Die ersten Jahre im Leben eines Kindes sind prägend. Heute ist es zum Großteil Aufgabe der Erzieherinnen und Erzieher in Kindertageseinrichtungen, unsere Kinder in dieser Zeit auf einen positiven Lebensweg vorzubereiten. Doch psychische und physische Erkrankungen der Fachkräfte nehmen zu. ErzieherInnen bringt ihr Beruf oftmals an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
So sind ErzieherInnen in Kindertageseinrichtungen tagtäglich Lärmbelastungen ausgesetzt, die dem Lärmpegel einer Hauptverkehrsstraße entsprechen. Wie entsteht der Lärm? Wie beeinflusst er die Gesundheit der ErzieherInnen? Und was kann dagegen unternommen werden? Warum ist die Senkung des Betreuungsschlüssels so wichtig? Diesen Fragen geht Silvana Jentzsch auf den Grund. Sie hat dazu über 100 ErzieherInnen befragt und Lärmmessungen in einer Kindertageseinrichtung durchgeführt.
Die Ergebnisse ihrer Forschung verdeutlichen, unter welcher Belastung Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen leiden und was getan werden muss, um sie und die Kinder vor gesundheitlichen Schäden zu schützen. Nicht nur Eltern und ErzieherInnen sollten sich mit diesem Thema beschäftigen, es ist auch bei der Gebäudeplanung und für Spielzeughersteller wichtig.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung_
1. Theoretische Einführung in die Thematik durch Begriffsklärung Gesundheit, Stress und Lärm
1.1 Die Gesundheit
1.2 Der Stress
1.2.2 Gesunderhaltender Stress und Krankmachender Stress
1.2.3 Die Stressoren im Arbeitskontext
1.3 Der Lärm
1.3.1 Auswirkungen von Lärm in geschlossenen Räumen
1.3.2 Der äquivalente Dauerschallpegel
2. Der Schutz vor Lärm
2.1 Die gesetzliche Verankerung des Schutzes vor Lärm
2.2 Die Möglichkeiten, den Lärm im Raum zu verringern
2.2.1 Die Raumakustik
2.2.2 Der Nachhall in Räumen
2.2.3 Der Lombard- Effekt
2.3 Wie kann die Nachhallzeit im Raum verringert werden? 18
2.3.1 Die Beachtung von Schallschutz beim Bau von Kindertagesstätten
2.3.2 Die pädagogische Arbeit zur Verringerung von Lärm
3. Die empirischen Untersuchungen und die Methoden
3.1 Die Methode Fragebogen_
3.1.1 Die Anzahl Fragebögen
3.1.2 Die befragten Einrichtungen _
3.1.3 Die Auswertung der Fragebögen
3.2 Die Lärmmessungen und deren Auswertung
3.2.1 Notwendige Vorbemerkungen zu den Lärmmessungen
3.2.2 Die Messungen
3.2.3 Die Auswertung
4. Fazit und Ausblick_
5. Literaturverzeichnis
Anlagen_ I
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Die dB(A) Skala
Abbildung 2 Dauerschallpegel
Abbildung 3 Akustik für Räume
Abbildung 4 Möglichkeiten Schalldämmung
Abbildung 5 Jahre der Arbeitstätigkeit
Abbildung 6 Einsatz in Kinderkrippe, Kindergarten, Hort
Abbildung 7 Alter der Befragten
Abbildung 8 Zeitdruck
Abbildung 9 Lärm und Lautstärke
Quellen für Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie (2007): Lärmminderung in Schulen, Umwelt und Geologie, Lärmschutz in Hessen Heft 4. 2. Auflage. Wiesbaden,
Abbildung 2 Fasold, Wolfgang; Veres, Eva (1998): Schallschutz + Raumakustik in der Praxis, Planungsbeispiele und konstruktive Lösungen. 1. Auflage. Berlin: Verlag für Bauwesen GmbH,
Abbildung 3 Leistner, Philip (2009): Lärmschutz für kleine Ohren, Leitfaden zur akustischen Gestaltung von Kindertagesstätten. 1. Auflage. Stuttgart: Fraunhofer- Institut für Bauphysik IBP,
Abbildung 4 Leistner, Philip (2009): Lärmschutz für kleine Ohren, Leitfaden zur akustischen Gestaltung von Kindertagesstätten. 1. Auflage. Stuttgart: Fraunhofer- Institut für Bauphysik IBP,
Abbildung 5 bis Abbildung 9 eigene Fragebogenauswertung
Bibliografische Beschreibung
Jentzsch, Silvana
Die Auswirkungen des Stressors Lärm auf die Gesundheit des pädagogischen Fachpersonals - dargestellt am Beispiel der Auswertung von Fragebögen ausgewählter Kindertagesstätten.- 2013- 40 S.
Roßwein, Hochschule Mittweida (FH), Fachbereich Soziale Arbeit, Bachelorarbeit
Referat
Die Bachelorarbeit befasst sich mit den Auswirkungen des Lärmes auf die Gesundheit der Erzieher in Kindertagesstätten. Es wird näher darauf eingegangen, wie die Lärmbelastung auf die Kinder und Erzieher wirken und was dagegen getan werden kann. Durch Befragungen mittels Fragebögen von Erziehern in Kindertagesstätten und Lärmmessungen vor Ort wird den genaueren Ursachen auf den Grund gegangen. Des Weiteren werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie dem entstehenden Schallpegel vorgebeugt werden kann.
