1. GEORG TRAKL ALS FASZINIERENDER UND ZUGLEICH SELTSAMER DICHTER
„…Er ist ein lieber Mensch, schweigsam, verschlossen, scheu, ganz innerlich. Sieht stark, kräftig aus, ist aber dabei empfindlich, krank. Hat Hallucinationen, ‚spinnt’ (sagt Schwab). Wenn er hie und da irgendetwas Geheimnisvolles ausdrücken will, hat er eine so gequälte Art des Sprechens, hält die Handflächen offen in die Schulterhöhe, die Fingerspitzen umgebogen, eingekrampft, Kopf etwas schief, Schultern etwas hochgezogen, die Augen fragend auf einen gerichtet.
Er kann z.B. in der Eisenbahn nicht sitzen, nie, das Vis-à-vis eines Menschen verträgt er nicht. Er steht – und wenn er stundenlang fährt – auch in der Nacht – immer am Gang. Er kann nicht telefonieren, kann einfach nicht. Er kann nicht allein sich einem Aufzug anvertrauen. Schwab fährt morgen von Wien weg und hat mir Trakl, den er schon lange kennt, ‚ans Herz’ gelegt. Ich soll mich umsehen um ihn, ihn beeinflussen, dass er keinen Unsinn macht, ihm dies und das suggerieren, aber nicht widersprechen.“
So schreibt der Ingenieur Franz Zeis 1913 über den Expressionisten Georg Trakl. Man sieht an seinem Zitat, dass Trakl ein besonderer Mensch gewesen sein muss. Es ist schließlich nicht alltäglich, dass jemand von sich selbst sagt, er könne keinem Menschen im Zug gegenübersitzen und auch die Körperhaltung, die Zeis beschreibt, zeugt von großen Problemen.
Im Folgenden werde ich zunächst auf Georg Trakls Biographie eingehen. Mein Hauptaugenmerk möchte ich nicht auf exakte Daten legen, sondern eher auf den Menschen Georg Trakl und seine Entwicklung.
Der zweite Teil dieser Hausarbeit behandelt die Probleme, die der Dichter in seinem kurzen Leben hatte und wegen denen er sich für den Freitod entschied.
Anschließend werde ich sein Gedichtes „An die Verstummten“ behandeln. Ich werde mich zwar auf wissenschaftliche Thesen stützen, im Großen und Ganzen werde ich aber meine eigenen Gedanken und Interpretationen zeigen.
Zum Schluss werde ich die beiden Expressionisten Georg Trakl und Georg Heym vergleichen. Ich werde dabei zum einen auf biographische Gemeinsamkeiten und Unterschiede eingehen, des Weiteren werde ich ihre Zielsetzungen im Leben betrachten. Außerdem werde ich die Themenschwerpunkte in ihren Werken vergleichen.
Inhaltsverzeichnis
- Georg Trakl als faszinierender und zugleich seltsamer Dichter
- Georg Trakls Biographie
- Kindheit und näheres Umfeld des jungen Georg Trakls
- Schulbildung und dichterischer Werdegang
- Trakls weitere Ausbildung und sein Berufsleben
- Kriegseintritt und Tod von Georg Trakl
- Trakls Geisteszustand
- Fehlender Halt in der Familie
- Trakls gestörtes Verhältnis zu Frauen und die Sonderrolle von seiner Schwester Grete
- Schwere Suchtprobleme des jungen Dichters
- Trakls Identitätsproblem
- Interpretation des Gedichtes „An die Verstummten“
- Georg Trakl und Georg Heym im Vergleich
- Kurzbiographie von Georg Heym
- Vergleich zwischen Trakl und Heym
- Georg Trakls tragisches Leben: Zufall oder Schicksal?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Leben und Werk des österreichischen Expressionisten Georg Trakl. Die Arbeit analysiert Trakls Biographie, seine psychischen Probleme und die Bedeutung seiner Lyrik.
- Trakls schwieriges familiäres Umfeld und seine problematische Beziehung zu seinen Eltern und Geschwistern
- Trakls psychischer Zustand, seine Suchtprobleme und seine Auseinandersetzung mit dem Tod
- Die Rolle von Trakls Lyrik im Kontext des Expressionismus
- Ein Vergleich zwischen Trakl und dem Expressionisten Georg Heym
- Die Frage, ob Trakls tragisches Leben durch äußere Umstände oder durch ein vorgegebenes Schicksal bestimmt war
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Hausarbeit stellt Georg Trakl als faszinierenden und seltsamen Dichter vor und gibt einen ersten Einblick in seine Persönlichkeit. Das zweite Kapitel befasst sich mit Trakls Biographie, wobei der Schwerpunkt auf seiner Kindheit und seinem familiären Umfeld liegt. Das dritte Kapitel analysiert Trakls psychische Probleme, darunter sein schwieriges Verhältnis zu Frauen und seine Suchtprobleme. Das vierte Kapitel widmet sich der Interpretation des Gedichtes „An die Verstummten“. Das fünfte Kapitel vergleicht Trakls Leben und Werk mit demjenigen des Expressionisten Georg Heym.
Schlüsselwörter
Georg Trakl, Expressionismus, Lyrik, Biographie, Familie, Psyche, Sucht, Tod, Vergleich, Georg Heym
- Quote paper
- Anja Gutmair (Author), 2004, Georg Trakl - Leben, Geisteszustand und Gedichtinterpretation 'An die Verstummten', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46260