler, Rainer: Die Sozialstruktur Deutschlands. Gesellschaftliche Entwicklungen vor und nach der Vereinigung. 3. Auflage. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2002.
3 Stadt
3.1 Stadt/Stadtentwicklung Anfang des 21. Jahrhunderts
Stadt als Herausforderung: „Die Stadt bietet einzigartige Chancen, wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Interessengegensätze und Zielkonkurrenzen zu überwinden.“ (Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung BBR 2004).
Stadt als Tatort: „Die Städte und ihre Regionen sind der „Austragungsort“, wo die Probleme umweltbelastender Wirtschaftsformen und Lebensstile am deutlichsten zu spüren sind: Verkehrskollaps, Müllnotstand, Zersiedlung des Umlandes, Brachflächen und Leerstände, Versiegelung der Stadtgebiete.“ (Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung BBR 2004).
Die Stadt- bzw. Städteentwicklung als Zusammenspiel von Investoren (öffentlich und privat) und Interessengruppen (Grundeigentümer, Projektentwickler, Kommunal-/Landes-/Bundesverwaltung) unterliegt stark dem Einfluss von gesellschaftlichen Veränderungen (vgl. www.bbr.bund.de):
- Globalisierung (Städte in internationaler Konkurrenz)
- Wirtschaftlicher Strukturwandel (Trend zur Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft)
- Soziale Polarisierung (Abstand zwischen Arm und Reich vergrößert sich)
- Wandel der Akteure in der Stadtentwicklung
- Umwandlung von Regionen zu Städten
Stadt als Lebensraum: „Die Weltsiedlungskonferenz Habitat II in Istanbul 1996 hat die besondere Bedeutung der Stadt für die Zukunft der Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Auf dieser Konferenz wurde das Bewusstsein dafür gestärkt, dass die Welt des 21. Jahrhunderts eine städtische Welt sein wird.“ (Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung BBR 2004). Die Verstädterung schreitet voran. Einer Schätzung des BBR zu Folge werden 2025 circa zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben (vgl. www.bbr.bund.de).
3.2 Rückblick: Stadtentwicklung im Wandel (Bundesrepublik und DDR)
3.2.1 Wiederaufbau in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts:
Kennzeichnend für die ersten Nachkriegsjahre waren Flüchtlingsströme, zerstörte Industrieanlagen, zerstörte Wohngebiete und wenig Infrastruktur (vgl. www.bbr.bund.de). Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung stand unter der Kontrolle der Alliierten, politische Systeme standen in Konkurrenz und so entwickelte sich ein zweigeteiltes Deutschland: Bundesrepublik Deutschland (BRD) und Deutsche Demokratische Republik (DDR). Beiden Staaten gemeinsam war die Wohnungsnot und eine hohe Arbeitslosigkeit.
In der BRD war die Zeit des Wiederaufbaus durch zwei unterschiedliche Vorgehensweisen gekennzeichnet: (a) zerstörte Gebäude wurden auf den Grundrissen rekonstruiert, (b) radikaler Neuanfang, Umgestaltung von Stadtkernen/-bereichen. In der DDR hingegen legte man zunächst den Fokus auf repräsentative und historisierende Städtebauformen. Gegen Ende der 50er Jahre folgte man dem Leitbild der gegliederten Stadt : Wohnkomplexe für 4.000 bis 4.000 BewohnerInnen mit den nötigsten Gemeinbedarfs- und Versorgungseinrichtungen.
3.2.2 Stadterweiterung in den 60er Jahren:
Das Wirtschaftswunder: Wirtschaftswachstum, Ausweitung und Industrialisierung der Güterproduktion, eine gestärkte Kaufkraft und ein erhöhter Warenkonsum, Bevölkerungswachstum durch Zuwanderung und steigende Geburtenzahlen, erweitertes Transport- und Verkehrsaufkommen – der Bedarf an Wohnraum, technischer und sozialer Infrastruktur wächst (vgl. www.bbr.bund.de).
Die Bundesrepublik reagierte auf diese Entwicklung mit der Anwerbung von Gastarbeitern und dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur (Autobahn, Straßenneu- und -ausbau in den Städten, Straßenbahnbau) und forcierte den Ausbau von Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen und den Mietwohnungsbau. In vielen westdeutschen Stadtkernen bildeten sich Zentren heraus, die sich auf Geschäfts- und Wohnungsnutzungen konzentrierten. Dem geforderten Wohnungs- und Gewerbebau standen mit der Zeit immer weniger Flächenreserven in den Innenstädten zur Verfügung, es kam zur Suburbanisierung, d.h. es entstanden Siedlungsflächen am Stadtrand und im Stadtumland. Im Vergleich dazu dominierte in der DDR der Geschossmietwohnungsbau: die so genannten Plattenbauten gewannen immer mehr an Bedeutung, neue Stadtteile oder auch neue Städte entstanden.
3.2.3 Stadterneuerung in den 70er Jahren
Dem Wirtschaftswunder der vorangegangenen Jahre folgte die Öl- bzw. die Energiekrise in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, die Grenzen des Wachstums wurden sichtbar (vgl. www.bbr.bund.de). Die bis dahin dominierende bundesdeutsche Stadtentwicklungspolitik mit Fokus auf den Wohnungsneubau musste neu überdacht werden: der Wohnungsbestand wurde bis dahin zu sehr vernachlässigt. Mit dem Städtebauförderungsgesetz wurde die zentrale rechtliche Grundlage für die Städteerneuerung als Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Ländern und Gemeinden geschaffen: alte, bisher vernachlässigte Stadtquartiere wurden modernisiert, die gesellschaftliche Aufwertung von innerstädtischen Stadtteilen stand jetzt im Vordergrund (Abriss von Gebäuden und Neuaufbau, flächenhafter Ersatzneubau). Damit verschwanden historische Stadtstrukturen aus dem Stadtbild. In der DDR hingegen wurde die Altbausubstanz völlig vernachlässigt, man realisierte Neubauprojekte fast ausschließlich am Stadtrand. Folge: Verdichtung der Wohngebiete, bauliche Qualitäten nahmen ab, die Ausstattung der Wohnquartieren und –gebäude wurde immer bescheidener.
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- Arbeit zitieren
- Alexandra Schmidt (Autor:in), 2004, Armut und Stadt - Stadtteilmanagement, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46362
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