Vorwort
Vielen Dank möchte ich an dieser Stelle meiner Erstleserin Frau Prof. Dr. Barbara Wedler von der Hochschule Mittweida aussprechen. Sie hat mich besonders dazu animiert meine Bachelorarbeit in dieser Forschungsrichtung zu schreiben. Ich hatte kurzzeitig auf ein anderes Thema umgeschwenkt, aber sie bestärkte mich auf diesem Gebiet weiterzumachen. Ich bin ihr sehr dankbar für die gute Beratung, Unterstützung und Betreuung. Weiterhin danke ich meiner Zweitleserin N. S. für die gute Unterstützung und Motivation. Ein besonderer Dank gehört Herr Prof. Dr. Detlef Schulz von der Hochschule Mittweida. Er ist verantwortlich für die Studienrichtung Technische Physik/ Hörakustik. Hier hatte ich die Möglichkeit, mir für meine Forschungen notwendigen Geräte auszuleihen. Er hat mich bestens beraten bei der Erstellung der Messprotokolle und der Durchführung der Messungen der äquivalenten Dauerschallpegel. Herr Prof. Dr. Schulz hat mir geholfen, mich mit der Akustik des Raumes und allen wichtigen Kenngrößen vertraut zu machen.
Meiner Familie möchte ich ebenfalls für die Geduld mit mir danken. In den nicht so produktiven Zeiten haben sie mich wieder motiviert und aufgebaut. Ohne ihre Unterstützung hätte ich es nicht geschafft.
Ebenso gehört an dieser Stelle ein großes Dankschön an meine Arbeitskollegen des Hortes in W. , dass ich genügend Zeit zum Schreiben freigestellt wurde. Sie mussten während meines Studiums oft auf mich verzichten und unterstützten mich, wo sie nur konnten.
Einleitung
Im Zusammenhang mit der Kindertagesstätte wird am häufigsten auf die Zielgruppe der zu Betreuenden geschaut. Die pädagogischen Fachkräfte, welche die qualitativ hohe, fürsorgliche Bildungs- und Erziehungsarbeit in den Kindertagesstätten leisten, bekommen nach meiner Beobachtung zu wenig Aufmerksamkeit. Dieser Beruf ist eine Berufung, weil er oft das Einbringen der ganzen Persönlichkeit erforderlich macht und sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringt. Es ist schwierig, allen Fassetten dieses Berufes gerecht zu werden. Erzieher arbeiten mit dem wichtigsten Gut überhaupt, unseren Kindern. Die ersten Jahre eines Kindes sind die wichtigsten für seine weitere Entwicklung. Im Vorwort des Sächsischen Bildungsplanes formulierte Helma Orosz (die damalige Staatsministerin für Soziales): „Wenn wir aber Bildung von Anfang an als Anliegen sehen, so wie es im vorliegenden Plan lebendig formuliert ist, dann ist der Horizont weiter: Frühkindliche Bildung hat Grundlagen für das lebenslange Lernen zu legen. Da die Aufnahmebereitschaft, die Entdeckerfreude und Lernlust in den frühen Jahren außerordentlich hoch sind, kommt gerade dieser Phase im lebenslangen Lernprozess eine entscheidende Bedeutung zu“ (Sächsisches Staatsministerium für Soziales 2006, S. 4)
In meiner Untersuchung stehen genau diese pädagogischen Fachkräfte im Focus. Nach meiner Meinung wird in den meisten Einrichtungen zu wenig für die Mitarbeiter und deren Gesundheit getan. Die von ihnen genannten und angegebenen gesundheitlichen Belastungen werde ich mittels eines Fragebogens erforschen. So möchte ich herausfinden, ob Belastungen am Arbeitsplatz existieren, die besonders stark Tätigkeit und Gesundheit der Angestellten negativ beeinflussen. Dabei rücke ich den Lärm als Stressfaktor in den Focus meiner Betrachtungen und untersuche, ob ihm ein entscheidender und hoher Stellenwert zukommt. Jeder hat dabei ein anderes Empfinden, was er als laut oder angenehm empfindet. Kann von einem Lärm in der Kindertagesstätte gesprochen werden? Beeinflussen die vielen verschiedenen Geräusche in ihrer Gesamtheit die Gesundheit des Erziehers? Was kann getan werden, damit der Lärmpegel nicht zu hoch ansteigt und damit bedrohliche Dimensionen erreicht?
Nach der theoretischen Einführung in das Thema, wie sich Lärm in Räumen auswirkt und einem detaillierteren Einblick in Faktoren der Raumakustik und deren Merkmale, untergliedert sich die Untersuchung in die Auswertung von Fragebögen zum Thema und in die Auswertung der vorgenommenen Lärmmessung in einer Kindertagesstätte. Unterstützend fließt ein Interview mit einer HNO- Ärztin in die Untersuchung ein.
Im abschließenden Fazit fasse ich die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung zusammen und möchte dann eine Antwort finden, wie der Stressor Lärm auf die Gesundheit des pädagogischen Fachpersonals in den Kindertagesstätten wirkt. Im weiteren Verlauf spreche ich von Erziehern, damit gemeint sind die weiblichen und männlichen Erzieher.
