In dieser Arbeit soll die Dekonstruktion von stereotyper Weiblichkeit und das subversive Potenzial von George R. R. Martins "A song of ice and fire", das mit dem theoretischen Fundament der Diskursanalyse Judith Butlers und Michel Foucaults analysiert wird, untersucht werden.
Es soll anhand von Figurencharakterisierungen aufgezeigt werden, wie die weiblichen Figuren innerhalb der heteronormativen und phallogozentrischen Welt Westeros‘ agieren und dabei stereotype Konfigurationen von Weiblichkeit, die dem Fantasyroman zugrunde liegen, sowohl subversiv unterlaufen, aber zuweilen auch bestätigen. Dies soll mithilfe der theoretischen Grundlage Judith Butlers, die das biologische wie das soziale Geschlecht als Resultat diskursiver Praktiken versteht, welche durch performative Akte hervorgebracht werden, geschehen. Das Konzept Butlers wird somit auf den literarischen Diskurs projiziert, wodurch die herrschenden Geschlechterkonfigurationen in der Fantasyliteratur und auch ihre Verbindung zu realhistorischen Diskursordnungen an die Oberfläche getragen und analysiert werden sollen.
Fantasy ist damit ein reger Handlungsplatz patriarchalischer Strukturen und einer ausgeprägten Geschlechterpolarität, der durch die stark stereotypisierten Charaktere, denen zahlreiche Klischees innewohnen, besonderer Ausdruck verliehen wird. Doch das mittlerweile ebenfalls weltweit rezipierte Epos George R.R. Martins "A song of ice and fire" und dessen TV-Adaption "Game of Thrones" stellen einen Bruch mit diesen festgefahrenen Konventionen des Genres dar, was vermutlich auch den ausufernden Erfolg der Serie bewerkstelligt. Betrachtet man dies jedoch oberflächlich, so sind auch bei „GRRM“ einige Kongruenzen zu den gängigen Regularitäten der Fantasyliteratur feststellbar.
Auch in "A song of ice and fire" existieren mythische Fabelwesen, es wird ebenfalls mit Schwertern gekämpft und auch realhistorische Diskurse wie Adelswesen, Klerus, Monarchie und Rittertum und die damit verbundenen Geschlechterideale konfigurieren die fiktive Gesellschaft von Westeros, dem Kontinent, der als Haupthandlungsort der Serie fungiert. Dennoch erhebt sich das Werk besonders auf Figurenebene über die bisher als versteinert geltenden Konventionen der Gattung.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zur theoretischen Grundlage
- 2.1 Michel Foucault: Macht, Diskurs, Körper
- 2.2 Judith Butlers Verständnis von Sex und Gender
- 2.3 Das Konzept der Performanz
- 3. Die misogyne Gesellschaft Westeros' im Abgleich mit historischen Diskursen
- 3.1 Mittelalterlicher Ehe-, Familien- und Glaubensdiskurs
- 3.2 Das frühneuzeitliche Allianzdispositiv
- 3.3 Einflüsse der bürgerlichen Geschlechterhierarchie
- 4. Analyse: Subversion und Affirmation traditioneller Weiblichkeitskonfigurationen in A song of Ice and Fire
- 4.1 Repräsentantinnen stereotyper Weiblichkeit
- 4.1.1 Sansa Stark: Die mittelalterliche ingénue
- 4.1.2 Catelyn Stark: Archetyp der Mutter und Ehefrau
- 4.2 Weiblichkeit im männlichen Machthabitus
- 4.2.1 Daenerys Targaryen: Von der Unmündigkeit zur RegentInnenschaft
- 4.2.2 Cersei Lannister: Matriarchin und femme fatale
- 4.3 Schwert in Frauenhand: Die Figur der weiblichen Kriegerin
- 4.3.1 Arya Stark: „Tomboy of Westeros“
- 4.3.2 Brienne of Tarth: Die Frau in Männerrüstung
- 5. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung weiblicher Figuren in George R.R. Martins "A Song of Ice and Fire" und analysiert, wie diese Figuren traditionelle Konfigurationen von Weiblichkeit subvertieren oder affirmieren. Die Analyse konzentriert sich auf die Interaktion der Figuren mit der patriarchalischen Gesellschaft Westeros und bezieht theoretische Konzepte von Judith Butler mit ein.
- Subversion und Affirmation traditioneller Weiblichkeitsbilder in der Fantasy-Literatur
- Analyse weiblicher Figuren in "A Song of Ice and Fire" im Kontext historischer Geschlechterdiskurse
- Anwendung der Gendertheorie von Judith Butler auf die literarische Analyse
- Die Rolle von Macht und Diskurs in der Konstruktion von Geschlecht
- Vielfalt weiblicher Rollen und Persönlichkeiten in einer patriarchalen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Geschlechterdarstellung in der Fantasy-Literatur ein und vergleicht traditionelle Stereotypen mit der innovativen Darstellung weiblicher Figuren in George R.R. Martins Werk. Sie hebt Martins eigene Aussage über die Vielfalt seiner weiblichen Charaktere hervor und stellt den Fokus der Arbeit auf die Analyse von Subversion und Affirmation traditioneller Weiblichkeitskonfigurationen dar. Die Einleitung dient als wichtiger Kontext für die folgenden Kapitel, indem sie die Bedeutung der Thematik im Genre und die methodischen Ansätze der Analyse ankündigt.
2. Zur theoretischen Grundlage: Dieses Kapitel legt das theoretische Fundament der Arbeit dar, indem es die Konzepte von Judith Butler zur Konstruktion von Geschlecht als diskursive Praxis erläutert und Foucaults Theorie von Macht und Diskurs einbezieht. Es wird erklärt, warum Butlers Theorie für die Analyse der Geschlechterdarstellung in "A Song of Ice and Fire" besonders geeignet ist, da sie die literarischen Texte als sowohl diskursgesteuert als auch diskursprägend betrachtet. Dies schafft die Brücke zwischen Literaturwissenschaft und Gender-Theorie, die für die gesamte Arbeit essentiell ist.
