Einer der Hauptvertreter der Gattung der Frauenlieder ist Reinmar der Alte. In seinem überlieferten Gesamtwerk, von 88 Tönen und über 300 Strophen finden sich neben den Frauenliedern auch Lieder der Hohen Minne, Tagelieder, Werbelieder, Wechsel und Botenlieder. Über die Herkunft und den Stand Reinmars gibt es kaum sichere Quellen. Man geht davon aus, dass er zu mindestens zeitweilige mit dem Wiener Hof verbunden war. Der zentrale Konflikt der minne und êre soll anhand von zwei Frauenliedern Reinmar in dieser Hausarbeit untersucht werden. Die Frage, die sich stellt, lautet: Wie stellt Reinmar die Problematik der êre in seinen Frauenliedern dar?
Des Weiteren kann, aufgrund seines Liedaufbaus und der Thematik, davon ausgegangen werden, dass er Kontakt zur romanischen Troubadourlyrik hatte. Einige von seinen Frauenstrophen entsprechen dem typischen Muster der Hohen Minne: "die Frau als Liebende, die über ihre Zuneigung zu einem abwesenden Mann spricht". Allerdings geht Reinmar auch einen anderen Weg und zeigt eine von Selbstzweifeln geplagte Frau, die sich zwischen der minne und ihrer êre entscheiden muss. Damit "versucht Reinmar, die Aussagemöglichkeit des Frauenlieds mit dem Diskurs über die hohe Minne zu verbinden". Er ist nicht der erste Sänger, der sich mit dem Thema auseinandersetzt, aber er widmet ihm einen großen Teil seines Werkes.
Stellvertretend werden dafür die Lieder MF 178,1 und MF 186,19 herangezogen und verglichen. Der Erörterung zugrunde liegen die Fassungen aus Ingrid Kasten Sammlung "Frauenlieder im Mittelalter" von 2006. Zuvor ist es allerdings notwendig sich genauer mit dem Wort êre und dessen Bedeutung im Mittelalter auseinander zusetzten.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Reinmar XXIX
- Reinmar XXX
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung der "êre" in den Frauenliedern Reinmars des Alten. Ziel ist es, die Problematik der "êre" anhand zweier ausgewählter Lieder zu analysieren und Reinmars Darstellung dieses zentralen Konflikts zwischen "minne" und "êre" zu beleuchten.
- Der Begriff "êre" im Mittelalter und seine Bedeutung für Frauen
- Der Konflikt zwischen "minne" und "êre" in den Frauenliedern
- Analyse der formalen Gestaltung der ausgewählten Lieder
- Reinmars Verbindung von Frauenlied und "Hohen Minne"
- Das dilemmatische Frauenlied als Ausdruck gesellschaftlicher Normen
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Diese Einleitung stellt Reinmar den Alten als zentralen Vertreter der Frauenlieder vor und gibt einen Überblick über sein Werk. Sie thematisiert den Konflikt zwischen "minne" und "êre" als zentralen Aspekt von Reinmars Frauenliedern und kündigt die Analyse zweier Lieder (MF 178,1 und MF 186,19) an, um die Darstellung der "êre" zu untersuchen. Der Begriff "êre" wird als grundlegend für das adlige Handeln im Mittelalter eingeführt, wobei ein Unterschied im Verständnis von "êre" zwischen Männern und Frauen hervorgehoben wird. Für Frauen ist "êre" eher mit Ansehen und Bewahrung vor sexuellen Übergriffen verbunden als mit dem männlichen Verständnis von Ehre, das eng mit Mut und Tapferkeit verknüpft ist. Die Bedeutung von Tugenden wie "triuwe" und "staete" im Kontext der weiblichen "êre" wird ebenfalls angesprochen, um den Rahmen für die folgende Analyse zu legen.