1. Theoretische Einführung in die Thematik durch Begriffsklärung Gesundheit, Stress und Lärm
Es ist notwendig, mit den Begriffsklärungen von Gesundheit, Stress und Lärm zu beginnen, um zu erläutern, von welchen Voraussetzungen bei den empirischen Untersuchungen ausgegangen wird. Für Gesundheit und Stress gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Definitionen. Um die Fachlichkeit und den Bezug zum Thema zu wahren, wählte ich zwei aus. In Bezug auf den Faktor Lärm stieß ich auf eine für das Thema relevante wissenschaftliche Definition. Damit im Zusammenhang mit dem Lärm weitere Merkmale und für die Raumakustik notwendige Kenngrößen erklärt werden, ist es unabwendbar etwas genauer ins Detail zu schauen. So werden Kennzeichen und Merkmale der Raumakustik genauer bezeichnet und erläutert.
1.1 Die Gesundheit
Die Definition Gesundheit wurde 1948 in der Konstitution der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wie folgt formuliert: „Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur als das Freisein von Krankheit und Gebrechen“ (Meier 2004).
Die meisten Menschen denken, dass eine gute Gesundheit eine Selbstverständlichkeit ist und sie darauf ein gewisses Anrecht haben. Dem kann aus wissenschaftlicher Sicht nicht zugestimmt werden. Teilweise erschreckende Berichte in der Presse oder den Medien belegen, wie frevelhaft ein Teil der Menschheit mit dem Gut Gesundheit umgeht (z.B. DKV-Report „Wie gesund lebt Deutschland? 2012 oder Krankenkassen- Studie „Nur jeder zehnte Deutsche lebt richtig gesund.“ 2012 und viele weitere). Im Hatha Yoga, im Kung Fu und in vielen anderen Entspannungstechniken, in Lebensweisen, in verschiedenen Kulturen wird davon ausgegangen, dass Körper, Geist und Seele eine Einheit bilden. So ist es wichtig, sich zu bilden, sein Gedächtnis zu trainieren und nicht nur gesund zu essen. Bei all den Belastungen, denen wir immer wieder ausgesetzt sind, benötigen wir Raum und Zeit, Rückzug, Ruhe, Entspannung und Erholung. Für einen gesunden Menschen, der stark belastbar sein soll, ist seelische Ausgeglichenheit unabdingbare Voraussetzung. Durch Kummer und Trübsal belastete Personen weisen in den meisten Fällen gesundheitliche Probleme auf. Schon die Körperhaltung eines Menschen lässt auf vieles schließen. So kann eine gekrümmte, gebückte Körperhaltung ein Indiz für große Sorgen und ungelöste Probleme sein. Es ist erkennbar, ob sich jemand wohlfühlt und glücklich ist, z.B. durch sein ansteckendes und herzliches Lachen. Die Pflege der Gesundheit umfasst somit viele Bereiche. Ein funktionierendes soziales Netzwerk stellt ebenfalls eine wichtige Voraussetzung dar, um sich gesund und glücklich entfalten zu können.
Den Zusammenhang zwischen privater und öffentlicher Verantwortung für die Gesundheit wird in der Ottawa-Charta 1986 aufgegriffen und mit dem Begriff der Gesundheitsförderung wie folgt beschrieben: „Gesundheit steht für ein positives Konzept, das die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit ebenso betont wie die körperlichen Fähigkeiten (…) Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben, sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die allen ihren Menschen Gesundheit ermöglichen“ (Renz, verfügbar am 11.11.12). Diese Definition ist für die weiteren Ausführungen unerlässlich, weil der Aspekt der Gesundheitsförderung und meine Untersuchungen sich daran orientieren. Fühlt sich die Zielgruppe „Pädagogisches Fachpersonal in ausgewählten Kindertagesstätten“ wohl in ihrem Arbeitsbereich? Wird alles getan, um deren Gesundheit zu fördern und zu erhalten? Durch welche Faktoren fühlen diese Mitarbeiter ihre Gesundheit am meisten belastet? Die Gesundheit ist Voraussetzung, um die täglichen Anforderungen und Belastungen gut erfüllen zu können. So kann entstehender Stress diese negativ beeinflussen.
1.2 Der Stress
Das Wort „Stress“ kommt aus dem Englischen und heißt wörtlich übersetzt Druck, Anstrengung und Belastung. (vgl. Dargatz 1995, S.8)
Der Begriff stammt ursprünglich aus der Industrie und wurde für die Kraft, die zur Verformung von Werkstücken gebraucht wurde, verwandt. (vgl. Dargatz 1995,S. 8) Für den Begriff Stress gibt es einige verschiedene Definitionen. Folgende zwei Definitionen werden in den folgenden Aufzeichnungen angeführt, die für meine weiterführende Arbeit am aussagekräftigsten sind. Zum einen: „Stress bezeichnet eine Zustandsbefindlichkeit, in der man sich unwohl und bedrängt fühlt, dieses Unwohlsein auch körperlich spürt, in der man viele Vermutungen über die Einflussfaktoren anstellen kann, aber die entsprechende Selbstkontrolle verloren gegangen ist. Stress wird konkret gespürt, bleibt aber als psychosoziale Konstellation für den einzelnen Betroffenen unübersichtlich und ist deshalb rational nicht mehr kalkulierbar“ (Böhnisch, Funk 2002, S.10).
