In dieser Arbeit soll die außenpolitische Bedeutung Gustav Stresemanns kritisch hinterfragt und beurteilt werden. Den Rahmen dieser Arbeit bildet bewusst die Verständigungspolitik Stresemanns im Spannungsverhältnis zwischen Ost und West. Konkret soll dabei analysiert werden, warum Stresemann eine Verständigung mit Frankreich anstrebte, diese aber gegenüber Polen ablehnte. Am Verhältnis zu seinen beiden größten Nachbarn in West und Ost, zu Frankreich und Polen, wird letztendlich auch heutzutage noch die Friedensfähigkeit Deutschlands gemessen.
Zunächst werden die wesentlichen Entwicklungen vor der Ära Stresemann in Kapitel 2 dargestellt, um die außen- sowie innenpolitischen Hindernisse, denen Stresemann ausgesetzt war, zu verdeutlichen und somit seine außenpolitische Konzeption anhand seines realistischen Handlungsspielraums nachvollziehen zu können. Den Anfang bildet der Versailler Vertrag, der tiefe politische Gräben sowie ein stark angespanntes deutsch-französisches Verhältnis hinterließ. Im Zuge dieser fast aussichtslosen Situation wird darauffolgend auf den Vertrag von Rapallo und der darin vereinbarten Aufnahme von intensiveren Beziehungen zur Sowjetunion eingegangen, die auch im Hinblick auf Frankreich und Polen eine wesentliche Rolle spielten und verbesserten außenpolitischen Handlungsspielraum ermöglichten. Daraufhin sollen die im Kampf um das Ruhrgebiet zunehmend schlechteren Beziehungen zu Frankreich, die letztendlich in die Ruhrbesetzung mündeten, aufgezeigt werden, auf Grund derer Stresemann die Notwendigkeit einer deutsch-französischen Aussöhnung erkannte.
Gustav Stresemann gehört zu den prägenden Persönlichkeiten der Weimarer Republik und die Auseinandersetzung mit seiner Außenpolitik bildet eines der meist erforschten Themen dieser Zeit. Selten hat jedoch ein Politiker eine so kontroverse Beurteilung erfahren: vom opportunistischen Machtpolitiker bis zum frankreichhörigen Erfüllungspolitiker, vom Visionär eines vereinigten Europas bis zum Wegbereiter Adolf Hitlers.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Präsentation des Themas
- Kurzbiographie Gustav Stresemanns (1878-1929)
- Entwicklungen vor der Ära Stresemann (1919-1923)
- Außenpolitische Belastungen und das deutsch-französische Verhältnis bedingt durch den Versailler Vertrag (1919)
- Deutschlands Ostpolitik im Kontext des Vertrags von Rapallo (1922)
- Der Kampf um das Ruhrgebiet
- Die Ruhrbesetzung durch Frankreich
- Entwicklungen während der Ära Stresemann (1923-1929)
- Auftakt zur Ära Stresemanns (1923/24)
- Amtsübernahme Stresemanns
- Das Dawes-Abkommen
- Die Bedeutung des Vertragswerks von Locarno und der Völkerbundeintritt Deutschlands im Kontext der Verständigungspolitik Stresemanns (1925/26)
- Das Vertragswerk von Locarno
- Der Völkerbundeintritt Deutschlands
- Der „Kronprinzen-Brief“ (1925) und die außenpolitische Ziele Stresemanns
- Stresemanns Ostpolitik und die Bedeutung Polens
- Auftakt zur Ära Stresemanns (1923/24)
- Das Ende der Ära Stresemanns (1927-29)
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Außenpolitik von Gustav Stresemann in Bezug auf Frankreich und Polen und untersucht, warum er eine Verständigung mit Frankreich anstrebte, diese aber gegenüber Polen ablehnte. Der Fokus liegt auf der sogenannten „Verständigungspolitik“ Stresemanns im Spannungsverhältnis zwischen Ost und West.
- Die Bedeutung der „Verständigungspolitik“ Stresemanns im Kontext der europäischen Nachkriegsordnung
- Das deutsch-französische Verhältnis im Spannungsfeld von Kooperation und Konfrontation
- Die Rolle Polens in Stresemanns Ostpolitik
- Die außenpolitischen Ziele und Strategien Stresemanns
- Die Kritik an Stresemanns Außenpolitik und ihre Relevanz für die heutige Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Person Gustav Stresemanns vor und führt in das Thema seiner Außenpolitik ein. Im Anschluss werden die Entwicklungen vor der Ära Stresemann behandelt, insbesondere die außenpolitischen Belastungen durch den Versailler Vertrag und das schwierige Verhältnis zu Frankreich. Es werden die Entstehung des Vertrags von Rapallo, der Kampf um das Ruhrgebiet und die Ruhrbesetzung durch Frankreich beleuchtet. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Entwicklungen während der Ära Stresemann. Hierbei werden die Amtsübernahme Stresemanns, das Dawes-Abkommen und die Bedeutung des Vertragswerks von Locarno sowie der Völkerbundeintritt Deutschlands erläutert. Der „Kronprinzen-Brief“ und seine außenpolitischen Ziele werden ebenfalls analysiert. Das Kapitel widmet sich außerdem Stresemanns Ostpolitik und der Bedeutung Polens in diesem Kontext. Das vierte Kapitel behandelt das Ende der Ära Stresemanns, bevor im Fazit die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der deutschen Außenpolitik der Weimarer Republik, insbesondere mit der „Verständigungspolitik“ von Gustav Stresemann. Schlüsselbegriffe sind dabei: deutsch-französisches Verhältnis, Versailler Vertrag, Rapallo-Vertrag, Ruhrbesetzung, Locarno-Verträge, Völkerbund, Ostpolitik, Polen, „Kronprinzen-Brief“, Friedensfähigkeit Deutschlands.
- Quote paper
- Thomas Peters (Author), 2018, Die Verständigungspolitik von Gustav Stresemann in Bezug auf Frankreich und Polen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/462568