Reinmar XXIX: Das Lied "Lieber bote nu wirp also" wird in seinen verschiedenen Überlieferungsformen vorgestellt, wobei die für die Arbeit relevante sechsstelliges Fassung mit sieben Versen pro Strophe im Mittelpunkt steht. Die Analyse konzentriert sich auf den strophischen Aufbau (stolliges Schema, Ableitung von der romanischen Kanzone), welcher die Struktur und den Aufbau des Liedes verdeutlicht. Der Abschnitt legt den Grundstein für eine detaillierte Interpretation des Liedes im weiteren Verlauf der Arbeit, in dem seine Struktur im Kontext der Darstellung der "êre" und der Problematik der "minne" in den Vordergrund gestellt wird.
Schlüsselwörter
Reinmar der Alte, Frauenlieder, Mittelalter, Minne, êre, Ansehen, Tugenden, Triuwe, Staete, Dilemmatisches Frauenlied, Höfische Lyrik, Romanische Lyrik, Formale Analyse.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse der "êre" in den Frauenliedern Reinmars des Alten
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung des Begriffs "êre" in den Frauenliedern Reinmars des Alten. Im Fokus stehen der Konflikt zwischen "minne" und "êre" sowie die damit verbundenen gesellschaftlichen Normen des Mittelalters.
Welche Lieder werden analysiert?
Die Analyse konzentriert sich auf zwei ausgewählte Lieder Reinmars des Alten: MF 178,1 und MF 186,19. Das Lied "Lieber bote nu wirp also" (Reinmar XXIX) wird dabei besonders detailliert untersucht.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Problematik der "êre" anhand der ausgewählten Lieder und beleuchtet Reinmars Darstellung dieses zentralen Konflikts zwischen "minne" und "êre". Es soll gezeigt werden, wie Reinmar die Thematik der weiblichen Ehre in seinen Liedern verarbeitet und wie diese mit den gesellschaftlichen Normen des Mittelalters zusammenhängt.
Wie wird der Begriff "êre" definiert?
Der Begriff "êre" wird im Kontext des Mittelalters erläutert. Es wird ein Unterschied im Verständnis von "êre" zwischen Männern und Frauen hervorgehoben. Für Frauen ist "êre" stärker mit Ansehen und Schutz vor sexuellen Übergriffen verbunden, während Männer "êre" eher mit Mut und Tapferkeit in Verbindung bringen. Die Bedeutung von Tugenden wie "triuwe" und "staete" im Zusammenhang mit weiblicher "êre" wird ebenfalls beleuchtet.
Welche Aspekte der Lieder werden analysiert?
Die Analyse umfasst die formale Gestaltung der Lieder (z.B. strophischer Aufbau, Reimschema), die Interpretation der Texte im Hinblick auf den Konflikt zwischen "minne" und "êre", sowie die Einordnung der Lieder in den Kontext der höfischen und romanischen Lyrik. Die Analyse des Liedes "Lieber bote nu wirp also" beinhaltet eine detaillierte Betrachtung der verschiedenen Überlieferungsformen und des strophischen Aufbaus (stolliges Schema, Ableitung von der romanischen Kanzone).
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Reinmar der Alte, Frauenlieder, Mittelalter, Minne, êre, Ansehen, Tugenden, Triuwe, Staete, Dilemmatisches Frauenlied, Höfische Lyrik, Romanische Lyrik, Formale Analyse.
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einführung, die Analyse von Reinmar XXIX und Reinmar XXX sowie eine Zusammenfassung und einen Ausblick.
Welche Informationen enthält die Einleitung?
Die Einleitung stellt Reinmar den Alten vor, gibt einen Überblick über sein Werk und thematisiert den Konflikt "minne" und "êre" als zentralen Aspekt seiner Frauenlieder. Sie kündigt die Analyse der ausgewählten Lieder an und führt in den Begriff "êre" im mittelalterlichen Kontext ein.
Was wird in der Zusammenfassung der Kapitel beschrieben?
Die Zusammenfassung der Kapitel fasst die Inhalte jedes Kapitels kurz zusammen, beginnend mit der Einführung, der Analyse der ausgewählten Lieder Reinmars und schliesslich der Zusammenfassung und des Ausblicks. Es wird eine Übersicht der behandelten Themen und der analytischen Herangehensweise gegeben.
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- Benedicte Lungwitz (Autor), 2018, Die Darstellung der "êre" in den Frauenliedern von Reinmar, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/463439