Zum anderen: „Wissenschaftlich gesehen stellt Streß eine unspezifische Reaktion unseres Organismus auf eine besondere körperliche oder psychische Anspannung dar. Es handelt sich um gefühlsmäßige Empfindungen, die in Zusammenhang mit Einschränkung, Überforderungen, Enttäuschungen und Verluste stehen“ (Dargatz 1995, S.8).
„Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Stress als eine der größten Gefahren für das menschliche Wohlergehen im 21. Jahrhundert ein. Stress gilt als Krankmacher Nummer eins“ (Findeisen, Hockling 2012, S. 11). Dabei spielen vor allem psychische Krankheiten eine große Rolle.
Der Stress an sich hat nichts Bedrohliches und schon unsere Urgroßväter brauchten ihn zum Überleben. Das Entscheidende jedoch ist, wie der Einzelne damit umgeht und ob er gesundheitsschädigende Wirkungen abblocken kann.
1.2.1 Ist Stress noch notwendig zur Lebenserhaltung?
Der Stressforscher und Endokrinologe Hans Selye beschrieb 1936 das Phänomen Stress. In Stresssituationen reagiert der Körper von uns Menschen seit Urzeiten in einer ähnlichen und vorgegebenen Art und Weise wie der moderne Mensch. Das ermöglichte in einer Gefahrensituation vor einem Feind oder auch einem gefährlichen Tier schnell wegrennen zu können. In Gefahrensituationen war und ist einfach eine schnelle Handlungskompetenz erforderlich. Innerhalb weniger Sekunden entscheidet der Körper über Flucht oder Kampf, das heißt unser Körper wird binnen Sekunden in eine große Leistungsbereitschaft versetzt. Schon unseren Vorfahren ermöglichte der Stress das Überleben. Die Wissenschaftler nennen es die „Fight- or- Flight-Reaktion“, auf Deutsch bedeutet dies: kämpfen oder fliehen. (vgl. Sancura Bkk 2006, S. 5)
Der Stressforscher und Endokrinologe Hans Selye beschrieb 1936 diese Reaktion. Dazu stellte er außerdem fest, dass es sie beim Menschen und beim Tier gleichermaßen gibt. Hans Selye prägte den Begriff Stress. Selye sieht den Stress als kontinuierlichen Prozess, der uns das gesamte Leben begleitet. In Stresssituationen reagiert der Organismus unterschiedlich. Generell sind bestimmte Veränderungen beobachtbar. Was passiert, wenn sich der Körper auf eine Begegnung mit einer Gefahr vorbereitet, z.B. der „Beinahe-Zusammenstoß“ mit einem anderen Verkehrsteilnehmer. Der Organismus wird auf das Ziel-Vermeidung der Begegnung mit der Gefahr-ausgerichtet und vorbereitet. So beschleunigt sich Herzschlag und die Atmung verstärkt sich. Zugleich erhöht sich der Blutdruck und die Muskulatur wird von Fetten und Zucker vermehrt angereichert. In dem Moment ist der gesamte Organismus auf Kampf oder Flucht vorbereitet. Unsere Immunabwehr sinkt, im Körper ablaufende Verdauungsprozesse und auch die Sexualprozesse werden eingestellt. Die Augen schauen gebannt auf die jeweilige Gefahr, die passenden Muskeln werden verstärkt mit Blut versorgt. Alle anderen Reize, die stören könnten, werden ausgeblendet und zurückgestellt. Das Nebennierenmark wird zur Abgabe großer Mengen Adrenalin angeregt. Alle für die Vermeidung der Situation dringenden Funktionsbereiche des Körpers werden verstärkt mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. In wenigen Sekunden ist diese Situation wieder vorbei. Dem Nerven-und Hormonsystem wurden große Leistungen abverlangt. Anschließend kehren Kreislauf und Stoffwechsel zu ihren Ruhewerten zurück und die notwendigen Wirkstoffe werden wieder abgebaut. Dieser Prozess wird nur bedenklich, wenn der Stress anhält oder einfach zum Dauerzustand wird. (vgl. Bildungswerk für therapeutische Berufe (Hrsg.) 2004, S.22,44) Denn dann bleibt das Hormon Adrenalin zu lange in unserem Blut und dann können Schäden an unseren Blutgefäßen die Folge sein.
Paracelsus lebte von 1493–1541. Er prägte den noch heute gültigen Grundsatz: „Dosis sola venenum facit“. Das heißt auf Deutsch: „Allein die Menge macht das Gift“. Eigentlich war damit die Zuführung von Stoffen gemeint, die dem Körper schaden können, wenn sie zu viel gegeben werden. Im Zusammenhang mit Stress finde ich ihn ebenso passend, weil zu großer Stress dem Körper auch schaden kann. Insgesamt betrachtet ist Stress lebenserhaltend für den Menschen, denn er aktiviert ihn zu notwendigen und lebenswichtigen Reaktionen. (vgl. Krauß, Jentzsch 2012, S.2,3) Seine schädigende Wirkung entsteht nur bei Dauer- beziehungsweise Überbelastung.
