Gegenwärtig steht die Kostenrechnung vor dem Problem im Verhältnis zu den Einzelkosten absolut und relativ wachsender Gemeinkosten.1) Diese Entwicklung ist u.a. Folge des zunehmenden Einsatzes computerintegrierter Produktionssysteme (CIM) und flexibler Fertigungssysteme (FFS) als Reaktion auf zunehmenden Wettbewerb infolge der Internationalisierung der Wirtschaft und technischen Fortschritt.2) Darüber hinaus finden national und international Umschichtungen aus der Sachgüterproduktion in die Dienstleistungserstellung statt. Damit einhergehend verlagert sich der kostenintensive Personalkostenblock vom Fertigungs- zu den indirekten Leistungsbereichen, wo die Aktivitäten für Fertigungsvorbereitug, Auftragsabwicklung, Beschaffung, Vertrieb etc. zunehmen.3) Bedingt durch die beschriebene Gemeinkostenentwicklung sind in einem diversifizierten Produktionsprogramm mittels der traditionellen Vollkostenrechnung ausgewiesenen Stückkosten verzerrt.
Mit dem Ziel, verursachungsgerechtere Stückkosten zu ermitteln und ein Instrument auch für strategische Entscheidungen zu schaffen, wurde die Prozess(voll)kostenrechnung entwickelt. Diese soll in einem starken Wettbewerbsumfeld z.B. für die Strategie der Kostenführerschaft detaillierte Informationen bezüglich langfristige Preisuntergrenzen liefern. Die Strategie der Produktdifferenzierung erfordert hingegen die Kenntnis der Entwicklung der Kosten indirekter Leistungsbereiche, die durch Teile-, Material- und Servicevielfalt sowie gesteigerter Produktkomplexität ansteigen.4)
Inwieweit die Prozesskostenrechnung diesen Erfordernissen genügt und ob es die Zwecke einer (Vollkosten-)Kalkulation besser erfüllt als die traditionelle Vollkostenrechnung, soll in der vorliegenden Arbeit geprüft werden. Nachfolgend werden Kalkulationsverfahren auf Basis der traditionellen Vollkostenrechnung (differenzierende Zuschlagskalkulation als flexible Plankostenrechnung) und der Prozesskostenrechnung (als Plankostenrechnung), wie sie in der deutschen Literatur beschrieben wird, dargestellt und beurteilt. Aufgrund der größeren Komplexität wird letztere stärker akzentuiert.
1) Vgl. Olshagen, Ch. (1994), S. 20.
2) Vgl. Braun, S. (1999), S. 10 f. und S. 28-30.
3) Vgl. Schweitzer, M./Küpper, H.-U. (1998), S. 321.
4) Vgl. Braun, S. (1999), S. 21 f.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Stückkostenermittlung in der traditionellen Vollkostenrechnung
- Stückkostenermittlung in der Prozesskostenrechnung
- Grundkonzept der Prozesskostenrechnung
- Prozessanalyse
- Kalkulation mit Prozesskosten
- Vergleich der traditionellen und prozessorientierten Stückkostenermittlung
- (Strategische) Effekte der Prozesskostenrechnung
- Nutzen voller Stückkosten
- Abschließende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Vergleich der Stückkostenermittlung bei Einsatz der Prozesskostenrechnung (hauptprozessorientierte Variante) und der traditionellen Vollkostenrechnung (Zuschlagskalkulation). Die Arbeit analysiert die Stärken und Schwächen beider Verfahren und beleuchtet ihre Anwendbarkeit in einem modernen Produktions- und Wettbewerbsumfeld. Insbesondere soll untersucht werden, inwieweit die Prozesskostenrechnung im Vergleich zur traditionellen Vollkostenrechnung eine verursachungsgerechtere Kostenallokation ermöglicht und somit ein Instrument für strategische Entscheidungen sein kann.
- Entwicklung der Kostenstrukturen in der betrieblichen Wertschöpfung
- Stückkostenermittlung in der traditionellen Vollkostenrechnung
- Grundkonzept und Anwendung der Prozesskostenrechnung
- Vergleich der Stückkostenermittlung in beiden Verfahren
- Strategische Implikationen der Prozesskostenrechnung
Zusammenfassung der Kapitel
- Problemstellung: Das Kapitel erläutert die wachsende Bedeutung der Gemeinkosten in der heutigen Wirtschaftslandschaft, die mit zunehmender Internationalisierung, technischem Fortschritt und der Verlagerung von der Sachgüterproduktion zur Dienstleistungserstellung einhergeht. Es werden die Herausforderungen der traditionellen Vollkostenrechnung in einem diversifizierten Produktionsumfeld angesprochen und die Prozesskostenrechnung als möglicher Ansatz zur Lösung dieser Probleme vorgestellt.
- Stückkostenermittlung in der traditionellen Vollkostenrechnung: Dieses Kapitel beschreibt das Vorgehen der flexiblen Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis, einschließlich der Schritte Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung. Dabei wird die Ermittlung von Stückkosten durch die Zuordnung von Einzel- und Gemeinkosten auf die Kostenträger erläutert. Das Kapitel behandelt die Verwendung von Zuschlagssätzen in der differenzierenden Zuschlagskalkulation und die Problematik der Fixkostenallokation.
- Stückkostenermittlung in der Prozesskostenrechnung: Dieses Kapitel stellt das Grundkonzept der Prozesskostenrechnung vor und erklärt die Analyse von Prozessen im Unternehmen. Es wird die Kalkulation mit Prozesskosten und deren Einsatz im Rahmen der strategischen Entscheidungsfindung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der Kostenrechnung und der Stückkostenermittlung. Zu den zentralen Schlüsselwörtern zählen: traditionelle Vollkostenrechnung, Zuschlagskalkulation, Prozesskostenrechnung, Hauptprozessorientierung, Kostenallokation, Gemeinkosten, Einzelkosten, strategische Entscheidungsfindung, Kostenführerschaft, Produktdifferenzierung, flexible Plankostenrechnung, Kostenstellenrechnung, Kostenträgerrechnung, Prozessanalyse, Kalkulationsverfahren, Kostenstrukturen, betriebliche Wertschöpfung.
- Quote paper
- Andreas Wolf (Author), 2003, Vergleich der Stückkostenermittlung bei Einsatz der Prozesskostenrechnung (hauptprozessorientierte Variante) und der traditionellen Vollkostenrechnung (Zuschlagskalkulation), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46241