Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einer Phase der Weimarer Republik, die in der Wissenschaft äußerst umstritten ist. Der Zeitraum, der hier als Ende der Weimarer Republik bezeichnet wird, umfasst auch die Kanzlerschaft Heinrich Brünings, die etwas mehr als zwei Jahre - von April 1930 bis Mai 1932 -andauerte und mit dem Rücktritt des Zentrumspolitikers endete. Diese zwei Jahre können im Wesentlichen durch drei Schlagworte charakterisiert werden. Erstens Präsidialkabinett, zweitens Notverordnungen und drittens Deflationspolitik. Alle diese Begriffe werden in der Forschung oftmals auch als Begründungen für den Untergang der ersten Demokratie auf deutschem Boden angeführt. Brünings Kanzlerschaft „gehört zu den umstrittensten Abschnitten der neueren deutschen Geschichte.“ Ein Teil der Wissenschaftler sieht den Reichskanzler als den letzen Politiker, der sich mit aller Macht gegen Hitler stemmte. Ein anderer Teil bezeichnet ihn als Wegbereiter des Nationalsozialismus. Um zu einer Wertung über die Regierungszeit Brünings zu gelangen, ist es von enormer Bedeutung, seine Wirtschaftspolitik bzw. die Wirtschaftspolitik der gesamten Reichsregierung zu analysieren. Allerdings ist dieses Vorhaben nicht problemlos. Um dieses komplexe Feld erfolgreich bearbeiten zu können, sind verschiedene Fragestellungen notwendig.
Einerseits muss natürlich erläutert werden, was die Reichsregierung für Maßnahmen im Bereich der Wirtschaftspolitik verabschiedete. Dies ist als Grundlage für die weiteren Fragestellungen vorauszusetzen. Andererseits muss nach den Zielen der Regierung Brüning gefragt werden. Nach diesem Schritt wäre es bereits möglich, eine erste - nur teilweise - Wertung vorzunehmen. Waren die angewandten Mittel und Methoden gut gewählt, um die Ziele zu erreichen? Wäre dies nicht der Fall, müsste man schon recht frühzeitig zu dem Schluss kommen, dass die Brüningsche Politik gescheitert ist und in den Nationalsozialismus führen musste. Allerdings fehlen uns bei einer solch eindimensionalen Bewertung weitere entscheidende Ebenen. Deshalb müsste sich eine dritte Frage mit den Ergebnissen der politischen Maßnahmen beschäftigen. Allerdings muss bereits im Vorfeld klargestellt werden, dass es schwierig ist, die Ergebnisse einzelnen Entscheidungen zuzuordnen. Vielleicht traten positive Folgen auch erst ein, als Heinrich Brüning bereits zurückgetreten war! Die Untersuchung dieses Aspektes kann sich deshalb sicherlich zu einem Teil lediglich auf Vermutungen stützen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundzüge der Wirtschaftspolitik der Präsidialkabinette Brüning
- Ziele
- Maßnahmen
- Ergebnisse
- Handlungszwänge oder Alternativen für die Präsidialkabinette Brüning?
- Die Borchardt-These
- Kritik aus der Forschung – Die Position Carl-Ludwig Holtfrerichs
- Versuch einer Synthese
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Wirtschaftspolitik der Präsidialkabinette Brüning während der Weimarer Republik und untersucht die umstrittene Rolle Brünings im Hinblick auf den Aufstieg des Nationalsozialismus. Sie beleuchtet die Maßnahmen, Ziele und Ergebnisse dieser Politik und diskutiert die Frage nach Handlungszwängen oder Alternativen.
- Wirtschaftspolitische Maßnahmen der Regierung Brüning
- Ziele der Wirtschaftspolitik Brünings (z.B. Etatbalancierung, Reparationsforderungen)
- Bewertung der Ergebnisse der Wirtschaftspolitik
- Alternativen zur Deflationspolitik
- Die Rolle Brünings im Kontext der Weltwirtschaftskrise und des Aufstiegs des Nationalsozialismus
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit untersucht die umstrittene Wirtschaftspolitik der Präsidialkabinette Brüning während der Weimarer Republik, beleuchtet die verschiedenen Interpretationen seiner Rolle und stellt zentrale Forschungsfragen, um die komplexen Zusammenhänge zwischen Wirtschaftspolitik, politischer Instabilität und dem Aufstieg des Nationalsozialismus zu analysieren. Die Arbeit fokussiert auf die Wirtschaftspolitik, obwohl die Isolierung dieses Aspektes methodisch kritisch zu hinterfragen ist.