1.2.2 Gesunderhaltender Stress und Krankmachender Stress
Stress als solcher führt, wie oben beschrieben, nicht zwingend in eine Krankheit. Er kann für die menschliche Persönlichkeit sehr förderlich sein. Im Gegenzug dazu gibt es Stress, der sich auf uns als „krankmachend“ auswirkt. Bei den Versuchen, die Selye mit Ratten durchführte, verendeten einige der Tiere durch Magengeschwüre, durch Herzinfarkte oder sie starben an Erschöpfung. Sie wurden verschiedenen Stresssituationen ausgesetzt und kämpften bis zum Ableben. (vgl. Schonert-Hirz 2006, S. 21).
Der gesunderhaltende Stress ist für den Menschen wichtig. Er schafft im Körper eine Spannungslage und wirkt belebend. Diese Wirkungen werden bewusst genutzt z.B.: Sport (aber nur wenn er wirklich Spaß macht), Erlernen von Fremdsprachen oder Musikinstrumenten, Rätsel oder Knobeleien, gute Gespräche und Streitgespräche auf der Sachebene. Es gibt noch viele weitere Beispiele und jeder muss für sich herausfinden, was ihm am besten bekommt. Andererseits führen: „Zu viel oder zu wenig Stress führen zu Leistungsabfall. Eine zu hohe Aktivierung ist erkennbar an Nervosität, Hektik und Konzentrationsschwäche; eine zu niedrige an Müdigkeit und Langeweile“ (Litzke, Schuh 2005,2007, S.12).
Für krankmachenden Stress gibt es viele verschiedene Wirkungsfaktoren. Darauf möchte ich näher im Abschnitt „Die Stressoren im Arbeitskontext“ eingehen.
Für jeden Menschen bedeutet Stress etwas anderes. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, das Veranlagungen, Erfahrungen, Einstellungen, Persönlichkeitsstruktur und Bewältigungsstrategien des Einzelnen die Wahrnehmung von Situationen beeinflussen. Daraus entscheidet jeder selbst, was er als Stress einstuft oder nicht. (vgl. Litzke, Schuh 2005,2007, S. 14) Beim krankmachenden Stress spielen die einwirkenden Stressoren eine wichtige und entscheidende Rolle. In meinen Ausführungen gehe ich deshalb vorrangig auf die Stressoren im Arbeitskontext ein.
1.2.3 Die Stressoren im Arbeitskontext
„Als Stressoren werden alle inneren und äußeren Reiz-Ereignisse bezeichnet, die eine adaptive Reaktion (Anpassungsfähigkeit) erfordern. Diese Stressoren können physikalischer (z.B. Lärm, Hitze, Kälte) oder chemischer Natur (z.B. Vergiftungen) sein. Aber auch auf psychosozialer Ebene können Stressoren angesiedelt sein“ (Schuster, Haun, Hiller 2011, S. 42).
Physische Belastungen haben gerade für das Berufsfeld des Erziehers in Kindertagesstätten einen bedeutenden Einfluss. So können sich die Umgebungsbedingungen wie z.B. Lärm, Hitze, Luftverhältnisse negativ auf die Gesundheit der Mitarbeiter auswirken. Einseitige Körperhaltung oder dem Personal nicht entsprechende Möbel haben ebenfalls gesundheitsbeeinträchtigende Auswirkungen. In den Mittelpunkt der Betrachtung rücken zunehmend psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz. Das können z.B. Arbeitsunterbrechungen, Überbelastung, Zeitdruck, fehlende Unterstützung oder ähnliches sein. Ein weiterer Stressor im Arbeitsbereich, der einen großen Einfluss auf das Wohlfühlen und die Gesundheit des Mitarbeiters hat, ist der soziale Stressor. Hier seien Mobbing, soziale Konflikte mit Mitarbeitern oder dem Vorgesetzten als Beispiel genannt. (vgl. ebd., S. 43,44) Mit Hilfe eines von mir erstellten Fragebogens untersuche ich besonders den Stressor Lärm für die relevante Berufsgruppe zu erforschen. Die weiteren Stressoren werden mit benannt und aufgeführt.
Resultierend daraus soll der Focus hauptsächlich auf den physikalischen Stressor Lärm gelegt werden und welchen Einfluss er auf das pädagogische Fachpersonal hat.
1.3 Der Lärm
Im Handbuch für Erzieherinnengesundheit ist der Lärm wie folgt beschrieben: „Wie bei vielen Worten, die täglich benutzt werden, ist die genaue Bedeutung von Lärm meist unbekannt. Das Wort Lärm kommt ursprünglich aus dem Italienischen und beschreibt das Geschrei bzw. den Krach von Soldaten unter Waffen. Umgangssprachlich gibt es noch viele weitere Varianten wie Radau, Bohei oder Getöse“ (Staatsministerium für Kultus 2009, S. 68).