3. Die misogyne Gesellschaft Westeros' im Abgleich mit historischen Diskursen: Dieses Kapitel untersucht die Gesellschaft von Westeros als misogyne Struktur und vergleicht sie mit historischen Diskursen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Es analysiert die Einflüsse mittelalterlicher Ehe-, Familien- und Glaubensvorstellungen sowie frühneuzeitlicher Allianzpolitik und bürgerlicher Geschlechterhierarchien auf die gesellschaftliche Stellung von Frauen in Westeros. Diese Analyse liefert den historischen und gesellschaftlichen Kontext, der die Darstellung und das Handeln der weiblichen Figuren in den folgenden Kapiteln verständlicher macht.
4. Analyse: Subversion und Affirmation traditioneller Weiblichkeitskonfigurationen in A song of Ice and Fire: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit und analysiert verschiedene weibliche Figuren aus "A Song of Ice and Fire". Es untersucht Repräsentantinnen stereotyper Weiblichkeit (Sansa und Catelyn Stark), Frauen im männlichen Machthabitus (Daenerys Targaryen und Cersei Lannister), sowie weibliche Kriegerfiguren (Arya Stark und Brienne of Tarth). Durch die Betrachtung dieser verschiedenen Archetypen und deren Handlungen wird die Komplexität und Ambivalenz weiblicher Rollen in der fiktiven Welt Westeros gezeigt und die Frage nach Subversion und Affirmation traditioneller Weiblichkeitsbilder erörtert.
Schlüsselwörter
A Song of Ice and Fire, George R.R. Martin, Fantasy-Literatur, Gender Studies, Judith Butler, Michel Foucault, Weiblichkeitskonfigurationen, Subversion, Affirmation, Patriarchat, Westeros, Geschlechterdiskurse, Performativität, Macht, Diskurs.
Häufig gestellte Fragen zu "A Song of Ice and Fire": Weibliche Figuren und Geschlechterdiskurse
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert die Darstellung weiblicher Figuren in George R.R. Martins Fantasy-Epos "A Song of Ice and Fire". Sie untersucht, inwiefern diese Figuren traditionelle Vorstellungen von Weiblichkeit bestätigen (Affirmation) oder untergraben (Subversion). Die Analyse bezieht dabei theoretische Konzepte von Judith Butler und Michel Foucault ein und betrachtet den historischen Kontext mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Geschlechterdiskurse.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf die Gendertheorie von Judith Butler, insbesondere ihr Konzept der Performativität von Geschlecht. Weiterhin wird die Foucaultsche Theorie von Macht und Diskurs herangezogen, um die Konstruktion von Geschlecht in der fiktiven Welt Westeros zu beleuchten. Diese theoretischen Grundlagen ermöglichen eine differenzierte Analyse der literarischen Figuren und ihrer Interaktion mit der patriarchalischen Gesellschaft.
Welche Figuren werden im Detail analysiert?
Die Analyse konzentriert sich auf verschiedene weibliche Archetypen: Repräsentantinnen stereotyper Weiblichkeit (Sansa und Catelyn Stark), Frauen in Positionen männlicher Macht (Daenerys Targaryen und Cersei Lannister) und weibliche Kriegerfiguren (Arya Stark und Brienne of Tarth). Die individuellen Charaktere werden im Kontext ihrer jeweiligen sozialen Rollen und Handlungsweisen untersucht.
Wie wird die Gesellschaft Westeros beschrieben?
Westeros wird als eine stark misogyne Gesellschaft dargestellt, deren Strukturen und Normen durch historische Geschlechterdiskurse des Mittelalters und der Frühen Neuzeit geprägt sind. Die Analyse beleuchtet die Einflüsse mittelalterlicher Ehe-, Familien- und Glaubensvorstellungen sowie frühneuzeitlicher Allianzpolitik und bürgerlicher Geschlechterhierarchien auf die Stellung von Frauen in Westeros.
Welche zentrale Forschungsfrage wird gestellt?
Die zentrale Frage der Arbeit lautet: Wie subvertieren oder affirmieren die weiblichen Figuren in "A Song of Ice and Fire" traditionelle Konfigurationen von Weiblichkeit? Die Analyse zielt darauf ab, die Komplexität und Ambivalenz weiblicher Rollen in der fiktiven Welt Westeros aufzuzeigen und die Interaktion dieser Figuren mit der patriarchalischen Gesellschaft zu verstehen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zur theoretischen Grundlage, ein Kapitel zur Analyse der misogyny in Westeros im historischen Kontext, ein Kapitel mit der detaillierten Figuren-Analyse und ein Resümee. Ein Inhaltsverzeichnis und eine Zusammenfassung der Kapitel erleichtern den Überblick.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: A Song of Ice and Fire, George R.R. Martin, Fantasy-Literatur, Gender Studies, Judith Butler, Michel Foucault, Weiblichkeitskonfigurationen, Subversion, Affirmation, Patriarchat, Westeros, Geschlechterdiskurse, Performativität, Macht, Diskurs.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende und Wissenschaftler*innen im Bereich der Literaturwissenschaft, Gender Studies und Medienwissenschaften. Sie bietet eine detaillierte Analyse der Geschlechterdarstellung in einem populären Fantasy-Epos und verbindet literaturwissenschaftliche Methoden mit theoretischen Konzepten der Gendertheorie.
- Quote paper
- Maximilian Eberle (Author), 2017, Subversion und Affirmation traditioneller Weiblichkeitskonfigurationen im Fantasyroman, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/462892