Grundzüge der Wirtschaftspolitik der Präsidialkabinette Brüning: Dieses Kapitel beschreibt die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen der frühen 1930er Jahre in der Weimarer Republik. Es erläutert die Ziele der Regierung Brüning, die vor allem in der Etatbalancierung und der Beseitigung der Reparationsforderungen bestanden. Die zunehmende Labilität des politischen Systems und die Weltwirtschaftskrise mit steigender Arbeitslosigkeit und sozialer Ungleichheit werden als Kontextualisierung der Regierungspolitik dargestellt. Der Young-Plan und seine Auswirkungen auf den Staatshaushalt werden ebenfalls beleuchtet.
Schlüsselwörter
Wirtschaftspolitik, Präsidialkabinette, Brüning, Weimarer Republik, Deflationspolitik, Weltwirtschaftskrise, Reparationen, Etatbalancierung, Borchardt-These, Holtfrerich, Nationalsozialismus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Wirtschaftspolitik der Präsidialkabinette Brüning
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Wirtschaftspolitik der Präsidialkabinette Heinrich Brünings während der Weimarer Republik und untersucht deren kontroverse Rolle im Hinblick auf den Aufstieg des Nationalsozialismus. Die Analyse umfasst Maßnahmen, Ziele, Ergebnisse dieser Politik und diskutiert mögliche Handlungszwänge oder Alternativen.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt die wirtschaftspolitischen Maßnahmen Brünings, seine Ziele (z.B. Etatbalancierung, Reparationsforderungen), eine Bewertung der Ergebnisse, mögliche Alternativen zur Deflationspolitik und schließlich Brünings Rolle im Kontext der Weltwirtschaftskrise und des Aufstiegs des Nationalsozialismus. Die methodischen Herausforderungen der Isolierung des wirtschaftspolitischen Aspekts werden ebenfalls kritisch beleuchtet.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den Grundzügen der Wirtschaftspolitik der Präsidialkabinette Brüning (mit Unterkapiteln zu Zielen, Maßnahmen und Ergebnissen), ein Kapitel zu Handlungszwängen oder Alternativen (einschließlich der Diskussion der Borchardt-These und der Position Carl-Ludwig Holtfrerichs), ein Kapitel mit einem Syntheseversuch und ein Literaturverzeichnis.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Wirtschaftspolitik, Präsidialkabinette, Brüning, Weimarer Republik, Deflationspolitik, Weltwirtschaftskrise, Reparationen, Etatbalancierung, Borchardt-These, Holtfrerich, Nationalsozialismus.
Wie wird die Wirtschaftspolitik Brünings bewertet?
Die Arbeit untersucht die Wirtschaftspolitik Brünings kritisch und differenziert. Sie beleuchtet die verschiedenen Interpretationen seiner Rolle und die komplexen Zusammenhänge zwischen Wirtschaftspolitik, politischer Instabilität und dem Aufstieg des Nationalsozialismus. Die Bewertung der Ergebnisse und die Diskussion möglicher Alternativen stehen im Mittelpunkt der Analyse.
Welche Rolle spielt die Borchardt-These?
Die Borchardt-These, sowie die Kritik daran durch Carl-Ludwig Holtfrerich, wird im Kontext der Frage nach Handlungszwängen oder Alternativen zur Wirtschaftspolitik Brünings diskutiert. Die Arbeit versucht, diese verschiedenen Perspektiven zu synthetisieren.
Welche Quellen werden verwendet?
Eine detaillierte Liste der verwendeten Literatur findet sich im Literaturverzeichnis der Arbeit.
- Quote paper
- Marko Schulz (Author), 2005, Die Wirtschaftspolitik der Präsidialkabinette Brüning - Ein Beitrag zur Diskussion um die These Knut Borchardts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46337