Lärm ist in Fachbüchern, Zeitungen, Medien und bestimmten Berufsgruppen ein vieldiskutiertes Thema. Fast jeder Mensch hat mit Lärm in irgendeiner Form zu tun. Das können Straßenlärm, Lärm aus der Nachbarschaft, Musik aus einem Lautsprecher, Flugzeuge, Kinderlärm vom Spielplatz und vieles mehr sein. Ein Problem entsteht dann, wenn jemand sich durch Lärm eines anderen gestört fühlt. Lärmempfinden ist differenziert zu betrachten. Was für den einen vielleicht einen schönen, angenehmen Klang hat, das stört einen anderen in erheblicher Weise. Wie entstehen die Töne oder auch Laute, die wir Menschen wahrnehmen? „Mechanische Schwingungen elastischer Medien werden als Schall bezeichnet. Elastische Medien können gasförmig, flüssig oder fest sein (…) Neben dem Luftschall sind in Gebäuden auch Probleme des Körperschalles bei Übertragung über die Bauteile (…) von Wichtigkeit“(Fasold, Veres 1998, S. 15). Schall wird als Hörschall bezeichnet, wenn die Tonhöhe (Frequenz) und die Amplitude (Druck) der Schwingungen im Bereich der Wahrnehmung des menschlichen Ohres liegen. Schallvorgänge, die nur aus einer Sinusschwingung bestehen, werden Töne genannt. Natürliche Töne gibt es kaum. Im Vergleich dazu gibt es aber elektronisch erzeugte Klänge. Auch sie setzen sich aus verschiedenen Tönen zusammen. Harmonisch klingende Töne werden als Geräusch benannt, aber wenn sie stören oder eventuell das Gehör schädigen, dann wird die Bezeichnung Lärm verwendet. (vgl. Fasold, Veres 1998, S. 15)
Interessanterweise erkannte Robert Koch (1843-1910) bereits:
„Eines Tages wird der Mensch den Lärm so unerbitterlich bekämpfen müssen wie die Cholera oder die Pest“
Die Bezeichnung Lärm wird also verwendet, wenn die Geräusche stören oder eventuell sogar das Gehör schädigen. „Lärm ist schädigender oder störender Schall, und er ist damit von zahlreichen subjektiven Einflußfaktoren abhängig“ (Fasold, Veres 1998, S. 56).
Eine Lärmminderung kann durch die Senkung des Schalldruckpegels erreicht werden. Durch verschiedene Maßnahmen kann der Schallpegel, der im Raum entsteht, verringert werden. Zum einen können bauliche raumakustische Maßnahmen Abhilfe schaffen oder der Raum kann mit schallabsorbierenden Materialien ausgestattet werden. Siehe unter Überschrift 2.2.1 „Die Raumakustik“ verweise ich auf verschiedene Möglichkeiten, wie Lärm verringert werden kann. Zielgerichtete pädagogische Einwirkung und Arbeit mit den zu betreuenden Kindern kann in jedem Falle zu einer Regulierung der Lautstärke im Raum führen. Interessant für diese Untersuchung wird es dann, wenn die Berufsgruppe des pädagogischen Personals den im Raum entstehenden Schall als Lärm empfindet und damit als Störung am Arbeitsplatz. Dies beeinflusst die Interaktion und Kommunikation zwischen Erzieher und Kindern in jedem Fall. Bei der Bewältigung der täglichen Herausforderungen, die der sozialpädagogische Arbeitsalltag mit sich bringt, sind die Interaktion und Kommunikation wichtige Voraussetzungen für eine gute pädagogische Arbeit.
1.3.1 Auswirkungen von Lärm in geschlossenen Räumen
Innerhalb einer Räumlichkeit treffen verschiedene Geräusche aufeinander und erzeugen so verschiedene Schalldruckpegel, die von jedem differenziert aufgenommen werden. Das können eine laute Unterhaltung, ein Streitgespräch, das Weinen eines oder mehrerer Kinder, das gemeinsame Spiel einer Kindergruppe, das Bauen mit verschiedenen Materialien oder vieles mehr sein. Einzeln oder überlagert erzeugen diese Faktoren Lärm in verschiedenen Lautstärken. Ein lauter Geräuschpegel beeinflusst wesentlich das konzentrierte Arbeiten und aufmerksames Zuhören. Der im Raum entstehende Schall wird von den Wänden und den Fenstern reflektiert und somit in den Raum zurückgeworfen. Persönlichkeitsrelevante Eigenschaften wie Tagesverfassung und Einstellung zu den im Raum wahrgenommenen Geräuschen entscheiden mit darüber, ob er als angenehm oder als störend empfunden wird. Dieser beschriebene rein physikalische Vorgang wirkt jedoch direkt auf die erzieherische und pädagogische Arbeit der Erzieher.
„Lärmstörungen sind Belästigungen, die vegetative Veränderungen hervorrufen und die vorzugsweise in Form von Schlafstörungen, von beeinträchtigter Konzentration und dadurch verminderter Leistungsfähigkeit sowie von verschlechterten Kommunikationsbedingungen und Hörverhältnissen auftreten“ (Fasold, Veres 1998, S. 56). Dieses Zitat ist für die Erforschung der Stressoren relevant und aussagekräftig. Die kommunikative Kompetenz ist eine notwendige Voraussetzung im Umgang mit den vom pädagogischen Fachpersonal zu betreuenden Kindern. Ist diese stark eingeschränkt oder nicht ohne Störungen möglich, dann können sie ihrem Bildungsauftrag nicht wie vorgegeben nachkommen. „Soziales Miteinander ist wesentlich an Kommunikation gebunden. Sich ausdrücken und mitteilen, anderen zuhören und sie verstehen, Botschaften senden und Symbole entschlüsseln sind unauflöslicher Bestandteil des sozialen Zusammenlebens und des sozialen Handelns. Das gemeinsame Leben ist wie die Bildung des einzelnen Kindes ohne Sprache und Kommunikation nicht denkbar“ (Sächsisches Staatsministerium für Soziales 2006, 2.3. S. 1). Das ist ein entscheidender Grund den Hauptfocus auf den Lärm zu legen. Die durchgeführten Untersuchungen beinhalten Befragungen zum Lärmempfinden und zu Konzentrationsstörungen. Fühlen sich die meisten Erzieher in Kindertagesstätten vom Lärm in den betreffenden Gruppenbereichen gestört und beeinflusst der Lärm ihr Handeln? „Schließlich ist Lärm ein Stressfaktor, der- wie andere auch- zu negativen emotionalen Reaktionen führen kann, die sich wiederum auf das soziale Verhalten der betroffenen Personen auswirken. Lärm, dem man sich hilflos ausgeliefert fühlt, erzeugt Verärgerung und Frustration. Menschen, die verärgert und frustriert sind, sind weniger bereit, anderen zu helfen; auch ist ihre Aggressionsbereitschaft erhöht. Sozialpsychologische Studien belegen, dass die Hilfsbedürftigkeit eines Mitmenschen viel häufiger übersehen wird, wenn die Situation von Lärm begleitet ist.“ (Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie 2007, S.15). Im Bereich der Kindertagesstätten werden einfühlsame und für die Entwicklung der Kinder sensibilisierte Erzieher gebraucht. Die Erzieher sollen geduldig und mit Empathie auf alle Kinder eingehen. Erzieher, die eventuell unbeherrscht oder gar aggressiv reagieren, können ihrem Erziehungs- und Bildungsauftrag nicht hinreichend nachkommen. Das Kind wird sich in oben beschriebenen Fällen nicht angenommen und verstanden fühlen. Sie entziehen beziehungsweise verweigern sich dann.
So kann wie unter Punkt 1.2.2 der Stress auf der einen Seite Motivator sein, aber auf der anderen Seite kann der Stressors Lärm langfristig zu Gesundheitsschäden führen. Für die Betroffenen besteht ein großes Risiko Herz- Kreislauferkrankungen zu bekommen. „Andauernder Stress kann langfristig zu manifesten Gesundheitsschäden führen. Epidemiologische Studien weisen auf ein erhöhtes Risiko für Herz- Kreislauf- Erkrankungen bei lärmbelasteten Personen hin“ (Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie 2007, S.15). Weiterhin hat es Auswirkungen auf die Psyche und es besteht die Möglichkeit an Tinitus zu erkranken. (vgl. Anlage 4.Interview mit Frau E., Zeile 40, 71). Die subjektive Bewertung und Einstufung der Situation spielt jeweils eine große Rolle. Der Lärm wird dann zum krankmachenden Stressor, wenn er für die betreffende Person als unausweichlich gilt oder die Person das Gefühl hat, ihn nicht mehr kontrollieren zu können. (vgl. Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie 2007, S.15)
Bei Lärmstörungen wirkt auch eine sogenannte Lästigkeitskomponente. Diese wird beeinflusst durch bestimmte Umgebungsbedingungen, den Informationsgehalt der Schallsignale und entscheidend ist in dem Moment, welche Tätigkeit gerade ausgeführt wird. Es gibt noch weitere ungenannte Faktoren, die den Lärm als Störung empfinden lassen. Die Wirkung dieser Störungen, die es beeinträchtigt, ist sehr großen Schwankungen unterworfen und dieses Empfinden ist individuell sehr unterschiedlich. (vgl. Fasold, Veres 1998, S. 56,57)
Der Schalldruckpegel, der wesentlich die empfundene Lautstärke bestimmt, wird in Dezibel dB gemessen. Seine Wert schwankt zeitlich innerhalb allerdings stark, je nachdem ob es eine Unterhaltung, ein Bauen mit Holzbausteinen, ein Spiel einer Gruppe oder vieles anderes ist. In der folgenden Skala sind die unterschiedlichen Lautstärken gut zu erkennen. Damit ein genauer Durchschnitt ermittelt werden kann, bedarf es der Messung des äquivalenten Dauerschallpegels LA eq. oder dB(A). Dieser äquivalente Dauerschallpegel wird in folgender Skala verwendet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Die dB(A) Skala
Laut der Skala ist die Kommunikation ab 60 dB(A) beeinträchtigt. Diese Werte werden in den folgenden Lärmmessungen in einer Kindertagesstätte überprüft, um genaue Aussagen zu treffen. Die Gefährdung des Gehörs ist bei Dauerbelastung ab 80 dB(A) gegeben. Dieser Wert wird mit einem starken Straßenverkehr verglichen. Nach der Auswertung der in der Kindertagesstätte gemessenen Angaben ist dann ein Vergleich möglich.
1.3.2 Der äquivalente Dauerschallpegel
Während einer Unterhaltung kann beim Sprechen ein Wert von 65 dB oder mehr erreicht werden. In den Gesprächspausen beträgt Wert ca. nur 40 oder 45 dB. Damit der exakte Schallpegel ermittelt werden kann, wurde ein weiterer Wert eingeführt. Dieser nennt sich der Mitteilungspegel oder äquivalente Dauerschallpegel LA eq. Angegeben wird der Wert in dB(A). Die nachfolgende Übersicht zeigt, ab welchen Werten des äquivalenten Dauerschallpegels mit bestimmten Lärmwirkungen zu rechnen ist: Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 Dauerschallpegel
Die Konzentrationsstörungen beginnen ab einem äquivalenten Dauerschallpegel von 45 dB(A), die Kommunikationsstörungen schon ab einem äquivalenten Dauerschallpegel von 40 dB(A). Beide, sowohl Kommunikation als auch Konzentration, sind wichtige Arbeitsgrundlagen des pädagogischen Fachpersonals in den Kindertagesstätten. Bleibende Hörschäden können auftreten ab einem äquivalenten Dauerschallpegel von mehr als 85 dB(A) über acht Stunden am Tag. Übereinstimmend mit dieser Skala bestätigte die HNO-Ärztin Frau E., das die Erzieher im Bereich der Kindertagesstätten keine Hörschäden davon tragen. Der einwirkende Lärm müsste über einen Zeitraum von 8 Stunden dauerhaft einen Wert von 85 dB(A) überschreiten. (Anlage 4: Interview mit Frau E. Zeile 25ff.) Doch es wird Auswirkungen auf den psyschischen Bereich haben. Weiterhin besteht die Möglichkeit bei ständiger Lärmbelastung an einer Hochtonschwerhörigkeit oder einem Tinitus zu erkranken. (Anlage 4: Interview mit Frau E. Zeile 38ff.) Das Schreien der Kinder kann kurzzeitig über 85 dB(A) erreichen, aber nur kurzzeitig. Diese Belastungen durch den einwirkenden Lärm am Arbeitsplatz werden nicht dazu führen, dass dies als Berufskrankheit anerkannt werden wird, da wie bereits erwähnt diese nur über einen kurzen Zeitraum auftritt. Schlußfolgernd bleiben die Möglichkeiten aufzuzeigen, die zur Verringerung des Lärmes am Arbeitsplatz des pädagogischen Fachpersonals beitragen.
2. Der Schutz vor Lärm
An dieser Stelle ist es notwendig anzuführen, was zum Thema Lärm und Arbeits- und Gesundheitsschutz im Handbuch für Leiter für Kindergärten und für die Träger von Kindergärten geschrieben steht. „Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (BGIA) hat in der aktuellen Grenzwertliste 2008 wichtige Informationen zu den physikalischen Einwirkungen des Lärms bereitgestellt. Demnach liegt der Grenzwert für Geräusche, die stören und zu vegetativen Reaktionen und Leistungsbeeinträchtigungen beim Menschen führen, schon bei 55 dB(A). Gerade bei geistigen Tätigkeiten, die auch eine einwandfreie Sprachverständlichkeit erfordern wie z.B. die Lehrtätigkeit, sollte dieser Grenzwert nicht überschritten werden. In Vorschulgruppen sollte dieser Grenzwert in der Kita beachtet werden, um eine Beanspruchung der Erzieherin bzw. des Erziehers zu vermeiden. Der Bereich der Gehörgefährdung liegt bei über 80 dB(A)“ (Staatsministerium für Kultus 2009, S. 69).
2.1 Die gesetzliche Verankerung des Schutzes vor Lärm
Durch Anzeige im Bundesgesetzblatt wurde die EG-Lärmrichtlinie 2003/10/EG "Physikalische Agenzien, Lärm" in das nationale Recht umgesetzt als die Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung. Das war am 08.03.2007 (Limbach, Kühnel 2007).
„Die Lärm- und Vibrationsschutzverordnung (LärmVibrationsArbSchV) gilt zum Schutz der Beschäftigten vor tatsächlichen oder möglichen Gefährdungen ihrer Gesundheit und Sicherheit durch Lärm oder Vibration am Arbeitsplatz. Im Zusammenhang mit Tätigkeiten in Kita ist lediglich der Schutz vor Lärm von Bedeutung. Nach § 3 LärmVibrationsArbSchV ist eine Gefährdungsbeurteilung zu erstellen, welche die Art, das Ausmaß und die Dauer der Lärmbelastung ausweist und es sind Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung der Lärmexposition nach § 7 LärmVibrationsArbSchV festzulegen. Dabei haben nach § 8 LärmVibrationsArbSchV technische Maßnahmen Vorrang vor organisatorischen Maßnahmen und der Bereitstellung von persönlichem Gehörschutz. Es ist klar, dass in Kindertagesstätten nur organisatorische Maßnahmen (z. B. schallschluckende Einrichtung, Verringerung der Gruppengrößen, erzieherische Maßnahmen, Einsatz von Lärmampeln) zur Reduzierung der Lärmbelastung des pädagogischen Personals führen können. Dabei sollte der untere Auslösewert (Tages-Lärmexpositionspegel = 80 dB(A)) eingehalten werden“( Bundesministerium der Justiz 2007).
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- Arbeit zitieren
- Silvana Jentzsch (Autor:in), 2013, Welche Auswirkungen hat Lärm auf die Gesundheit von Erzieherinnen und Erziehern? Eine Befragung und Lärmmessung an deutschen Kindertagesstätten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/462461
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